Tommaso Buscetta
Tommaso Buscetta (* 13. Juli 1928 in Agrigent, † 4. April 2000 in New York) auch Don Masino genannt war ein sizilianischer Mafioso. Er wurde zum wichtigsten Kronzeugen in den großen Mafiaprozessen der 1980- und 1990er Jahre.
Buscetta war Sohn eines Glasers. Er heiratete im Alter von 17 Jahren Melchiorra Cavallaro. Die beiden hatten zwei Söhne. Buscetta emigrierte nach Buenos Aires, wo er ohne großen Erfolg eine Glasfabrik eröffnete. Im Jahre 1957 kehrte er nach Palermo zurück und fand Freunde unter den Mafiosi seines Stadtviertels.
Im August 1959 begann der erste Mafia-Krieg. 1962 ergriff Buscetta die Flucht nach Süd- und Nordamerika. In dieser Zeit heiratete er zunächst Vera Girotti und nahm den Namen Paulo Roberto Felici an. Später heiratete er als Vierzigjähriger die Brasilianerin Cristina de Almeida Guimares. Es gelang ihm aber nicht, seine ehemalige Identität abzustreifen. Am 2. November 1972 verhaftete ihn die brasilianische Polizei, klagte ihn aber nicht wegen internationalen Drogenschmuggels an, sondern schickte ihn zurück nach Italien, wo er zunächst bis zum 13. Februar 1980 im Gefängnis Ucciardone in Palermo einsaß.
Die Ermordung von Stefano Bontade zeigte Buscetta, wie sehr seine Rolle als Mafia-Boss in Gefahr war. Er bekam Angst und verschwand am 18. Juni 1980 im Untergrund. Über Paraguay wanderet er nach Brasilien ein.
Im Juni 1984 besuchten ihn die beiden Richter Giovanni Falcone und Vincenzo Geraci, aber Buscetta schwieg. Erst nach seiner Auslieferung an Italien offenbarte er Giovanni Falcone: „Ich bin ein Mafioso“. Er wird zum ersten „pentito“, Kronzeugen. Seine Aussagen führten zur Überführung von Nino und Ignazio Salvo und Vito Ciancimino. In der Folge wurde auch Totò Riino (1993) entlarvt.
Die Mafia tötete aus Vergeltung für den Bruch der so genannte omertà, einem Teil des Ehrenkodex der Mafia, 14 Verwandte in der Familie Buscettas, darunter zwei Söhne und zwei Neffen. Buscetta erhielt für seine Geständnisse und die Aufklärung vieler Mafiaverbrechen vom italienischen Staat im Rahmen eines Zeugenschutzprogramms Straffreiheit, eine neue Identität und eine Rente auf Lebenszeit.
In den 1990er Jahren beschuldigte er den Europaabgeordneten Salvatore Lima und den 7-fachen Ministerpräsidenten Giulio Andreotti, Beziehungen zur Mafia unterhalten zu haben – Aussagen, die bezweifelt wurden, da Buscetta mehrfach widersprüchliche Angaben über sein Leben als Verbrecher und Mörder gemacht hatte. Buscetta starb im Jahre 2000 an Krebs, nachdem er die letzten 10 Lebensjahre friedlich irgendwo in den USA verbracht hatte.