Geschichte Sloweniens
Vor- und Frühgeschichte
250.000 v.Chr. wurden die ersten Steinwerkzeuge von Homoniden gefertigt und in den Höhlen von Loza (unweit von Postojna) gefunden. Seitdem ist die Besiedlung des slowenischen Gebietes gesichert. Um 2.000 v.Chr. errichteten Menschen der Bronzezeit, Pfahlbausiedlungen in einem Moorgebiet in der Nähe von Ljubljana. Siedlungen auf Hügelkuppen, umgeben mit Ringwällen lösten um 1.200 v.Chr die Pfahlbauten ab. Sie wurden wahrscheinlich von den Illyrern errichtet. Diese wiederrum von den Kelten um 3.Jh v.Chr. zerstört. Um dieselbe Zeit wird Aegida (Koper) von griechischen Kaufleuten als Stützpunkt in der nördlichen Adria gegründet.
Kelten und Illyrer - Noricum
Um 100 v.Chr. bildete sich das Königreich Noricum auf slowenischem Boden. Durch Erzförderung und Handel an der durchlaufenden Bernsteinstasse zu Wohlstand gekommen, sind die Illyrokelten in Noricum ein begehrtes Eroberungsobjekt. Kimbern und Teutonen sind auf der Durchreise in die Poebene durch diesen Gebiet im Jahre 113 v.Chr gekommen und verhinderten kurzweilig eine weitere Expansion des Römischen Reiches.
Römisches Reich
Etwa 50 Jahre später hat das römische Reich vorläufig den Höhepunkt seiner Macht unter Cäsar, der den Julischen Alpen den Namen gab, errungen. Aber erst unter seinem Stiefsohn und Nachfolger Oktavian (Kaiser Augustus) wird das Königreich Noricum erobert, unter dessen Stiefsohn und Nachfolger Tiberius im Jahre 9 v.Chr. befriedet und in die römischen Provinzen Noricum, Pannonia und Histria unterteilt. Aus Militärlagern entwickelten sich erste Städte: Emona (Ljubljana), Piranum (Piran), Claudia Celeia (Celje) und Poetovio (Ptuj). Die neuen Herren förderten die Kupfer- und Eisenindustrie der Alteingesessenen, bauten ein umfangreiches Strassennetz aus und nutzten die heilende Kraft der vielen Thermalquellen. Allmählich wurde das Land zum Kernland des Reiches und die Bevölkerung romanisiert.
Völkerwanderung
Durch das Vorrücken der Hunnen unter Attila, zogen erste germanische Stämme (Langobarden, später West- und Ostgoten) durch das römische Slowenien und erschütterten das Reich bis in seine Grundfesten. Das Weströmische wird in Mitte des 5.Jh. zerstört und die Herrschaft unter den Germanen (Noricum) und Hunnen (Pannonien) geteilt. Die romanisierte Bevölkerung wurde unterworfen zog sich in unwegsame Bergtäler zurück. Ortsnamen mit dem Präfix lasko oder lahko zeugen noch heute von der Existenz latinischer Enklaven in Slowenien. Dem hunnischen Imperium wurde nach der Schlacht bei den Katalaunischen Feldern Einhalt geboten und es ging, nach dem Tod des Attila, wegen seiner Nachfolgekämpfe unter.
Karantanien
Der südslawische Volksstamm der Slowenen hatte sich im späten 6.Jahrhundert (568 - 590) in den Südalpen niedergelassen, Langobarden und die Steppenachfolger der Hunnen -die Awaren- vertrieben und das Fürstentum Karantanien mit der Hauptstadt Krnski grad (Karnburg/Zollfeld - in der Nähe von Klagenfurt) gegründet. Unter dem legendenhaften fränkischen Kaufmann Samo wird ein erster gesamtwestslawischer Staatenverbund im Jahre 631, nach der Schlacht am Wogastisberg gegen die verliernden Franken, gegründet. Es reichte von Böhmen und Mähren über Österreich und Ungarn bis an die Adria.
Frankenreich
Lange bestand diese Unabhängigkeit nicht, denn in Jahre 788 wurde das Fürstentum Karantanien von den Franken erobert. Unter Karl dem Grossen wurde die slowenische Führungsschicht beseitigt und von den Bistümern Aquilea und Salzburg missioniert. Im Jahre 796 werden die Awaren entgültig geschlagen und der Südosten des Reiches in zwei verschiedene Marken unterteilt. Die pannonische Mark und die friaulische Mark wurden durch die Drau getrennt. Nach dem Zerfall des fränkischen Reiches wurde der Einfluss Bayerns immer grösser. Auch wurden viele deutsche Kolonisten ins Land geholt, die später die Mittelschicht und die Oberschicht bildeten. Handel, Kirche und Politik blieben bis zum Ende der Habsburger in deutscher Hand.
Unabhängig-Ungarisch-Ottonisch-Venezianisch-Böhmisch
863 übersetzten die Slawenapostel Kyrill und Method die Bibel ins slawische und entwickelten eine eigene Schrift, die Glagolica. Ende des 9.Jh. zerbrach das karolingische Reich und der karantanische Adlige Kocelj bildete ein unabhängiges Fürstentum in Ostslowenien, das allerdings nur von 869 bis 875 Bestand hat. Doch fordern die Slowenen das Recht auf eine von Salzburg unabhängige Kirche. Der Papst Johann der Achte ernennt 880 Method zum Erzbischof von Sirmium /Neutra (Pannonien).
Mitte des 10.Jh. verbreiteten die Ungarn (Nachfolger der Awaren) Angst und Schrecken. Über Slowenien bis nach Italien und Süddeutschland wurde die Region in Mitleidenschaft gezogen. Erst der Sieg des deutschen Königs und späteren Kaisers Otto der Erste in der Schlacht auf dem Lechfeld bei Augsburg im Jahre 955 beseitigte diese Gefahr. Die Ungarn etablierten sich nun in der Pannonischen Tiefebene und trennten somit bis heute die Siedlungsgebiete der Südslawen von denen der West- und Ostslawen.
Deutsche Fürsten erhielten die slowenischen Lehen zurück und pressten die ehemals freien Bauern in sklavische Abhängigkeit. 976 wurde Karantanien als Vasallenstaat dem deutschen Reich eingegliedert und blieb unter der Regentschaft der Salier zwischen 1024 ubd 1125 unter der Oberhochheit des Herzogtums Kärnten.
An der noröstlichen Adria gewann seit dem 12.Jh. die reiche Seerepublik Venedig immer mehr an Macht, dehnte ihren Herschaftsbereich über Istrien und Dalmatien (eine Ausnahme bildete Triest, das 1382 habsburgisch wurde) aus. Die gesamten Resourcen des Landes wurden ausgebeutet. Die teilweise vegetationslosen Karstbereiche Istriens und Dalmatiens sind das Produkt des Raubbaus der Venezianer, die die Wälder für den Schiffsbau und die Pfahlgründungen ihrer Lagunenstadt abholzten. Erst Napoleon beendete 1797 die Unabhängigkeit Venedigs mit der Schaffung der Illyrischen Provinzen und damit auch dessen Herrschaft über die slowenischen Küstenorte.
Im 13. Jahrhundert wurde das Land kurze Zeit unter Ottokar Przemysl dem Zweiten böhmisch, doch nachdem dieser in der Schlacht am Marchfeld im Jahre 1278 fiel wurden Kärnten, Krain und die Steiermark nahezu vollständig habsburgisch.
Heut Grafen von Cilly und nimmermehr (Anna Wambrechtsamer)
Eine Ausnahme bildete die Grafschaft der Sanegg in Cilly (Celje), deren Sprösse sich im 14. und 15.Jahrhundert gegen die Habsburger behaupten konnten. Der bekannteste dürfte Graf Hermann der Zweite gewesen sein, der in den Reichsfürstenstand erhoben worden war, von der Feudalherschaft der Habsburger befreit wurde und dessen Tochter Barbara mit dem deutschen Kaiser Sigismund (König von Ungarn - 1387 und Böhmen - 1420) verheiratet war. Durch kluge Heiratspolitik waren grosse Teile Sloweniens und Kroatiens in der Hand dieser Familie, deren letzter Sproß Ulrich der Zweite bei einem Anschlag durch Ladislau Hunjady ums Leben kam. Durch seine Kinderlosigkeit fiel das gesamte Gebiet an die Habsburger zurück.
Habsburger
Im Jahre 1473 gab es die ersten Bauernunruhen und Aufstände, die sich über nahezu 100 Jahre hinziehen. Durch feudale Drangsalierung und häufige Türkeneinfälle ist das Land ausgeblutet und wendet sich der Reformation zu. Dies führt wiederrum zum Aufblühen des slowenischen Nationalbewußtseins. Primoz Trubar ließ im Jahre 1551 in Tübingen die ersten slowenischen Bücher drucken (einen Katechismus und eine Fibel). Jurij Dalmatin übersetzte die Bibel und Adam Bohoric verfasste eine slowenische Grammatik. Doch der Adel und der Klerus liessen mit der Gegenreformation nicht lange auf sich warten. Mit Militär und Inquisition wurde das Gebiet des heutigen Sloweniens erzkatholisch gemacht.
Die nächsten 300 Jahre war Slowenien ein bäuerlicher und ruhiger Winkel der Habsburger Monarchie. Unter der Regierungszeit von Kaiserin Maria Theresia (1740 - 1780) erlebt es einen ökonomischen Aufschwung. Die Verwaltung und Besteuerung wurden reformiert, sowie die allgemeine Schulpflicht mit slowenischem Unterricht in den ersten Klassen eingeführt. Ihr Sohn Joseph der Zweite geht mit seinen Reformen noch weiter. Er schaffte die Leibeigenschaft ab (1782) und gibt jedem das Recht auf freie Religionsausübung. Im Jahre 1797 erscheint die erste slowenische Zeitung, Ljubljanske Novice.
Illyrische Provinz und Wiener Kongreß
Teile Sloweniens wurden von Napoléon Bonaparte im Jahre 1809 Kärnten, Krain, Istrien und Dalmatien besetzt und in den Illyrischen Provinz mit der Hauptstadt Laibach zusammengefasst. Nun erwachte die slowenische Sprache und Identität erneut. Napoleon schaffte die Feudalherschaft ab, befreite die Bauern, baute Schulen und Strassen und legte ein Grundstein für die Industrialisierung. Nach seiner Niederlage und dem Wiener Kongress wurde der alte Zustand wieder hergestellt und das Habsburgerland bis zur Adriaküste/Venedig ausgedehnt.
1848/1849 und k.u.k. Monarchie
Der in Europa einsetzende wirtschaftliche Aufschwung hinterlässt auch hier seine Spuren. Weinanbau, Berbbau und Textilindustrie werden aufgebaut und ausgedehnt. 1849 erreicht die Eisenbahn, von Wien über Maribor und Celje kommend, Ljubljana und im Jahre 1857, über Postonja, Triest. Die deutsche und europäische Revolution von 1848/1849 bewegte die slowenischen Intellektuellen und erste Forderungen von slowenischer Selbstverwaltung wurden laut. Der Nationaldichter Sloweniens France Preseren formulierte die Sehnsucht nach Selbstbestimmung in seinen Gedichten und literarischen Arbeiten. Zwischen 1869 und 1871 entstanden die "Tabori" genannten Volksversammlungen als Keimzellen des politischen Bewußtseins. Der Zusammenschluß aller südslawischen Völker in einer Föderation innerhalb des k.u.k. Reiches wurde nun offen propagandiert. Der slowenische Schriftsteller Ivan Cankar und der kroatische Bischof Josip Strossmayer sind deren bekannteste Protagonisten.
Erster Weltkrieg
Mit der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajevo beginnt der Erste Weltkrieg. Die Slowenen kämpften loyal auf Seite der k.u.k. Armeen vorwiegend an der russischen Front (Josip Broz Tito gerät hier in russische Gefangenschaft) bis Italien am 24. Mai 1915 Österreich-Ungarn den Krieg erklärt. Nun begann der Krieg auf heimischen Boden an der Soca/Isonzo. Von Triest bis nach Südtirol kämpften die Truppen beider Seiten unter menschenverachtenden Bedingungen in der Alpenfront gegeneinander. Über 1.Million Soldaten kamen ums Leben. Ernest Hemingway, der als freiwilliger neunzehnjähriger Sanitäter auf italienischer Seite die Kämpfe miterlebte, verarbeitete literarisch seine Kriegserlebnisse in dem Roman "A farewell to arms" (dt. "In einem anderen Land").
SHS-Staat und königliches Jugoslawien
Nach dem Zerfall des Habsburgerreiches bildete sich in Zagreb am 6. Oktober der Nationalrat der Slowenen, Kroaten und Serben, die für sich das Recht beanspruchte, alle Südslawen der Donaumonarchie zu vertreten. Dieser Nationalrat beschloß am 29. Oktober die Loslösung von Österreich-Ungarn und den Zusammenschluss aller Südslawen zu einem neuen Land. Mit dem Kriegsgewinner Serbien und seinem König an der Spitze bildete sich der SHS Staat. Slowenien hatte jedoch grossen Gebietsverluste an Italien (Karst und Küste) zu betrauern. Auch scheiterten aus slowenischer Sicht die Referenden in Südkärnten über ein Beitritt zum neuen Staat der Slowenen, Kroaten und Serben; so das wieder nicht alle Slowenen in einem Staat zusammengeschlossen waren. Die serbische Dominanz im neuen Staate wurde jedoch bald als drückend empfunden. Die Vidovdan- Verfassung (St. Veits-Tag, serbischer Nationalfeiertag zum Gedenken an die Schlacht auf dem Amselfeld 1389) und die im Jahre 1929 ausgerufene Königsdiktatur liessen die Unzufriedenheit der Slowenen noch weiter steigern, obwohl die slowenische Volkspartei unter Anton Korosec in vielen Regierungen des neuen Staates beteiligt war. Nach der Königsdiktatur wurde der Name des Staates in Jugoslawien geändert. Dadurch verlor Slowenien sogar seinen Namen und wurde in ein Banat der Drau umbenannt. Ohne die Integrationsprobleme des neuen Jugoslawiens gelöst zu haben, wurde König Alexander von mazedonischen und kroatischen Terroristen 1934 in Marseille ermordet und durch den minderjährigen Peter den Zweiten abgelöst, dessen Onkel Paul die Regierungsgeschäfte führte. Obwohl innenpolitisch tief zerüttet, bewahrte sich Jugoslawien am Anfang des zweiten Weltkrieges seine politische Neutralität. Die faschistischen Achsenmächte erpressten und drängten jedoch Prinz Paul zum Beitritt am 25. März 1941. Zwei Tage später kommt es zum Staatsstreich der serbisch dominierten Militärführung, die den siebzehnjährigen Kronprinzen Peter den Zweiten zum Regierungschef machen und sofort die Kündigung des Beitrittes formulierten. Das Deutsche Reich, das Jugoslawien nun als Unsicherheitsfaktor an seiner Südostflanke sieht, brachte mit seinem Bombenangriff auf Beograd/Belgrad am 6. April 1941 den zweiten Weltkrieg auch nach Jugoslawien. Deutsche und italienische Truppen überschritten die Grenze in Slowenien, die königlich-jugoslawische Armee wurde überrollt und am 17. April 1941 zur Kapitulation gezwungen.
Zweiter Weltkrieg und der Widerstand
Für Slowenien hatte die Besatzung fatale Folgen. Das Land wurde aufgeteilt. Der Süden und Westen bis einschließlich Ljubljana wurde von Italien besetzt. Ungarn erhielt das Prekmurjegebiet im Nordosten. Das Deutsche Reich annektierte die Südsteiermark und das Krainer Gebiet. Im Gefolge der Besetzung wurden auch Volksdeutsche aus anderen Gebieten der Achsenmächte hier angesiedelt, während bei der einheimischen Bevölkerung eine "Eindeutschung" versucht wurde.
Slowenien setzt sich aus historischen Teilen Österreich-Ungarns zusammen.
Das Kernland bildet die Krain mit dem Zentrum Laibach.
Den Osten des Landes umfasst die südliche Steiermark mit dem Zentrum Marburg, während der an die Adria grenzende Region aus dem ehemaligen österreichischen Küstenland mit dem Zentrum Koper besteht.
Nach dem für Österreich-Ungarn verlorengegangenen Ersten Weltkrieg kam Slowenien an das neugegründete "Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen", dem späteren Jugoslawien.
Im Zweiten Weltkrieg war das Land z.T. von Italien, z.T von Ungarn und z.T. von Deutschland besetzt.
Die deutsch besetzten Gebiete Kärntens und der Krain und der Untersteiermark standen jeweils unter einem Chef der Zivilverwaltung, wurden jedoch nicht dem Deutschen Reich formell eingegliedert.
1991 Am 25. Juni löste sich Slowenien aus dem Staatsverband Jugoslawien und erklärte seine Unabhängigkeit (endgültig am 8. Okt.), was eine militärische Intervention Restjugoslawiens auslöste.
Seitdem hat sich das Land schnell stabilisiert und gilt als der am weitesten vorangeschrittene Reformstaat des ehemaligen Ostblocks.
Slowenien soll nach der Entscheidung auf dem EU-Gipfeltreffen am 13. Dezember 2002 in Kopenhagen zum 1. Mai 2004 mit neun weiteren osteuropäischen Staaten in die Europäische Union aufgenommen werden.
Siehe auch Geschichte Jugoslawiens