Pfarrkirche Altaussee
Die römisch-katholische Pfarrkirche Altaussee steht im Ortszentrum von Altaussee im Bezirk Liezen im Bundesland Steiermark. Sie ist dem Hl. Ägidius geweiht. Sie bildet mit den Pfarren Grundlsee und Bad Aussee einen Pfarrverband im Dekanat Oberes Ennstal – Steirisches Salzkammergut.
Geschichte
Die Kirche wurde im Jahr 1224 erstmals genannt. 1770 wurde sie zur Pfarre erhoben. Zuvor war sie eine Fillialkirche der Pfarre Bad Aussee. Überlieferungen aus dem 18. Jahrhundert berichten, dass die Kirche in Altaussee bereits gegen Ende des 12. Jahrhunderts erbaut wurde. Urkundlich bewiesen ist sie erst etwa hundert Jahre später, wo sie im Gesamturbar Albrechts I. ausdrücklich bezeugt wird. Eine weitere Tradition meint, sie sei älter als die Pauluskirche von Bad Aussee und eine ehemalige Pfarrkirche. Tatsächlich hatte sie längst vor der Errichtung einer eigenen Seelsorgestelle die pfarrlichen Rechte: Die Ausseer Pfarrordnung von 1483 setzt das Begräbnisrecht voraus. Nachrichten aus dem 17. und 18. Jh. erwähnen einen Taufstein und die Spendung der Ostersakramente. Das gotische Sakramentshäuschen bezeugt die Aufbewahrung der Eucharistie. Die urkundlichen Erwähnungen setzen 1433 ein, Die Jahreszahl 1434 sieht man als Bauinschrift an der Westseite neben dem heutigen Hauptportal.
Das Ägidiuspatrozinium weist auf eine Entstehung im 12. Jahrhundert hin. Mit der Schenkung von zwei Salzpfannen von Markgraf Ottokar IV. an das Stift Rein setzte auch der Salzabbau ein. Wenn die Kirche jedoch hauptsächlich für die Salzarbeiter errichtet worden wäre, würde sie jedoch nicht am Seeufer, sondern nahe bei den ältesten Stollen des Salzbergwerkes stehen.
Eine Sage berichtet, dass das Presbyterium der Kirche in früherer Zeit ein heidnischer Götzentempel gewesen sei. Auf Grund des Ägidiuspatroziniums ist diese Angabe aber äußerst zweifelhaft, da es in der Missionszeit noch keine Ägidiuspatrozinien gab gab. Es wäre aber möglich, dass die Kirche früher einem anderen Heiligen geweiht war, beispielsweise dem heiligen Martin. Diesem war nämlich bis ins 19. Jahrhundert ein Seitenaltar geweiht. Eine einfachere Erklärung für den Götzentempel wären der Boden aus Quadersteinen bis 1859. Im Kirchenschiff befand sich dagegen ein Ziegelboden. Damals galten Steinquader als antik und „heidnisch“. Auch wenn Sagen und andere Überlieferungen von einer Kultstätte in geraumen Vorzeiten berichten, gibt es die erste urkundliche Erwähnung der Kirche „St. Gilgen zu Vischarn“, wie sie früher genannt wurde, erst 1433. Am Turm findet man als Bauinschrift die Jahreszahl 1434. Frühere gesicherte Daten gibt es ab 1300.
Das Gebiet rund um den Altausseer See dürfte jedoch schon lange besiedelt sein. Die Fischereirechte sind von Anfang an privat - das Kloster Traunkirchen war Lehensherr und verlangte eine jährliche Fischabgabe. Die Gottesdienste wurden durch die seit 1301 bezeugte Pfarre Aussee (heute: Bad Aussee) ausgeführt. Kaiserin Maria Theresia stiftete 1770 der Kirche in Altaussee ein eigenes Vikariat, das jedoch nicht komplett unabhängig von Bad Aussee war. Prozessionen zu Fronleichnam wurden weiterhin von der Mutterpfarre durchgeführt. 1892 wurde das Vikariat zur selbstständigen Pfarre.
Baubeschreibung
Kirchenäußeres
Die heutige Kirche stammt laut einer Inschrift über dem Westportal aus dem Jahr 1434. Zwischen 1859 und 1861 wurde die Kirche durch eine Stiftung Kaiser Franz Josephs die Kirche im Stil der Spätromantik umgestaltet. Aus dieser Zeit stammen die Sakristei, die Portalvorbauten, die Seitenkapellen im Langhaus sowie die Fenster- und Portalgewände. Der Westturm hat ein Keildach. Der Bau besteht aus Sichtsteinmauerwerk mit rötlichen Sandsteingewänden gebaut.[1]
Kircheninneres
Der Innenraum ist spätgotisch. Das Kirchenschiff ist vierjochig und hat eingezogene Streben. Der Chor ist einjochig mit einem 5/8-Schluss. Am Chor sind abgetreppte Strebepfeiler. Im Chor befinden sich Reste von sechs gotischen Glasfenstern, die im zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts entstanden und die teilweise ergänzt wurden. Die dreiachsige, steinerne Westempore lagert auf einem Rautensterngewölbe. Die Holzempore ist vorgezogen.[1]
Ausstattung
Das spätgotische Sakramentshäuschen aus rotem Marmor entstand um 1525 und ist wie das in der Pfarrkirche Bad Aussee übereck gestellt. Es besteht aus einem zweigeschossigen Aufbau mit gedrehten und gerauteten Halbsäulen und einem spätgotischen Schmiedeeisengitter. Es wird durch eine spätgotische Statue des Auferstandenen bekrönt. Die beiden Nischenfiguren sind neugotisch. Über dem Altar hängt ein spätgotisches Kreuz. In der südlichen Kapelle steht ein neugotischer Altar mit einem Altarbild der heiligen Barbara. Es wurde um 1860 von Leopold Kupelwieser gemalt, wie auch das Altarbild des heiligen Ägidius.
Im Turm hängt eine Glocke aus dem Jahr 1506.[1]
Sonstiges
1882 wurde in Sedliacka Dubová (Slowakei) die Kirche exakt nach den Plänen von Altaussee ein zweites Mal errichtet.[2]
Literatur
- Dehio Steiermark (ohne Graz) 1982, Altaussee, Pfarrkirche Altaussee, S. 14f.
- Broschüre der Ausseerlandpfarren: „Kirchen im Ausseerland“ - aufliegend in den einzelnen Kirchen
Weblinks
Homepage der Ausseerlandpfarren
Einzelnachweise
- ↑ a b c Dehio Steiermark (ohne Graz) 1982, Altaussee, Pfarrkirche Altaussee, S. 14f.
- ↑ Broschüre der Ausseerlandpfarren: „Kirchen im Ausseerland“ - aufliegend in den einzelnen Kirchen
Koordinaten: 47° 38′ 28,8″ N, 13° 46′ 14,8″ O