Susanne Osthoff
Susanne Osthoff (* 1962 in München) ist eine deutsche Archäologin und Beraterin im Gesundheitswesen. Einer größeren Öffentlichkeit wurde sie bekannt durch ihre Entführung durch Geiselnehmer im Irak, die vom 25. November bis zum 18. Dezember 2005 andauerte.
Biographie
Osthoff ist Archäologin und hat einen Studienabschluss in vorderasiatischer Archäologie, Semitistik und Osteo-Archäologie. Sie studierte beim Doyen der vorderasiatischen Archäologie, Barthel Hrouda, der sie auch für Grabungskampagnen im Nahen Osten auswählte. Ihre Magisterarbeit trägt den Titel „Der Spiegel im Vorderen Orient“. Sie hält sich nach Presseinformationen seit 1991 im Irak auf und hat unter anderem Medikamente und medizinische Geräte für die Bevölkerung geliefert sowie archäologische Forschungen betrieben. Schon früher hatte sie mehrere Studien- und Ausgrabungsreisen unter anderem in die Türkei, nach Syrien, Jordanien, in den Irak und den Jemen unternommen. Seit 1998 arbeitet sie als Beraterin, Organisatorin und Trainerin für die Münchner Unternehmensberatung faktorM. im Bereich »interkulturelles Management«. Sie betreut auch im Rahmen der Kinderhilfe Irak (früher: Direkt-Hilfe Irak) ausländische Patienten in Einrichtungen des bayerischen Gesundheitswesens und initiiert, koordiniert und berät Projekte zum Aufbau des Gesundheitswesens im Irak.
Am 23. Mai 2003 erschien ein Artikel auf der Titelseite der New York Times Vorlage:Ref, in dem Susanne Osthoff die Zerstörung der Ausgrabungsstätten von Isin im Irak dokumentierte. Dort hatte sie bei mehreren wissenschaftlichen Grabungskampagnen bis 1989 mitgearbeitet.
Neben dem Gesundheitswesen engagierte sie sich u.a. auch für den Erhalt einer osmanischen Karawanserei aus dem Jahr 1796 in Mossul (Beit al Tütünj). Es gelang ihr, dafür eine Aufbauhilfe über 40.000 € vom Auswärtigen Amt am 18. Mai 2005 bewilligt zu bekommen, dessen erste Rate bereits an die irakische Antikendirektion überwiesen wurde. Die Zahlungen wurde mittlerweile auf Grund von Zweifeln an der Arbeit Osthoffs eingestellt.
Bis Mai 2005 war sie in Glonn im Landkreis Ebersberg beim Einwohnermeldeamt gemeldet und hat sich dann dort abgemeldet. Ihr neuer Wohnort ist nicht öffentlich bekannt. Sie war in den 1990er Jahren mit dem jordanischen Araber Salem Bachan aus dem Stamm der Schammar verheiratet. Bachan lernte Osthoff bei einer archäologischen Ausgrabung kennen. Nach einer kurzen Zeit der Ehe leben sie heute wieder getrennt. Ihre gemeinsame 12-jährige Tochter Tar(a)fa lebt in einem bayerischen Internat, weil für Susanne Osthoff der Irak für das Kind zu gefährlich erschien Vorlage:Ref. Osthoff spricht fließend Arabisch, davon mehrere Dialekte Vorlage:Ref und ist zum Islam konvertiert.
Nach ihrer Entführung ließ Osthoff die Möglichkeit einer baldigen Rückkehr in den Irak offen. Daraufhin strich das Außenministerium seine Förderungszusagen für ihre Denkmalsprojekte in Mossul und Arbil; außerdem äußerte Außenminister Steinmeier öffentlich "wenig Verständnis". In ihrem ersten Interview nach ihrer Entführung im arabischen Sender Al Dschasira am 24. Dezember stieß ihre angebliche teilweise Solidarisierung mit den Tätern auf fast vollständiges Unverständnis. Mehrere Politiker und die Mehrheit der Medien distanzierten sich nun von ihr.
Einige Psychotraumatologen verwiesen aber darauf, dass die nachträgliche Entlastung der Entführer durch die Entführungsopfer als Selbstschutz und Abwehrmechanismus vor ihren Todesängsten während der Entführung zu verstehen sein könne (Stockholm-Syndrom). Hinzu komme bei Osthoff auch ein überdurchschnittlich starker Wille zur Selbstbehauptung. Auch frühere Mitarbeiter von Osthoff äußerten Verständnis für ihre Einstellung.
Auszeichnungen
Für ihr Engagement und ihre Zivilcourage im Irak erhielt sie im Jahre 2003 den Tassilo-Preis der Süddeutschen Zeitung Vorlage:Ref. Seit 1991 organisierte sie Hilfsgüterübermittlungen in den Irak und initiierte, koordinierte und beriet Projekte zum Aufbau des irakischen Gesundheitswesens.
Entführung
Gefährdung
Bereits im Sommer 2005 gab es Drohungen gegen Osthoff, die auf eine mögliche Entführung hindeuteten. Damals hielt sich Osthoff in Mossul auf, um nach eigenen Angaben in der Stadt Arbil ein weiteres deutsch-kurdisches Kulturzentrum aufzubauen. Angeblich stammten diese Drohungen damals von dem Topterroristen Abu Musab az-Zarqawi. Osthoff wurde daraufhin von US-Soldaten nach Bagdad gebracht und dort 15 Tage lang festgehalten. Anschließend bestand die deutsche Botschaft darauf, dass sie die geliehene kugelsichere Weste wieder zurückgibt Vorlage:Ref.
Osthoff berichtete im Oktober einem Journalisten der «Neuen Osnabrücker Zeitung» in Bagdad von den Entführungsdrohungen. Die deutsche Botschaft in Bagdad bat sie darauf erneut, das Land zu verlassen. Mit Verweis auf ihr Informationsnetzwerk, ihre Landeskenntnisse und guten Beziehungen lehnte sie es ab, dieser Bitte nachzukommen.
Nach den Erhebungen von Brookings Institution wurden in den beiden Jahren seit dem Irak-Krieg 2003 bis zum 27. November 2005 bislang in 242 Fällen ausländische Geiseln genommen wovon 43 getötet wurden; in 73 Fällen ist das Schicksal der Betroffenen bislang unbekannt (Iraq Index, Rubrik: Foreign Nationals Kidnapped in Iraq since May 2003) Vorlage:Ref. Besonders Nichtiraker aus dem nichtmilitärischen Bereich wurden entführt, da in diesen Fällen leichter Lösegeldforderungen gestellt werden können.
Verschleppung
Nach Angaben des Krisenstabs fuhr am 25. November um 6 Uhr morgens Osthoff mit ihrem irakischen Fahrer Chalid Nadschi al-Schimani in einem weißen Taxi mit Bagdader Kennzeichen ins rund 350 Kilometer entfernte Arbil im Nordirak. Nach etwa 200 Kilometern, kurz vor Tus Churmatu, war die Straße angeblich wegen einer Militäraktion gesperrt. Osthoff beschloss die Weiterfahrt und wollte die Stadt vermutlich westlich umfahren. Sie hatte sich um 10 Uhr mit ihren irakischen Gesprächspartnern in Arbil verabredet, kam dort allerdings nicht mehr an. Die beiden Reisenden wurden von einer Gruppe von Geiselnehmern namens "Saraja al-Salasil" ("Sturmtruppen der Erdbeben") gefangengenommen und ebenfalls verschleppt.
Da Osthoff angeblich vor ihrer Reise den irakischen Behörden sowie dem Innenministerium mitgeteilt habe, wann und wohin sie fahren wolle, geht der Krisenstab von einem Verrat ihrer Route aus.
Die Entführer ließen drei Tage später dem ARD-Büro in Bagdad eine Videobotschaft zukommen. Darin saßen die beiden Entführten auf dem Boden und mehrere bewaffnete Vermummte standen um sie herum. Einer der Entführer verlas die Botschaft mit den Forderungen. Die Kidnapper drohten darin mit der Ermordung der Geiseln, falls die deutsche Regierung nicht den Forderungen der Geiselnehmer nachkomme. Sie verlangten den sofortigen Abbruch der Zusammenarbeit der Bundesregierung mit der derzeitigen irakischen Regierung. Diese Gruppe wird von Sicherheitsexperten den im Untergrund kämpfenden sunnitischen "Ischrin-Brigaden" zugeordnet, sie werden daher als arabische Nationalisten eingeschätzt. Diese Gruppen benennen sich nach dem Aufstand von 1920 gegen die britische Kolonialmacht und kämpfen für ein Ende der Besatzung und für die Unabhängigkeit vom Ausland auf der Grundlage eines islamischen Iraks.
Mögliche Motive der Entführer
Nachdem die Medien anfänglich noch von einer politisch motivierten Entführung ausgingen, wollte der Krisenstab später davon nichts mehr davon wissen und hob die Unprofessionalität des Entführer-Videos hervor. Bundesinnenminister Schäuble und der stellvertretende Leiter des Instituts für Terrorismusforschung in Essen, Kai Hirschmann, betonten dagegen den offenbar politisch zielbewussten Zeitpunkt der Entführung, nämlich zur Amtseinführung der neuen deutschen Regierung Vorlage:Ref.
Der Archäologe und frühere Projektkoordinator für irakische Ausgrabungen, Müller-Karpe Vorlage:Ref, behauptete neben einer primär politischen und einer rein kriminellen Motivation der Entführer noch eine dritte Möglichkeit. Demnach solle Osthoff das Opfer von einflussreichen Raub-Kunstkreisen sein, da sie als eine der wenigen Archäologen den Mut ghabt habe, die USA verantwortlich zu machen für die ungehindert vonstatten gehenden Plünderungen der irakischen Grabungsstätten. Auch die deutsche Ausbildungshilfe für den Aufbau einer irakischen Polizei ist dem internationalen Raub-Kunsthandel ein Dorn im Auge, da die Polizei wieder die Ausgrabungsstätten bewachen soll.
Da innerhalb einer Woche weitere fünf ausländische Geiseln im Irak genommen wurden und am 15. Dezember Parlamentswahlen in Irak stattfinden sollen, geht man mittlerweile von einer Kampagne aus. Vermutlich finden Selbstmordattentate nicht mehr das gewünschte Maß an Aufmerksamkeit bei der Weltöffentlichkeit in den Augen der Aufständischen, so dass nun das Ausland direkt mittels Entführungen involviert werden soll Vorlage:Ref.
Falls es wirklich eine Forderung der Geiselnehmer nach einer Beendigung der Ausbildung von irakischen Polizeikräften gegeben haben sollte, dann war dies bereits seit Februar 2005 längst erfüllt. Seitdem fanden keine Ausbildungslehrgänge statt, da das Innenministerium keine Teilnehmer mehr geschickt hatte. Insgesamt seien bislang 450 irakische Polizisten in fünf Lehrgängen ausgebildet worden. Hinzu kam eine Kritik des irakischen Innenministers Bayan Baqir Sulagh an der Qualität der Ausbildung, die er am 6.12.2005 als zu wenig seriös und effizient bezeichnete Vorlage:Ref. Aktueller Anlass war ein Selbstmordattentat in einer Polizei-Akademie in Bagdad, das 43 Menschen in den Tod riss und mindestens weitere 72 Menschen verletzte. Wenige Stunden später sprengte sich nochmals ein Attentäter in einem Bagdader Café in die Luft, das von vielen Polizisten besucht wird Vorlage:Ref.
Reaktionen
Während sich in Frankreich und Italien große Demonstrationen mit den jeweiligen Entführungsopfern solidarisierten, fand bislang nur in ihrem letzten deutschen Wohnort am 2. Dezember in Glonn eine Mahnwache und am 4. Dezember in Offenbach eine Demonstration von rund 100 Ausländern meist muslimischen Glaubens statt. Medienkommentare interpretierten diese Zurückhaltung mit einer Mischung aus Vertrauen in die Arbeit des Berliner Krisenstabs und einer grundsätzlichen Reserve gegenüber dem Islam und dem irakischen Bürgerkrieg. Am 10. Dezember solidarisierten sich weitere Mahnwachen am Brandenburger Tor in Berlin, in München auf dem Marienplatz und am 11. Dezember in ihrem früheren Wohnort Ebersberg, die jedoch nur eine schwache Unterstützung fanden. In der dritten Woche der Entführung mehren sich die Mahnwachen, darunter wieder beim Brandenburger Tor und in München.
In zwei Videobotschaften appellierten Osthoffs Schwester Anja und ihre Mutter Ingrid Hala an das Mitgefühl der Entführer, ebenso richtete am 7. Dezember 2005 der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder auf Wunsch der Mutter einen Appell an die Geiselnehmer. Die Botschaften wurden vom arabischen Sender Al Dschasira gesendet und stießen nach Angaben von Außenminister Steinmeier im Irak auf große Resonanz. Die drei Altbundespräsidenten Johannes Rau, Roman Herzog und Richard von Weizsäcker wandten sich gemeinsam in einem schriftlichen Appell an die Entführer.
Verschiedene politische und geistliche Vertreter des Islam und des irakischen Staates setzten sich für die Freilassung von Osthoff und al-Schimani ein. Unter den prominentesten Fürsprechern befanden sich der irakische Staatspräsident Dschalal Talabani, der Schiiten-Prediger Muqtada as-Sadr während eines Freitagsgebets in Nadschaf und in Deutschland der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Nadeem Elyas, der sich selbst für einen Austausch gegen die Geiseln bereit erklärte. Der Krisenstab beanspruchte neben seinen Informanten auch die Mithilfe von kurdischen Vermittlern, darunter der Kurdenführer Massud Barsani, der sunnitische Geistliche Abd al-Muneim al Badari und der geschiedene Ehemann von Osthoff, Salem Bachan, dessen Familie in Nordirak ebenfalls als einflussreich gilt. Die arabischen Botschafter in Berlin verurteilten am 11. Dezember in einer gemeinsamen Erklärung die Osthoff-Entführung.
Nach Mitteilung der Neuen Osnabrücker Zeitung (12. Dezember) soll am 20. Oktober 2005 die deutsche Botschaft ein Schreiben an Osthoff geschickt haben. Danach denke das Auswärtige Amt auch über eine Beteiligung zum Erhalt eines traditionellen Hauses in der Zitadelle von Arbil nach. Dort sei ein weiteres Kulturzentrum zu Ehren des deutschen Archäologen Robert Koldewey geplant. Von dieser Darstellung distanzierte sich sofort am 12. Dezember der deutsche Botschafter in Bagdad, Bernd Erbel. Demnach will er Osthoff ausschließlich 15 Mal gewarnt und aufgefordert haben, das Land zu verlassen Vorlage:Ref.
Freilassung
Osthoff wurde am 18. Dezember 2005 freigelassen und befand sich danach in Obhut der deutschen Botschaft in Bagdad. Bundesaußenminister Steinmeier zufolge war die 43-jährige Archäologin in körperlich guter Verfassung. Am Morgen des 19. Dezember wurde nach dpa-Informationen auch der Fahrer Chalid al Schimani freigelassen. Im Gegensatz dazu berichtete das Magazin Focus am 23. Dezember, der Fahrer sei nach wie vor nicht wieder aufgetaucht und möglicherweise ein Komplize der Entführer gewesen. Nach Angaben des Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime, Nadeem Elyas, der sich auf eigene Kontakte und Quellen im Irak berief, wurde Osthoff während ihrer Verschleppung an eine andere Entführergruppe übergeben. Am 20. Dezember 2005 teilte er der Mitteldeutschen Zeitung mit: „Wir wissen, dass die Entführer anfangs eine kriminelle Gruppe waren, die nur auf Lösegeld aus war“, „Diese erste Gruppe hat Frau Osthoff an eine islamisch orientierte Gruppe "verkauft".“ Diese habe dann festgestellt, dass Osthoff nichts mit Spionage zu tun habe. „So kam es zu der schnellen Freilassung.“ Vorlage:Ref Der Verdacht auf eine nachrichtendienstliche Tätigkeit ist insofern begründet gewesen, da Osthoff bei ihrer Festsetzung durch die US-Army im späten Frühjahr 2005 zur Weitergabe von sicherheitsrelevanten Informationen aufgefordert worden sei Vorlage:Ref. Diesem Anliegen kam sie jedoch nicht nach. Gegenüber der Berliner Zeitung sagte Elyas, dass seinem Wissen nach kein Lösegeld für Osthoffs Freilassung bezahlt worden sei. Doch schloss er eine humanitäre Gegenleistung wie etwa die Unterstützung von sozialen Einrichtungen nicht aus.
Medienkommentare und Politiker aller Parteien lobten das ebenso stille wie effektive Management des Krisenstabs. Führende Politiker wie Merkel und Köhler zeigten sich auch erfreut über die aktive Solidarität von Vertretern der islamischen Glaubensgemeinschaft während ihrer Entführung.
Ermittlungen
Die Ermittler der deutschen Sicherheitsbehörden äußerten am 21. Dezember gegenüber dem ARD-Hauptstadtstudio den Verdacht, daß Osthoffs Fahrer al Schimani an der Entführung beteiligt gewesen sein könnte. Mehrere Indizien wiesen darauf hin wie etwa der schnelle Kontakt zu den Entführern durch einen Vermittler aus dem Stamm der Duleimi schon nach einer Woche, die Zugehörigkeit des Fahrers zu diesem Stamm und dass der Stamm der Schammar Druck auf die verfeindeten Duleimi ausgeübt habe. Osthoffs früherer Ehemann Bachan gehört dem Stamm der Schammar an.
Der Stamm der Duleimi wird mehrheitlich dem sunnitischen Widerstand gegen die derzeitige Regierung zugeordnet. Unter dem besonderem Verdacht der Ermittler steht der Bagdader Scheich Dschamal al-Duleimi. Er hatte den Angaben von Spiegel Online zufolge „Wagen und Fahrer für die Reise am 25. November nach Arbil besorgt und sich später als Vermittler angeboten.“ Vorlage:Ref Sheikh al Duleimi und Fahrer al Schimani sind seit der Entführung untergetaucht. Insgesamt musste Frau Osthoff neun Mal das Versteck im Großraum Bagdad in einem Kofferraum wechseln. Besonders verärgert äußerten sich die Ermittler über die mangelhafte Kooperation der Amerikaner Vorlage:Ref.
Spekulationen über mögliche Motive und Kritik an Osthoff in der FAZ
Am 28. Dezember 2005 wurde in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ihre Glaubwürdigkeit grundlegend in Zweifel gezogen. So sagte man ihr bereits am 23. Dezember „private Kontakte zu Mitarbeitern des Bundesnachrichtendienstes im Irak“ nach. Ursache für diese Äußerung war jedoch die Benutzung einer Wohnung eines BND-Beamten. Aus diesem Grunde hielten sie ihre Entführer anfänglich für eine "Spionin". Die Zeitung bemerkte danach eine Reihe von Widersprüchen und „Ungereimtheiten“, die Fragen aufwürfen über ihre Tätigkeit im Irak, ihre Geldquellen, ihre Kontakte in dem Land und die Mission, der sie sich möglicherweise verpflichtet fühle. So habe es etwa geheißen, dass Osthoff fließend Arabisch spreche. In einem Interview mit Al Dschasira „verstand[!] die Muslimin [...] die auf Hocharabisch gestellten Fragen nicht[!] und wechselte in die englische Sprache.“ Zu den Ungereimtheiten zähle auch, dass sich Osthoff als Archäologin und Helferin ausgebe, „in den vergangenen Jahren aber diesbezüglich nur wenig vorzuweisen“ habe. Bekannt sei nur, dass sie 2003 eine Medikamentenlieferung der Hilfsorganisation Medeor begleitet und im Norden Iraks um den Schutz einer archäologischen Städte durch amerikanische Soldaten gebeten habe. Dass sie z.B. in Arbil ein deutsches Kulturzentrum eröffnen wolle, sei den lokalen Behörden nicht bekannt.
Am 29. November 2005 sah das Blatt dies noch ganz anders: „Die Bayerin, die fließend Arabisch spreche, habe [laut der „Neuen Osnabrücker Zeitung”] in der nordirakischen Stadt Erbil ein deutsches Kulturzentrum aufbauen wollen und darüber schon bei der deutschen Botschaft in Bagdad sowie mit der kurdischen Regionalregierung Gespräche geführt.“ Vorlage:Ref
„Bei einer nur schwer steuerbaren Person wie Osthoff“ käme zwar eine „nachrichtendienstliche Tätigkeit“ nicht in Betracht. Um so mehr stelle sich die Frage, woher sie ihr Geld bekommen hätte. Die Zeitung spekulierte, es gäbe möglicherweise eine „Vernetzung mit Seilschaften aus der Zeit Saddam Husseins“. Vorlage:Ref
Zitate
- „Es wird durchwühlt und restlos zerstört“, klagt Osthoff. „Das ist alles Lehmziegelarchitektur, die wird jetzt unwiederbringlich zerstört. [...] Es liegt hier seit dem dritten Jahrtausend vor Christus. Jetzt wird’s in nur ein paar Wochen ausgeplündert.“ Banditen plündern archäologische Stätten im Irak, ZDF, 2. Juni 2003 Vorlage:Ref
- Question: „Did you ever feel you were [in] danger … ?“ Answer: „Only in Iraq, at Isin, where I was so scared that my interpreter literally had to hold my hand. The place was being turned inside out by bootleg diggers, and I was terrified that as soon as they realized that we were not buyers, that they would throw us off the site or worse. I happened to be with a German archaeologist, Susanne Osthoff, who was one of the bravest people I’ve ever met and who encouraged us to keep exploring even as she was watching the demolition of her former study site.” Roger Atwood, 21. April 2005 Vorlage:Ref
- (Frage: „… hatten Sie jemals das Gefühl, in Gefahr zu sein?“ Antwort: „Nur im Irak, in Isin, wo ich solche Angst hatte, dass mein Dolmetscher buchstäblich meine Hand halten musste. Raubgräber kehrten hier gerade das Innerste nach außen, und ich hatte Angst, dass sie, sobald sie feststellten, dass wir keine Käufer waren, uns vertreiben würden oder schlimmeres. Ich war mit einer deutschen Archäologin unterwegs, Susanne Osthoff, einem der tapfersten Menschen, dem ich je begegnet bin, und sie ermutigte uns, uns weiter umzusehen, selbst als sie mit ansah, wie ihr eigenes Ausgrabungsfeld gerade zerstört wurde.“)
- Elyas: „Wir haben im Fall Osthoff gesehen, dass vor allem Muslime auf die Straße gegangen sind und sich eingesetzt haben gegen eine Gruppe, die sich muslimisch nennt. Das zeigt die Verbundenheit mit der deutschen Gesellschaft und die deutliche Ablehnung des Terrors im Namen des Islam.“
Wird sich grundsätzlich etwas ändern im Verhältnis von Muslimen und Nicht-Muslimen?
Elyas: „Das hoffe ich sehr. Uns fehlte Normalität. Die Basis des Verhaltens waren Misstrauen und Vorurteile. Das muss sich ändern. Die Muslime sind Teil der Gesellschaft.“
Manche Leute sagen, Frau Osthoff sei selbst Schuld an der Entführung?
Elyas: „Überhaupt nicht. Wo kämen wir hin, wenn jede Möglichkeit einer Gefahr ein Grund dafür sein soll, dass der menschliche Hilfseinsatz unterbunden würde. Das wäre Selbstaufgabe.“ Vorlage:Ref
Quellen
- Vorlage:Fußnote
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Weblinks
- Artikel über Osthoffs Entführung
- „Die fremde Frau“, Berliner Zeitung, 20. Dezember 2005
- „Unvorstellbar brutale Situation“, Die Welt, 13. Dezember 2005, „Walter Sommerfeld, ein enger Kollege der entführten Archäologin Susanne Osthoff, über die Lage im Irak und das Geschäft mit dem Kidnapping“
- „Die Helferin“, Berliner Zeitung, 30. November 2005, „Susanne Osthoff aus Bayern wollte die irakische Bevölkerung unterstützen. Darin sah sie ihre Lebensaufgabe - trotz aller Gefahren.“
- „My Kidnappers were not Criminals“, Al Jazeera, 26. Dezember 2005, Interview mit Susanne Osthoff
- „"... war ich nicht freier Mensch." Das ZDF-Interview mit Susanne Osthoff im Wortlaut“, ZDF, 28. Dezember 2005
- Artikel über Osthoffs Engagement im Irak
- 7 Berichte von und über Osthoff aus Bagdad,Süddeutsche Zeitung, April 2003 - März 2004
- Kinderhilfe Irak des IPPNW
- »The Iraq War & Archaeology«, Nachrichten- und Fotoportal des Archäologen Dr. Deblauwe über den Irak-Krieg und seine Folgen für die Archäologie und aktuell über Osthoffs Entführung
- „Day of the Vulture“, Mother Jones, September/October 2003, Bericht über die Plünderungen der Grabungsstätte in Isin, die Osthoff erforschte und heute wie eine Mondlandschaft aussieht. Für die Plünderungen macht Osthoff das Pentagon verantwortlich, was fast alle Archäologen sich nicht trauen, öffentlich zu äußern.
„In two weeks, they have ruined all the work that was done over 15 years,“ said Susanne Osthoff, an archaeologist who worked with a German team that excavated at Isin from the mid-1970's until 1989.“ - „Rückzugsgebiet“, german-foreign-policy.com, 7. Dezember 2005, kritisiert die deutsche Außenpolitik im Irak mit Bezug auf Osthoff
- Bilder
- Bildergalerie von Focus
- Bilderserie: Osthoff dokumentiert die Plünderungen, New York Times, 18. Dezember 2005, Artikel: [1]
- Grabungsstätte Isin / Irak vor den Plünderungen (Universität Chicago)
- Baghdad und Isin nach den Plünderungen (Prof. Walter Sommerfeld)
Personendaten | |
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NAME | Osthoff, Susanne |
KURZBESCHREIBUNG | Deutsche Archäologin und Gesundheitsberaterin |
GEBURTSDATUM | 1962 |
GEBURTSORT | München |