Tschad
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Wahlspruch: "Unité, Travail, Progrès" frz., "Einigkeit, Arbeit, Fortschritt" | |||||
Amtssprache(n) | Französisch, Arabisch | ||||
Hauptstadt | N'Djamena | ||||
Staatsform | Präsidialrepublik | ||||
Staatsoberhaupt | Idriss Déby | ||||
Premierminister | Pascal Yoadimnadji | ||||
Fläche | 1.284.000 km² | ||||
Einwohnerzahl | 9.826.419 (Stand Juli 2005) | ||||
Bevölkerungsdichte | 7,6 Einwohner pro km² | ||||
Unabhängigkeit | 11. August 1960 | ||||
Währung | CFA-Franc | ||||
Zeitzone | UTC +1 | ||||
Nationalhymne | La Tchadienne | ||||
Kfz-Kennzeichen | TD | ||||
Internet-TLD | .td | ||||
Vorwahl | + 235 | ||||
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Die Republik Tschad (arabisch جمهوريّة تشاد; franz.: République du Tchad) liegt in Zentralafrika. Sie grenzt an Libyen im Norden, den Sudan im Osten, im Süden an die Zentralafrikanische Republik und im Westen an Kamerun, Niger und Nigeria.
Geographie
Das Tschadbecken (inkl. des Tschadsees) nimmt einen Großteil der Landesfläche ein. Über das Tschadbecken erheben sich im Osten das Hochland von Ennedi (1450 m) und Ouadaï, im Norden das Tibestigebirge mit 3415 m im Emi Koussi. Hauptflüsse sind Schari und Logone.
Der Tschad erstreckt sich von der trockenen Wüste Sahara im Norden (Tibesti, 3415 m über NN) über die Klima- und Vegetationszonen (Dornstrauch- und Trockensavannen, an den Flüssen auch Überschwemmungssavannen und Galeriewälder) des Sahels und des Sudans bis zum Bereich der Trockenwälder im äußersten Süden.
Der Tschad schließt den östlichen Teil des Tschadbeckens mit dem größten Teil des Tschadsees ein.
Im Süden des Landes herrscht ein nahezu tropisches, wechselfeuchtes Klima mit bis über 1.100 mm Niederschlag. Im Norden herrscht Wüstenklima mit großen täglichen Temperaturunterschieden und extrem seltenen Niederschlägen mit 20–40 mm Niederschlag im Jahr vor. Im Gebirge gibt es ca. 1.000 mm Niederschlag jährlich.
Bevölkerung

Die Bevölkerung des Tschads setzt sich aus fast 200 verschiedene Ethnien zusammen, von denen die meisten auch eigene Sprachen oder Dialekte sprechen. Im Großen lässt sich das Land in einen vorwiegend arabisch-islamischen Bereich im Norden und einen schwarzafrikanisch-animistischen, teils auch christlichen, im Süden einteilen. Während die arabische Bevölkerung meist halbnomadische Viehzucht betreibt, betreiben die Bewohner des Südens überwiegend Ackerbau. Etwa 9 % der Gesamtbevölkerung sind Araber.
Siehe auch: Liste der Städte im Tschad
Sprachen
Gesprochen werden mehr als 100 Sprachen und Dialekte. Zum Teil spricht die Bevölkerung mehr als eine Sprache. Die wichtigsten Sprachen sind Arabisch (Sudanarabisch), das von mindestens 26 % der Gesamtbevölkerung als Muttersprache gesprochen wird und die Amtssprache Französisch, das nur von einer gebildeten Minderheit gesprochen wird. Etwa 65 % der Bevölkerung sprechen Sudansprachen, etwa 12 % tschadische Sprachen, 6,5 % Saharanische Sprachen (Daza, Zaghawa) , 4 % das M'óum sowie 1,6 % Bagirmi und Kraish zusammen. Weitere Sprachen sind Ouaddai (Wadai), Teda, Mbum und andere.
Religion
Über 55 % der Gesamtbevölkerung sind Muslime, hauptsächlich die der sunnitischen Richtung. 25 % der Bevölkerung hängen traditionellen afrikanischen Naturreligionen und etwa 19-20 % verschiedenen christlichen Kirchen, Gemeinschaften und Sekten an.
Geschichte
Eine partielle Besiedlung fand bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. statt. Später entstehen größere islamische Reiche am Tschadsee, Baguirmi, Logone-Stadtstaaten, Sultanat Ouaddaï. Erste genauere Kenntnisse der Region übermitteln die Forschungsreisenden des 19. Jahrhunderts: Friedrich Konrad Hornemann (1800); Dixon Denham (1823); Johann Heinrich Barth, Adolf Overweg (1850); Eduard Vogel, Gustav Nachtigal (1855).
1900 errichtet Frankreich das Militärterritorium der Länder und Protektorate des Tschad. 1908 geht dieses im Verwaltungsgebiet Französisch-Äquatorialafrika mit der Kolonie Tschad auf. Zwischen den Weltkriegen erhält die Kolonie Tschad dann ihre heutigen Grenzen.
1934 wird die Grenzziehung im Norden zur italienischen Kolonie Libyen von Italien nicht ratifiziert. Dies ist die Grundlage des späteren Konflikts um den Aouzou-Streifen.
1958 erhält der Tschad seine erste Verfassung. Die Territoriale Versammlung billigt den autonomen Status des Landes als Mitglied der Communauté Française.
Am 11. August 1960 erhält das Land seine Unabhängigkeit. François Tombalbaye (aus dem Süden) wird erster Präsident. Allerdings dominiert der Nord-Süd-Gegensatz die Innenpolitik (Nordisten: islamisch-arabisch-berberische Stämme; Sudisten: schwarzafrikanisch-christlich-animistische Stämme).
1966 wird die muslimische FROLINAT gegen die christlich-sudistische Dominanz gegründet, es kommt zum Beginn eines Bürgerkrieges. 1969 interveniert Frankreich auf Seiten Tombalbayes. Libyen, Algerien und der Sudan dagegen unterstützen die FROLINAT. 1973 besetzt Libyen den Aouzou-Streifen.
1975 stürzt General Félix Malloum Tombalbaye und wird Präsident; Premierminister wird Hissène Habré. 1976 kommt es zum Bruch zwischen Gaddafi und Habré. Weddeye kämpft mit Gaddafi gegen die Zentralregierung.
1979 kommt es zum Frontwechsel Habrés zu Weddeye. N’Djamena wird erobert und das "Gouvernement d’Union Nationale de Transition" unter Weddeye regiert. 1980 kommt es wiederum zum Bruch zwischen Habré und Weddeye ("Zweite Schlacht um N’Djamena"). Daraufhin greift Libyen auf Bitten Weddeyes ein, Gaddafi zieht seine Truppen auf französischen Druck hin allerdings wieder zurück. Habré kann mit ägyptischer, sudanesischer und US-amerikanischer Hilfe Weddeye verdrängen.
1982 wird N’Djamena durch Habré erobert, es beginnt die sogenannte Zweite Republik (1982 bis 1990), während der es zu schwersten Menschenrechtsverletzungen kommt. 1983 wird der Tschad de facto am 16. Breitengrad zweigeteilt. Libysches Militär ist im Norden präsent, insbesondere im Aouzou-Streifen.
1986 bis 1987 gehen die tschadischen Regierungstruppen in die Offensive. Es beginnt die französische Militäroperation Epervier. Die libyschen Truppen werden, bis auf den Aouzou-Streifen, aus allen Stützpunkten verdrängt. 1989 wird der Vertrag von Algier über die friedliche Regelung des Aouzou-Grenzkonflikts unterzeichnet.
1990 beginnt eine Verhandlung über den Aouzou-Konflikt vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag. Habré wird durch die bewaffnete Opposition des Mouvement Patriotique du Salut von Idriss Déby gestürzt und Déby nimmt N’Djamena ein, Habré flieht.
1993 verabschiedet die Nationalkonferenz Übergangsverfassung, -parlament und -regierung. 1994 wird durch den Internationalen Gerichtshof der Aouzou-Streifen dem Tschad wieder zugesprochen.
Im Dezember 1994/Januar 1995 findet eine Wählerregistrierung statt, deren Durchführung und Ergebnisse beanstandet und vom Obersten Gerichtshof annulliert werden. Der bestehende Wahlkalender wird wieder obsolet, die Transitionsphase um ein weiteres Jahr bis zum 8. April 1996 verlängert.
1996 kommt es zudem zu einem Verfassungsreferendum, woraufhin die neue Verfassung in Kraft tritt.
Am 3. Juli 1996 finden Stichwahlen zwischen Déby und Wadal Abdelkader Kamougué statt. Die Feststellung des offiziellen Endergebnisses durch die Cour d’Appel am 14. Juli 1996 bescheinigt Déby 69 %, Kamougué 31 % der Stimmen. In den Parlamentswahlen von Anfang 1997 wird folgendes Endergebnis festgehalten: MPS 66 Sitze, URD 29, UNDR 14, UDR 4, RDP und PLD je 3, AND 2 sowie UNRT, CNDS, FAR, ACTUS je 1 Sitz.
Ende 1998 beginnen bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Regierungstruppen und Rebellen um Youssouf Togoimi (Tibesti-Konflikt).
Im Oktober 2000 wird der Bau eines Pipelineprojekts zur Erschließung der Erdölfelder in Doba begonnen.
Präsident Déby wird im Mai 2001 wiedergewählt. Im Dezember 2001 wird zwischen der Regierung und den Rebellen im Tibesti ein Friedensabkommen abgeschlossen.
(Quelle: Auswärtiges Amt)
Politik
Der Tschad wurde am 11. August 1960 als unabhängige Republik aus französischer Kolonialherrschaft entlassen.
Nach der Verfassung vom 14. April 1996 ist der Tschad eine präsidiale Republik mit Mehrparteiensystem. Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Armee ist der mit weitreichenden exekutiven Vollmachten ausgestattete Präsident, der auf fünf Jahre direkt gewählt wird.
Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament, das aus Nationalversammlung und Senat besteht. Die Nationalversammlung hat 125 für einen Zeitraum von vier Jahren gewählte Abgeordnete, die Mitglieder des Senats sind für sechs Jahre zu wählen, der Senat ist allerdings bisher noch nicht etabliert.
Die Exekutive wird vom Ministerrat unter der Leitung des vom Präsidenten ernannten Ministerpräsidenten ausgeübt. Zu den wichtigsten Parteien gehört die Patriotische Wohlfahrtsbewegung (MPS), die Union für Erneuerung und Demokratie (URD) sowie die Nationale Union für Demokratie und Erneuerung (UNDR).
Am 23. Dezember 2005 stellt der Tschad aufgrund der Konflikte in der ostsudanesischen Provinz Darfur den Kriegszustand mit dem Sudan fest. Dem war ein Angriff tschadischer Rebellen auf die Grenzstadt Adré mit mehr als 100 Toten vorausgegangen. Der Tschad wirft dem Sudan vor, die Rebellen unterstützt zu haben, legt jedoch Wert darauf, nicht den Krieg erklärt zu haben.
Präsidenten
- 1960 - 1975 François Tombalbaye
- 1975 - 1979 Félix Malloum
- 1979 Lol Mohammed Chawa
- 1979 - 1982 Goukouni Oueddei
- 1982 - 1990 Hissène Habré
- seit 1990 Generalleutnant Idriss Déby
Staatliche Einrichtungen wie Verwaltung, Bildungs- und Gesundheitswesen sind kaum entwickelt. Die Säuglingssterblichkeit liegt bei 11,7 %, Kindersterblichkeit bei 20 %. Auf jeweils etwa 50.000 Menschen kommt ein Arzt. Insbesondere die medizinische Unterversorgung ist ein Grund dafür, dass vor allem Malaria, aber auch Meningitis-, Cholera- und Masern-Epidemien jährlich tausende Todesopfer fordern. Hilfe leisten hier zu Beginn der 2000er Jahre insbesondere die Ärzte ohne Grenzen.
Vor zusätzliche und für das Land nicht ohne internationale Hilfe zu bewältigende Probleme stellen den Tschad die seit 2003 aus der Region Darfur des östlichen Nachbarlandes Sudan kommenden Flüchtlinge. Ihre Zahl betrug zu Beginn des Jahres 2004 bereits etwa 130.000.
Administrative Gliederung
Seit 2002 ist der Tschad in 18 Regionen eingeteilt.
- Batha
- Chari-Baguirmi
- Hadjer-Lamis
- Wadi Fira
- Borkou-Ennedi-Tibesti
- Guéra
- Kanem
- Lac
- Logone Occidental
- Logone Oriental
- Mandoul
- Mayo-Kebbi Est
- Mayo-Kebbi Ouest
- Moyen-Chari
- Ouaddaï
- Salamat
- Tandjilé
- Ndjamena
Infrastruktur
Die Infrastruktur ist nur wenig entwickelt. Bei einer Größe von 1.284.000 km² - nach Größe liegt der Tschad weltweit an 20. Stelle, ist etwa 3,5 mal so groß wie Deutschland - gibt es nur wenig mehr als 200 km befestigter Straßen.
Wirtschaft
Aufgrund des Bürgerkriegs und wegen längerer Dürreperioden gehört der Tschad zu den ärmsten Ländern der Welt. Auf dem Human Development Index der UNO liegt er unter insgesamt 177 Staaten an 167. Stelle (Liste des Jahres 2004). 80 % der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze.
Rund 90 % der Bevölkerung leben von der Landwirtschaft, also dem Ackerbau und der Viehzucht. Allerdings ist der Tschad auch auf internationale Unterstützung (z. B. in Form von Lebensmitteln) angewiesen.
Das Land galt lange als arm an Bodenschätzen, abgebaut wurden vor allem Stein- und Natronsalz. Im Jahr 2003 konnte mit der Förderung von Erdöl aus einem erst Ende der 1990er Jahre entdeckten Ölfeld bei Doba begonnen werden. Die Einnahmen aus der Förderung des Erdöls sollen, gemäß einer Vereinbarung der Regierung mit der Weltbank, zu 80 % für Projekte im Bereich des Sozialen und der Infrastruktur verwendet werden und somit der gesamten Bevölkerung zugute kommen. Dafür wurden im Juli 2004 zum ersten Mal 31 Millionen Euro an die Weltbank überwiesen, die diese Gelder wiederum für konkrete Projekte im Land ausschüttet. Insgesamt werden bis 2023 (20 Jahre) Einnahmen von rund 1,6 Milliarden Euro prognostiziert.
Der Tschad leidet unter einem massiven Korruptionsproblem. Nach der Korruptionsstudie 2005 der Organisation Transparency International (TI) liegt der Tschad auf dem letzten Platz von 159 untersuchten Staaten, gemeinsam mit Bangladesh.
Haupthandelspartner sind Frankreich, Kamerun und Nigeria. Wichtigste Exportgüter sind Baumwolle (mit einem Exportanteil von 40 %) und erst seit 2003 auch Erdöl. Importgüter sind unter anderem Brennstoffe, Fahrzeuge, Zucker, Getreide und Textilien.
Weblinks
- Länder- und Reiseinformationen des Auswärtigen Amtes
- Informationen zur Erdölförderung im Tschad einer Initiative von EIRENE DEUTSCHER ZWEIG, e.V.
- N-Tv.de-Meldung zum Korruptionsbericht 2005 der Organisation Transparency International