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TV-Club Leipzig

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Der TV-Club ist der älteste Studentenclub in Leipzig. Das Kürzel steht für Tierproduktion und Veterinärmedizin, welches von 1968 bis 1990 der Name der Sektion (entsprechend einer Fakultät) der damaligen Karl-Marx-Universität war. Er war bis zur Eröffnung der Moritzbastei auch der größte Studentenclub.

Geschichte

DDR

Der TV-Club wurde 1970 von einer Gruppe Studenten gegründet. Wie in der DDR Pflicht, wurde der Club als FDJ-Studentenclub offiziell der Grundorganisation der Freien Deutschen Jugend der Sektion unterstellt. Studentenverbindungen waren in der DDR aufgelöst worden, so dass die FDJ als einziger Träger in Frage kam. Bis zur „Wende“ wurde der Vorsitzende von der Sektionsleitung eingesetzt, das Kulturprogramm musste der Sektionsleitung vorgelegt und genehmigt werden. Darüber hinaus war der Einfluss der FDJ bzw. Sektionsleitung jedoch gering und beschränkte sich auf Investitionszuschüsse.

1971 wurde ein hinterer Treppenaufgang des damaligen Sektionsgebäudes und ein Flurberreich im Erdgeschoss in der Johannisallee (heute zugehörig zur Fakultät für Biowissenschaften, Pharmazie und Psychologie) zu den Clubräumen umfunktioniert. Dieser wurde nach und nach erweitert, zunächst wurden angrenzende Kellerräume einbezogen, später ein Hörsaal-Vorraum in der ersten Etage. Die Umbauarbeiten wurden von den Clubmitgliedern selbst durchgeführt.

Die TV-Club-Mitglieder setzten sich aus vier Mannschaften mit je 20 Studierenden zusammen. Die Mitarbeit erfolgte ehrenamtlich für die Dauer von drei Jahren. Je eine Mannschaft stellte das 1., 2. und 3. Studienjahr des Studiengangs Tierproduktion, die vierte der zahlenmäßig kleinere Studiengang Veterinärmedizin. Die Mitgliedschaft war begehrt, neue Mitglieder wurden jeweils zu Beginn eines Wintersemesters aufgenommen, bei Überzahl an Bewerbern wurde per Los entschieden.

Bereits mit der Gründung wurde der Donnerstag als Veranstaltungstag festgelegt. Eine höhere Veranstaltungsfrequenz wäre wegen der Studienbelastung der Mitglieder nicht möglich gewesen. Das Wochenende war in der DDR traditionell Heimfahrtszeit. Später in anderen Fakultäten gegründete Studentenclubs wichen auf andere Wochentage aus, so dass Leipziger Studenten schließlich die Möglichkeit hatten, jeden Abend in einem anderen Club zu verbringen.

Der TV-Club war seit seiner Gründung mehr als nur eine Diskothek. Regelmäßig traten Bands auf, der angrenzende große Hörsaal wurde für Vorträge (beliebt waren die des damaligen Leipziger Zootierarztes und Professors Karl Elze) genutzt, die vor Beginn der eigentlichen Disko stattfanden. Außerdem wurde jährlich im November der sogenannte „Kleine TV-Fasching“, eine von den Studenten der Sektion veranstaltete Faschingsveranstaltung, durchgeführt.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands

Die politische Wende hatte mehrere einschneidende Einflüsse auf den TV-Club. Die FDJ wurde aufgelöst und somit entfiel der „Träger“. Daraufhin gründeten die Mitglieder einen eingetragenen Verein. Er wurde in Hinblick auf die angestrebte Gemeinnützigkeit Gesellschaft zur Wahrung und Förderung studentischer Traditionen zu Leipzig e.V genannt. Der Vorstand des Vereins wird seit dem jährlich auf einer Vollversammlung gewählt.

Das zweite entscheidende Ereignis war die Auflösung der Sektion. Während die Veterinärmedizin als Fakultätsneugründung in Leipzig verblieb, wurde die Tierproduktion „abgewickelt“. Die Gebäude der Tierproduktion, und damit auch die Räumlichkeiten des TV-Clubs, wurden der Fakultät für Biowissenschaften, Pharmazie und Psychologie zugeordnet, deren Leitung den Studentenclub zunehmend als Fremdkörper empfand. Weitere Probleme entstanden durch die Neuerrichtung eines Gästehauses in unmittelbarer Nachbarschaft des TV-Clubs. Einige hier während der Arbeitswoche wohnender, zumeist aus den „Altbundesländern“ stammender Professoren beschwerten sich über die Lärmbelastung am Donnerstag Abend. So mussten die Veranstaltungen bei geschlossenden Fenstern durchgeführt werden und mangels einer Klimaanlage, die Musik stündlich abgestellt und gelüftet werden.

Die Probleme kulminierten im Jahre 1999, die Raumnutzung wurde gekündigt, so dass sich der Verein nach neuen Räumlichkeiten umsehen oder schlimmstenfalls auflösen musste. Nach zäher Suche wurde ein ehemaliger Lokschuppen der Deutschen Bahn in der Theresienstraße gefunden, in dem bereits sich eine kleine Diskothek, das La Estacion, befand, die insolvent war. Zunächst wurde mit dem Betreiber die donnerstägliche Nutzung vereinbahrt. Parallel wurden die angrenzenden hinteren Räume in ehrenamtlicher Arbeit der Mitglieder entkernt und ausgebaut. 2000 wurden die Räumlichkeiten komplett übernommen und nach und nach erweitert. Auch ein angrenzendes Freigelände ist mittlerweile zum Biergarten ausgebaut.

TV-Club heute

Der Verein hat 150 aktive Mitglieder sowie einige hundert Ehrenmitglieder, die sich aus ehemaligen aktiven Mitgliedern rekrutieren. Die Teams setzen sich nunmehr nicht nur aus Studenten der Tiermedizin zusammen, sondern aus Studenten aller Fakultäten. Auch Nichtuniversitätsangehörige werden aufgenommen. Derzeitiger Vereinsvorsitzender ist Christian Dölitzsch („Use“). Der TV-Club ist eingebunden in den Runden Tisch Leipziger unabhängiger Studentenclubs (RuTiLuSt) und wird für bestimmte Veranstaltungen auch vom Studentenwerk unterstützt.

Der TV-Club ist heute eine der angesagtesten Adressen in Leipzigs Nachtleben, nicht nur unter Studenten. Er ist der größte in studentischer Selbstregie unterhaltene Club in Leipzig und frei vom Einfluss der auch in Leipzig wiederbegründeten Studentenverbindungen. Mit neu eingeführten Veranstaltungsreihen wie dem Bandevent, einer Plattform für Nachwuchsbands, und den traditionellen TV-Faschings ist er immer noch mehr als eine gewöhnliche Diskothek. Der Tradition entsprechend finden nur Donnerstags regelmäßig Veranstaltungen statt.