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Stolpersteine

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Stolperstein in Bonn
Stolperstein in Kreuzberg
Stolpersteine in Köln, Ehrenfeldgürtel, Neuehrenfeld

Die Stolpersteine sind ein Projekt von Gunter Demnig. Mit diesen Mahnmalen erinnert der Künstler an das Schicksal von Menschen, die von den Nationalsozialisten deportiert und ermordet wurden.

Gunter Demnig recherchiert in Zusammenarbeit mit Archiven, Museen, Schulen aber auch Angehörigen und Hinterbliebenen die Daten von Menschen, die während der Zeit des Dritten Reiches verfolgt und deportiert wurden. Liegen die Daten vor, fertigt Demnig einen 10 x 10 cm großen Betonquader, der auf der Oberseite mit einer Messingplatte abschließt. Diese versieht er mit dem Schriftzug Hier wohnte, dem Namen, Geburtsjahr und dem Schicksal des Menschen, meist das Datum der Deportation oder des Todes. Den Stein lässt er jeweils bündig in den Bürgersteig oder die Straße direkt vor der Haustür zur letzten Wohnung desjenigen ein.

Nach der Ursprungsidee 1992 oder 1993 kam es 1994 zu einer ersten Ausstellung der Stolpersteine in der Antoniter Kirche in Köln. Der damalige Pfarrer machte ihm Mut, die Steine zu verlegen. 1995 verlegte Demnig probeweise und ohne Genehmigung die ersten Steine in Köln, danach in Berlin-Kreuzberg in der Oranienstraße. 1996 setzte er im Rahmen des Projektes Künstler forschen nach Auschwitz in Berlin 55 Steine. 1997 verlegte er auf Anregung der Kunstinitiative Knie und des Österreichischen Gedenkdienstes die ersten beiden Stolpersteine für Zeugen Jehovas in St. Georgen bei Salzburg. Vier Jahre später, nachdem bürokratische Hürden und Bedenken der Stadt Köln ausgeräumt waren, bekam er dort die Erlaubnis, 600 Steine einzulassen, inzwischen sind es in Köln 1400 (Anfang 2005). Berlin-Kreuzberg folgte mit der Genehmigung von 2000 Steinen.

Seither hat Gunter Demnig über 5000 Steine in 86 Städten Deutschlands gesetzt (Stand April 2005), und es sind weitere geplant. Beispielsweise in Berlin, Bonn, Duisburg, Düsseldorf, Flensburg, Freiburg im Breisgau, Köln, Hamburg, Neuruppin, Neustadt an der Weinstraße, Rostock, Solingen, Stuttgart, Schleswig, Kippenheim und Zittau wird so der Opfer des Nationalsozialismus gedacht, aber auch in Mailand oder Amsterdam gibt es Stolpersteine. Finanziert werden die Stolpersteine durch Spenden und Patenschaften von Bürgern, Schulklassen, Kommunen.

Städte, die die Verlegung von Stolpersteinen ablehnen, sind München und Krefeld. In Krefeld vertrat man gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde die Auffassung, dass so die Namen der Opfer ständig mit Füßen getreten werden.

Viele Menschen entdecken die Steine zufällig, werden zum Nachdenken angeregt und realisieren teilweise erst durch sie die direkte Nähe, in der Greueltaten der Deportation und Vernichtung stattfanden.

Allerdings verweigern zunehmend mehr Hauseigentümer ihre Zustimmung zur geplanten Verlegung vor ihren Häusern, aus Angst vor einem eventuellen Wertverlust ihrer Immobilien.

Literatur

  • Kirsten Serup-Bilfeldt: Stolpersteine. Vergessene Namen, verwehte Spuren. Wegweiser zu Kölner Schicksalen in der NS-Zeit. Kiepenheuer & Witsch, 2003, ISBN 3462035355


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