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Alstom

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ALSTOM (Schreibweise nach eigener Corporate Identity immer in Großbuchstaben) ist ein weltweit agierender Konzern im Energie- und Transportbereich. Die Zentrale des Unternehmens hat ihren Sitz in Paris (Frankreich).

Der derzeitige Vorstandsvorsitzende ist Patrick Kron.

Wirtschaftliche Kenndaten

Der Konzern ist eine Aktiengesellschaft, deren Aktien an den Börsen in Paris, London und New York gehandelt werden. Größter Aktieninhaber ist der französische Staat. Das Unternehmen besteht im Wesentlichen aus juristisch selbständigen Unternehmen, die es in über 70 Ländern weltweit gibt. Die Gesamtzahl der Beschäftigten beträgt zurzeit (November 2005) etwa 69.000. Der weltweite Umsatz betrug im Geschäftsjahr 2004/2005 (April 2004 bis März 2005) 13,6 Mrd. Euro.

Die Gesamtschulden des Konzerns beliefen sich Ende September 2005 auf etwa 1,2 Mrd. Euro.

Konzernorganisation

Nach dem Verkauf des Sektors Energieübertragung und -verteilung (Transmission & Distribution) an die französische AREVA-Gruppe im Frühjahr 2004 sowie des Sektors Power Conversion (Antriebstechnik und industrielle Anlagentechnik) an den Finanzinvestor Barclays Private Equity im November 2005 gliedert sich das Unternehmen in drei Sektoren:

  • Power mit den Bereichen:
    • Power Turbo Systems: Entwicklung und Bau von Kraftwerken
    • Power Service: Service an Kraftwerksanlagen und -komponenten
    • Power Environment: Dampferzeugung, Wasserkraft, Technologien für den Umweltschutz und Anlagen zur Nutzung von Abwäme
  • Transport: Hauptsächlich Herstellung von Schienenfahrzeugen, darunter der TGV
  • Schiffbau: Schwerpunkt der Produktion von Kreuzfahrtschiffen, zuletzt die Queen Mary 2).

ALSTOM in Deutschland

Die deutsche ALSTOM-Gruppe beschäftigt etwa 7.000 Mitarbeiter mit einem Jahresumsatz von 2,7 Mrd. Euro.

Die Hauptindustriestandorte von ALSTOM in Deutschland befinden sich in Mannheim (Deutsche Zentrale), Berlin, Stuttgart, Salzgitter, Nürnberg, Leipzig, Kassel, Bexbach, Bammental und Neumark (Sachsen). Daneben unterhält ALSTOM noch in mehreren Städten Vertriebsstandorte.

ALSTOM in der Schweiz

Die Schweizer ALSTOM-Gruppe hat etwa 4.000 Mitarbeiter in den Sparten Kraftwerke und Transport und gehört damit zu den grössten Schweizer Industrieunternehmen.

Die Sparte Power Turbo-Ssystems erarbeitet mit 2.300 Mitarbeitern in Baden und Birr einen Umsatz von 1,5 Mrd. CHF, die Sparte Power Service in Baden mit 1.700 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,7 Mrd. CHF und die Sparte Transport in Neuhausen und Lausanne mit 100 Mitarbeitern einen Umsatz von 0,15 Mrd. CHF.

Die Sparte Power-Turbosystems von ALSTOM Schweiz ist weltweites Forschungs-und Entwicklungszentrum für Gas- und Dampfturbinen, ausführendes Zentrum für Kombi-Kraftwerke, und macht Systemplanung für Wasserkraftwerke und Komponenten-Fertigung für Turbinen und Generatoren. Die Sparte Power Service befasst sich mit dem weltweiten Kraftwerk-Unterhalt, mit einem Schwergewicht auf Kombianlagen und Gasturbinen, mit Optimierung und Nachrüstung von Kraftwerken, und dem Unterhalt und der Nachrüstung der schweizerischen Kernkraftwerke. Zu den Produkten der Sparte Transport gehört die Métro Lausanne, das ETCS für die Schweizerischen Bundesbahnen, und die ICN und Cisalpino Neigezüge.

Geschichte

Der Name des Unternehmens leitet sich von der französischen Region Elsass (französisch Alsace) sowie vom Nachnamen des britisch-amerikanischen Ingenieurs Elihu Thomson (1853 bis 1937) ab, der verschiedene Elektrounternehmen in den USA, Großbritannien und Frankreich gründete.

ALSTOM wurde 1872 unter dem Namen Société Alsacienne de Constructions Mécaniques in Belfort gegründet. Noch heute befindet sich dort das größte ALSTOM-Werk.

Das Unternehmen, später unter dem Namen Alcatel-Alsthom, entwickelte sich zum führenden Kraftwerkshersteller in Frankreich, insbesondere im Bereich der Kernkraftwerke. 1998 fusionierte es vollständig mit der britischen General Electric Company, ebenfalls ursprünglich eine Gründung von Elihu Thomson, mit der Alcatel-Alsthom bereits seit 1989 im Kraftwerkssektor als Joint Venture unter dem Namen GEC Alsthom zusammen gearbeitet hatte. Mit dieser Fusion nahm das Unternehmen auch den jetzigen Namen ALSTOM an.

1994 übernahm GEC Alsthom die Aktienmehrheit am Schienenfahrzeughersteller Linke-Hofmann-Busch (LHB) in Salzgitter, der seit dem als Alstom LHB GmbH firmiert.

Im Zuge der immer weiter fortschreitenden Konzentration bei den Herstellern von Kraftwerksanlagen wurde im Jahr 1999 das Joint Venture ABB ALSTOM Power gegründet, das die Kraftwerkssparten beider Unternehmen umfasste. Im Jahr 2000 erwarb ALSTOM dann alle Anteile des Unternehmens von ABB und der Kraftwerksbereich, der sich einschliesslich dem von ABB dazugekommenen praktisch verdoppelt hatte, wurde wieder vollständig in den Konzern eingegliedert.

Aktuelle Ereignisse

Auf Grund der oben beschriebenen und weiterer Firmenzukäufe hatte ALSTOM zu Beginn des neuen Jahrtausends einen hohen Schuldenstand. Verstärkt durch erhebliche technische Probleme beim Betrieb der noch von ABB entwickelten Gasturbinen und einem geplatzten Kreuzfahrtschiff-Geschäft sowie wegen des weltweit rückläufigen Geschäfts mit Kraftwerksneuanlagen war es dem Konzern im Jahr 2003 nicht mehr möglich, alle Kredite zu bedienen. Um kurzfristig die Finanzsituation zu verbessern, wurde zunächst im Sommer 2003 das Industrieturbinengeschäft an die Siemens AG, dann im Frühjahr 2004 das Energieübertragungsgeschäft an AREVA und schließlich das im Sektor Power Conversion zusammengefasste Anlagengeschäft an den Finanzinvestor Barclays Private Equity verkauft.

Trotz der dadurch erzielten Einnahmen war es erforderlich, weitere Kredite bei Banken aufzunehmen, die nunmehr teilweise durch den französischen Staat abgesichert wurden. Diese Absicherung wurde anfangs von der Europäischen Kommission als wettbewebsverzerrende staatliche Subvention angesehen. Solche Beihilfen sind nach EU-Wettbewerbsrecht ohne Zustimmung der EU-Kommission unzulässig. Deshalb fanden zahlreiche Gespräche zwischen der Europäischen Kommission, der französischen Regierung und ALSTOM über die Zukunft des Konzerns statt. Die EU-Kommission hat die staatlichen Beihilfen am 7. Juli 2004 genehmigt. Im Gegenzug muss sich das Unternehmen ALSTOM für industrielle Partnerschaften öffnen, die wesentliche Teile der ALSTOM-Aktivitäten umfassen. Was die Wahl der industriellen Partner betrifft macht die Kommission keine Vorgaben, allerdings gilt für einen Einstieg staatlich kontrollierter Unternehmen ein Genehmigungsvorbehalt durch die EU-Kommission.