Wikipedia:Unsere Antworten auf Kritik
Dieser Artikel versucht, auf eine Reihe kritischer Fragen und skeptischer Einwände, die dem Projekt Wikipedia entgegengebracht werden, eine Antwort zu geben. Beachten Sie auch die ausführlichere englische Version dieses Artikels.
Warum sollte ich mich als Wissenschaftler an der Wikipedia beteiligen, wenn jeder dahergelaufene Besserwisser meine Artikel ändern und verunstalten kann?
- Diese Besorgnis ist berechtigt, theoretisch könnte ein Vandale einen guten Eintrag verunstalten und wir wollen auch nicht leugnen, dass so etwas ab und zu geschieht. Da aber jede, vor allem jede anonyme Änderung an einem Artikel von einer Reihe von Leuten, den Wikipedianern, begutachtet wird, findet sich kurze Zeit später immer jemand, der diese Änderung wieder rückgängig macht. Alte Fassungen sind nicht verloren, sondern jede Änderung wird gespeichert und kann leicht wiederhergestellt werden
- Falls Sie einen eigenen Benutzeraccount haben, können Sie eigene Artikel auch auf ihre Beobachtungsliste setzen. Dort werden Ihnen alle Änderungen angezeigt.
- Falls Sie nicht die Zeit haben, Wikipedia öfter zu verfolgen, können Sie auch einen der Stammgäste bitten, für Sie ein Auge auf Ihre Artikel zu haben.
Aber was hindert Leute mit laienhaftem Halbwissen daran, dieses zu verbreiten?
- Das kann nur derjenige verhindern, der es besser weiß - vielleicht Sie? Wikipedia baut darauf, dass jeder einschätzen kann, wann jemand anderes besseres geleistet hat und diesem dann den Vorrang gewährt. Dieses Prinzip funktioniert bisher erstaunlich gut. In der Wikipedia ist das Bessere des Guten Feind!
Was haben überhaupt Laien bei der Schaffung einer Enzyklopädie verloren? Dazu braucht es Wissenschaftler!
- Wikipedia verfolgt hier einen anderen Ansatz. Wir denken, dass viele Leute etwas wissen, dass es wert ist, in eine Enzyklopädie aufgenommen zu werden. Herkömmliche Enzyklopädien sind gezwungen, Inhalt und Umfang zu beschränken, um rentabel zu sein. Wikipedia kennt keine solchen Beschränkungen. Das heißt nicht, das bei uns alles geschrieben werden darf (siehe auch Was Wikipedia nicht ist), aber warum sollten beispielsweise seriös und solide geschriebene Artikel zur Geschichte einzelner deutscher Dörfer außen vor bleiben? Darüber hingegen weiß der Lehrer der dortigen Schule, der Heimatforschung als Hobby betreibt, vielleicht besser Bescheid, als der Historiker, der dieses Dorf nur als temporäres Quartier der napoleonischen Truppen kennt.
- Wikipedia ist auf beide angewiesen: den Wissenschaftler, der exzellente Artikel zu den Themen seines Spezialgebiets schreibt und den begeisterten Amateur, der mit viel Liebe zum Detail auch die Gebiete abdeckt, für die man keine wissenschaftliche Ausbildung benötigt.
Unter Wissenschaftlern gibt es völlig entgegengesetzte Standpunkte. Auch wenn Amateure meine Artikel in Ruhe lassen, kann es passieren, dass jemand meine Artikel nach einem ganz anderen methodischen und theoretischen und meiner Ansicht nach völlig verkehrten Ansatz umschreibt.
- Wikipedia trifft grundsätzlich keine Entscheidung, welcher Ansatz als der richtige und wahre anzusehen ist. Wir fühlen uns der Regel verpflichtet, in der Darstellung einen neutralen Standpunkt zu wahren. Kontroversen sollten sachlich präsentiert werden und jeder wichtige Standpunkt sollte, zusammen mit den Argumenten, mit denen er üblicherweise begründet wird, erwähnt werden. Wenn sich Vertreter unterschiedlicher Ansätze über einen Artikel uneins sind, werden sie sich über einen Kompromiss einigen müssen, der beide Seiten zufrieden stellt. Keine Richtung besitzt ein Exklusivrecht.
- Vor allem in der englischen Urwikipedia sind viele gute Artikel aus einem solchen Prozess zwischen Vertretern unterschiedlichster politischer, religiöser und gesellschaftlicher Überzeugungen hervorgegangen.
Wie kann ich einem Artikel vertrauen, der keinen zuweisbaren und bekannten Autor hat? Woher soll ich wissen, ob der Artikel nicht eine völlig verzerrte Sichtweise präsentiert?
- Selbständiges und kritisches Denken kann Wikipedia dem Leser grundsätzlich nicht ersetzen. Kritik und Urteil sollten sich hingegen immer am Inhalt, nicht am Namen des Autors orientieren. Dass ein berühmter Name kein Garant für faktische Richtigkeit von Aussagen und Forschungsergebnisse ist, haben diverse Wissenschaftsskandale immer wieder gezeigt. Wenn Ihnen Aussagen in der Wikipedia "spanisch" vorkommen, sind Sie herzlich eingeladen, an unserem offenen, nicht-"peer-review"-Prozess teilzunehmen und ihre Zweifel auf der zu jedem Artikel existierenden Diskussionsseite oder auf Artikel, die Aufmerksamkeit brauchen zu äußern!