Zum Inhalt springen

Nationalpark Schwarzwald

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 17. August 2013 um 19:48 Uhr durch Hydro (Diskussion | Beiträge) (form, typo, kat erg). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Das Projekt Nationalpark Nordschwarzwald ist eine Initiative zur Ausweisung des ersten Nationalparks in Baden-Württemberg.

Geschichte

Idee und Ablehnung eines Gutachtens

Die Idee eines Nationalparks im Nordschwarzwald war bereits Anfang der 1990er-Jahre durch das NABU-Institut in Bühl in Person von Volker Späth in die Diskussion gebracht worden.[1] Die Minister Gerhard Weiser (CDU-Agrar) und Erwin Vetter (CDU-Umwelt) im Kabinett Teufel I votierten für ein Gutachten.

1992 kam es zur großen Koalition von CDU und SPD. Weiser blieb Agrarminister, Vetter wurde Staatsminister. Ministerpräsident Erwin Teufel entschied sich gegen den ursprünglichen Rat seiner beiden Fachminister dagegen, ein Gutachten zu Möglichkeiten, Chancen und Risiken des Nationalparks in Auftrag zu geben.[2]

Vorschläge des NABU

Seither wurde lange Jahre eher auf Bundesebene über einen eventuellen Nationalpark in Baden-Württemberg diskutiert – so vom NABU-Bundesverband, der 2007 ein Positionspapier mit der Forderung nach neuen Nationalparks veröffentlichte.[3] Darin wird zudem auf Entwicklungsnationalparks hingewiesen, deren Einrichtung durch im Jahr 2002 durch eine Änderung im Bundesnaturschutzgesetz ermöglicht wurde.[3]

Der NABU Landesverband Baden-Württemberg prüfte im Jahr 2011 anhand der Kriterien für Nationalparks in Deutschland mehrere Standorte in Baden-Württemberg und kam zu dem Schluss, dass im Nordschwarzwald diese Kriterien erfüllt werden können. In einem ersten Schritt hat die NABU-Studie einen möglichen „Suchraum“ von rund 40.000 Hektar identifiziert, innerhalb dessen der Nationalpark mit der Mindestgröße von 10.000 Hektar entstehen kann.[4]

Der NABU nannte drei besonders geeignete Gebiete, die alle im Grindenschwarzwald liegen:

  • Grindenschwarzwald und Enzhöhen mit Eyachtal (UZVR 7)[5]
  • Grindenschwarzwald zwischen Murg und Enz (UZVR 8)
  • Grindenschwarzwald – Bühler Höhen (UZVR 9)

Kurswechsel der Landesregierung

2005 kam es mit dem Wechsel von Erwin Teufel zu Günther Oettinger zum Ministerpräsident auch zu einem Wechsel in der Naturschutzpolitik. Das von Teufel ebenfalls abgelehnte Biosphärenreservat Schwäbische Alb benannte Oettinger gleich in der ersten Regierungserklärung als ein geplantes Ziel der neuen Landesregierung.[6] Auch ein Nationalpark wurde im Kabinett Oettinger II nicht mehr strikt abgelehnt. 2010 zeigte sich die CDU im Landtag offen für einen Nationalpark, sofern die Bevölkerung vor Ort dies wolle[7] und schrieb dies in die kurz vor der Wahl beschlossene Naturschutzstrategie.[8]

Die 2011 gewählte grün-rote Landesregierung Baden-Württembergs schrieb die Einrichtung eines Nationalparks – unter Berücksichtigung der Anregungen aus der Region – in den Koalitionsvertrag. Sie befürwortet einen Nationalpark, wenn er von der Bevölkerung mitgetragen wird.[9] Ein Gutachten sollte die Vor- und Nachteile untersuchen bzw. aufzeigen.

Gutachten

Blick vom Hohloh zur Hornisgrinde. Rechts im Mittelgrund, unterhalb des großen Sendeturms, der Hohe Ochsenkopf.

Das EU-weit ausgeschriebene Gutachten wurde in einer Kooperation mehrerer Unternehmen unter Federführung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers erstellt.[10][11]

Die Suchkulisse des zuständigen Landesministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz setzte sich aus drei großen Teilgebieten mit einer Gesamtgröße von rund 17.000 Hektar zusammen. Diese befinden sich westlich und östlich des Murgtals im Nordschwarzwald: Etwa 9.000 Hektar im Gebiet um den Ruhestein, 2.000 Hektar um den Hohen Ochsenkopf und 6.000 Hektar im Bereich Kaltenbronn. Im Teilgebiet Kaltenbronn standen bereits 98 Prozent der Fläche unter Schutz, am Ruhestein 93 Prozent und im Bereich Hoher Ochsenkopf immerhin schon 50 Prozent.[12]

Parallel zur Arbeit der Gutachter berieten in sieben regionalen Arbeitskreisen unterschiedliche Vertreter verschiedene Themenfelder rund um einen möglichen Nationalpark:

  • Regionalentwicklung/Infrastruktur: ÖPNV und Individualverkehr in und um einen Nationalpark, Planungsrecht und Mitspracherechte, mögliche Auswirkungen auf Regenerative Energien, Trinkwasser, Holznutzung
  • Tourismus: mögliche zusätzliche Wertschöpfung im Tourismus, Ansprüche der Bevölkerung an die Erholungsnutzung
  • Naturpark und Nationalpark: Zusammenarbeit Nationalpark und Naturpark, Vermarktung und Förderung
  • Waldumbau/Borkenkäfer: Waldentwicklung in einem Entwicklungsnationalpark, notwendige Strategien zum Borkenkäfermanagement
  • Naturschutz/Biodiversität: Auswirkungen auf die Biodiversität, mögliche Konflikte mit speziellen Artenschutzmaßnahmen
  • Wildtiermanagement: Auswirkungen eines möglichen Nationalparks auf Wildtierbestände, Erarbeitung notwendiger Managementstrategien
  • Auerwild: Umsetzung der auerhuhnfördernden Maßnahmen (Aktionsplan Auerhuhn) in einem möglichen Nationalpark

Vertreter der Gutachterfirmen waren bei jeder Arbeitskreissitzung anwesend und das Fachwissen aus der Region floss in das Gutachten ein.

Die Studie wurde am 8. April 2013 vorgestellt und wird eine Grundlage für die Entscheidung im Landtag sein.[13]

Im Frühjahr 2013 hat der Stadtkreis Baden-Baden Teile seines Waldes angeboten, um den Anschluss an den Nationalpark zu bekommen.[14]

Ministervorschlag und Gesetzgebungsverfahren

Am 4. Juni 2013 präsentierte Umweltminister Alexander Bonde im Kabinett Kretschmann einen Vorschlag, der einen Gesetzentwurf vorbereitet und die zwei Teilgebiete Ruhestein und Hoher Ochsenkopf/Plättig umfasst. Das Gebiet um Kaltenbronn wurde ebenso herausgenommen wie einige tiefer gelegene Randbereiche.[15] Damit würden nur noch zwei der sieben den Nationalpark ablehnend gegenüberstehenden Gemeinden im Gebiet des selbigen liegen. Der Vorschlag umfasst eine Fläche von 9630 Hektar (Ruhestein 7485 Hektar + Hoher Ochsenkopf 2145 Hektar), wovon zwei Drittel oberhalb von 800 m liegen.[16][12]

Bis zum 14. August 2013 konnte der Gesetzentwurf im Beteiligungsportal des Landes kommentiert werden.[17] Der Gesetzentwurf soll nach bisheriger Planung noch im Jahr 2013[veraltet] vom Landtag beschlossen werden.[18]

Positionen

Politik

Die 2011 gewählte grün-rote Landesregierung Baden-Württembergs begründet den Nationalpark mit der grundgesetzlichen Verantwortung des Landes für Naturschutz und damit auch für diejenige biologische Vielfalt, die dauerhaft ungestörte Entwicklung benötigt. Für zahlreiche Tier-, Pflanzen- und Pilzarten und damit ein wichtiger Teil des Naturerbes seien Nationalparke das richtige und einzige Instrumentarium.

Die FDP im Landtag lehnt einen Nationalpark im Nordschwarzwald ab. Sie argumentiert, es gebe dort keine ausreichend große zusammenhängende Fläche. Die nötigen 75 Quadratkilometer der Kernzone störe die bestehende Balance zwischen Mensch, Umwelt und Wirtschaft in der Region.

SPD und Grüne argumentieren für den Nationalpark. Zu den Auswirkungen sagen sie, es sei lediglich eine Umwidmung von 10.000 bis 15.000 Hektar ausschließlich auf Flächen des Landes geplant (Staatswald). Große Teile ständen bereits unter Schutz. Die umliegenden Kommunen würden wirtschaftlich profitieren, insbesondere Tourismus und Handwerk. Sie verweisen zudem auf einen weitgehenden parteiübergreifenden Konsens: Im Landtagswahlkampf hatten nicht nur Grüne und SPD, sondern auch die CDU einen Nationalpark gefordert.[19]

Tourismus

Die Schwarzwald Tourismus GmbH findet einerseits, dass ein Nationalpark ein zusätzlicher Anreiz für Touristen sein könne. Andererseits sieht sie die Notwendigkeit eines Nationalparks nicht, da schon „Wildnisgebiete“ existierten. Der Geschäftsführer der Tourismus Marketing Baden-Württemberg, Andreas Braun, setzt sich offensiv für einen Nationalpark ein, da er sich positive Effekte für den Tourismus erhofft. Die im DEHOGA organisierten Hotels und Gaststätten stehen einem Nationalpark mehrheitlich zumindest aufgeschlossen gegenüber.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Baden-Württemberg weist auf den touristischen Gewinn hin. Ein Nationalpark sei ein großer Publikumsmagnet. Der BUND-Landesgeschäftsführer Berthold Frieß sagte dazu gegenüber den Stuttgarter Nachrichten: „Er bietet in seinen Kernzonen das, was sich viele Menschen wünschen: unberührte Natur.“[20]

Forstwirtschaft

Typischer Fichtenwald im Schwarzwald als Kulturlandschaftsmerkmal

Vor allem die holzverarbeitende Industrie und kleine Sägereien äußern wirtschaftliche Vorbehalte: Aus ihrer Sicht gibt es keine Rechtfertigung für die Ausweisung eines Totalreservates mit Totholzflächen. Sie argumentieren, dass in ganz Europa die Nachfrage nach Holz steige, aber das Angebot sinke. Daher sei es nicht vernünftig, die Wälder sich selbst zu überlassen und nicht zu bewirtschaften. Die auszuweisenden 10.000 Hektar Wald entsprächen etwa 100.000 Festmeter Holz, die dem Markt dann entzogen würden. Dadurch könnten Arbeitsplätze in der Forstwirtschaft wegfallen.

Der Bundesverband Holzpackmittel, Exportverpackung (HPE) weist darauf hin, dass er seine Holzversorgung durch Einkauf in anderen Regionen Deutschlands oder durch Importware aus Osteuropa mit möglicherweise abgeschwächten Nachhaltigkeitskriterien vornehmen müsste. Das führe zu höherem CO2-Ausstoß und höheren Kosten durch lange Transportwege. Das Ministerium Ländlicher Raum spricht von ca. 50.000 Festmeter Holz, das langfristig weniger eingeschlagen werden könne. Die Landtagsfraktion der Grünen verweist darauf, dass in einem Entwicklungsnationalpark die ersten 20 bis maximal dreißig Jahre aufgrund der teils starken „Verfichtung“ mit einem höheren Fichten-Einschlag als derzeit zu rechnen sei.

Die Forstkammer Baden-Württemberg, als Vertreterin der kommunalen und privaten Waldbesitzer, sieht die Ausweisung eines Nationalparks wegen der Existenzsorgen der davon betroffenen, direkt angrenzenden Waldeigentümer skeptisch. Sie befürchtet "negative Seiteneffekte sowohl für Waldbesitz und Wirtschaft, als auch für Umwelt und Klimaschutz".[21]

Bewohner

Das Projekt ist in den meisten der im ursprünglichen Suchraum liegenden Gemeinden umstritten.[22]

Die Gemeinde Forbach fürchtet laut Stuttgarter Zeitung um ihr Holz und die Freiheiten der Bürger. Bürgermeister Kuno Kußmann (CDU) gab an, dass Beeren sammeln, Jagen und Holzmachen dann nicht mehr gingen und Schädlinge, die sich im Nationalpark ungehindert entwickeln dürften, die angrenzenden Nutzwäldern der Gemeinde schädigen könnten. Nach der Veröffentlichung des Gutachtens äußerte er sich aber positiv zu dem Vorhaben. Die Landräte der Region stehen inzwischen einem Nationalpark aufgeschlossen gegenüber und begrüßen das von Fachminister Alexander Bonde vorgestellte Gutachten, in dessen „Lastenheft“ Anregungen aller Beteiligten, auch der Kritiker aufgenommen wurden.[23]

Im August 2011 hat sich die private Interessengemeinschaft „Unser Nordschwarzwald“ gebildet, die sich gegen den Park ausspricht. Auffällig sind die von der Gruppe gestalteten Schilder und Aufkleber, die jenen des Protests gegen Stuttgart 21 ähneln. Auf ihnen steht auf grünem Grund rot durchgestrichen „Nationalpark“. Einige private Grundstückseigentümer haben diese Schilder auf ihrem Besitz aufgestellt. Unser Nordschwarzwald ist seit Februar 2012 ein eingetragener Verein mit Sitz in Baiersbronn. „Unser Nordschwarzwald“ hat das Ziel, den Nationalpark Nordschwarzwald zu verhindern. Der Verein sieht die Bürger des Nordschwarzwalds als „Opfer von Wildnisideologen“.[24] Der Verein argumentiert u.a., dass Naturschutz, wie er in Nationalparks umgesetzt wird, im Schwarzwald keinerlei Vorteile gegenüber bereits bestehenden Maßnahmen und Einrichtungen bringen würde. Der Nordschwarzwald verfügte derzeit bereits über zahlreiche Bannwälder und Naturschutz- bzw. Natura-2000-Gebiete. Sensible Naturräume ständen bereits unter Schutz und die bisherige „Symbiose zwischen Schutz und Nutzung der Natur“ habe sich bewährt.[25] Der Verein beobachtet Aktionen und Kooperationen des Freundeskreises Nationalpark Nordschwarzwald und anderer Befürworter des Nationalparks in der Region. So kommentierte er die gemeinsame Aufstellung eines Schildes von regionalen Befürwortern und der Umweltschutzorganisation Greenpeace mit der Aufschrift „Willkommen im Nationalpark Nordschwarzwald“ als „Armutszeugnis“. Er zweifelt an, dass er sich um eine baurechtliche Genehmigung für die Aufstellung gekümmert habe.[26]

Am 3. Dezember 2011 hat sich auf der Darmstädter Hütte der Verein „Freundeskreis Nationalpark Schwarzwald e.V.“ gegründet.[27] Der Verein ist ein Zusammenschluss von Bürgern, mit dem Ziel, die Einrichtung eines Nationalparks im Nordschwarzwald zu unterstützen. Der Vereinszweck soll insbesondere durch öffentliche, kulturelle und wissenschaftliche Veranstaltungen zu Umwelt-, Landschafts-, Natur- und Artenschutz, durch beratende Tätigkeit, durch Konzeption und Realisierung von Bildungsveranstaltungen, durch Unterstützung und Organisation praktischer Natur- und Umweltschutzarbeit, durch die Förderung sonstiger Naturschutzmaßnahmen, sowie durch andere Projekte verwirklicht werden. Das schließt die Verbreitung der Ergebnisse der Förderung durch Publikation, Ausstellung und in anderer Form ein.

Naturschutzverbände

Die Naturschutzverbände BUND und NABU unterstützen die Idee eines Nationalparkes. Der NABU Baden-Württemberg finanzierte aus eigenen Mitteln ein Gutachten, dass die Eignung verschiedener Gebiete im Schwarzwald untersuchte (siehe Abschnitt Standorte). Auf einer Internetseite informiert der NABU über die Ausgestaltung eines möglichen Nationalparks und bildet den Stand der Diskussion ab, wie er sich aus Sicht des NABU darstellt[28]. Der WWF sieht in dem Vorhaben eine "Chance für den Schwarzwald"[29] und eine "Bereicherung – auch für Menschen"[30].

Staatlicher Naturschutz

Die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) Beate Jessel begrüßte aus Anlass der internationalen Schutzgebietskonferenz von Europarc die Diskussion um einen Nationalpark in Baden-Württemberg. Nach Ansicht der BfN-Präsidentin bedarf es in Deutschland der Neuausweisung von weiteren Nationalparks, um das Fünf-Prozent-Ziel einer natürlichen Waldentwicklung der Nationalen Biodiversitätsstrategie zu erreichen, und um zu gewährleisten, dass alle Großlandschaften exemplarisch durch Nationalparks erfasst sind. „Daher begrüße ich die Nationalparkinitiative des Landes Baden-Württemberg“[31], sagte Jessel.

Natur

Mit dem Nationalpark Nordschwarzwald soll ein großflächiges Wald-Biom geschaffen werden. Da die Kernzonen von Nationalparks spätestens dreißig Jahre nach Einrichtung nutzungsfrei sein müssen, würden innerhalb eines Zeithorizonts von mehreren 100 Jahren wieder „europäische Urwälder“ bzw. zumindest sehr naturnahe Waldbestände entstehen, in denen eine weitgehend unbeeinflusste Sukzession zu derjenigen biologischen Vielfalt führt, die von ungestörten Prozessen abhängt. Vor dem Hintergrund bisheriger Erfahrungen mit in der Region etablierten Bannwäldern ist kurzfristig mit einer deutlichen Erhöhung des Totholzaufkommens auf der Fläche zu rechnen. Tierarten mit hoher Totholzaffinität werden davon partizipieren. Bei starker Auflichtung der Bestände, etwa durch Borkenkäferbefall, muss allerdings auch zeitweilig mit einer Vergrasung der betroffenen Bestände gerechnet werden. Diese Vegetationsform stellt allerdings ebenfalls eine der verschiedenen Sukzessionsstadien dar, mit denen in diesen Höhenlagen realistischer Weise gerechnet werden kann.

Ausgehend von den verschiedenen Sukzessionsstadien und einer über die Fläche bezogenen, uneinheitlichen Sukzessionsdynamik (Mosaik-Zyklus-Konzept) sind aus heutiger Sicht noch keine verlässlichen Aussagen über die Entwicklungen der bestehenden Wildtier-Populationen möglich. So käme etwa eine stärkere Auflichtung und Vergrasung sowohl den Ansprüchen des Auer- als auch des Rotwildes entgegen. Insbesondere beim Rotwild könnte es dadurch zeitweilig zu einem deutlichen Anstieg der in der Region ohnehin vergleichsweise hohen Bestände kommen. Im umgekehrten Fall, etwa der Entwicklung einer dicht-geschlossenen Waldgesellschaft im Zuge der Aggradations-Phase, kann ein partieller Verlust von derzeit noch vorhandenen Auerwild-Populationen nicht ausgeschlossen werden.

Der gesamte Schwarzwald ist – zumal bei einem gelungenen Verbund zu den Vogesen, dem Pfälzer Wald und dem Schweizer Jura – groß genug, um dem Luchs eine Nahrungs- und Lebensgrundlage in einer überlebensfähigen Population zu bieten. Zuwanderungen finden bereits aus der Schweiz statt, wie vor kurzem die Luchssichtung Mitte März 2013 im östlichen Südschwarzwald bestätigte. Für die Wildkatze ist der Suchraum dagegen weitgehend bedeutungslos, da er mit Höhenlage von durchschnittlich über 900 m üNN und den hohen Schneelagen im Winter außerhalb der üblicherweise von der Wildkatze bevorzugten Habitate liegt.

Einzelnachweise

  1. Volker Späth: Nationalparkvorschlag Nordschwarzwald. Bestandsaufnahme und Bewertung der Möglichkeiten naturnaher Waldpflege und ungestörter Waldentwicklung in: Naturschutzbund Deutschland: Beihefte zum Naturschutzforum (3), DBV, Kornwestheim 1992, S. 1–76
  2. Antrag von Norbert Schneider u.a. CDU 09. Oktober 1992 und Stellungnahme StM Drs 11/685, 11. Landtag von Baden-Württemberg, zitiert nach [1]
  3. a b Markus Rösler: Nationalparke in Deutschland. Perspektiven für Schutz und Entwicklung von Naturlandschaften, NABU-Bundesverband, 2007, abgerufen am 17. August 2013
  4. Michael Hug, Ingrid Eberhardt-Schad: Naturschutzfachliches Screening nationalparktauglicher Gebiete in Baden-Württemberg, NABU-Landesverband Baden-Württemberg, 10. Mai 2011, abgerufen am 15. August 2013
  5. Steckbriefe für die Unzerschnittenen Verkehrsarmen Räume UZVR100, lubw.baden-wuerttemberg.de, abgerufen am 17. August 2013
  6. Günther H. Oettinger: Tatkraft und Selbstvertrauen in schwieriger Zeit. Arbeit schaffen, Sicherheit geben, Heimat bewahren. 27. April 2005, archiviert vom Original am 9. Februar 2006; abgerufen am 17. August 2013.
  7. Biosphärenreservate in Baden-Württemberg, Landtag von Baden-Württemberg, 14. Wahlperiode, Drucksache 14/6799, 3. August 2010, abgerufen am 17. August 2013
  8. Natur–das grüne Kapital unseres Landes. Naturschutzstrategie Baden-Württemberg 2020, baden-wuerttemberg.de, 23. März 2011, abgerufen am 17. August 2013
  9. Der Wechsel beginnt. Koalitionsvertrag zwischen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD Baden-Württemberg, baden-wuerttemberg.de, 9. Mai 2011, abgerufen am 17. August 2013
  10. Zusammenfassung der wesentlichen Aspekte des Gutachtens, schwarzwald-nationalpark.de, abgerufen am 17. August 2013
  11. Vollständiges Gutachten, schwarzwald-nationalpark.de, abgerufen am 17. August 2013 (PDF-Datei, 95 MB)
  12. a b Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg: Naturpark-Kulisse
  13. Andrea Koch-Widmann: Nationalpark im Fokus. stuttgarter-zeitung.de vom 19. März 2013
  14. Sylvia Wiegert: Nationalpark: Wetteifern hat begonnen. In: schwarzwaelder-bote.de vom 24. April 2013
  15. Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg: Minister Bonde schlägt Gebietskulisse für Nationalpark vor Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, abgerufen am 5. Juni 2013
  16. Bonde: Nationalpark in den Gebieten Ruhestein und Ochsenkopf. stuttgarter-zeitung.de, 4. Juni 2013, abgerufen am 4. Juni 2013.
  17. Beteiligungsportal Baden-Württemberg.de: Entwurf eines Gesetzes für einen Nationalpark Schwarzwald, beteiligungsportal.baden-wuerttemberg.de, abgerufen am 17. August 2013
  18. Nationalpark Nordschwarzwald: Regionalverband spricht sich gegen Einrichtung aus, stuttgarter-zeitung.de, 22. Juli 2013, abgerufen am 17. August 2013
  19. http://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.nordschwarzwald-fdp-will-keinen-nationalpark-im-suedwesten.931990d4-f7fd-410b-b0b3-e49468eb6582.html
  20. http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.nationalpark-nordschwarzwald-als-streitfall.9cf3185c-2aae-4c8c-9412-f6e74e7826a2.html
  21. Forstkammer Baden-Württemberg: Nationalpark. Abgerufen am 6. April 2013.
  22. Nadine Michel: Bewohner gegen Nationalpark in: taz.de vom 5. Juni 2013
  23. http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.nordschwarzwald-geplanter-nationalpark-erhitzt-die-gemueter.99fb1190-195a-4dad-a122-3a55e89d2107.html
  24. http://www.unser-nordschwarzwald.de/2012/09/12/naturschutzaktivisten-ziehen-durch-den-nordschwarzwald/
  25. http://www.unser-nordschwarzwald.de/ja/ja-zur-natur/
  26. http://www.unser-nordschwarzwald.de/2012/09/12/naturschutzaktivisten-ziehen-durch-den-nordschwarzwald/
  27. pro-nationalpark-schwarzwald.de
  28. nationalparknordschwarzwald.de
  29. Chance für den Schwarzwald – WWF unterstützt Pläne für Nationalpark im Schwarzwald. 8. April 2013, abgerufen am 16. August 2013.
  30. Geplanter Nationalpark Nordschwarzwald: Diskussion um eine große Chance. Abgerufen am 16. August 2013.
  31. BfN Pressemitteilung: BfN-Praesidentin begruesst die Nationalparkinitiative in Baden-Wuerttemberg 21. September 2011