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Wilhelm Hasenclever

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Wilhelm Hasenclever (* 19. April 1837 in Arnsberg, Westfalen; † 3. Juli 1889 in Berlin-Schöneberg) war ein sozialistischer deutscher Politiker und Reichstagsabgeordneter der Vorläuferparteien der SPD, zunächst des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV), dann der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP).

Hasenclever stammte als Sohn eines Lohgerbers aus einer selbständigen Handwerkerfamilie. Er besuchte das Gymnasium und absolvierte im elterlichen Betrieb eine Gerberlehre. Nach Jahren der Wanderschaft entdeckte er über sein Engagement in Turnverbänden seine Leidenschaft für das Schreiben und das Halten von Reden. In Hagen wurde er Redakteur der Westfälischen Volkszeitung. Über seine journalistische Arbeit wurde er auf die Texte des genossenschaftlich orientierten Sozialisten Ferdinand Lassalle aufmerksam, insbesondere auf dessen Arbeiterprogramm, das zur Grundlage der ersten sozialdemokratischen Partei in den Staaten des Deutschen Bundes wurde, dem 1863 auf Initiative Lassalles gegründeten ADAV.

Hasenclever sympathisierte von Anfang an mit dem ADAV, in den er 1864 eintrat, kurz nach dem gewaltsamen Tod Lassalles in Folge eines Pistolenduells aus privaten Hintergründen. 1866 wurde er unter der Parteipräsidentschaft Carl-Wilhelm Tölkes zum Sekretär des ADAV gewählt. Drei Jahre später, 1869, kam er für den Wahlkreis Duisburg als Abgeordneter in den Reichstag des 1867 nach dem Deutschen Krieg gegen Österreich ausgerufenen Norddeutschen Bundes. Zusammen mit ihm zogen seine Parteigenossen Friedrich Wilhelm Fritzsche und der preußenfreundliche, antimarxistische Johann Baptist von Schweitzer, seit 1867 Präsident des ADAV, mit in den Reichstag ein.

Neben dem ADAV war auch die 1869 in Eisenach in Konkurrenz zum ADAV gegründete marxistische Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) mit Wilhelm Liebknecht und August Bebel im Reichstag vertreten. Im Gegensatz zum ADAV vertrat die SDAP eine strikt antipreußische Haltung und strebte entgegen den Zielen des Ministerpräsidenten des Norddeutschen Bundes, Otto von Bismarck, eine großdeutsche Reichseinigung unter Einbeziehung Österreichs an. Damit stand die die SDAP auch im Widerspruch zu von Schweitzer, dem umstrittenen Vorsitzenden des ADAV, der nicht nur in der nationalen Frage Bismarck näher stand als der sozialdemokratischen Schwesterpartei.

Nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/1871 und der Ausrufung des deutschen Reiches mit dem preußischen König Wilhelm I. als Kaiser an der Spitze des nunmehr kleindeutschen neuen Staates und dem konservativen Otto von Bismarck als Reichskanzler an der Spitze der vom Monarchen bestimmten Regierung. Als kurz nach der Reichsgründung Verbindungen zwischen Johann Baptist von Schweitzer und der Reichsregierung bekannt wurden, sah von Schweitzer sich zum Rücktritt vom Vorsitz des ADAV gezwungen. Als sein Nachfolger wurde Wilhelm Hasenclever noch 1871 zum Päsidenten des ADAV gewählt. Dieser machte sich sogleich an eine Neuorientierung der Partei, die mittelfristig den Prozess einer Annäherung an die SDAP einleitete, auch, wenn beide Parteien sich vordergründig und vorerst weiterhin gegenseitig in ihren Standpunkten, beispielsweise in unterschiedlichen Auffassungen zu Reform oder Revolution kritisierten. Bismarck bemühte sich nach dem Rücktritt von Schweitzers, beide Parteien, die er als Reichsfeinde betrachtete, gegeneinander auszuspielen. Ihre Konkurrenz erleichterte es der Reichsregierung, mit polizeilichen Anordnungen und anderen teilweise rigorosen Methoden gegen Arbeitervereine vorzugehen.

Die beiden bis dahin durch von Schweitzer beherrschten Parteizeitungen Der Social-Demokrat und Der Agitator wurden zu einem Parteiorgan, dem Blatt Der Neue Sozial-Demokrat zusammengefügt, das unter der Chefredaktion von Hasenclever und seinem parteiinternen Gönner Wilhelm Hasselmann stand. Unter Hasenclevers Präsidentschaft wuchs der ADAV von 5.300 Mitgliedern im Jahr 1871 auf mehr als 19.000 Parteiangehörige um den Jahreswechsel 1873/74 an. Der Neue Sozial-Demokrat hatte bis dahin über 11.000 Abonnenten.

Ab 1874 kam es unter dem Eindruck der anwachsenden Bismarckschen Repressionen gegen die Arbeiterbewegung zu einer zunehmenden Annäherung zwischen den Positionen des ADAV und der SDAP. Schließlich fusionierten beide Parteien am 5. Mai 1875 auf dem gemeinsamen Parteitag in Gotha zur Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP). Hasenclever und Wilhelm Liebknecht hatten sich als führende Köpfe des ADAV und der SDAP auf eine Kompromissbildung geeinigt, die im Gothaer Programm der SAP ihren inhaltlichen Niederschlag fand. Obwohl die von Liebknecht vertretenen marxistischen Inhalte nicht gänzlich fallen gelassen wurden, kritisierte Karl Marx in seiner „Kritik des Gothaer Programms“ das Parteiprogramm der SAP von seinem Londoner Exil aus, unter anderen wegen den Zugeständnissen an die Reformorientierung des vormaligen ADAV.