Geheimnis im blauen Schloß
Film | |
Titel | Geheimnis im blauen Schloß – Da waren’s nur noch neun (DVD) |
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Originaltitel | Ten Little Indians |
Produktionsland | Großbritannien |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahre | 1965 |
Länge | 91 Minuten |
Altersfreigabe |
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Stab | |
Regie | George Pollock |
Drehbuch | Peter Yeldham, Peter Welbeck |
Produktion | Harry Alan Towers |
Musik | Malcolm Lockyer |
Kamera | Ernest Steward B.S.C. |
Schnitt | Peter Boita |
Besetzung | |
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Geheimnis im blauen Schloß ist ein britischer Kriminalfilm aus dem Jahre 1965. Er basiert auf dem Roman Und dann gabs keines mehr der britischen Autorin Agatha Christie. Unter der Regie von George Pollock spielen unter anderem Mario Adorf, Shirley Eaton und Daliah Lavi mit.
George Pollock ist auch der Regisseur der Verfilmungen der Miss-Marple-Romane mit Margaret Rutherford.
Die Romanvorlage ist bis heute der meistverkaufte Kriminalroman der Welt.
Handlung
Am Anfang des Films werden alle Protagonisten gleichzeitig in die Handlung eingeführt. Nach ihrer Zugankunft in dem Ort Mayrhofen werden sie mit zwei Pferdeschlitten vom Bahnhof zur Talstation einer Seilbahn außerhalb des Ortes gefahren. Mit dieser fahren sie in einer Kabine in die Berge. Während der Fahrt werden die Charaktere porträtiert und die Schauspieler genannt. Oben angekommen, steht auf dem einsamen Berg ein Schloß. Dorthin hat sie der mysteriöse Gastgeber I. R. Gendwer per Briefpost eingeladen. Er selbst lässt sich im Schloss jedoch nicht auffinden. Unruhe und Neugierde verbreiten sich deshalb unter den zehn Angereisten.
Am Abend der Ankunft hören die Zehn eine unheimliche Stimme (Mr. Gendwer) im Schloss, die jedem von ihnen ein schreckliches Verbrechen vorwirft. Die Stimme prophezeit den Anwesenden außerdem, dass sie nun, alle nacheinander, sterben werden. Die gehörte Stimme entpuppt sich als Aufzeichnung von einem Tonbandgerät. Der Hausdiener gibt zu, dass er lediglich die Anweisung hatte, zu einer bestimmten Zeit das Gerät einzuschalten. Im Verlauf des Abends sitzen alle schließlich im großen Saal, in dem sie gemeinsam trinken und essen. Mike Raven musiziert am Piano, während er den anderen Anwesenden gesteht, er habe das ihm vorgeworfene Verbrechen tatsächlich begangen. Wenige Sekunden später bricht er mit schmerzverzerrtem Gesicht tot zusammen. Die Gäste finden heraus, dass sich offenbar Gift in seinem Glas befunden haben muss.
Als nächste ist die Haushälterin Elsa Grohmann an der Reihe: Sie stirbt in der am Fels zerschellenden Seilbahnkabine, mit der sie während ihrer Flucht versucht, zurück ins Tal zu fahren. Zu sehen ist, wie ein Unbekannter kurz davor die Seile der Bergbahn ansägt.
Bei der nun verschärften Suche nach dem noch immer unbekannten Mr. I.R.Gendwer stirbt auch der General Sir John Mandrake, der gegenüber den Gästen des Schlosses kurz zuvor zugegeben hatte, mehrere seiner Soldaten in den Tod geschickt zu haben. Sein Tod steigert die Angst unter den Gästen weiter.
Der Richter hat plötzlich den Einfall, dass Mr. I.R. Gendwer logischerweise einer von ihnen sein muss.
Auch der Haushälter Joseph Grohmann kommt um Leben, als auch er versucht zu fliehen. Weil die Seilbahn seit dem Mordanschlag auf seine Frau nicht mehr funktioniert, will er vom Schlossberg hinunterklettern. Doch ein Unbekannter schneidet sein Kletterseil durch, worauf Grohmann abstürzt und den Tod am Fels findet.
Die sechs Übrigen versuchen weiterhin verzweifelt den Mörder zu finden. Sie stellen fest, dass alle zehn Personen nach einem scheinbaren Muster ums Leben kommen. Als Vorlage scheint dabei der Kinderreim Zehn kleine Negerlein zu dienen: Denn auf einem geschnitzten Kranz eines Obstkorbes mit zehn Indianern (Das Kinderlied von den zehn kleinen Negerlein heißt in England "Ten Little Indians", so wie der Originaltitel des Films), der auf dem Esstisch steht, fehlt nach jedem weiteren Mord eine weitere Figur. Außerdem hängt sowohl im Saal des Schlosses in einem Bild an der Wand der Reim über die "Indians" ("Negerlein"), als auch in jedem Gästezimmer.
Noch bevor das Geheimnis des Reims weiter entschlüsselt werden kann, geschieht bereits der nächste Mord. Miss Ilona Bergen wird durch eine Giftspritze ermordet. Der Verdacht fällt sofort auf den Arzt Dr. Edward Armstrong, zumal eine seiner Spritzen fehlt. Dieser weist jedoch jeden Verdacht energisch von sich.
In der folgenden Nacht fällt der Strom im Schloß aus. Richter Cannon und der Arzt Dr. Edward Armstrong planen zusammenzuhalten und den noch immer nicht aufgetauchten Mr. Gendwer nun endlich zu fangen. In der weiteren Handlung einigen sich die fünf noch Lebenden ihre Verbrechen zuzugeben, um damit frei von ihrer Schuld zu sein. Arzt Edward, Richter Cannon und Detektiv William gestehen. Ann jedoch nicht. Sie wird kurz darauf von jemandem vor ihrer Zimmertür erschreckt und schreit daraufhin laut um Hilfe. Als die anderen herbeieilen, fällt der Strom erneut aus. In der Finsternis ist ein Schuss im Schloss zu hören. Als das Licht wieder angeht, ist der Richter verschwunden. Ann, Hugh, William und Edward suchen ihn und finden ihn wenig später tot, mit einer Kugel im Kopf, in seinem Zimmer auf dem Bett.
Ann wird, weil sie ihr Verbrechen leugnet, in ihr Zimmer eingesperrt. Hugh kommt später in ihr Zimmer und die beiden verbringen eine Weile gemeinsam im Bett. Hugh gesteht Ann, dass seine Einladung auf das Schloß gar nicht für ihn selbst, sondern eigentlich für einen Freund bestimmt war: Somit hat Hugh den ihm von der Stimme vorgeworfenen Mord überhaupt nicht begangen. Ann gesteht ihm darauf, dass sie sich nur verdächtig benommen hat, um ihrer Schwester (der eigentlichen Mörderin) zu helfen. Beide sind somit keines Verbrechens schuldig.
Am nächsten Morgen bemerken Hugh, Ann und William, dass nun Edward verschwunden ist. William geht vor die Schlosstür nach draußen und lässt seinen Blick durch ein Fernglas über die Landschaft schweifen. Dabei wird er von einer in diesem Moment vom Dachsims herabfallenden Bärenstatue erschlagen. Hugh und Ann bemerken dies und auch sie suchen nun die Gegend nach Edward ab. Schließlich finden sie ihn: Er ist im Schnee erfroren und liegt auf einem Feld.
Somit sind nur noch Ann und Hugh übrig. Beiden wird klar, dass einer von ihnen beiden der Mörder sein muss. Beide leugnen es und beschuldigen den jeweils anderen. Ann zieht im Streit den Revolver, den ihr Hugh noch vor einigen Stunden zu ihrer eigenen Sicherheit gegeben hatte und erschießt damit Hugh im festen Glauben, er sei der Mörder. Sodann geht sie zurück in das alte Schloss und hört unmittelbar, dass sich offenbar jemand im großen Saal befinden muss. Sie schleicht sich an und steht dem wahren Mörder gegenüber: Es ist Richter Cannon. Er hatte seinen Tod nur inszeniert, um den Verdacht von sich abzulenken. Er erzählt Ann, dass er schon immer den Wunsch gehabt habe, jemanden zu ermorden und sich deshalb dieses Spiel ausgedacht habe. Daraufhin gießt er ein Fläschchen Gift in ein Glas und eröffnet Ann, dass er sich, ohnehin durch seine Herzkrankheit mit geringer Lebenserwartung, nun umbringen werde und sie, Ann, sich an einem Strick, der an der Decke im großen Saal befestigt ist, aufhängen werde: Denn, sobald Ann als einzige Überlebende mit neun Leichen gefunden würde, würde sie sicherlich zur Strafe gehenkt werden. Richter Cannon trinkt nach seinen Worten das Gift, währenddessen Hugh plötzlich ins Zimmer kommt. Mit den Worten „Einer Frau sollte man niemals trauen“, stirbt der Richter am Gift. Ann und Hugh haben dem Richter diese Falle gestellt: Sie hat nicht auf ihn geschossen, sondern dies nur vorgetäuscht.
Kritiken
„Zehn Gäste im einsamen Schloß müssen erkennen, daß einer von ihnen den anderen nach dem Leben trachtet. Neuverfilmung des Agatha-Christie-Romans "Zehn kleine Negerlein" bzw. "Letztes Weekend". Selbst die mangelnde Sorgfalt in der schwachen Inszenierung kann dem hervorragenden Stoff die Spannung nicht rauben.“
John J. Puccio, Mitglied der Online Film Critics Society, beschreibt den Film als „fähigen, wenn auch etwas glanzlosen Durchlauf.“ (englisch …a capable if somewhat lackluster run-through. Das Szenenbild sei effizient statt detailliert, die schauspielerische Darstellung kompetent statt inspiriert, die Regie fachmännisch statt schöpferisch. (englisch The production design is efficient rather than elaborate; the acting is capable rather than inspired; the direction is workmanlike rather than inventive.).
Hintergrund
- Der Originaltitel des Films ist "Ten Little Indians". So heißt auch das der Story zugrunde liegende Kinderlied im angelsächsischen Raum. Die deutsche Synchronisation verwendet das deutsche Pendant "Zehn kleine Negerlein". Damit im Widerspruch steht aber das Filmbild: Die Figuren, die nach und nach verschwinden, sind natürlich Indianer. Hier zeigen sich drastisch die Grenzen der Synchronisation.
- Im Original lautet der Name des Gastgebers U. N. Owen – angelehnt an unknown (unbekannt). In der deutschen Synchronisation wurde daraus. I. R. Gendwer = irgendwer.
- Abweichend vom Film kommen in Agatha Christies Buch alle zehn Protagonisten ums Leben. Auch sind alle zehn schuldig der Verbrechen, derer sie zu Beginn „angeklagt“ werden.
- Im Buch ist der Schauplatz eine Insel.
- Der Film wurde auf DVD unter dem Titel Da waren’s nur noch neun – Geheimnis im blauen Schloss veröffentlicht.
- In der deutschen Fassung ist nicht Marianne Hoppes Stimme zu hören. Sie wurde von Gisela Trowe synchronisiert.