Kurt Waldheim
Kurt Josef Waldheim (* 21. Dezember 1918 in Sankt Andrä-Wördern, Niederösterreich) ist ein österreichischer Diplomat, Politiker der ÖVP.
Biographie
bis 1972
Er besuchte das Stiftsgymnasium in Klosterneuburg.
Kurt Waldheim war während der Zeit des Nationalsozialismus Mitglied des NS-Studentenbundes und einer SA-Reiterstaffel. Nachdem er zuerst als Schwadronchef einer Vorausabteilung der Wehrmacht in der Sowjetunion eingesetzt war, wurde er als 23-jähriger als Ordonnanzoffizier in der Heeresgruppe E unter General Alexander Löhr im besetzten Saloniki in Griechenland stationiert. Danach war Waldheim, wiederum unter General Löhr, Oberleutnant für „Feindaufklärung“ in Jugoslawien. Zwar hatte er in seiner Position keine direkten Einfluss auf Geschehnisse wie die Deportation von 40.000 Juden aus Saloniki, oder die von der Wehrmacht in Westbosnien verübten Massaker, jedoch war er bei Stabsbesprechungen anwesend, wirkte, beispielsweise durch das Erstellen von Lageberichten, daran mit und hatte Kenntnis von den Vorgängen; auch solchen die im Widerspruch zum Kriegsrecht und den Grundsätzen der Menschlichkeit standen.
1945 promovierte er an der Universität Wien zum Doktor der Rechtswissenschaft. Als Sekretär von Außenminister Karl Gruber kam er ins Außenministerium, wo er anschließend als Diplomat in Paris, Toronto und New York tätig war.
Als Außenminister von 1968 bis 1970 hatte er die schwierige Situation des Prager Frühlings zu bewältigen. Waldheim gab damals dem österreichischen Botschafter in Prag, Rudolf Kirchschläger, die Weisung, die Botschaft zu schließen und keine Flüchtlinge aufzunehmen, was dieser jedoch ignorierte.
Bereits 1971 kandidierte er bei der Wahl zum Bundespräsidenten gegen Franz Jonas, bei der er aber unterlag.
Die UNO-Zeit
Bereits von 1955 - 1956 war er ständiger österreichischer Beobachter bei der UNO. Von 1964 - 1968 und von 1970 - 1971 war er ständiger österreichischer Vertreter bei den Vereinten Nationen. 1972 wurde er zum UN-Generalsekretär gewählt und übte dieses Amt für zwei je fünfjährige Amtsperioden aus. In seiner Amtszeit wurden die UN-Resolutionen 332 (21. April 1973; Verurteilung militärischer Aggressionen Israels gegen den Libanon) und 452 (20. Juli 1979; Verurteilung der israelischen Siedlungspolitik in besetzten Gebieten) erlassen, sowie das Südtirol-Paket 1972, das der deutschsprachigen Bevölkerung in der Provinz Südtirol Autonomierechte gewährte. Seine Bewerbung für eine dritte Amtszeit wurde im Dezember 1981 durch ein Veto der Volksrepublik China abgelehnt.
Österreichischer Bundespräsident und die Waldheim-Affäre
siehe Hauptartikel: Waldheim-Affäre
1986 trat Kurt Waldheim für ÖVP in der Wahl zum Bundespräsidenten gegen Kurt Steyrer, den Kandidaten der SPÖ, an. Durch Recherchen des Nachrichtenmagazins profil wurde bekannt, dass Waldheim in seiner kurz zuvor erschienenen Autobiographie „Im Glaspalast der Weltpolitik“ bezüglich seines Verhaltens während der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs gelogen hatte.
Infolgedessen verschärfte sich der Wahlkampf. Anhänger Waldheims sprachen von einer „Schmutzkübel-Kampagne“, Gegner warfen der ÖVP vor, antisemitische Argumente zu gebrauchen. Nachdem Waldheim die absolute Mehrheit im ersten Wahlgang knapp verfehlt hatte, entschied er die Stichwahl gegen Kurt Steyrer für sich. Wegen des Ausgangs der Wahl trat Bundeskanzler Fred Sinowatz zurück.
Die Regierung setzte eine internationale Historikerkommission ein, um Waldheims Tätigkeiten während des Krieges zu untersuchen und zu dokumentieren. Es konnten ihm keine Kriegsverbrechen nachgewiesen werden. Jedoch stellte die Kommission fest, dass die Darstellung, die er selbst über jene Zeit gegeben hat, lückenhaft und teilweise falsch war. Als Ordonnanzoffizier im Stab General Löhrs in Saloniki im besetzten Griechenland stationiert, musste er Kenntnis von der Deportation von rund 40.000 Juden in die Konzentrationslager Auschwitz und Treblinka gehabt haben. Ebenso waren ihm die Abtransporte italienischer Gefangener in das Deutsche Reich bekannt, zu einem Zeitpunkt, als zwischen dem Deutschen Reich und dem Königreich Italien kein Kriegszustand herrschte. Diese Transporte waren, wie auch die Erschießungen gefangener alliierter Soldaten, klar rechtswidrig. In Westbosnien war er als Stabsoffizier ebenfalls über die dort verübten Massaker an jugoslawischen Partisanen sowie die Zerstörung zahlreicher Dörfer informiert, kannte die taktischen, strategischen und administrativen Anordnungen und war selbst mit der Erstellung von Lageberichten für den Stab befasst.
Die abschließende Erklärung des Berichtes lautet:
- Waldheims Darstellung seiner militärischen Vergangenheit steht in vielen Punkten nicht im Einklang mit den Ergebnissen der Kommissionsarbeit. Er war bemüht, seine militärische Vergangenheit in Vergessenheit geraten zu lassen, und sobald das nicht mehr möglich war, zu verharmlosen. Dieses Vergessen ist nach Auffassung der Kommission so grundsätzlich, daß sie keine klärenden Hinweise für ihre Arbeit von Waldheim erhalten konnte.
Die Veröffentlichung dieser Ergebnisse verursachte 1988, kurz vor dem 50. Jahrestag des Anschlusses, eine Regierungskrise. Manche Kritiker sehen in der Affäre ein Symptom für die ausgebliebenen Bewältigung der nationalsozialistischen Vergangenheit in Österreich.
Am 25. März 1986 beantragte der Jüdischer Weltkongress (WJC) die Eintragung Waldheims in die "Watchlist" des amerikanischen Justizministeriums. Am 27. April 1987 wurde dem stattgegeben und Waldheim durfte nicht mehr in die USA einreisen. Gute Beziehungen unterhielt er dagegen zum Vatikan und zu arabischen Nationen.
1990 konnte er einen diplomatischen Erfolg feiern: Als Saddam Hussein vor Beginn des Zweiten Golfkrieges zahlreiche Ausländer als Geiseln festhielt, reiste er persönlich nach Bagdad und konnte die Freilassung der Österreicher erwirken.
Seit 1992 ist er Ehrenmitglied der K.H.V. Welfia Klosterneuburg im ÖCV.
Ehrungen
1975 wurde Waldheim in Leuven Ehrendoktor der Katholische Universität Löwen.
Siehe auch
Weblinks
- Vorlage:PND
- Vorlage:Aeiou
- Die Waldheimaffäre 1986-1992, Analyse mit Quellenangaben (PDF-Datei)
- Einsam in der Hofburg - Artikel in den Niederösterreichischen Nachrichten, 22. März 2004
- Der Mann und seine Schatten - Kurt Waldheim im Wahlkampf und im Rechtfertigungsstreit - Artikel aus Die Zeit, November 1986
Vorlage:Navigationsleiste UN-Generalsekretär
Vorlage:Navigationsleiste Außenminister (Österreich)
Personendaten | |
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NAME | Waldheim, Kurt |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Politiker, Generalsekretär der Vereinten Nationen (1972-1981), Bundespräsident von Österreich (1986-1992) |
GEBURTSDATUM | 21. Dezember 1918 |
GEBURTSORT | St. Andrä-Wördern, Niederösterreich |