Chemnitz-Reichenbrand
![]() ![]() Stadtteil und Statistischer Stadtteil Nr. 86 von Chemnitz | |
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Koordinaten | 50° 48′ 45″ N, 12° 49′ 40″ O |
Fläche | 4,37 km² |
Einwohner | 6330 (31. Dez. 2011) |
Bevölkerungsdichte | 1449 Einwohner/km² |
Eingemeindung | 1. Juli 1950 |
Postleitzahl | 09117 |
Vorwahl | 0371 |
Verkehrsanbindung | |
Bundesstraße | ![]() |
Bus | 41, N16 |
Reichenbrand liegt im Westen der Stadt Chemnitz und wurde als Ortsteil der ehemaligen Stadt Siegmar-Schönau im Jahre 1950 zu Chemnitz eingemeindet. Reichenbrand bildete aufgrund der Landgemeindeordnung ab 1839 eine eigene Landgemeinde, ließ sich aber bereits 1922 von Siegmar eingemeinden. Im Gegensatz zu Siegmar oder Schönau konnte sich hier die industrielle Entwicklung nicht durchsetzen. Es hat Stadtteilgrenzen zu: Mittelbach, Grüna, Rabenstein und Siegmar sowie zu der Gemeinde Neukirchen/Erzgeb..
Auf Reichenbrander Flur befindet sich der Eingangsbereich zum Tierpark Chemnitz. Südwestlich erhebt sich der 366,6 m hohe „Kaßberg“ (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Chemnitzer Stadtteil) an dem sich der „Stärkerwald“ anschließt. Der „Holzbach“ bildet bis knapp vor der Neefestraße die südöstliche Flurgrenze. Reichenbrand wird erstmals 1347 als Kirchdorf erwähnt, das Baujahr der ersten Kirche ist unbekannt. 1701 erfolgt der Abriss; die Weihe der neuen Kirche 1702. Diese musste infolge Baumängel 1802 abgerissen werden und ab 1803 begann der Neubau. Die im April 1810 neu eingeweihte „Johanneskirche“ steht an der Kreuzung Zwickauer- und Hohensteiner Straße. Sie wurde von Johann Traugott Lohse als klassizistische Saalkirche erbaut.
Geschichte

Das zur Herrschaft Rabenstein gehörige Reichenbrand wird 1263 erstmals im Zinsregister des Klosters Chemnitz erwähnt. Die Urkunde zur Landvergabe an Rudolf von Brandt datiert von 1254. Wie die anderen Ortschaften der Herrschaft ging der Ort mit dem Verkauf der Herrschaft Rabenstein 1375 an das Chemnitzer Benediktinerkloster über. Die Bannmeile von 1331 ließ auch hier keine Etablierung von Handwerk und Handel zu – erst 1555 wurden sieben Handwerker erlaubt. Nach der „Rabensteiner Fehde“ (1386 bis 1390) wurde ein Teil der Reichenbrander und Grünaer Bauern nach Limbach lehnspflichtig. Auch nach der Auflösung des Chemnitzer Klosters blieben diese Bauernhöfe beim Rittergut Limbach, während der Klosterbesitz dem Amt Chemnitz unterstellt wurde. Bis 1796 war das Reichenbrander Rittergut ein Nebengut der Herrschaft derer von Schönberg auf Limbach. Die Funktion des Rittergutes endete mit den Ablösungen und Gemeinheitsteilungen seit 1832 sowie der Abschaffung der Gerichtsbarkeit des Grundherrn von Staats wegen 1855. Das Rittergut befand sich am heutigen Rosenweg und brannte 1873 ab.
Man unterstellte, dass die Ausbreitung der Pest 1633 durch die Wasserentnahme aus dem Dorfbach begünstigt wurde, so dass ab 1665 Wasserleitungen zu den flureigenen Quellen gelegt wurden, so z. B. der Mühlgraben. Hölzerne Rohrleitungen versorgten die Reichenbrander u. a. entlang der heutigen Zwickauer Straße bis hin zur Kirche.
Im ehemaligen Ortsteil „Hart“ (altdtsch. Hardt = bewaldeter Berg), der sich oberhalb der heutigen Rabensteiner Straße befand, entstanden ab 1710 viele kleine Häuschen, in denen die Strumpfwirkerei Einzug hielt. Eine Bleiche entstand im Jahr 1723.
Im Jahr 1856 wurde mit dem Bau der Eisenbahnstrecke Chemnitz–Zwickau begonnen. Zunächst sollte ein Bahnhof an der heutigen Unritzstraße entstehen, gebaut wurde er aber an seinem derzeitigen Standort in Siegmar.
Gasthof Reichenbrand, heute „Haus des Gastes“
Schon 1653 ist von einem Schenkgut, das zum Rittergut Limbach gehörte, die Rede. Im Jahr 1822 wird der Gasthof mit Tanzsaal und einem Obergeschoss erbaut und 1889 nach Osten hin erweitert. Eine Attraktion war die im parkähnlichen Außengelände stehende Sommerrodelbahn. Die Weltwirtschaftskrise brachte Einbußen hervor, wovon sich der Gasthof bis zur Schließung 1950 nur schwer erholte. Zunächst wurde der Gasthof von der „Wismut AG“, dann vom „Deutschen Fernsehfunk“ und dem „Sportclub Karl-Marx-Stadt“ genutzt. Heute gehört das Gebäude zum Sportamt Chemnitz. Nach 1990 wurde es von dem Architekten Peter Waldvogel umgebaut und gepachtet für den traditionsreichen und erfolgreichen Chemnitzer Athletenclub (CAC). Weitere Nutzungen erfolgen durch den 1. Faschingsclub an der Chemnitz (1. FCC) und andere Mieter. Es heißt seit dieser Zeit „Haus des Gastes Reichenbrand“.
Wirtschaft
- Brauerei Reichenbrand
- Federnfabrik Engelhardt
Verkehr
Von Chemnitz her kommend führt durch den Stadtteil die B 173 (Neefestraße) nach Zwickau. Die Bahnstrecke nach Hohenstein-Ernstthal und Zwickau durchquert den Stadtteil im bebauten Norden.
Mit den Omnibussen der CVAG ist Reichenbrand durch die Linie 41 erschlossen. Außerdem verkehren noch die Regionalbusse nach Zwickau, Limbach-Oberfrohna und Hohenstein durch Reichenbrand.
Literatur
- „Siegmar-Schönau – Die Stadt vor der Stadt.“ – Eine Chemnitzer Stadtteilgeschichte zu Siegmar, Schönau, Reichenbrand und Stelzendorf; Verlag Heimatverlag Sachsen GmbH, Chemnitz 2004
- Richard Steche: Reichenbrand. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 7. Heft: Amtshauptmannschaft Chemnitz. C. C. Meinhold, Dresden 1886, S. 54.
- "Zur Geschichte der Herrschaft und Burg Rabenstein", Dr. Josef Müller, Karl-Marx-Stadt 1961
- "Beiträge zur Heimatgeschichte, Heft 8", Chemnitz 2010, R. Geßner, 200 Jahre Johanneskirche Reichenbrand
Weblinks
- Reichenbrand im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Private Homepage über die ehemalige Stadt Siegmar-Schönau
- Brauerei Reichenbrand
- Heimatverein Reichenbrand e.V.