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Division 1 1932/33

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Die Saison 1932/33 war die erste Austragung der professionellen französischen Fußball-Division 1, die damals offiziell unter dem Namen Championnat national firmierte. Erster Meister wurde Olympique Lille. Bis dahin war in Frankreich in den Medien meist der Gewinner des bereits seit 1917/18 ausgespielten Landespokalwettbewerbs als französischer Meister bezeichnet worden.

Mannschaften der Division 1 in der Saison 1932/33

Teilnahmeberechtigt waren die 20 Vereine, die sich ein Profistatut gegeben hatten und vom Groupement des Clubs Professionnels (Vorsitzender: Emmanuel Gambardella) des französischen Fußballverbands FFFA zugelassen worden waren. Abgelehnt werden musste niemand; bis wenige Wochen vor dem Ligastart gab es sogar nur 19 Kandidaten – erst dann (und nach dem offiziellen Meldetermin) entschied Lilles Präsidium sich dafür, dem Lokalrivalen aus Fives das Terrain nicht alleine zu überlassen.[1] Es handelte sich bei diesen Gründungsmitgliedern der Liga um …

Diese wurden in zwei Gruppen eingeteilt, die nicht unter dem Primat räumlicher Nähe und kurzer Reisedistanzen zusammengestellt wurden; vielmehr sollten in beiden Spielstaffeln annähernd gleich viele, in etwa gleich starke Mannschaften vertreten sein. In einem Endspiel zwischen den beiden Gruppenersten sollte der Meister ermittelt werden, während die drei letzten jeder Gruppe in die zur Saison 1933/34 neu eingerichtete zweite Division absteigen mussten.

Partie des ersten Spieltags zwischen Lille und Marseille

Eine Beschränkung der Zahl spielberechtigter Ausländer existierte in dieser Saison noch nicht, und viele Vereine machten von dieser Möglichkeit Gebrauch. So hatte Lille drei Briten und einen Tschechoslowaken in seinen Reihen, Rennes ebenfalls einen Tschechoslowaken sowie einen Deutschen, Cannes zwei Ungarn, bei Antibes sprach die linke Angriffsseite Österreichisch, Sète und Montpellier hatten schon seit den 1920ern insbesondere Schweizer und Jugoslawen angezogen, während Red Star Olympique traditionell gerne Uruguayer verpflichtete.[2] Insgesamt standen im Sommer 1932 113 Fußballimmigranten (entsprechend 29,2 % aller bezahlten Spieler) bei den Profiklubs unter Vertrag, darunter als größte Gruppen 42 Briten, je 20 Ungarn bzw. Tschechen und 16 Österreicher. Dabei waren die offiziellen Einkommenshöchstgrenzen nach heutigen Maßstäben nur mäßig attraktiv, entsprachen in Paris dem Doppelten und im Rest des Landes etwa dem Zweieinhalbfachen des Monatsverdienstes eines Facharbeiters.[3]

Erster Spieltag war der 11. September 1932, als letzter Gruppenspieltag war der 27. April 1933 vorgesehen. Allerdings fand ein Spiel der Gruppe B (FC Sochaux gegen SC Fives) erst am 7. Mai statt.[4] Eine „Winterpause“ gab es zwischen dem 25. Dezember (11. Spieltag) und dem 15. Januar (12. Spieltag). Das Endspiel der beiden Gruppensieger wurde am 14. Mai 1933 ausgetragen.

Verlauf, Ergebnisse und Tabellen

Es galt die Zwei-Punkte-Regel; bei Punktgleichheit gab das Torverhältnis den Ausschlag für die Platzierung.

Gruppe A

Die Saison begann für den FC Sète vielversprechend, aber im weiteren Verlauf kam es zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen ausschließlich zwischen Lille und Marseille. Darin sicherten sich die Nordfranzosen durch einen Zwischenspurt mit acht Siegen in Folge die bessere Position, und auch die beiden Niederlagen in den direkten Duellen verschoben die Gewichte nicht mehr nachhaltig, weil Lille selbst nach der 0:7-Demütigung in Marseille auf stabilem Kurs blieb und am Ende fünf Punkte Vorsprung aufwies.[2]

CF
Par
EAC
Rou
FC
Hyè
Ol.
Lill
Ol.
Mar
FC
Mul
OGC
Niz
SC
Nîm
RC
Par
FC
Sèt
CF Paris 2:2 2:2 3:5 6:2 5:0 2:0 5:2 5:5 2:3
EAC Roubaix 4:1 2:1 2:1 2:1 2:2 2:2 4:4 1:1 0:3
FC Hyères 3:1 3:1 0:1 1:1 1:1 1:0 2:2 1:2 1:2
Olympique Lille 3:1 2:0 2:1 1:2 2:0 3:0 4:0 4:1 4:2
Olympique Marseille 5:1 2:2 1:2 7:0 3:1 1:0 2:0 1:0 3:1
FC Mulhouse 2:3 6:2 3:1 1:2 1:4 5:2 3:4 3:5 3:1
OGC Nizza 2:0 2:2 2:1 2:3 1:0 5:2 2:3 0:0 2:2
SC Nîmes 3:1 2:0 3:0 0:3 1:3 3:1 2:0 5:1 1:3
RC Paris 4:1 2:2 2:1 0:1 3:1 2:1 2:2 3:1 5:3
FC Sète 3:2 0:2 1:0 1:0 1:1 1:1 1:2 1:1 3:2
Pl. Mannschaft Sp G U V Tore Tor-
verh.
Pkte.
 (a)
1. Olympique Lille 18 14 0 4 41:23 28:08
2. Olympique Marseille 18 10 3 5 40:24 23:13
3. Racing Club Paris 18 8 5 5 40:36 21:15
4. FC Sète 18 8 4 6 32:32 20:16
5. SC Nîmes 18 8 3 7 37:38 19:17
6. Excelsior AC Roubaix 18 5 8 5 32:37 18:18
7. OGC Nizza 18 5 5 8 26:32 15:21
8. Club Français Paris 18 5 3 10 43:50 13:23
9. FC Hyères 18 4 4 10 22:29 12:24
10. FC Mulhouse 18 4 3 11 36:48 11:25

(a) 
In Frankreich wird bei der Angabe des Punktverhältnisses ausschließlich die Zahl der Pluspunkte angegeben; hier geschieht dies in der in Deutschland zu Zeiten der 2-Punkte-Regel üblichen Notation.

Gruppe B

Von Saisonbeginn an gelang es keiner Mannschaft, sich einen entscheidenden Vorsprung zu verschaffen. Im weiteren Verlauf entwickelte sich ein Dreikampf zwischen den Nachbarn aus Antibes und Cannes, die im „besonders hitzigen“ direkten Aufeinandertreffen jeweils ihr Heimspiel gewannen, sowie dem „heimlichen Favoriten“ FC Sochaux. Vor dem letzten Spieltag besaßen theoretisch noch alle drei Konkurrenten die Chance auf den Gruppensieg, wobei die beiden Letztgenannten gegeneinander zu spielen hatten, während Erstere eine als leichter eingeschätzte Aufgabe erfüllen mussten. Offenbar wollte allerdings Antibes’ Trainer auf Nummer sicher gehen: Er soll vor der Partie gegen den SC Fives versucht haben, mit Funktionären der Liller Vorstädter ein „Arrangement zu finden, dass deren Spieler den Antibois den Sieg überlassen“. Tatsächlich verlor Cannes dann in Sochaux, während Antibes sich mit 5:0 durchsetzte. Die FFFA reagierte prompt, erließ gegen mehrere Präsidiumsmitglieder und den Trainer des Vereins Funktionsverbote und schloss die Mannschaft vom Endspiel aus; dies bestritt stattdessen die AS Cannes.[5]

Ol.
Alè
Ol.
Ant
AS
Can
CA
Par
SC
Fiv
FC
Met
SO
Mon
RSO
Par
SUC
Ren
FC
Soc
Alès Olympique 3:3 2:4 2:1 7:4 2:3 2:2 0:0 4:4 0:1
Olympique Antibes 0:0 1:0 3:0 5:0 1:1 0:2 2:0 3:1 4:1
AS Cannes 2:0 3:0 2:2 5:5 0:1 3:0 2:1 3:0 1:1
CA Paris 2:1 2:3 1:1 1:2 2:1 2:2 2:2 3:1 3:5
SC Fives 3:0 0:5 1:1 0:2 8:1 2:3 3:2 4:4 2:2
FC Metz 4:0 3:2 0:2 2:3 0:0 2:1 1:7 1:2 0:3
SO Montpellier 2:0 2:1 1:2 3:4 4:2 7:3 1:1 1:0 2:0
Red Star Olympique 5:0 2:3 1:1 3:4 0:1 2:2 4:0 6:2 0:1
Stade Rennes UC 4:0 0:0 5:4 3:1 0:1 4:0 6:1 3:1 1:1
FC Sochaux 5:2 1:3 2:1 1:3 6:4 5:0 2:3 1:1 2:1
Pl. Mannschaft Sp G U V Tore Tor-
verh.
Pkte.
1. Olympique Antibes 18 10 4 4 39:21 24:12
2. AS Cannes 18 8 6 4 37:24 1,54 22:14
3. FC Sochaux 18 9 4 5 40:31 1,29 22:14
4. SO Montpellier 18 9 3 6 37:36 21:15
5. CA Paris 18 8 4 6 38:37 20:16
6. Stade Rennes UC 18 7 4 7 41:36 18:18
7. SC Fives 18 6 5 7 42:48 17:19
8. Red Star Olympique 18 4 6 8 38:29 14:22
9. FC Metz 18 5 3 10 25:51 13:23
10. Alès Olympique 18 2 5 11 25:49 09:27

Endspiel der Gruppensieger

14. Mai 1933, Stade Olympique Yves-du-Manoir in Colombes, 12.000 Zuschauer

Olympique Lille – AS Cannes 4:3 (2:0)

Torfolge:
1:0 Barrett
2:0 Varga
2:1 Fecchino
3:1 Winckelmans
3:2 Calecca
3:3 Tourniaire
4:3 Winckelmans[6]

Die Spieler des Meisters

Meistermannschaft aus Lille

Im Endspiel stand folgende Elf von Olympique Lille auf dem Platz:[7]

Robert DéfosséJules Vandooren, A. Théry – Georges Meuris, McGowan, Georges Beaucourt – U. Decottignies, Varga, Lutterlock, William Barrett, Georges Winckelmans

Während der Saison ebenfalls zum Einsatz kamen:[8] Amard, Delannoy, De Loose, Lubrez, Maier, Vandevelde, Wattrelos

Lilles 41 Treffer in den Gruppenspielen erzielten:[9] Barrett (9), Winckelmans (7), Delannoy, Varga, Lutterlock (je 5), Decottignies (4), Amard (3), McGowan (2), De Loose (1)

Erfolgreichste Torschützen

Im Endspiel erzielte Treffer zählten hierfür offiziell nicht;[10] sonst hätte auch Fecchino es auf 15 Treffer gebracht.

Pl. Spieler Verein Tore
1 Deutschland Walter Kaiser Rennes
15
Robert Mercier Club Français
15
3 Joseph Alcazar Marseille
14
Pierre Fecchino Cannes
14
5 Uruguay Renato Finamore Red Star
13
OsterreichÖsterreich Karl Klima (b) Antibes
13
7 Pierre Bertrand Red Star
12
Robert Saint-Pé Fives
12
Ungarn István Zavadsky Montpellier
12
10 André Cheuva Fives
11
Julien Dominique Rennes
11
Ernest Libérati Fives
11

(b) 
Bezüglich der Person Karl Klimas, der auch der erste Torschütze dieser Debütsaison war – er verwandelte am 11. September 1932 in der achten Spielminute einen Freistoß gegen Red Star Olympique –,[8] kommt es in der Literatur häufig zu einer Verwechslung mit seinem Bruder Johann.

Mit insgesamt 708 Treffern in 181 Matches – einschließlich des Endspiels – ergab sich ein Mittelwert von 3,9 Toren pro Partie.

Siehe auch

Literatur

  • Almanach du football éd. 1932/33. Paris 1933
  • Hubert Beaudet: Le Championnat et ses champions. 70 ans de Football en France. Alan Sutton, Saint-Cyr-sur-Loire 2002, ISBN 2-84253-762-9
  • Sophie Guillet/François Laforge: Le guide français et international du football éd. 2009. Vecchi, Paris 2008, ISBN 978-2-7328-9295-5
  • Paul Hurseau/Jacques Verhaeghe: Olympique Lillois – Sporting Club Fivois – Lille O.S.C. Alan Sutton, Joué-lès-Tours 1997, ISBN 2-84253-080-2
  • Jean-Philippe Rethacker: La grande histoire des clubs de foot champions de France. Sélection du Reader’s Digest, Paris/Bruxelles/Montréal/Zurich 2001, ISBN 2-7098-1238-X

Anmerkungen und Nachweise

  1. Hurseau/Verhaeghe, S. 19
  2. a b Beaudet, S. 12f.
  3. Alfred Wahl/Pierre Lanfranchi: Les footballeurs professionnels des années trente à nos jours. Hachette, Paris 1995, ISBN 978-2-0123-5098-4, S. 62ff. und 79 (Tabelle)
  4. Almanach, S. 77
  5. Beaudet, S. 13.
  6. Über die Frage, ob dieser entscheidende Treffer in der regulären Spielzeit oder erst in der Verlängerung fiel, gibt es in der Literatur zwei Meinungen: Rethacker, S. 13, Guillet/Laforge, S. 132, und Pierre Delaunay/Jacques de Ryswick/Jean Cornu: 100 ans de football en France. Atlas, Paris 1983², ISBN 2-7312-0108-8, S. 126, erwähnen eine Verlängerung (prolongation); dies tut auch Beaudet im Tabellenteil seines Buches (S. 190), der diesen Treffer aber im Spielbericht auf S. 14 als „in den letzten Minuten“ erzielt beschreibt. Und Hurseau/Verhaeghe, S. 22, verorten den Siegtreffer exakt in der 86. Spielminute.
  7. nach dem Mannschaftsfoto bei Hurseau/Verhaeghe, S. 23, und Guillet/Laforge, S. 132
  8. a b Guillet/Laforge, S. 132
  9. Almanach, S. 70
  10. Almanach, S. 80