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Schloss Itter

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Itter
Staat Österreich
Ort Itter
Entstehungszeit unbek. (9.–12. Jh.)
Burgentyp Hügelburg
Erhaltungszustand zwischenzeitlich Ruine, Wiederaufbau des 19. Jh. bewohnt
Geographische Lage 47° 28′ N, 12° 8′ OKoordinaten: 47° 28′ 14″ N, 12° 8′ 23,5″ O
Höhenlage 720 m ü. A.
Schloss Itter (Tirol)
Schloss Itter (Tirol)

Schloss Itter ist ein Prachtbau des 19. Jahrhunderts in Itter im Brixental, in Nordtirol

Geschichte

Burg Itter

Die Erbauungszeit der Burg ist unbekannt. Sie war eine Grenzfeste des Stifts Regensburg zur Überwachung des Eingangs des Brixentals gegen das Bistum Salzburg, könnte schon nach 900 entstanden sein,[1] aber auch später: 1380 wurde Itter vom Regensburger Domkapitel an Salzburg verkauft; erste bekannte urkundliche Erwähnung ist 1241, zusammen mit Dorf Itter und Pfalzgraf Rapoto II. von Ortenburg als Burgherren.

Im 14. Jahrhundert waren dann Gericht und Pflege Itter auf der Burg ansässig, Burg und Dorf wurden als Burgfrieden eingerichtet, was für die Bevölkerung neben Versorgung des Verwaltungssitzes mit Brennholz und Nahrungsmittel auch Wegebau und Stellung militärischer Kontingente bedeutete. Zu den Pflegern – die häufig wechselten – gehören etwa die Freundsberger.
1526 wurde die Burg in den Baueraufständen von Pinzgauer Bauern zerstört, aber 1532 wiederaufgebaut.

Als das Gericht im 17. Jahrhundert nach Hopfgarten verlegt wurde, wurde der Sitz, wie so viele Burgen, dem Verfall überlassen.
1806, während der Besatzungszeit der Napoleonischen Kriege, überliess die bayerische Regierung die Ruine der Gemeinde Itter um einen symbolischen Baupfennig von 15 Gulden.[2] Diese erlaubte den heimischen Bauern, sie als Steinbruch zu verwenden und sich am Baumaterial zu bedienen.

Schloss Itter

1878 kaufte ein Unternehmer aus München, Paul Spieß, das Areal. Er ließ das heutige Schloss auf den Grundmauern erbauen. In der Folge wurde – erfolglos – eine Fremdenpension mit 50 Zimmern eingerichtet. 1884 erwarb die Pianistin Sophie Menter das Anwesen, Liszt und Tschaikovsky waren beispielsweise hier zu Gast. 1902 ließ ein neuer Besitzer, Eugen Meyer, das Bauwerk in neugotischem Stil mit Anklängen an Tudorstil umbauen. Unter diesen Eigentümern wurde – unter großem Aufwand – der Bau zum Repräsentationssitz der Belle Epoque.

1943 bis 1945 war in Itter ein Außenlager des Konzentrationslagers Dachau, unter anderem für prominente Häftlinge (Sonderhäftlinge). Hier wurden beispielsweise die französischen Politiker Édouard Daladier, Paul Reynaud, Léon Jouhaux, Jean Borotra, André François-Poncet, Maurice Gamelin, Maxime Weygand, Albert Lebrun und der Italiener Francesco Saverio Nitti interniert.[3]
Im Sommer 1944 entwickelten die auf Schloss Itter zur Zwangsarbeit eingesetzten regulären KZ-Häftlinge einen Fluchtplan in die Schweiz, für sich und die prominenten Häftlinge. Doch scheiterte die Flucht, weil sich die prominenten Gefangenen weigerten, sich an dem Plan zu beteiligen.[3]
Als sich im April 1945 der Vormarsch der US-Armee Richtung Dachau ankündigte, setzte sich Eduard Weiter, der letzte Lagerkommandant vom Konzentrationslager Dachau, ab und erschoss sich hier am 2. Mai 1945.[3] Am 7. Mai 1945 wurden die Internierten von den alliierten Truppen befreit. Im Abwehrkampf der letzten SS-Einheiten – die Wachmannschaft der Wehrmacht hatte sich dem alliierten Vorkommando kampflos ergeben – wurde der Bau schwer beschädigt.

Nach dem Krieg wurde wiederum auf Beherbergung gesetzt und ein Nobelhotel mit Hubschrauberlandeplatz eingerichtet, neuerlich ohne wirtschaftlichen Erfolg (Schlosshotel Itter im Eigentum der Ittag-Hotel AG, Vaduz).
Seit 1980 ist das Anwesen Privatbesitz und Wohnobjekt.

Heute steht das Bauensemble unter Denkmalschutzf3. Von der alten Burg sind Reste von zwei Bergfrieden und der Verbindungsflügel erhalten.

Commons: Schloss Itter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Nachweise

  • Georg Clam Martinic: Österreichisches Burgenlexikon - Schlösser, Burgen und Ruinen, 1991, S. o.A.
  • Dehio Tirol, Dehio-Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs. Tirol, Wien 1980, S. 374.
  • Josef Weingartner, Magdalena Hörmann-Weingartner: Die Burgen Tirols. Ein Burgenführer durch Nord-, Ost- und Südtirol. 3. Aufl., Innsbruck/Bozen 1981, S. 58 f.
  • Itter: Schloss / Burg Itter, in Ortsgeschichte, geschichte-tirol.com
  • Schloss Itter. In: burgen-austria.com. Martin Hammerl;
  1. 902 kam das Brixental an Regensburg
  2. Burg Itter im Brixental, burgen-adi.at
  3. a b c Volker Koop: In Hitlers Hand. Sonder- und Ehrenhäftlinge der SS. Böhlau Verlag, Wien, 2010. 295 Seiten. ISBN 978-3-412-20580-5.
    Augusta Léon-Jouhaux: Prison pour hommes d'État. Denoël/Gonthier, 1973.