Empirie
Die Empirie (v. griech.: εμπειρία empeiría = die Erfahrung) ist im eigentlichen Sinne nur wissenschaftlich, d. h. auf methodischem Weg (Induktion und Analogie sowie durch absichtlich angestellte Beobachtungen und Versuche), gewonnene Erfahrung. Hinzu kommen Befragungen vorher nach bestimmten Gesichtspunkten ausgewählter Individuen oder Gruppen, so genannter Probanden.
Erfahrung kann äußere oder innere sein, je nachdem ob sie auf sinnlichen Wahrnehmungen oder Beobachtungen unseres inneren Lebens beruht. Um zu einer angemessenen wissenschaftlichen Genauigkeit zu gelangen, d.h. eine relative Gewissheit zu erreichen, sind Erfahrungen, mit Experimenten und anderen Methoden zu verbinden. Dies gilt nicht nur für die äußeren Erfahrungen, sondern auch für die inneren, bei der noch die eigentümliche Schwierigkeit hinzutritt, dass das beobachtende Subjekt zugleich das beobachtete Objekt ist, bzw. dass sich das Ich sich selbst gegenüberstellen und sich als Nicht-Ich betrachten muss.
Die Empirie spielt nicht nur in den eigentlichen empirischen (Erfahrungs-)Wissenschaften, insbesondere in der Naturwissenschaft und Medizin, sondern auch in der Philosophie und Soziologie eine Rolle. Nach Kant bildet Erfahrung die Grundlage der gesamten theoretischen Philosophie. Jedoch kann durch bloße Erfahrung keine philosophische Erkenntnis gewonnen werden. Zusammengetragene Erfahrungen von einzelnen oder Gruppen aus der ganzen Welt und jeder Zeitepoche, bilden lediglich eine Masse von ungeordneten Einzelheiten, auf deren Grundlage sich keine wissenschaftliche Erkenntnis bilden kann. Der Mensch muss also Strukturierungsprinzipien und andere Forschungsmethoden etwickeln. Er kann die gesammelte Erfahrung einer Begriffsbildung unterziehen und diese einer regelmäßigen Bearbeitung unterwerfen. Ob dies die angemessene Weise des Philosophierens ist, wurde insbesondere im Universalienstreit debattiert.
Am wichtigsten ist die reine Empirie für die Naturwissenschaften, weil in diesen auch eine einzelne Erfahrung einen relativen Wert hat. Freilich muss sich auch hier die rein empirische Erkenntnis, d. h. diejenige, die nur auf einzelnen Erfahrungen beruht, gefallen lassen, durch jede neu gemachte entgegenstehende Erfahrung berichtigt und widerlegt zu werden.
Das Wissenschaftsverständnis der Empirie steht in vielen Wissenschaftsgebieten vor allem in der Geisteswissenschaft im Widerstreit mit der Hermeneutik.
Empiriker heißen diejenigen Philosophen, welche alle Erkenntnis aus der Erfahrung ableiten zu können meinen, auch solche Ärzte, welche ihr Wissen und ihre Kunst allein auf die Erfahrung gründen, mit Ausschluß aller theoretischen Ansichten und Lehrgebäude.
'Empirisch' werden alle Begriffe, Urteile und Schlüsse genannt, welche sich bloß auf Erfahrung gründen.
Empirismus ist dasjenige philosophische System, nach welchem alle Erkenntnis einzig und allein aus der Erfahrung abgeleitet werden soll.
Siehe auch
Weblinks
Vorlage:Meyers
ist obsolet; heißt jetzt Vorlage:Hinweis Meyers 1888–1890