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Spanisch-Amerikanischer Krieg

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Der Spanisch-Amerikanische Krieg war eine militärische Auseinandersetzung zwischen den USA und dem Königreich Spanien vom 25. April - 12. August 1898. Er endete mit der Besetzung Kubas, Puerto Ricos und der Philippinen durch die USA und für Spanien mit dem Verlust seines Kolonialreiches.

Der Spanisch-Amerikanische Krieg stellt einen bedeutenden Abschnitt in der Geschichte der USA dar. Er gilt als das Ausgangsereignis der expansionistischen Interessenpolitik der Vereinigten Staaten. Nachdem die USA 1890 die Arrondierung ihres kontinentalen Staatsgebietes und dessen Kolonisierung abgeschlossen hatten (Wounded Knee), griff die auf Erschließung neuer Märkte ausgerichtete Politik des US-amerikanischen Establishment auf den verbliebenen Übersee-Besitz der klassischen Kolonialmacht Spanien über, die nur noch auf tönernen Füßen stand.

Vorgeschichte des Krieges

Das spanische Kolonialreich

Spanien war nach der Entdeckung Amerikas zur ersten wirklichen Weltmacht geworden. Doch schon im 18. Jahrhundert schwand die Macht des Imperiums. Nachdem Anfang des 19. Jahrhunderts die gesamte Iberische Halbinsel von den Franzosen unterworfen worden war, erreichten in fast ganz Lateinamerika die aufkommenden Unabhängigkeitsbewegungen ihr Ziel. Übrig blieben nur noch Besitzungen in der Karibik (v.a. Kuba), dem Pazifik (v.a. Philippinen) und an der west - und nordafrikanischen Küste.

Doch auch in diesen letzten Kolonien traten Unabhängigkeitsbestrebungen hervor, bedingt durch eine hohe und ungerechte Steuerlast und fehlende Mitwirkungsmöglichkeiten der Bevölkerung an Politik und Verwaltung. Dazu kamen politische und wirtschaftliche Interessen der USA, die die einheimische Bevölkerung ermunterten, gegen die Kolonialmacht zu rebellieren.

Der kubanische Unabhängigkeitskrieg 1868-1898

Auf Kuba veröffentlichte der Großgrundbesitzer Carlos Manuel de Céspedes 1868 den Grito de Yara, die erste Unabhängigkeitserklärung. Daraufhin begann ein zehn Jahre dauernder Krieg, der wesentlich zur Entstehung eines kubanischen Nationalgefühls beitrug, aber verheerende Auswirkungen auf die Wirtschaft des Landes hatte. Im Frieden von Zanjón 1878 wurden den Kubanern gewisse Zugeständnisse gemacht, die aber als unzureichend empfunden wurden. Die Unabhängigkeitsbewegung war nicht etwa besänftigt worden, sondern eher gestärkt. Insbesondere der Schriftsteller José Martí setzte sich für die Befreiung ganz Lateinamerikas („Nuestra América“) ein.

Wirtschaftliche Probleme und die Unfähigkeit der spanischen Kolonialverwaltung führten 1895 zu einem erneuten Aufstand unter der Führung Martís, der 1892 die Revolutionäre Partei Kubas gegründet hatte. Ihm war es gelungen, die beiden wichtigsten militärischen Führer der Unabhängigkeitsbewegung, Máximo Gómez und Antonio Maceo zu einer Wiederaufnahme des Unabhängigkeitskrieges zu vereinen. José Martí fiel im Kampf und wurde zum Nationalhelden. Der Guerillakrieg gegen Spanien wurde jedoch weitergeführt und brachte die Kolonialmacht an die Grenzen ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit.

Die US-Amerikanischen Begehrlichkeiten gegenüber Kuba

Die Annexion oder der Kauf Kubas wurde wiederholt von US-Präsidenten erwogen. Nach Jefferson und Madison meinte auch John Quincy Adams (1823), dass die Annexion Kubas eine unverzichtbare Aufgabe darstelle. In den 1850ern (Ostend Manifesto) lehnte Spanien den Vorschlag der USA ab, Kuba zu verkaufen. Vor allem Politiker der Südstaaten waren vor dem Bürgerkrieg daran interessiert, mit Kuba einen weiteren Sklaven haltenden Staat in die Union einzugliedern. Rassistische Bedenken widersprachen jedoch dem Ziel, Kuba (auf dem viele Farbige lebten) gleichberechtigt in die USA zu integrieren.

Die Ursachen des Krieges

Der Krieg gegen Spanien war von den USA gewollt. Der auf Kuba seit Jahren tobende Kampf behinderte amerikanische Investitionen. Die Hoffnung, Spanien würde die Unruhen rasch beenden können, erfüllte sich nicht. Die USA erholten sich gerade von einer Depression (1893-1897), der dritten nach dem amerikanischen Bürgerkrieg. Da aber weder Spanien noch die Unabhängigkeitskämpfer eine militärische Entscheidung bewirken konnten, drängte sich das Problem Kuba dem mächtigen Nachbarstaat immer mehr auf.

Der "asiatische Markt", schon seit langem auch für die USA verlockend, schien gerade in Bewegung zu geraten. Der chinesische Markt wurde von den Kolonialmächten mit Gewalt geöffnet. Die Philippinen (besonders Manila), unter den Spaniern eine Drehscheibe des Handels zwischen China und Amerika, waren strategisch sehr wertvoll. Die USA hatten schon deutliches Interesse an den pazifischen Inseln gezeigt (Hawaii, Samoa). Diese Interessen im Pazifik waren zwar nicht ausreichend, die US-Regierung zu einem Krieg mit Spanien zu bewegen, jedoch war die Eroberung Manilas bereits Teil der seit 1896 durchgespielten Kriegsszenarien der US-Regierung.

Der Anlass zum Krieg

Die USS Maine im Hafen von Havanna

Die USA, die bereits zu diesem Zeitpunkt die kubanische Wirtschaft dominierten, schickten ihr Schlachtschiff USS Maine, unter Kapitän Charles Dwight Sigsbee, gegen spanischen Protest zu einem Freundschaftsbesuch in den Hafen von Havanna, während gleichzeitig die US-Flotte bei Key West zusammengezogen wurde. Um Provokationen zu vermeiden, verbot der Kommandant der Besatzung, an Land zu gehen. Am 15. Februar kam es auf dem Schiff zu einer verheerenden Explosion bei der 266 Seeleute den Tod fanden. Die USA beschuldigten Spanien, einen Angriff verübt zu haben; die US-amerikanische Öffentlichkeit war empört. Unter anderem schürten die Publizisten William Randolph Hearst und Joseph Pulitzer die Stimmung gegen Spanien. Der Schlachtruf der Hearst-Presse lautete: „Denkt an die Maine - Zur Hölle mit Spanien!“ („Remember the Maine, to hell with Spain“). Hearst wies seinen Korrespondenten Remington an in Havanna zu bleiben und Bilder zu schicken, damit er, Hearst, den Krieg machen könne („You furnish the pictures. I’ll furnish the war.” W. R. Hearst).

Nach neueren Untersuchungen an dem Wrack des Schiffes ist es wahrscheinlich, dass nicht, wie seinerzeit von der US-Regierung vermutet, eine Mine unter dem Schiff detonierte, sondern die Explosion im Innern der USS Maine stattfand. Vermutlich löste ein unentdeckter Schwelbrand in einem der Kohlebunker, der auf ein benachbartes Magazin übergriff, die Katastrophe aus (siehe auch Kohlebrand).

Kriegsverlauf

Der Kampf um Manila

Der Krieg wurde hauptsächlich auf dem philippinischen Archipel entschieden. Die US-Asienflotte besiegte am 1. Mai 1898 das veraltete spanische Kontingent vor Manila. Um die Garnison der Hauptstadt angreifen zu können, musste der Kommandant, George Dewey, aber auf Verstärkung aus den USA warten. In Schach gehalten wurden die Spanier von philippinischen Nationalisten unter Emilio Aguinaldo, die in den USA einen Verbündeten sahen und auf dessen vage Versprechungen sie sich verließen.

Weil die Lage der Spanier aussichtslos erschien, vereinbarten sie mit Dewey die Kapitulation. Sie ergaben sich lieber den Amerikanern als den Einheimischen, da sie deren Rache wegen der vorangegangenen kolonialen Unterdrückung fürchteten.

Die Kapitulation erfolgte am 13. August 1898, Manila wurde von den Amerikanern besetzt. Die Aufständischen hingegen durften die Stadt nicht betreten. Nachdem sie am 12. Juni 1898 ihre Unabhängigkeit erklärt hatten, mussten die Filipinos erkennen, dass sie einer neuen, weitaus mächtigeren Kolonialmacht gegenüberstanden.

Der Kampf um Kuba

Auch in Kuba griffen die kräftemäßig weit überlegenen USA ein und schlugen die Spanier bei Santiago vernichtend. Die USA blockierten sämtliche kubanischen Häfen und provozierten somit einen Durchbruchsversuch der spanischen Flotte. An einem einzigen Tag, dem 3. Juli 1898, wurde die gesamte spanische Atlantikflotte von der zahlenmäßig und vor allem technisch überlegenen US-Marine vernichtet. Die Kämpfe auf dem Festland waren nicht besonders intensiv. Von den etwa 5000 US-Soldaten, die im Spanisch-Amerikanischen Krieg ihr Leben verloren, starben 4600 an Krankheiten, Hunger und Durst.

Der Friedensvertrag

Im Frieden von Paris (Treaty of Paris) zwischen Spanien und den USA, unterzeichnet am 10. Dezember 1898, musste Spanien Puerto Rico, Guam und die Philippinen an die USA abtreten und erhielt dafür von den USA 20 Millionen US-Dollar. Kuba wurde, wie im sogenannten Teller-Amendment festgelegt, formal unabhängig, blieb aber zunächst unter US-Besatzung. Durch das Platt-Amendment in der Kubanischen Verfassung von 1901 war jedoch dessen faktische politische und militärische Abhängigkeit von den USA besiegelt. Spanien erhielt außerdem für zehn Jahre die Erlaubnis, die Häfen auf den Philippinen mit spanischen Schiffen anzulaufen und Handel zu den selben Konditionen wie die USA zu betreiben.

Folgen

Kuba

Kuba wird 1902 formell zur Republik erklärt, ist de facto aber ein Satellitenstaat der Vereinigten Staaten. Es folgt eine Epoche US-amerikanischer Hegemonie, die erst 1959 im Zuge der Kubanischen Revolution beendet wird.

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Von Puerto Rico zu den Philippinen

Puerto Rico

Puerto Rico wird zu einer US-amerikanischen Überseebesitzung gemacht.

Es wird ab 1941 ein assoziierter Status im föderalen Gefüge der Vereinigten Staaten eingeräumt, der in Zukunft in einen Status als 51. US-Bundesstaat münden könnte.

Philippinen

Auch die Philippinen werden zu einer US-amerikanischen Überseebesitzung.

US-Präsident William McKinley postuliert den Erwerb der Philippinen als ein Gottesgeschenk und Senator Albert Beveridge betrachtet die Inselgruppe als „Sprungbrett nach China“, dessen gigantische Märkte den Amerikanern nun offenstünden. Es kommen auch Missionierungs- und Erziehungsphantasien auf, ungeachtet der Tatsache, dass die Filipinos mehrheitlich Katholiken sind und (auch durch die spanische Kolonialisierung) zu den Völkern mit der niedrigsten Analphabetenrate seiner Zeit gehören.

Davon abgesehen, wird aus der „wohlwollenden Assimilierung“ (benevolent assimilation) nichts, die die US-Amerikaner für die "Little Brown Brothers" im Sinn haben. Bis 1903 schlagen US-Militärverbände mithilfe von Veteranen der Indianerkriege Aufstände gegen das neue Besatzungsregime nieder. Dabei kommt auch das sog. "Hamletting" zum Einsatz, also das Relokalisieren der Zivilbevölkerung in eingezäunte Dörfer, um der Guerilla die Unterstützung durch die Bevölkerung zu nehmen. Ähnliches wird man auch später im Vietnamkrieg versuchen. Bei diesen Militäraktionen kommen mindestens 200.000 Filippinos (und 4.234 US-Soldaten) ums Leben. Nach manchen Schätzungen sterben weit mehr Filippinos, weil sie durch solche Maßnahmen wie das Hamletting in den Hungertod getrieben wurden.

Die neue Kolonialmacht geht im Süden der Inselgruppe dazu über, Monokulturen für den Bananenexport anzulegen, und enteignet hierfür im großen Stil die autochthone Bauernschaft. Auch sonst werden die Philippinen von US-Firmen, US-Privatleuten und einheimischen Günstlingen der Besatzungsmacht dominiert.

Die Philippinen stehen bis 1941 (Besetzung durch die Japaner) unter direkter US-Herrschaft und erhalten erst mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 die formelle Unabhängigkeit.

Spanien

Im unterlegenen Spanien löst das Desaster von 1898 vom Untergang nationaler Größe eine intellektuelle Bewegung aus, aus der die so genannte „Generation von 1898“ hervorgeht, die für eine politische Neubesinnung des Landes eintritt. Es setzt außerdem eine verstärkte kulturelle und politische Umorientierung im Baskenland und Katalonien ein, die fortan Autonomie bzw. nationale Unabhängigkeit vom spanischen Zentralstaat anstrebt. In den traditionell herrschenden Schichten wird der Verlust an internationaler Bedeutung als nationale Schande empfunden. Dies bringt auch Offiziere vom Schlage eines General Franco hervor, der zu dieser Zeit gerade seit acht Jahren in der spanischen Armee dient. Somit hat das Ergebnis dieses Krieges Auswirkungen bis hinein in den Spanischen Bürgerkrieg.

Vereinigte Staaten

Für die USA bildet der Spanisch-Amerikanische Krieg den Ausgangspunkt für eine koordinierte Militärverwaltung der USA, die im Joint Chiefs of Staff mündet. Vorbild hierfür ist das preußisch-deutsche Heer mit seinem Generalstab.

Mit dem Sieg von 1898 tritt das Land, trotz heimischer isolationistischer Bewegungen, in den Kreis der imperialistischen Weltmächte ein.

Literatur

  • Philip S. Foner. The Spanish-Cuban-American War and the Birth of American Imperialism 1895-1902. 2 Bände. New York / London 1972 (sehr detaillierte Untersuchung mit vielen Quellen besonders aus US-amerikanischen Archiven)

Siehe auch: Liste von Kriegen, Liste von Schlachten