S-Bahn Berlin
S-Bahn Berlin | |
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Verkehrsverbund | Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg |
Linien | 16 |
Streckenlänge | 331 km |
Stationen | 155 |
Fahrzeuge | BR 480, BR 481/482, BR 485/885 |
Stromsystem | 750 V DC, seitliche von unten bestrichene Stromschiene |

Die Berliner S-Bahn ist die älteste S-Bahn Deutschlands. Sie bildet zusammen mit der U-Bahn, Straßenbahn und den Bussen ein engmaschiges Verkehrssystem in Berlin. Es gibt insgesamt 155 Bahnhöfe (siehe: Liste der Berliner S-Bahnhöfe), die gesamte Streckennetzlänge beträgt 331 km.
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte der Berliner S-Bahn
Die Berliner S-Bahn basiert auf einem System von Vorortzügen, die seit 1882 auf der Berliner Stadt- und Ringbahn, sowie weiteren Vorortstrecken zunächst mit Dampfbetrieb auf überwiegend eigenen, vom Fernverkehr getrennten Gleisen fuhren. Nach mehrjährigen Vorarbeiten ging am 8. August 1924 die erste elektrifizierte Strecke, Stettiner Bahnhof (heute Berlin Nordbahnhof) nach Bernau, in den Regelbetrieb. Zum 1. Dezember 1930 wurden die Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen unter dem Namen S-Bahn zusammengefasst.
Die Berliner S-Bahn wurde von der Deutschen Reichsbahn betrieben. Nach dem Zweiten Weltkrieg behielt die Deutsche Reichsbahn (DR) der DDR das Betriebsrecht für das Gesamt-Berliner Streckennetz. So wurde die S-Bahn zur Zielscheibe des Unmuts vieler West-Berliner, als die DDR-Führung 1961 die Mauer baute. Politiker und Gewerkschaften riefen zum S-Bahn-Boykott auf mit Parolen wie „Der S-Bahn-Fahrer zahlt den Stacheldraht“ oder „Keinen Pfennig mehr für Ulbricht“. Im Laufe der folgenden Jahre gingen die Fahrgastzahlen deutlich zurück. Ungeachtet dessen fuhr die S-Bahn weiter in West-Berlin, teilweise auf ihren Westlinien auch unter Ost-Berliner Gebiet durch Geisterbahnhöfe.
In Ost-Berlin blieb die S-Bahn dagegen das wichtigste Verkehrsmittel. Dort wurde auch eine neue Baureihe konstruiert, die heute unter der Baureihen-Bezeichnung 485 im Einsatz ist. Im Ostteil der Stadt wurde das Streckennetz weiter ausgebaut, unter anderem mit den Streckenabschnitten:
- 1962 zum Flughafen Schönefeld
- 1976 bis 1982 zu den neuen Wohngebieten nach Marzahn
- 1984 bis 1985 nach Hohenschönhausen und Wartenberg
Im September 1980 plante die DR deutliche Einschnitte im West-Berliner Netz. Dies führte zu einem Streik der dortigen Beschäftigten, der jedoch erfolglos beendet wurde. Auf den meisten Strecken wurde daraufhin der Betrieb eingestellt. Am 9. Januar 1984 übernahm die Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG) im Auftrag des West-Berliner Senates das inzwischen stark heruntergekommene Streckennetz West-Berlins. Zunächst wurden nur die Strecken Anhalter Bahnhof – Lichtenrade und Friedrichstraße – Charlottenburg betrieben (insgesamt 21 km). Nach Wiedereröffnung Richtung Frohnau und Wannsee stiegen die Fahrgastzahlen im Westteil wieder stark an. Im Auftrag der BVG wurden neue S-Bahn-Züge konstruiert, die heute unter der Baureihen-Bezeichnung 480 auf dem Berliner S-Bahn-Netz unterwegs sind.
Nach dem Mauerfall wurden viele Anstrengungen unternommen, das Streckennetz in West-Berlin wieder vollständig in Gang zu bringen. Seit 1995 betreibt die Deutsche-Bahn-Tochter S-Bahn Berlin GmbH das Gesamtnetz. Heute verkehren in und um Berlin auf 16 Linien moderne Stromschienen-Gleichstromtriebwagen, die die vor kurzem noch fahrenden Triebzüge aus den 1920er und 1930er Jahren ablösten.
Linien (Stand 12.12.2005)
Derzeit gibt es 16 S-Bahnlinien mit 331 Kilometern und 155 Bahnhöfen. Aufgrund des Berliner S-Bahnsystems ist die Liniennummerierung sehr flexibel im Gegensatz zur U-Bahn. Nicht selten wechselten die S-Bahnlinien ihre Streckenführung. Schon benutzte, aber derzeit nicht benötigte Liniennummern sind zum Beispiel S25, S4, S6, S10 und S19.
Grundsätzlich fährt jede S-Bahnlinie im 20-Minuten-Takt, der häufig durch Verstärker verdichtet wird. Auf der Stadtbahn, Ringbahn und im Nord-Süd-Tunnel gibt es einen durch Linienbündelungen dichteren Takt. Seit 2003 fahren auch S-Bahnlinien in den Nächten Freitag zu Samstag und Samstag zu Sonntag im 30- bis 60-Minuten-Takt. Abgesehen vom Abschnitt Hohen Neuendorf - Blankenburg wird somit überall ein Nachtverkehr durchgeführt. Für die Zeit der Fußballweltmeisterschaft 2006 ist sogar geplant, einen 24-Stunden-Betrieb auf gewissen Linien zu fahren.
Bauvorhaben und Projekte




Bei der Berliner S-Bahn wird, auch wenn schon ein Großteil des Netzes in Betrieb ist, weiterhin viel gebaut, saniert und auch eröffnet. Ziel ist es nach einem Beschluss des Berliner Abgeordnetenhaus letztendlich, das S-Bahnnetz im Umfang des Jahres 1961 wiederherzustellen. Diese Willensbekundung ist jedoch nur symbolisch gemeint, da schon viele Bauvorhaben über das Ziel hinausgehen bzw. abweichen. Aufgrund der extremen Haushaltsnotlage wurden andererseits auch Projekte verschoben beziehungsweise abbestellt.
Derzeit laufen noch die Sanierungen für die Bahnhöfe Westkreuz und Charlottenburg. Am 6. Juni 2005 konnten dort bereits jeweils die nördlichen Bahnsteige eröffnet werden, die jeweils südlichen sollen im Mai 2006 folgen. Mit der Gleissanierung im Bahnhof Zoologischer Garten wird die Sanierung der westlichen Stadtbahn abgeschlossen sein, womit ein sehr effizientes Schnellbahnsystem für die Fußballweltmeisterschaft 2006 in Berlin zur Verfügung steht. Zu dieser Veranstaltung sollen Züge im 90-Sekunden-Takt zum Berliner Olympiastadion fahren.
Im Jahr 2007 soll endlich die lang verschobene Sanierung des Bahnhofes Ostkreuz, dem wichtigsten des Berliner S-Bahnnetzes, beginnen. Neben der kompletten Umgestaltung des Gleisfeldes sollen auch zwei neue Regionalbahnsteige entstehen. Zusätzlich sollen auch Aufzüge und Rolltreppen eingebaut werden. Die wichtigste Neuerung wird jedoch der geplante Richtungsbetrieb sein, so sollen am Bahnsteig D die Züge in Richtung Stadt und am Bahnsteig E die Züge ins östliche Umland fahren. Da die Sanierung unter laufendem Betrieb stattfinden wird, ist noch kein Fertigstellungstermin bekannt, es wird mit einer Bauzeit von sieben bis 10 Jahren gerechnet.
Mittelfristig ist es ebenfalls geplant, eine neue S-Bahnlinie S21 zum Lehrter Bahnhof zu errichten. Dafür wurden schon Vorleistungen geschaffen, unter anderem Ausfädelungen an den Ringbahnhöfen Westhafen und Wedding. Die Strecke soll zukünftig vom Nordring über die Bahnhöfe Perleberger Brücke, Lehrter Bahnhof, Reichstag, Potsdamer Platz, Gleisdreieck, Yorckstraße (Großgörschenstraße) und dann über die wiederzuerrichtende Cheruskerkurve zum Südring führen. Die Bauarbeiten für die nördlichen Streckenäste bis zum Lehrter Bahnhof, der vom Bund durch das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) mit 24 Millionen Euro gefördert wird, könnten laut Senatsangaben zwischen 2011 und 2013 beendet werden. Die restlichen Abschnitte sollen laut des Finanzszenarios des Landes Berlin bis 2030 realisiert werden. Durch die Verzögerung der S21 gibt es immer wieder Stimmen, namentlich unter anderem die Bundestagsabgeordneten Franziska Eichstädt-Bohlig der Grünen, die eine Zweisystem-S-Bahn durch den Tiergartentunnel fordern. Ein anderes Konzept sieht die Schaffung eines Express-S-Bahn-Systems mit Einsystem-Wechselstromfahrzeugen vor, das eine attraktive Bedienung des neuen Fernbahntunnels einerseits und des Speckgürtels andererseits ermöglichen würde, ohne den Bau neuer Infrastruktur zu erfordern.
Weitere Bauarbeiten betreffen die Reaktivierung der Siemensbahn, die jedoch nur mit einer Verlängerung über die Havel zur "Wasserstadt Spandau" wirtschaftlich zu betreiben wäre. Ebenfalls gibt es noch kontroverse Diskussionen und Diskussionsbedarf um die Verlängerung Spandau - Falkensee. Da die Regionalexpresszüge dorthin regelmäßig überfüllt sind, wäre eine Wiederbelebung der S-Bahn sinnvoll und notwendig. Damit stünde auch einem dichteren Fernverkehr in Richtung Hamburg nichts mehr im Wege. Auf Berliner Gebiet würden zusätzlich noch drei S-Bahnhöfe entstehen, die den westlichen Teil Spandaus besser erschließen würden, wo bisher nur Busverkehr angeboten wird. Geplant ist außerdem die Verlängerung der S 75 von Wartenberg nach Sellheimbrücke. Da die dortige Bebauung derzeit jedoch keinen dichten S-Bahnverkehr rechtfertigt, ist die Inbetriebnahme vorerst aufgeschoben. Zusätzlich gibt es bei dieser Verlängerung noch eine Option bis zum Karower Kreuz, wo ein riesiger Kreuzungsbahnhof entstehen würde. Ob dies jedoch für das relativ dünn besiedelte Gebiet sinnvoll wäre, ist fraglich. Des Weiteren ist in Abhängigkeit von der richterlichen Zustimmung zum Planfeststellungsbeschluss für den geplanten Großflughafen in Schönefeld die Verlängerung der S-Bahnstrecke vom derzeitigen Endpunkt Flughafen Berlin-Schönefeld bis zum Terminal des künftigen Großflughafens in Planung. Neben geplanten Streckenverlängerungen gibt es auch noch wichtige Strecken- und Bahnhofssanierungsprogramme. In Zukunft sollen die Strecken nach Hennigsdorf, Teltow Stadt, Strausberg Nord und Potsdam abschnittsweise zweigleisig ausgebaut werden. Außerdem ist die Sanierung der Görlitzer Bahn ab Ende 2005 geplant. Zusätzlich werden jährlich mehr und mehr Stationen durch Aufzüge und Rampen behindertengerecht ausgestattet.
Eingesetzte Baureihen
- Baureihe ET 168 (Bauart „Oranienburg“, im Einsatz 1925 bis 1962)
- Baureihe ET 169 (Bauart „Bernau“, im Einsatz 1924 bis 1962)
- Baureihe ET 170 (Zwei Bauartmuster, im Einsatz 1959 bis 1960; Verschrottung 1974)
- Baureihe 475 (Bauart „Stadtbahn“ (genietete Wagenkästen) und "Wannseebahn" (geschweißte Wagenkästen), im Einsatz 1928 bis 1997)
- Baureihe 476 (Modernisierte Züge der Bauart „Stadtbahn“ und "Wannseebahn", 2000 ausgemustert)
- Baureihe 477 (Modernisierte Züge der Bauart „Olympia“, "Bankier" und "1938/40" 2003 ausgemustert)
- Baureihe 480 001/501-045/545(ehem. BVG) 046/546-085/585 (noch von der DR beschafft) - Prototypen (001/501-004/504) inzwischen verschrottet
- Baureihe 481 (häufigste und modernste Triebzüge)
- Baureihe 485 (ehem. DR)
Unfälle
Seit der Eröffnung der ersten S-Bahnstrecke gab es nur wenige Unfälle, bei denen jedoch noch nie ein Mensch gestorben ist. So gilt die Berliner S-Bahn als eines der sichersten Schnellbahnsysteme.
Am 24. September 1989 fährt morgens um 5 Uhr ein Zug der Baureihe 277 im Bahnhof Bernau über den Prellbock. Das Fahrgestell des ersten Wagens stürzt in das Bahnhofsgebäude.
Im abendlichen Berufsverkehr am 11. Februar 2000 gerät ein S-Bahnwaggon der Baureihe 480 mit der Nummer 480 053 bei der Einfahrt in den Bahnhof Yorckstraße in Brand und brennt vollständig aus. Die Aufsicht hatte dichten Rauch bemerkt und den Lokführer informiert, welcher die Räumung der Bahn veranlasste. Der S-Bahn Zug hatte gerade den Nord-Süd-Tunnel verlassen. Ursache des Brandes war ein defektes 750-Volt-Kabel, welches den Stromabnehmer mit dem Antriebsmotor verbunden hatte.
Am 10. August 2004 gerät ein S-Bahnwaggon der Baureihe 480 im unterirdischen Anhalter Bahnhof in Brand und brennt vollständig aus. Nur durch beherztes Eingreifen der S-Bahnangestellten konnte eine Katastrophe verhindert werden. Der Bahnhof erlitt schwere Schäden. Nach der erfogten Sanierung halten zwischenzeitlich alle S-Bahnen wieder an der Station. Mit diesem Unfall wurde beschlossen, analog zur Berliner U-Bahn allen unterirdischen Bahnhöfen, die nur einen Ausgang besitzen, einen weiteren zu bauen. Explizit betrifft das jedoch nur die Station Oranienburger Straße, der Bahnhof Anhalter Bahnhof erhält noch einen weiteren Ausgang in Richtung Tempodrom.
Elektrifizierungsdaten
Die folgende Liste enthält das Datum der ersten Inbetriebnahme und den Streckenabschnitt.
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Literatur
- Bernhard Strowitzki: S-Bahn Berlin - Reiseführer, GVE-Verlag, Berlin, 2002, ISBN 3892180733
Preiswertes und Handliches Taschenbuch über die Berliner S-Bahn und deren Geschichte. Ideal zum Einstieg ins Thema oder für die Berlin Reise zum mitnehmen - Mario Walinowski: Züge der Berliner S-Bahn: Das "Blaue Wunder", GVE-Verlag, Berlin, 2005, ISBN 3892181705
Buch über die Baureihe 170.0. Das „Blaue Wunder“, ein Zug seiner Zeit, einzigartig und voller Geheimnisse. Ein Stück Berliner Geschichte, das deutlich macht, wie neue Technik aus der DDR im geteilten Berlin scheiterte – scheitern mußte? Mit Bastelbögen. - Historische S-Bahn e.V.: Züge der Berliner S-Bahn: Die eleganten Rundköpfe, GVE-Verlag, Berlin, 2003, ISBN 3892180733
Neben den legendären „Stadtbahnern“, die inzwischen bereits der Vergangenheit angehören, prägten bis ins neue Jahrtausend hinein die nachfolgenden Bauarten der zuletzt als Baureihe 477/877 firmierenden S-Bahn-Wagen das Bild des Berliner S-Bahn-Betriebes. Mit Bastelbögen. - Wolfgang Kiebert: Die Berliner S-Bahn 1924 bis heute, Transpress, Juli 2004, ISBN 3613712423
- Peter Bley: Berliner S-Bahn, Alba Publikation, Düsseldorf, September 2003, ISBN 3870943637
Seit Jahren eins der Standartwerke zur Berliner S-Bahn - Robert Schwandl: Berlin S-Bahn Album, Robert Schwandl Verlag, Berlin, April 2003, ISBN 3936573026
- Jürgen Meyer-Kronthaler und Wolfgang Kramer: Berlins S-Bahnhöfe – Ein dreiviertel Jahrhundert, be.bra. verlag, Berlin, Oktober 1998, ISBN 3930863251
Schönes Buch mit fast allen Berliner S-Bahnhöfen. Leider nicht mehr Lieferbar, aber mit ein bisschen Glück noch im Handel erhältlich - Klaus Scheddel: Ab ins Grüne, Ausflüge mit der Berliner S-Bahn, Viareise, April 2003, ISBN 3935029071
Weblinks
- Offizielle Homepage der S-Bahn Berlin GmbH
- Historische S-Bahn e.V.
- Geschichten rund um die Berliner S-Bahn
- Linien, Fahrzeuge und Daten rund um die Berliner S-Bahn, von Ralf Müller
- Eine private Seite zum Berliner Nah- und Fernverkehr
- Führungen auf stillgelegten Berliner S-Bahnstrecken
- Usenetdiskussion unter bln.verkehr