Christian de Cort
Christian de Cort, auch Chrétien de Cort, (* 1608/1609[1] in Hilvarenbeek (Nordbrabant); † 1669 auf Nordstrand) war ein katholischer Priester und Erbauer der St.-Theresien-Kirche auf Nordstrand.
Leben
Christian de Cort war der Sohn des Sekretärs Bartholomäus de Cort und dessen Ehefrau Adriana Gorop. In seiner Ausbildung zum Priester wurde er u.a. von Reformtheologen Cornelius Jansen stark beeinflusst. Auch nach Jansens Tod hielt er Kontakt zu jansenistischen Theologen und zu dem Kloster Port Royal des Champs, das als Zentrum der im absolutistischen Frankreich verfolgten Reformbewegung galt. 1630 trat er der Weltpriesterkongregation Oratorium in Löwen bei. Später wurde er Priester an der St.-Johannes-Kirche in Mechelen und Superior des dortigen Oratoriums und schließlich 1654 Propst.
Als 1652 der Gottorfer Herzog Friedrich III. einen Oktroy erließ, um die Überreste der 1634 in der Burchardiflut untergegangenen Insel Strand neu einzudeichen, gehörten auch zahlreiche Verwandte von Christian de Cort zu den Partizipanten, darunter der Deichgraf Quirinus Indervelden. 1648 war de Corts Heimat im Westfälischen Frieden der Republik der Sieben Vereinigten Niederlande zugeteilt worden. Der Katholizismus war nunmehr verboten. Gleichzeitig war der Jansenismus zunehmenden Verfolgungen ausgesetzt. Möglicherweise sah de Cort in der vom Gottorfer Herzog erteilten Religionsfreiheit eine Chance, seine Religion in Freiheit leben und ausbreiten zu können, als er aus eigenen Mitteln und denen des Oratoriums ein Zehntel der Insel erwarb und damit zu einem der Hauptpartizipanten wurde. Die anderen Partizipanten übertrugen ihm die Sorge für die seelsorgerliche Betreuung und traten ihm den dafür vorgesehenen Zehnt ab. 1654 wurde die katholische Gemeinde gegründet. Zwei Jahre später befand sich die gesamte Insel im Besitz von de Corts Verwandtschaft und de Cort selbst begab sich als deren Bevollmächtigter und Direktor der Insel dorthin. Für die Oratorianer Patres, die er auf die Insel holte, ließ er ein Haus bauen, in dessen Kapelle zunächst die Gottesdienste gefeiert wurden.
Er gewann weitere Geldgeber, darunter auch Antoine Arnauld und Johannes von Neercassel, den Bischof von Utrecht,[2] so dass er 1662 den Bau der St.-Theresien-Kirche finanzieren konnte. Die Auswahl der heiligen Theresia von Avila und der erst fünf Jahre zuvor verstorbenen "heiligen Nonne von Oirschot", der Karmeliterin Maria van Valkenisse (1605−1658),[3] als Kirchenpatronen, geht möglicherweise auch auf ihn zurück, denn seine Verwandte Anna de Cort war zusammen mit Maria van Valkenisse Gründerin des Karmels in Oirschot gewesen.[4] Trotzdem überstiegen die Kosten der erfolgreichen Landgewinnung - bis 1663 waren bereits der Friedrichskoog (heute: Alter Koog), der Maria-Elisabeth-Koog (heute: Osterkoog) und der Trindermarsch-Koog eingedeicht - seine Mittel. De Cort wurde abgesetzt, verkaufte seine privaten Anteile einschließlich der Kirche an das Oratorium und kehrte an seine Pfarrstelle in Mechelen zurück.
In Mechelen lernte er die Mystikerin Antoinette Bourignon kennen, fand in ihr eine Gleichgesinnte[5] und beteiligte sich als ihr „geistlicher Sohn“ an ihren Schriften. Er brachte ihr wichtigstes Werk La lumière du monde in Amsterdam heraus, das im Gespräch mit ihm entstand war.[6] Mit ihr zusammen wollte er auf Nordstrand eine Gemeinschaft der vollkommenen Christen nach dem Vorbild der Urgemeinde gründen.[7] Deshalb überwarf er sich mit dem Oratorium.
1668 kehrte er nach Nordstrand zurück und beantragte die Wiedereinsetzung in sein Amt. Das wurde ihm zwar von Herzog Christian Albrecht gewährt, scheiterte jedoch am Widerstand der Hauptpartzipanten. De Cort reiste nach Amsterdam, um neue Hauptpartizipanten zu gewinnen, wurde aufgrund seiner hohen Schulden jedoch festgenommen. Auf Intervention des Gottorfer Herzogs freigelassen, kehrte er nach Nordstrand zurück, wo er 1669 starb. In seinem Testament hatte er Antoinette Bourignon als Haupterbin eingesetzt. Obwohl seine Hinterlassenschaft nur aus Schulden bestand, versuchte Bourignon sich 1671 auf Nordstrand niederzulassen. Doch obwohl sie 1675 mit Confessio Norstrandico ihre Rechtgläubigkeit beweisen wollte, wurden ihre Ansprüche nicht anerkannt.
Literatur
- Dieter Lohmeier / Peter Schmidt-Eppendorf: Cort, Christian de; in: Schleswig-Holsteinisches Bibliographisches Lexikon Band 5 (1979); S. 70-74
- Alt-katholische Pfarrgemeinde Nordstrand (Hg.): De Domo Nordstrandica. Festschrift zum 350-jährigen Bestehen der alt-katholischen Pfarrgemeinde Nordstrand (1654-2004); Nordstrand 2004
Weblinks
- Christian de Cort auf der Homepage der Theresiengemeinde Nordstrand
- Christiaen de Cort bei scratchpad.wikia.com
Einzelnachweise
- ↑ 1611 nach Angela Berlis: Maria Margaretha der Engelen (1605-1658) (pdf, abgerufen am 23. Januar 2013; 34,8 MB); S. 364
- ↑ Ernst-Wilhelm Heese: Der Jansenismus und Nordstrand; Nordstrand 1982 (ohne Seitenzahlen)
- ↑ Angela Berlis: Maria Margaretha der Engelen. Die unbekannte zweite Kirchenpatronin der alt-katholischen Kirche auf Nordstrand, in: De Domo Nordstrandico; S. 111-137 (Auszug auf der Kirchenhomepage)
- ↑ Berlis: Maria Margaretha der Engelen; S. 120. 132.
- ↑ Maria de Baar: "Ik moet spreken". Het spiritueel leiderschap van Antoinette Bourignon, ; S. 85f [1]
- ↑ Deutsche Ausgabe: Das Liecht der Welt : In unterschiedlichen wahrhaftigen Erzehlungen, die wohl würdig seind, von allen denen, die noch einiger massen ihre Säligkeit zu befördern trachten, nachgelesen, ja recht verstanden und begriffen zu werden / 3 Welcher von allen denen, die Verlangen tragen selig zu seyn, gelesen, verstanden, und begriffen zu werden wol würdig ist, Darinnen sich die letzten Unterredungen befinden, welche gehalten worden zwischen Anthoinette Burignon und Christian de Cort ..., Amsterdam 1681
- ↑ Gerhard Philipp Wolf: Bourignon, Antoinette de; in: TRE 7, S. 93-97; S. 94
Personendaten | |
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NAME | Christian de Cort |
ALTERNATIVNAMEN | Chrétien de Cort |
KURZBESCHREIBUNG | katholischer Priester |
GEBURTSDATUM | 17. Jahrhundert |
GEBURTSORT | Hilvarenbeek |
STERBEDATUM | 1669 |
STERBEORT | Nordstrand |