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Geschichte des Geldes

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deutsches Geld Reichsmark
deutsches Geld Reichsmark
10 000 000 Danzig Mark
Braunschweiger Geldschein
deutsches Geld DDR 5 Pfennig

Geld ist ein Gut, das allgemein als Zahlungsmittel, Mittel zur Wertaufbewahrung und als Recheneinheit gebräuchlich ist. Geld kann gegenständlich vorliegen (als Münzen oder Geldscheine), schriftlich auf Kontenblättern oder elektronisch gespeichert (in Computern oder auf Wertkarten).

Wissenschaftlich wird Geld vorzugsweise in der Volkswirtschaftslehre behandelt, jedoch auch in Philosophie und Soziologie (Geldsoziologie).

Wirtschaftliche und rechtliche Bedeutung des Geldes

Aus wirtschaftlicher Sicht gesehen werden als Geld Belege (Inhaber-Dokumente) über das Recht des Geldinhabers zum Erwerb angebotener wirtschaftlicher Leistungen (Waren, Arbeits- bzw. Dienstleistungen) bezeichnet. Dieses Recht ist durch Übergabe des Geldbelegs von einem Geldinhaber zum anderen übertragbar. Das Angebot wirtschaftlicher Leistungen gegen die Hingabe von Geld ist die wirtschaftliche Deckung des Geldes und verschafft ihm Wert, bezeichnet als Kaufkraft. Ohne wirtschaftliche Deckung hat Geld keine Kaufkraft.

Rechtlich gesehen wird Geld definiert als Belege über das Recht (Guthaben) des Geldinhabers auf die Inbesitznahme (Rückgriff) eines zu diesem Zweck verpfändeten nutzbaren Gutes (Schuld) eines Eigentümers, das dieser bis zum Rückgriff selbst nutzen kann (z. B. Grundpfand, Bürgschaft). Rechtliche Grundlage hierzu ist das Darlehen. Die Rückgriffsmöglichkeit auf das verpfändete Gut ist die rechtliche Deckung des Geldes. (Diese rechtliche Grundlage ist beim alltäglichen Umgang mit Geld nicht bewusst.)

Erweiterte Definition

Streng genommen ist Geld nur das, was gesetzlich als Zahlungsmittel unter Annahmezwang steht. Dies sind meist staatlich ausgegebene Münzen und bedruckte Geldscheine mit Wertangabe, die jeder Bürger als Zahlungsmittel akzeptieren muss. Sie werden auch als Bargeld bezeichnet. Auch Schecks und Sichtguthaben bzw. Sichteinlagen oder Giralgeld übernehmen die Funktion von Zahlungsmitteln, der Empfänger ist aber nicht zur Annahme verpflichtet. Sichtguthaben werden zur Geldmenge dazugezählt, da sie einen Anspruch auf Geld dokumentieren. Dieser Anspruch ist aber rechtlich kein Geld, da Banken nicht verpflichtet sind, Sichtguthaben in voller Höhe als Geld vorrätig zu halten.

Die Übertragbarkeit von Geld kommt zustande durch allgemeine, entweder stillschweigende oder ausdrückliche Übereinkunft der Mitglieder einer Gemeinschaft oder durch gesetzlich verordnete Verpflichtung der Einwohner eines Staatsgebiets zur Annahme der Geldbelege (Münzen, Geldscheine) zum Begleichen von Rechnungen und Schulden. Dadurch wird Geld in seinem Verbreitungsraum (Währungsraum) zu einem anerkannten Zahlungsmittel. Die fortlaufende Übertragung von Geld innerhalb seines Währungsraums wird als Umlauf des Geldes bezeichnet.

Ein Zahlungsmittel dient grundsätzlich dem Begleichen von Schulden und ist somit Schuldentilgungsmittel. Als Zahlungsmittel ist Geld ein Zwischentauschmittel. Es wandelt den einstufigen und aufwändigen direkten Tausch, bei dem Waren oder Dienstleistungen direkt gegeneinander getauscht werden, in einen zweistufigen, einfacheren Tausch von Ware gegen Geld und von Geld gegen Ware um und ermöglicht dadurch ein zeitliches, räumliches und größenmäßiges Auseinanderfallen von Kauf und Verkauf. Während des Überbrückens der Zeit zwischen Kauf und Verkauf ist Geld Wertaufbewahrungsmittel.

Die Übertragbarkeit des Geldes und seine Tauschbarkeit gegen angebotene Güter ist Voraussetzung für die allgemeine Wertschätzung des Geldes. Sie beruht auf der Erwartung seines Besitzers auf den Nutzen der mit ihm zu erwerbenden Güter.

Dem wirtschaftlichen Erwerbsrecht des Geldinhabers steht keine Verpflichtung eines Anbieters zur Erbringung von Leistungen gegenüber; insofern dokumentiert Geld wirtschaftlich gesehen eine einseitige Rechtsbeziehung.

Im internationalen Austausch bezeichnet man unterschiedliches Geld als Währung.

Die Menge von Geld wird gemessen in Geldeinheiten (Währungseinheiten), die je nach Währung eigene Namen besitzen, z. B. Euro, Franken, Dollar. Eine Geldeinheit ist Rechen- und Vergleichseinheit für wirtschaftliche Werte, die in einer Anzahl Geldeinheiten ausgedrückt werden können. Dadurch ist Geld allgemeiner Wertmaßstab, mit dem die Werte von Lieferungen Arbeitsleistungen und Sachen miteinander verglichen werden können.

Geld besitzt zweierlei Wert. Quantitativ verschafft Geld seinem Besitzer Kaufkraft. Die Kaufkraft des Geldes liegt im Wert der damit zu erwerbenden nutzbaren Güter. Sie wird gemessen in Geldeinheiten. Qualitativ verschafft Geld Zahlungsfähigkeit (Liquidität) und Wahlfreiheit unter den zum Erwerb angebotenen Leistungen wie auch über die Verwendung des Geldes bezüglich Ort und Zeit. Der Vorteil von Zahlungsfähigkeit und Wahlfreiheit zusammen ist die Liquiditätsprämie des Geldes. Die Liquiditätsprämie ist Bestandteil des Zinses, der für das Verleihen von Zahlungsfähigkeit und Wahlfreiheit gezahlt wird, und wird gemessen in Geldeinheiten pro Zeit.

Entstehung

Geld entstand, um als universales Tauschmittel den Handel zu vereinfachen. Während Geld früher an wertvolle physische Tauschmittel wie z. B. Münzen aus Gold gebunden war, sind die Träger heute in der Regel aus an sich wertlosem Material (Banknoten aus Papier). Im internationalen Austausch bezeichnet man unterschiedliches Geld als Währung. Der Wert von Geld entsteht aus dem von ihm repräsentierten Gegenwert. Früher wurden in Europa Gold und Silber als Wertgaranten für das Geld hinterlegt (siehe dazu Goldeinlösegarantie). Dies ist heute nicht mehr gängig, und Geld repräsentiert den Wert von Gütern, die man damit erwerben kann. Damit wird auch klar, dass die Erstellung zusätzlicher Geldscheine und Münzen den Gesamtwert des in einer Volkswirtschaft umlaufenden Geldes nicht erhöht, sondern nur zu Inflation führt.

Geschichtliche Herkunft des Geldes

Optimierung des Tauschhandels

Man nimmt an, dass ursprünglich Waren und Dienstleistungen direkt gegeneinander getauscht wurden (Tauschhandel). Da dies auf längere Sicht unpraktisch war, wurden Waren und Dienstleistungen gegen andere, leichter tauschbare Waren eingetauscht. Solches Warengeld waren wertvolle nützliche oder schöne Dinge wie Rinder, Kamele, Felle, Dolche, Spaten, Schmuckringe, besondere Steine, Salz und vieles mehr. Mit der Entdeckung, dass manche dieser Dinge immer wieder weitergegeben, aber nicht mehr als Nutzgüter gebraucht wurden, wurden kleine und weniger wertvolle Nachbildungen dieser Gegenstände als Zahlungsmittel verwendet. So kam es beispielsweise zu Messergeld, Spatengeld und Ähnlichem. Zum Warengeld gehörten auch Muscheln, insbesondere Kauri-Muscheln, die in der Mitte des 20. Jahrhunderts noch in Afrika, Südasien und auf den Südseeinseln in Gebrauch waren. In Tibet wurde noch bis zum Einmarsch der Chinesen im Jahr 1950 vielfach mit Gerste bezahlt.

Dies sind Formen prämonetären Zahlungsverkehrs. (Das lateinische Wort für Geld heißt pecunia "Vermögen an Kleinvieh", von pecus Vieh, weil das erste römische Münzgeld den Wert eines Rindes verkörpern sollte.) Aspekte der Zählbarkeit, der Lagerfähigkeit und der leichten Transportierbarkeit spielten bereits früh eine Rolle bei der Wahl des Materials, auch im Hinblick auf die Möglichkeit, Werte aufzubewahren. Diesem Bedürfnis entsprachen z. B. Barren und Drähte aus Bronze oder Silber, die sehr werthaltig und leicht aufzubewahren waren.

Die ersten Münzen wurden im Westen der heutigen Türkei von den Lydern zwischen 640 und 600 v. Chr. in verschiedenen Größen und Werten in Gold geprägt und als Zahlungsmittel herausgegeben, um die Bezahlung von Söldnern zu vereinfachen. Dazu wurde Goldstaub von bestimmter Menge zu Münzen verschmolzen und mit einem Prägebild des Königs versehen. Der letzte Lyderkönig Krösus gelangte dadurch in den Ruf, unermesslich reich zu sein. Die Münzen erleichterten den Handel wesentlich. Sie hatten den Vorteil, immer gleiche Größe, gleiches Gewicht und gleiches Aussehen zu besitzen und statt gewogen abgezählt werden zu können.

Kritik an der Annahme der Entstehung des Geldes aus dem Tauschhandel kommt von Vertretern der Debitismus-Theorie, insbesondere von Paul C. Martin. Als Argument wird vorgebracht, das Einführen eines dritten Tauschgegenstands würde den Tausch zunächst noch verkomplizieren. Aus einer einzigen Transaktion würden zwei. Entscheidend sei vielmehr die Funktion des Geldes, die Zeit zwischen dem Bedarf an Ware A und der Produktion von Ware B zu überbrücken. Daraus ergebe sich, dass Geld von vornherein keine Ware und kein Tauschgegenstand gewesen sei, sondern Zeichen für ein Schuldverhältnis.

Metallgeld

Bis in das 18. Jahrhundert hinein waren die Währungen Europas über den Edelmetallgehalt in ihrem Wert definiert. Die nationalen Münzstätten überwachten neben der eigenen Produktion die ausländischen Prägungen – Überbewertungen einer Währung traten auf, wenn Münzen international über oder unter ihrem Metallwert gegeneinander verrechnet wurden. Immense Probleme bereitete im praktischen Umgang mit Münzen an dieser Stelle der mutwillige Abschliff, bei dem Metall der Münze durch Abfeilen entzogen wurde. Hier mussten sorgfältigere Prägungen der Münzen Einhalt gebieten, Prägungen, bei denen man an der Integrität der Ränder sah, wenn Metall entfernt wurde.

Noch größere Probleme bereitete die Fluktuation der Edelmetallwerte untereinander. Hatten Währungen Gold, Silber und Kupfermünzen, so ließ sich ihr Wert nicht stabil gegeneinander halten. Silber floss aus Spanien und England, da englische und spanische Händler Goldmünzen geringfügig größeren Wert beimaßen, als ihre internationalen Handelspartner dies taten – ein Problem, das sich im internationalen Handel ausweitete: In Asien sah man keinen Grund, die große Goldschätzung Europas nachzuvollziehen. Silber floss gegen Gold nach Asien ab. Die Lösung des Problems wurde im frühen 18. Jahrhundert in England die grundsätzlich Gold-basierte Währung, bei der die Bank of England versicherte, den jeweiligen Marktwert Goldes dem Besitzer einer jeweiligen englischen Münze jederzeit auszuzahlen (siehe Goldeinlösegarantie). Die Probleme dieser Umstellung waren absehbar: Wie war gewährleistet, dass die Bank nicht mehr Münzen ausgab, als sie durch Goldbesitz deckte? Hier kam es in den 1730ern zu einer Vertrauenskrise, in der die Bank of England nur durch die Bereitschaft des Londoner Großhandels gerettet wurde, der die Garantien übernahm. Auf der anderen Seite entfiel nun jeder Anreiz zur Münzmanipulation und jede Wertverschiebung zwischen landesinternen Münzsorten, wie man sie zwischen goldbasierten Gunieas und silberbasierten Kronen im Lauf des 17. Jahrhunderts mitsamt einem unkontrollierten Abfluss von Silbergeld erfahren hatte.

Noch weit bis ins 19. Jahrhundert hinein waren einige Währungen - wie z.B. der US-Dollar - goldgedeckt. Sogar manche Banken wie die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel konstituieren sich über Aktien, die in Goldfranken definiert sind. Es ist also auch heute nicht selbstverständlich geworden, die Golddeckung aufzugeben.

Das Greshamsche Gesetz beschreibt, welche Geld-Typen in Konkurrenz zueinander bevorzugt werden.

Verwendung des Geldes und Geldfunktionen

siehe Hauptartikel Geldfunktion

Besitzt jemand Geld, so kann er im Wesentlichen folgendes damit machen:

  1. Das Geld kann ausgegeben werden (Konsum, Zahlungsmittel)
  2. Das Geld kann gegen Zins angelegt ("investiert") werden (Investition)
  3. Das Geld kann in eine andere Währung getauscht werden (Umtausch)
  4. Das Geld kann behalten oder gehortet werden (Wertaufbewahrung)
  5. Das Geld kann vernichtet werden (absichtlich oder versehentlich, zum Beispiel nach Währungsreform)

Die Summe des umlaufenden Geldes spiegelt die Verteilung des Sozialprodukts: Die Menge Geld, die jemand besitzt, entspricht dem Sozialprodukt, das er bekommen könnte, wenn er das Geld ausgeben würde.

Dem Geld werden gemäß seiner Verwendung i. A. drei Funktionen beigemessen. Über sie bestimmt sich auch, was als Geld zu definieren ist: genau diejenigen Träger, die die drei Geldfunktionen gut erfüllen (siehe Absatz Geldmenge).

Zahlungsmittelfunktion

In einer Wirtschaft ohne allgemeines Wertmaß (z. B. Geld) muss für eine erfolgreiche Transaktion zwischen zwei Wirtschaftssubjekten eine doppelte Übereinstimmung deren Tauschwünsche vorliegen. Ein Beispiel: Ein Bauer möchte Getreide verkaufen und benötigt Werkzeuge. Ein Handwerker möchte sein Werkzeug gegen Fleisch eintauschen. Zwischen diesen beiden wird niemals Handel stattfinden können, da die Verkaufsabsicht des Bauern nicht mit dem Kaufwunsch des Handwerkers übereinstimmt. Beide werden wahrscheinlich lange suchen müssen, bis sie auf jemanden mit entsprechenden Transaktionswünschen treffen. Kommt nun Geld ins Spiel, wird dieser Vorgang stark vereinfacht: Der Bauer kann sein Getreide bei einem dritten verkaufen und das erhaltene Geld bei dem Handwerker gegen Werkzeug eintauschen. Der Handwerker kann mit dem erhaltenen Geld bei einem vierten Fleisch kaufen. Es sind also nur noch eine einfache Übereinstimmung der Wünsche und die Einigung über den Preis nötig.

Rechenmittelfunktion

Dient Geld als allgemeines Wertmaß, werden alle Preise einer Ökonomie in Geldeinheiten (GE) ausgedrückt. Der Effizienzvorteil ist in der Anzahl der Tauschverhältnisse zu sehen. In einer Ökonomie mit 1 Million Gütern existieren etwa 500 Milliarden relative Preise, welche die paarweisen Austauschverhältnisse der Güter untereinander angeben (z. B.: 1 h Arbeit = 5 Brote = 1 Hose). Bei Verwendung von Geld als allgemeines Wertmaß reduziert sich dies wieder auf 1 Million Austauschverhältnisse (z. B.: 1 h Arbeit = 5 GE = 5 Brote) was den Preisvergleich weniger mühsam macht.

Wertaufbewahrungsfunktion

Ein Zahlungsmittel muss seinen Wert behalten können. Darum wurden fast immer unverderbliche Waren als "Geld" vereinbart (z. B.: Gold, Diamanten). Ein Bauer ohne Geld wäre deshalb nur so lange in der Lage, sein Getreide gegen andere Güter einzutauschen, bis es verdorben ist. Daher wäre er gut beraten, sein Getreide frühzeitig gegen "unverderbliches" Geld einzutauschen, zu "verkaufen". Dies wird auch als konsekutive Wertaufbewahrungsfunktion bezeichnet. Die eigenständige, konstitutive, Wertaufbewahrungsfunktion hingegen bezeichnet die Geldvermögensbildung durch Hortung, also das Behalten des Geldes einzig und allein wegen der Wertaufbewahrung.

Arten der Geldmenge

siehe Hauptartikel Geldmenge

Wie bereits erwähnt ist der Begriff "Geld" nicht an einen bestimmten Träger gebunden. Vielmehr wird jeder Träger als Geld definiert, der die drei Geldfunktionen erfüllt. Da unterschiedliche Träger die Funktionen in unterschiedlichem Grad erfüllen, ist eine eindeutige Abgrenzung von Geld und Nicht-Geld kaum möglich. Aus diesem Grund definieren die Zentralbanken den Begriff Geld in mehrfacher Weise. Hierzu werden verschiedene Geldmengen unterschieden, je nach Erfüllung der Geldfunktionen:

Die Geldmenge M0 ist das von der Zentralbank geschaffene Geld und besteht aus den Giroguthaben der Banken bei der Zentralbank und den im Umlauf befindlichen Münzen und Banknoten. Sie unterliegt dem direkten Einfluss der Zentralbank. Die Geldmenge M1 umfasst die Gelder, die jederzeit als Zahlungsmittel eingesetzt werden können, also Bargeld und Sichteinlagen (M1). Geldmenge M2 und M3 umfassen – nach einer möglichen Definition – zusätzlich innerhalb einer Obergrenze wandelbare Spareinlagen (M2) oder zusätzlich dazu Termingelder (M3).

Heutige Geldschöpfung

Prozess der Geldschöpfung

siehe Hauptartikel Geldschöpfung

Auf einer theoretischen Ebene kann man zwei unterschiedliche Arten von Geld unterscheiden. Zum einen das Zentralbankgeld, das von der Zentralbank geschaffen oder vernichtet wird; hierzu zählt auch das Bargeld. Zum anderen das Geschäftsbankengeld, das durch die privaten Geldinstitute entsteht oder verschwindet, wobei es sich genau genommen nur um Geldforderungen handelt.

Geld kann durch das Zusammenspiel von Zentralbank, Geschäftsbanken, privaten Haushalten und öffentlicher Hand erzeugt werden, man spricht hier von der Geldschöpfung. Der häufigste Weg der Geldschöpfung basiert auf der Gewährung von Krediten.

Die Geschäftsbanken können Geld schöpfen, indem sie ihren Kunden Kredite gewähren. Nach Gewährung des Kredites schreibt die Bank dem Kreditnehmer einen entsprechenden Betrag auf dessen Girokonto gut und der Kreditnehmer kann dieses Geld an andere Kunden der Bank oder Kunden anderer Banken überweisen (Giralgeld). Durch diesen Vorgang wird Geld geschaffen, da auf der einen Seite Geld in Umlauf gebracht wird, auf der anderen Seite aber nur eine Forderung der Bank gegen den Kreditnehmer (Schuldtitel) als Position in der Bilanz der Bank entsteht. Umgekehrt wird bei der Rückzahlung des Kredites Geld vernichtet, da Geld zurück an die Bank fließt und gegen den Schuldtitel verrechnet wird. Volkswirtschaftlich wird Geld nur geschöpft wenn die Gesamtkreditaufnahme größer als die Gesamtkredittilgung ist, also eine positive Nettokreditaufnahme der Gesellschaft (alle Sektoren Staat, Wirtschaft und Haushalte zusammen) stattgefunden hat.

Da das neu geschaffene Geld wieder als Basis für weitere Geldschöpfung dienen kann, gibt es theoretisch keine obere Grenze für das von den Banken geschaffene Geld. Um diesen Vorgang zu kontrollieren, gibt es neben Bilanzvorschriften (keine Überschuldung, Eigenkapitaldeckung) eine Mindestreservepflicht, d. h. die Geschäftsbanken müssen für jedes Sichtguthaben ihrer Kunden einen bestimmten Prozentsatz (z. B. 1,5%) an Zentralbankguthaben halten (bei der Zentralbank hinterlegen). Eine weitere Grenze ist systemimmanent gegeben, da letztlich nicht Banken sondern die Gesellschaft das Geld schöpft. Finden die Banken keine zusätzlichen Kreditnehmer, so kann sie auch kein Geld schöpfen (im Sinne von Gesamtgeldmenge erhöhen).

Wenn das Eigenkapital der Bank und die Einlagen der Kunden nicht ausreichen, um die Kreditvergabe in dem gewünschten Maße durchzuführen, hat die Geschäftsbank die Möglichkeit sich Geld bei der Zentralbank zu leihen, man spricht von Refinanzierung.

Die Zentralbank kann Geld auch ohne die Vergabe von Krediten erzeugen, z. B. durch den Ankauf von Devisen, Edelmetallen oder Wertpapieren. Neben diesem Instrument hat die Zentralbank weiterhin die Möglichkeit aktiv Schuldtitel zu kaufen (Offenmarktpolitik) oder Kredite an die Geschäftsbanken zu vergeben. Die Vergabe von Krediten an die öffentliche Hand ist im Euroraum seit der zweiten Stufe der Europäischen Währungsunion von 1994 verboten, d. h. der Staat darf sich kein Geld bei seiner Notenbank leihen. Ganz anders sieht es da in den USA aus: Dort machte beispielsweise am 17._November 2004 der Posten „U.S. Treasury“ sage und schreibe 89.3% der gesamten Aktiva des Federal Reserve System aus. Der US-Dollar ist mit anderen Worten fast ausschließlich durch die US-Staatsverschuldung "gedeckt".

Damit der Kunde einer Bank auch außerhalb des Bankensystems Geschäfte mit dem Geld abwickeln kann, werden von der Zentralbank (Notenbank) Geldscheine gedruckt, welche sich die Geschäftsbanken „ausleihen“ (eigentlich Kauf mit Rückkaufvereinbarung) können, um sie an ihre Kunden auszuzahlen (Bargeld).

Als Bank der Banken übernimmt die Zentralbank auch die Verrechnung von Überweisungen zwischen den Geschäftsbanken über Zentralbank-Konten (Zentralbankgeld ZBG). Die verpfändeten Schuldtitel, für die eine Geschäftsbank ZBG (Bargeld oder Gutschrift) erhält, sind häufig auch durch die Bank selbst oder andere Banken emittiert worden.

Die Zentralbank gibt Geld aber nicht umsonst ab. Sie erhebt eine "Nutzungsgebühr", die so genannten Zentralbankzinsen. Betragen die Zentralbankzinsen zum Beispiel fünf Prozent im Jahr und wird ein Titel verpfändet und erhält die verpfändende Bank dafür 1.000 Euro, so muss die verpfändende Bank nach einem Jahr 1.050 Euro zurückzahlen. Diese Zentralbankzinsen gibt die Bank natürlich an den Kreditnehmer weiter und schlägt noch etwas drauf, so eine Risikoprämie, Bearbeitungsgebühren, Gewinnprämien usw. Am Ende entsteht daraus ein Endkunden-Zins von beispielsweise acht Prozent im Jahr.

Das gesamte Geldsystem lässt sich in Form einer Bilanz darstellen. Auf der einen Seite steht das im Umlauf befindliche Geld, auf der anderen Seite die dafür aufgenommenen Schulden, die Währungs- und Goldreserven und die Wertpapiere im Besitz der Zentralbank. Jedem Giro-Guthaben und jedem Geldschein steht also entweder eine entsprechende Schuld oder ein anderer Aktivposten in der Zentralbank-Bilanz gegenüber.

Geldmarkt

siehe Hauptartikel Geldmarkt

Für die leihweise Übereignung von Geld besteht genauso wie für Waren und Dienstleistungen ein Markt mit Angebot und Nachfrage. Die privaten Haushalte und Unternehmen fragen Geld als Kreditnehmer nach und bieten es gleichzeitig als Sparer an. Das Bankensystem dient als Vermittler zwischen den beiden Gruppen und macht den Markt hierdurch effizienter, da sich Sparer und Kreditnehmer nicht mehr einzeln finden müssen. Diesen Dienst lassen sich die Banken mit der Differenz zwischen Guthaben- und Kreditzinsen entlohnen. Der Zins, der sich an diesem Markt herausbildet ist von Angebot und Nachfrage bestimmt und stellt im Prinzip den Preis der leihweisen Uebereignung des Geldes dar. Wollen viele Teilnehmer bei einem geringen Geldangebot welches leihen, so steigt der Zins und der Anreiz für andere, ebenfalls Geld auf dem Markt anzubieten. Umgekehrt sinkt der Zins bei geringer Nachfrage und großem Angebot.

Ein Kreditnehmer erhält Geld mit der Verpflichtung, den geliehenen Betrag plus Zinsen später zurückzuzahlen. Da Geld-Leihen also etwas kostet, sind Kreditnehmer bestrebt, ihr geliehenes Geld ertragbringend zu nutzen (das heißt: sofort für Investitionen oder auch Konsum auszugeben).

Die Zentralbank nimmt auf den Geldmarkt Einfluss, indem sie entweder aktiv das Geldangebot im Rahmen einer so genannten Offenmarktpolitik beeinflusst oder über den Zinssatz für Zentralbankgeld indirekt auf Angebot und Nachfrage einwirkt. Bei der Offenmarktpolitik kauft die Zentralbank Wertpapiere und bezahlt diese mit Zentralbankgeld. Dem System wird so Geld hinzugefügt. Umgekehrt kann sie auch Wertpapiere verkaufen und dem System hierdurch Geld entziehen. Der Zinssatz für Zentralbankgeld bzw. für Einlagen bei der Zentralbank beeinflusst den Geldmarkt indirekt, weil er Anreize für die Geschäftsbanken schafft, Kredite zu gewähren oder Einlagen bei der Zentralbank zu schaffen.

Fiat Money

siehe Hauptartikel Fiat Money

Als Fiat Money (auch Kreditgeld) wird Geld bezeichnet, das von einem Emittent herausgegeben wird, ohne dass dem eine ausreichende Deckung zugrunde liegt. D. h. dass die Deckung entweder nicht vollständig oder aber tautologisch ist.

  • nicht vollständig ist die Deckung dann, wenn man bei der Rückgabe des Geldes Dinge zurück bekommt, die real weniger wert sind als der nominale Wert des Geldes.
  • tautologisch ist die Deckung dann, wenn man bei der Rückgabe des Geldes keine nützlichen Güter, sondern lediglich Forderungen zurück bekommt, die eben wieder auf fiat money lauten.

Die Bezeichnung fiat money ist abgeleitet aus dem lateinischen fiat lux (Es werde Licht), denn solches Geld kann einfach nach Bedarf geschaffen werden (Es werde Geld), und der Erschaffer (in der Regel die Zentralbank) muss keine Waren zur Deckung bereithalten.

Die Möglichkeit zur Erschaffung von Fiat Money existiert jedoch nur solange, wie die privaten Marktakteure (Haushalte, Banken und andere Unternehmen) dem so emittierten Geld einen Wert beimessen. Befürworter von Fiat Money sehen daher in dieser Form der Geldschöpfung keine wirtschaftliche Gefahr (da der Emittent zu einer hohen Glaubwürdigkeit verpflichtet ist), während Kritiker darin v. a. eine ungerechtfertigte staatliche Bereicherung sehen.

Geldpolitik

siehe Hauptartikel Geldpolitik

Zentralbanken verfolgen im Allgemeinen ein konkretes und festes Ziel bei der Geldmengensteuerung. Dieses Ziel ist häufig die Preisstabilität, d. h. die Bekämpfung der Inflation. Um die Inflationsrate auf ein volkswirtschaftlich sinnvolles Maß zu begrenzen, versucht die Zentralbank die Geldmenge synchron zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zu halten. Die Quantitätstheorie stellt einen direkten Zusammenhang zwischen Wachstum von Geldmenge und Preisniveau her.

In Zeiten geringer Inflationsraten kann die Zentralbank weiterhin versuchen Sekundärziele, wie die Steigerung des gesamtwirtschaftlichen Wachstums, zu verfolgen.

Inflation

siehe Hauptartikel Inflation

Wenn die Geldmenge übermäßig wächst oder bei konstanter Geldmenge die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes zunimmt, kommt es zu einem Ungleichgewicht zwischen dem verfügbaren Geld und den Gütern, die mit dem Geld bezahlt werden könnten. Dieses Ungleichgewicht führt zu einem Anstieg des allgemeinen Preisniveaus, das man als Inflation bezeichnet (unbedeutend ist hier die Steigerung einzelner Preise).

Inflation lässt sich gliedern in verschiedene Geschwindigkeiten (schleichend, trabend, gallopierend und Hyperinflation) und Phasen (akzelerierte Phase - stabilisierte Phase - dezelerierte Phase).

Eine Zunahme der Geldmenge kann z. B. durch die (Zins-)Politik der Zentralbank (vgl. Hyperinflation nach dem ersten Weltkrieg in Deutschland) oder eine plötzliche Erhöhung der Staatsverschuldung entstehen. Denkbar sind auch plötzlich veränderte Erwartungen der Verbraucher, die zu einem Abschmelzen der Sparguthaben führen.

Deflation

siehe Hauptartikel Deflation

Wenn die Geldmenge sinkt oder bei gleicher Geldmenge die Umlaufgeschwindigkeit des Gelds zurückgeht, kann es zu einer Periode nachhaltig fallender Preise kommen, die als Deflation bezeichnet wird. Ein Rückgang der Geldmenge kann ebenfalls durch Maßnahmen der Zentralbank ausgelöst werden (Zinspolitik) oder wenn die Umlaufgeschwindigkeit sinkt (z. B. wenn die privaten Haushalte und Unternehmen zurückhaltender bezüglich Konsum und Investitionen werden und Geld eher sparen als ausgeben).

Missbrauch des Geldes

Legenden zum Geld

Geldschöpfung

In Mythen und Märchen spielt das Geld durchaus eine Rolle. Die antike Sage, dass der kleinasiatische König Midas sich unklugerweise von den Göttern gewünscht habe, alles, was er berühre, müsse zu Gold werden, und der deshalb zu verhungern und zu verdursten drohte, ist wahrscheinlich ein Echo der Tatsache, dass das Münzgeld historisch zuerst in Lydien geprägt worden ist.

Geldzerstörung

Die vielfach gehörte Aussage, die Zerstörung von Geld sei strafbar, ist falsch. Es greift hier Paragraph 903 des Bürgerlichen Gesetzbuches, wonach der Eigentümer mit seinen Sachen grundsätzlich nach Belieben verfahren darf. Allerdings leistet die Bundesbank für vollkommen zerstörte Geldscheine keinen Ersatz.

Volkstümliche Bezeichnungen

Auf Grund der Bedeutung des Geldes und der weiten Verbreitung gibt es zahlreiche Bezeichnungen und Redewendungen für Geld. Einige davon sind:

  • Kohle (Kohle wurde nach dem 2. Weltkrieg als Zahlungsmittel verwendet)
  • Mammon (vom aramäischen oder arabischen aman = das, worauf man vertraut)
  • Moneten (von Moneta; vgl. engl. money)
  • Masade (russisch Geld)
  • Penunzen (über polnisch pieniądz von lat. Pecunia)
  • Zaster (stammt aus dem Rotwelschen und leitet sich von dem Wort "saster" für Eisen ab.)
  • Papiergeld: Riesen (Tausender), Blauer/Hunni (Hunderter [zu DM-Zeiten]), Fuffi (Fünfziger), Zwanni (Zwanziger), Scheine, Lappen
  • Münzgeld: Heiermann (Fünfmarkstück), Groschen (10 Pf.), Zwickel (Zweimarkstück, Zweieurostück)
  • Weitere: Asche, Bimbes, Eier, Kies (geht auf das jiddische Wort kis (= Geldbeutel) zurück. siehe:Liste_deutscher_Wörter_aus_dem_Hebräischen), Kikerlinge, Klötze, Knaster, Knete, Koks, Kröten, Mäuse, Mücken, Moos, Ocken, Öcken, Obulus, Piepen, Pimperlinge, Pinke, Pinkepinke, Pulver, Schabangas, Schnee, Schotter, Sickel, Steine, Taler, Zaster, Diridari
  • geringer Betrag: Peanuts
  • Für Falschgeld: Blüte, „falscher Fuffziger“ (in der Regel für unehrliche Personen)

Selbst primitivste Volkswirtschaften kennen Geld. Es gab viele Versuche, utopische Gesellschaften zu entwerfen, die ohne Geld auskommen. Sie stammen von etwa von Robert Owen, Francois Babeuf und Pierre Joseph Proudhon. Sie alle waren aber mit einer Arbeitspflicht verbunden, die die Freiheit des Einzelnen einschränkt. Tatsächlich gab und gibt es Volkswirtschaften, die ohne Geld auskommen. Solche Wirtschaftsformen sind als Naturalwirtschaft oder Subsistenzwirtschaft bekannt.

Etliche Klassiker (so Georg Simmel und Alfred Sohn-Rethel) haben bedeutende Beiträge vorgelegt. Beachtenswert ist die wissenssoziologische Analyse Sohn-Rethels, dass die abstrakte Wertform, die das Geld seit seiner Einführung als Münzgeld im Lydien des 7. vorchristlichen Jahrhunderts verkörperte, auch denkerischen Abstraktionen in anderen Bereichen (so in der frühen ionischen Naturphilosophie) angebahnt habe.

Literatur

  • Karl Marx: Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Berlin (DDR): Dietz 1953 oder Marx-Engels-Werke Bd. 42
  • Alfred Sohn-Rethel: Das Geld, die bare Münze des Apriori, Berlin: Wagenbach, 1990, ISBN 3-8031-5127-9
  • Friedrich August von Hayek: Entnationalisierung des Geldes', J.C.B.Mohr, ISBN 3-16340-272-0
  • Helmut Creutz: Das Geldsyndrom, Wirtschaftsverlag Langen Müller, ISBN 3-54870-006-3 (auch als kostenloses E-Book hier)
  • Bernd Senf: Der Nebel um das Geld – Zinsproblematik – Währungssysteme – Wirtschaftskrisen, Lütjenburg: Gauke, ISBN 3-87998-435-2
  • Günter Hannich: Sprengstoff Geld. Wie das Kapitalsystem unsere Welt zerstört, 2004, ISBN 3980852202
  • Bernard A. Lietaer: Die Welt des Geldes, ISBN 340105287X
  • Stephen Zarlenga: Der Mythos vom Geld – Die Geschichte der Macht. Zürich: Conzett, ISBN 3-905267-00-4
  • Ottmar Issing: Einführung in die Geldtheorie, Verlag Vahlen
  • Wolfgang Weimer: Geschichte des Geldes, Suhrkamp Taschenbuchverlag
  • Egon W. Kreutzer: Wolf´s wahnwitzige Wirtschaftslehre – Band III - Über das Geld, EWK-Verlag, ISBN 3-938175-16-8
  • Bernhard Felderer, Stefan Homburg: Makroökonomik und neue Makroökonomik, 7. Auflage, 1999, Springer Verlag , ISBN 3-540-66128-x
  • Oliver Blanchard, Gerhard Illing: Makroökonomie, 3.Auflage, 2003, Pearson Studium, ISBN 3-8273-7051-5

Siehe auch

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