David Lynch

David Lynch (* 20. Januar 1946 in Missoula, Montana, USA) ist ein US-amerikanischer Regisseur.
Leben
Sein Vater war Agrarwissenschaftler im US-Landwirtschaftsministerium. Weil er häufig versetzt wurde, war die Familie zu einem Wanderleben gezwungen.
1965 besuchte Lynch die Pennsylvania Academy of Fine Arts in Philadelphia. Lynch ist ein sehr kunstinteressierter Mensch, seine Werke umfassten damals vor allem den Bereich der Malerei, Skulpturen und Fotografien. In einem Kurs für experimentelle Kunst animierte er 1967 Zeichnungen und realisierte seinen ersten Kurzfilm Six Men Getting Sick als Abschlussarbeit.
Aufgrund der "hohen" Kosten für diesen sechsminütigen Film (circa $ 200) wollte Lynch eigentlich keine weiteren Filme mehr drehen, quasi aus dem Publikum heraus beauftragte ihn jedoch H. Barton Wasserman mit der Erstellung eines weiteren Films und bot ihm dafür 1000 Dollar, eine große Summe zu dieser Zeit. Lynch kaufte sich für fast 500 Dollar Vorabzahlung davon seine erste eigene Kamera und drehte den Film The Alphabet, fand aber nach der Entwicklung das gesamte Material zerstört. Wasserman erklärte sich bereit, ihm die restlichen 500 Dollar ebenfalls vorab zu geben, und Lynch drehte den Film erneut, der auf einem Traum der Nichte seiner damaligen Frau Peggy Lynch basierte. Peggy spielte die Hauptrolle, "das Mädchen", in dem Kurzfilm. Anders als im reinen Animationsfilm Six Men Getting Sick kombiniert Lynch in diesem vierminütigen Kurzfilm Animationen mit echten Aufnahmen.
Zu dieser Zeit hatte Lynch bereits länger an einem Skript zu einem Projekt namens The Grandmother gearbeitet. Er bewarb sich unter Vorlage dieses Skripts und seiner bisherigen Arbeiten um ein Stipendium des American Film Institute, das er zu seiner eigenen Überraschung auch erhielt. Das 35-minütige The Grandmother von 1970 besitzt eine ausgefeilte Handlung und präsentiert sie in teilweise eindringlichen und verstörenden Bildern; mit gutem Recht kann es als der eigentliche Beginn von Lynchs Werk angesehen werden.
1971 begann Lynch mit der Arbeit an seinem ersten Spielfilm Eraserhead. Das Werk wurde aufgrund zahlreicher, finanziell bedingter Drehpausen erst 1976, nach fünf Jahren, vollendet. In ihm entfaltet sich erstmals vollständig Lynchs Können für kryptische, surrealistische und düster-verstörende Traumbilder. Obwohl Eraserhead aufgrund seiner schwierigen Thematik bei den Studios auf wenig Gegenliebe stieß, avancierte der Streifen kurze Zeit später zum Kultfilm.
Inmitten einer Eraserhead-Drehpause im Jahre 1973 fertigte Lynch den Kurzfilm The Amputee für eine Videomaterial-Prüfung des American Film Institute. Gelegentlich wird angenommen, dass der zehnminütige Film in seiner Widerlichkeit und mangelnden Qualität die Prüfer des AFI davon abhalten sollte, das bisher verwandte Filmmaterial durch Videomaterial zu ersetzen.
1980 drehte Lynch im Auftrag von Mel Brooks den achtfach oscarnominierten Film Der Elefantenmensch, ein zutiefst menschliches Meisterwerk, welches das Grauen eher hintergründig gestaltet. Kurz darauf bekam Lynch etliche Angebote, unter anderem auch für den dritten Teil der Star-Wars-Trilogie. Er entschied sich jedoch für die opulente Verfilmung des Romans Der Wüstenplanet (engl. Originaltitel: Dune), welche ihm von Dino de Laurentiis angeboten wurde. Trotz des damals immensen Aufwands und einem Etat von 40 Millionen Dollar war das Science-Fiction-Epos ein Flop. Später wurde aus dem Material noch eine längere TV-Fassung erstellt, mit der Lynch in dieser Form nicht einverstanden war, weshalb ein Pseudonym, nämlich der berühmte Alan Smithee, als Regisseur genannt wurde. Trotzdem arbeitete Lynch mit de Laurentiis weiter, worauf 1986 der Thriller Blue Velvet entstand, welcher sogar eine Oscarnominierung erhielt. 1990 drehte er das mit der goldenen Palme ausgezeichnete und äußerst gewalttätige Road Movie Wild at Heart, worauf man ihm jedoch eine Zuwendung zum Kommerziellen vorwarf. 1990 kam Lynchs erste Serie Twin Peaks in das amerikanische Fernsehen, die zumindest am Anfang ein großer Erfolg war. Der 1993 nachgeschobene Kinofilm Twin Peaks - Fire Walk With Me, ein Prequel, war dagegen weniger erfolgreich, gilt aber unter Kennern mittlerweile als eine der unterschätztesten Arbeiten Lynchs.
1997 kehrte Lynch mit Lost Highway zu seinen Wurzeln zurück, indem er durch düster-verstörende Bilder die Geschichte eines "akut schizophrenen Killers" darstellte. Unter anderem benutzte er zwei Lieder von der Band Rammstein für den Soundtrack des Films.
Nach dem eher linear und filmisch unspektakulär erzählten The Straight Story wollte er 1999 die Arbeit an einer neuen Serie Mulholland Drive beginnen, die aber beim Auftraggeber ABC keinen Zuspruch fand. Also ging Lynch mit dem Projekt nach Frankreich, wo er aus der Serie einen Spielfilm machte (Mulholland Drive - Straße der Finsternis), der wiederum in Cannes für die beste Regie ausgezeichnet wurde.
Lynch arbeitet viel mit Angelo Badalamenti zusammen, der die Musik zu vielen seiner Filme schrieb. Des weiteren komponiert Lynch selbst Musik für seine Filme.
Zur Zeit arbeitet Lynch an der Fertigstellung eines Films mit dem Arbeitstitel Inland Empire "über eine Frau in Schwierigkeiten [und] ein Geheimnis" mit Laura Dern in einer Hauptrolle .
Lynch hat einen Lehrauftrag an der European Graduate School in Saas-Fee inne.
Filmografie
- 1967 Six Men Getting Sick (auch: Six Figures), sechsminütige Endlosschleife
- 1968 The Alphabet, 4 Min.
- 1970 The Grandmother, 34 Min.
- 1974 The Amputee, 2 x 5 Min.
- 1976 Eraserhead, 89 Min.
- 1980 Der Elefantenmensch, 124 Min.
- 1984 Dune - Der Wüstenplanet, 137 Min.
- 1986 Blue Velvet, 112 Min.
- 1989 The Cowboy and the Frenchman, 23 Min., Episode aus: Les Français vus par…
- 1990 Wild at Heart - Die Geschichte von Sailor und Lula, 124 Min.
- 1990 Industrial Symphony No. 1 - The Dream of the Brokenhearted, 50 Min.
- 1992 Twin Peaks: Fire Walk With Me, 134 Min.
- 1995 Lumière et Compagnie, 52 Sekunden
- 1996 Lost Highway, 135 Min.
- 1999 The Straight Story, 111 Min.
- 2001 Mulholland Drive - Straße der Finsternis, 152 Min.
- 2002 The Short Films of David Lynch, 97 min
- 2006 Inland Empire (Dreharbeiten laufen)
Fernsehfilme
- 1989 - Twin Peaks, Pilotfilm und 29 Serienfolgen, Regie beim Pilotfilm und den Folgen 3, 9, 10, 15, 30
- 1990/91 - American Chronicles, Dokumentarfilmreihe, produziert von Lynch, Regie der Folge 'Champions': Lynch/Frost
- 1991/92 - On The Air, 7 Folgen, Regie bei Folge 1
- 1992 - Hotel Room, Kurzgeschichten Trilogie
Werbespots
- 1988 - Obsession. 4 Spots für Calvin Klein.
- 1988 - Georgia Coffee. 4 Spots für Coca Cola Japan.
- 1988 - We Care about New York, Informationsfilm für die Stadt New York zum Rattenproblem.
- 1992 - Wer ist Giò. 60-Sekunden-Spot für Giorgio Armani.
- 1992 - Opium, für Yves Saint Laurent.
- 1993 - 2 Spots für Alka-Seltzer Plus.
- 1993 - Revealed. Informationsfilm über Brustkrebs im Auftrag der American Cancer Society.
- 1993 - Barilla, 1 Spot für den Nudelhersteller.
- 1993 - The Wall, für Adidas.
- 1993 - The Instinct Of Life, für Jil Sander.
- 1994 - Sun Moon Stars, mit Daryl Hannah für Karl Lagerfeld.
- 1997 - 4 Spots für den SciFi-Sender.
- 1997 - Clear Blue Easy (Schwangerschaftstest) mit Marisa Parker.
- 1998 - 1 Spot für Parisienne.
- 2000 - 1 Spot für Sony PlayStation 2.
Musikclips
- 1991 - Dangerous. Trailer für die gleichnamige Tour von Michael Jackson.
- 1991 - Wicked Game. Musikvideo zu Chris Isaaks Song aus Wild at Heart.
- 1994 - Black Hole Sun. Musikvideo für Soundgarden.
- 1995 - Longing. Musikvideo für den Japanischen Sänger Yoshiki.
Literatur
- Robert Fischer: David Lynch. 1992, ISBN 3453052404
- Stefan Höltgen: Spiegelbilder. Strategien der ästhetischen Verdopplung in den Filmen von David Lynch. Hamburg 2001. ISBN 3830002769
- David Lynch: Images. 1994. ISBN 3888147468
- Eckhard Pabst (Hrsg.): A Strange World. Das Universum des David Lynch. Verlag Ludwig, Kiel 1998. ISBN 3980548066
- Chris Rodley (Hrsg.): Lynch über Lynch. Frankfurt 1998. ISBN 3886612007
- Georg Seesslen: David Lynch und seine Filme. Marburg 2000. ISBN 3894723165
- Paul A. Woods: Weirdsville USA - The Obsessive Universe of David Lynch. London 1997. ISBN 0859652556
Weblinks
- Vorlage:PND
- Lynchs offizielle Website, größtenteils kostenpflichtig
- IMDb-Eintrag für David Lynch
- Inoffizielle Website
- Visuelle Fansite
- David Lynch Faculty Website der European Graduate School
Personendaten | |
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NAME | Lynch, David |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Regisseur |
GEBURTSDATUM | 20. Januar 1946 |
GEBURTSORT | Missoula, Montana, USA |