Afrika Bambaataa
Afrika Bambaataa (* 10. April 1960 in der New Yorker Bronx als Kevin Donovan) ist ein New Yorker Hip Hop-DJ und Party-Organisator der späten 1970er, frühen 1980er Jahre. Er zählt zu den stilprägenden Figuren der Anfangszeiten im Hip Hop.
Einfluss
Weltweites Ansehen erlangt er schon Anfang der 80er Jahre durch verschiedene Singles, darunter 1982 den internationalen Hit und Klassiker des frühen Hip Hop, Planet Rock, der sich an der Melodie von Kraftwerks Trans-Europe Express und dem Beat von Kraftwerks Nummern orientiert. Planet Rock begründet den Electro Funk und hat einen sehr großen Einfluss auf House und andere Dance-Stile. Bambaataa trägt den Beinamen „Master of Records“ wegen seines besonders breitgefächerten Musikgeschmacks und einer dementsprechenden Plattensammlung. Seine Interessen sind jedoch nicht nur musikalisch, er engagiert sich mit bekannten Musikern und Mitgliedern der Zulu Nation unter anderem gegen Apartheid, Kriege und Umweltverschmutzung. Durch sein Hip Hop-internes Wirken kam er zu dem Titel „Godfather (= Pate) of Hip Hop“.
Projekte
Bambaataa vermittelt zwischen den musikalischen Welten; er arbeitet unter anderem mit dem frühen Dancehall-Star Yellowman, mit UB40, Johnny Rotten von den Sex Pistols, James Brown, Leftfield, Gary Numan und dem italienischen House-Produzenten DePoint zusammen. Der deutsche DJ und Produzent Westbam verdankt Bambaataa das „bam“ in seinem Namen. Beide arbeiten unter dem Namen I.F.O. (Identified Flying Objects) zusammen. Bekannt werden durch ihn die Namen seiner Bands Soulsonic Force und Cosmic Force. Weiterhin bringt er unter den Namen Time Zone, Shango, Hydraulic Funk, Khayan und Sirius B (zusammen mit dem als Hardsequencer bekannt gewordenen DJ Hardy Hard) Platten heraus. 2004 feiert sein Projekt The Machine Premiere. Entsprechend vielfältig hören sich die Ergebnisse an: von Hip Hop, Rock, Techno, den verschiedenen Varianten des Funk bis hin zum Reggae ist so ziemlich alles dabei. Ebenso unterschiedlich sind die Inhalte: mal sind es reine Partynummern, mal ernstgemeinte Aussagen, wie Gesellschaftskritik, politische Statements, Themen aus dem Interessensbereich der Zulu Nation oder Dinge aus dem täglichen Leben.
Afrika Bambaataa und die Zulu Nation
Neben seinen muskalischen Aktivitäten ist Bambaataa vor allem als Begründer und spiritueller Mastermind der Zulu Nation bekannt: einem international aktiven Kollektiv von B-Boys, DJs, Graffitikünstlern und Rappern, darunter verschiedenste bekannte Hip Hop-Größen wie De La Soul, Queen Latifah, A Tribe Called Quest und die Jungle Brothers.
Die Grundidee dazu hat Bambaataa bereits in jungen Jahren, als er den Film „Zulu“ von Michael Caine sieht. Beeindruckt durch den Sieg der Zulus, kommt ihm die Idee, selber eine eigene Zulu Nation zu gründen. Später gibt er sich den Namen „Afrika Bambaataa“ (Bambaataa heißt laut verschiedenen Webseiten etwa soviel wie „liebevoller Anführer“). Einen großen und prägenden Einfluss haben auf ihn die musikalischen Größen dieser Zeit, allen voran Sly & The Family Stone, George Clinton oder James Brown.
Afrika Bambaataa wächst in der New Yorker Bronx ab den 60er Jahren auf. Er ist aktives Mitglied der damals wichtigsten Gang der Bronx, den Black Spades. Die Nation of Islam beeindruckt ihn. Nach einem Todesfall eines guten Freundes stellt Bambaataa jedoch die Street Gangs in Frage. Obwohl er den Zusammenhalt und andere Ideale seiner Black Spades in positiver Erinnerung behält, verlässt er sie schließlich.
Afrika Bambaataa erinnert sich an den Zulu-Film und setzt seine Idee von der eigenen Zulu Nation um. Wert legt Bam, wie er gerne genannt wird, speziell auf das, was er „das fünfte Element der Hip Hop-Kultur“ nennt, das Wissen in allen möglichen Lebensbereichen, welches er ständig sammelt und weitergibt, sowie Weisheit, Verständnis, Umwandlung des Negativen ins Positive, den Glauben an einen (gemeinsamen) Gott, Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit, Frieden, Einigkeit, Liebe, Respekt, Arbeit und nicht zuletzt auf Freude am Leben. Schließlich sind die ersten bekannten DJ-Legenden wie Kool DJ Herc oder Grandmaster Flash sowie das Aufkommen der weiteren Hip Hop-Elemente Rap, Graffiti und B-Boying der letzte Auslöser für die Idee, dieses alles für die Nachwelt zu bündeln, und für seine eigene Karriere als DJ und MC. Mit seiner Zulu Nation macht er sich weltweit unermüdlich stark für die Pflege der Hip Hop-Kultur.
Stationen
Bambaataa beginnt seine Karriere als DJ bei den Block Parties in der New Yorker Bronx, wo er mit seinem eigenen Soundsystem auftritt. Er ist vor allem bekannt für seine umfangreiche Plattensammlung und seinen unkonventionellen Stil, auch gänzlich andere Musik oder Sprachsamples beispielsweise von Malcolm X in seine DJ-Sets mit einfließen zu lassen. In dieser Zeit bekommt er den Beinamen „Master of Records“: Er erwirbt ihn 1976 bei seiner ersten offiziellen DJ-Battle in der Junior High School 123 gegen Disco King Mario.
Hier ist zuerst Planet Rock von 1982 zu nennen, entstanden durch eine Zusammenarbeit mit der Soulsonic Force, Tom Silverman, Arthur Baker und John Robie. Sie verwenden neben einem Mix aus verschiedenen anderen Klängen die Melodie von Kraftwerks Trans-Europa-Express, einem Stück, das zuvor in den Clubs der Schwarzen für Aufsehen gesorgt hat. Planet Rock wird ein Klassiker des Hip Hop und des Techno; da Wegbereiter wie Westbam oder die Technolegenden aus Detroit dadurch zum eigenen Schaffen angeregt werden, wäre ohne das Stück wohl einiges heute anders. Zunächst kommt es zum Rechtsstreit mit Kraftwerk, bis die Aufteilung der Einnahmen geklärt ist. Kraftwerk dürften an dem Stück nicht schlecht mitverdienen und ihm einen Teil ihres Ruhmes verdanken, denn kaum ein anderes wird bis heute so oft geremixt. Bambaataa hat nach Kraftwerk ebenfalls das Vergnügen des Kopiertwerdens, etliche Samples aus Planet Rock tauchen in Tracks anderer DJs auf. Die Kombination aus Kraftwerk-Elementen und Rap beeinflusst oder begründet Technolectro, Miami Bass und Electro, zum Beginn des neuen Jahrtausends bringen verschiedene Popmusiker Songs mit diesen Einflüssen heraus. Das Video hat Kultstatus durch seine Dokumentation von Old School Partys, Liveauftritten der Band und Einspielungen von Weltraumaufnahmen.
Die folgenden Platten Looking For The Perfect Beat und Renegades Of Funk sind Planet Rock-ähnlich. Aus dieser Verkleidungs-und Electro-Phase stammen auch die Filme A Street History und Beat Street sowie das zusammenfassende Planet Rock The Album.
Bedeutende Momente finden für Afrika Bambaataa 1984 statt, als er sein Vorbild James Brown für den gemeinsamen Song Unity gewinnen kann. Dieser klingt typisch nach James Brown. Mit John Lydon von den Sex Pistols bringt Afrika Bambaataa das Stück World Destruction heraus. Es ist eine explosive Mischung aus Hip Hop, Punk und Rock und richtet sich vor allem gegen Kriege.
Einen neuen Weg schlägt Bambaataa 1986 mit Beware The Funk Is Everywhere ein. Dieses Album fällt bis auf Bambaataas Theme weniger elektronisch, dafür Hip Hop-lastiger aus als Planet Rock. Um zu zeigen, wo der Funk noch sein kann, bringt er auch 80er-Rock- und Popsongs auf die Platte.
The Light von 1988 hat wieder ein anderes Konzept. Afrika Bambaataa produziert das Album mit Künstlern unterschiedlicher Musikstile, wie Bootsy Collins, George Clinton, Boy George, Yellowman und UB40. Zu dieser Phase gehört auch die Sho Nuff Funky. Die Musik reicht vom Reggae über Funk bis hin zu klassischen Klängen. Das Stück Reckless mit UB40 hat den größten Erfolg.
Ende der 1980er arbeitet Afrika Bambaataa am weltweiten Naturschutz-Projekt One World One Voice mit. Neben ihm tragen dutzende Musiker wie Bob Geldof, Clannad oder die Gipsy Kings ein kurzes Stück zu einem Gesamtmix bei und setzen in dem weltweit ausgestrahlten Dokufilm ein Zeichen für die Situation und Rettung der Erde. Aus dem gleichen Grund macht er ebenfalls mit vielen Künstlern das Video Earth Rise. Ähnlich engagiert er sich gegen das Thema Apartheid und wirkt an einer Veranstaltung anläßlich der Befreiung Nelson Mandelas mit.
1991 beginnt Afrika Bambaataa damit, House- und Technoklänge in sein Schaffen zu integrieren. Die Alben Decade Of Darkness, 12 Mixes und Jazzing sowie die dazugehörenden Singles entstehen in Zusammenarbeit mit De-Point und lassen sich am ehesten im Bereich des Eurodance einordnen.
Mit Time Zone und der Soulsonic Force veröffentlicht Bam nebenbei wieder Electro- und Hip Hop-Platten, Warlocks And Witches, Computer Chips, Micro Chips And You und Lost Generation und ihre Auskopplungen genießen unter seinen Fans ein besseres Ansehen als der Vorgänger.
Der Soundtrack für ein Computerspiel wird We Funk This Party Out von 1996, an dem auch Melle Mel und Kurtis Blow mitwirken.
Nach einer erfolgreichen Zusammenarbeit mit Westbam unter dem Namen I.F.O. bringt Afrika Bambaataa Ende der 1990er mit Leftfield Afrika Shoxx heraus. Das Video mit dem Schwarzen, der sich durch die Großstadt New York quält und im wahrsten Sinne des Wortes nach und nach an ihrer Härte zerbricht, ist eines der bekanntesten von Chris Cunningham und schafft es nach MTV und VIVA. Bambaataa spielt eine Nebenrolle.
2000 beginnt die Zusammenarbeit mit Hardy Hard unter dem Namen Sirius B. Bekannt wird Sirius B durch das Video Tell-Lie-Vision von 2003, weil dieses auf dem Titelstück von Spiegel TV basiert. Es läuft während des Jahres bei Sunshine Live, VIVA und MTV.
2001 fertigt Afrika Bambaataa die Filmmusik für einen Basketball-Werbespot von Nike aus Geräuschen, die beim Ausüben dieser Sportart entstehen. Der Spot wird nur in Amerika ausgestrahlt, in Deutschland läuft ein ähnlicher.
2004 erscheinen die Alben Everyday People und Dark Matter Moving At The Speed Of Light (Electro).
Im Frühjahr 2005 nimmt Afrika Bambaataa an einer Demonstration gegen den New Yorker Hip Hop-Radiosender Hot 97 teil. Der Grund: Hot 97 hat einen Song herausgebracht, der die Opfer der Tsunami-Katastrophe in Asien und Afrika diskriminiert. Weiterhin kritisiert Bambaataa frauenverachtende Kommentare des Senders und dessen häufige Benutzung des Wortes „Nigger“.
Geplant sind die Veröffentlichung eines Sirius B-Albums, eines The Machine-Tonträgers und eines Buches.
Radio WHCR
Seit 2004 moderiert Afrika Bambaataa eine eigene Radioshow, die dienstags zwischen 2:00 Uhr und 6:00 Uhr morgens (MEZ) läuft. Er legt Musik auf, die er „True School“ nennt (abgeleitet von den Hip Hop-Kategorien Old School und New School, die er auf Grund des wertenden Beigeschmacks für ebenso unsinnig hält wie die Unterteilung in East Coast und West Coast). Es handelt sich zumeist um eine große Auswahl aus Soul, Hip Hop, Funk, Electro Funk, Miami Bass und Reggae, von balladesk bis tanzbar, von heiteren bis zu ernsten Aussagen. Hörer haben während der Sendung die Möglichkeit, sich zu äußern. Zwischendurch nutzt Bambaataa das Medium Radio für eigene Botschaften an die Hörer. Meistens teilt er sich mit Yoda von der Crash Crew das Studio. Wenn er auf Tournee ist, vertreten ihn Mitglieder der Zulu Nation.
Auszeichnungen
- 1998 Technics DMC DJ Hall Of Fame Award
- 1999 Source Awards: Pioneer Award
- 1999 Hip Hop (Rock´n´Roll) Hall Of Fame
- 2000 Experience Music Project Museum Seattle
- 2002 Billboard Pioneer Of Hip Hop Award
Werbespots
- 1988 Nescafe (Frankreich)
- 1998 Sprite Coca Cola - Voltron
- 1999 Casio G-Shock
- 1999 Louis Vuitton - Unicef
- 2001 Nike Freestyle
- 2001 Reebok Iverson
Videos und DVDs
- Electric Dance Hop
- The Show
- Dance Hits/ Dance Classics (Diverse)
- Scratch (Diverse)
- Kings Of Hip Hop The Founders
- Chuck D Hip Hop Hall Of Fame
- Hip Hop - A Street History
- Beat Street
- One World One Voice
- Sun City Making Of
- Earth Rise
- Rapmania
- Redefinition Of Hip Hop
- The Freshest Kids - History Of The B-Boy
Diskografie
1980er
Maxis:
- A. B. & The Cosmic Force: Zulu Nation Throw Down (1980, 12")
- A. B. & The Soul Sonic Force: Throw Down (1980, 12")
- A. B. & The Jazzy Five: Jazzy Sensation (1981, 12")
- A. B. & The Soul Sonic Force: Planet Rock (1982, 12")
- A. B. & The Soul Sonic Force: Looking For The Perfect Beat (1983, 12")
- A. B. & The Soul Sonic Force: Renegades Of Funk (1983, 12")
- A. B. & Friends: Death Mix (1983, 12")
- A. B. & The Soul Sonic Force: Frantic Situation (1984, 12")
- A. B. & Family: Funk You! (1985, 12")
- A. B. & Family: Bambaataa's Theme (1986, 12")
Alben:
- A. B. & The Soul Sonic Force: Planet Rock - The Album (1984, LP)
- Shango: Shango Funk Theology (1984, LP)
- A. B. & Family: Beware The Funk Is Everywhere (1986, LP/ CD)
- A. B. & Family: The Light (1988, LP/CD)
- One World One Voice (Diverse) (1989, CD)
1990er
- A. B. And Family: 1999 - 2000: The Decade Of Darkness (1991, CD/LP)
- A. B. And The Universal Zulu Nation: Hip Hop/Funk/Dance Classics Vol. 1 Feat. The Battle Of The Cold Crush Brothers Versus Grandwizard Theodore & The Fantastic 5 MC's Live At Harlem World/Bronx River Center (1991, LP)
- Time Zone: Thy Will Be Funk (1992, LP)
- 1 A. B. And The Universal Zulu Nation: Hip Hop/Funk/Dance Classics Vol. 2 (1992, LP)
- A. B. And The Universal Zulu Nation: Hip Hop/Funk/Dance Classics Vol. 3 (1993, LP)
- The Grand Rap Masters: Christmas Rapping (1994, CD)
- A. B.: The 12-Mixes (1995, CD)
- Khayan And The New World Power: Jazzin´ (1996, CD)
- Time Zone: Warlocks And Witches, Computer Chips, Micro Chips And You (1996, CD)
- A. B. And The Soulsonic Force: Lost Generation (1998, CD/LP)
- A. B. And Family: Universal Future Funk Vol.1 (1998, LP)
- A. B. And The Soulsonic Force: Planet Rock The Dance Album (1999, LP/CD)
- A. B.: An Electro Funk Breakdown Mix (1999, LP/CD)
- A. B.: Zulu Groove (1999, CD)
- A. B. And The Soulsonic Force: Planet Rock 2000 (1999, LP/CD)
- A. B.: Zulu Nation War Chant (1999, LP/CD)
- Hydraulic Funk: The Spell Of Kingu (1999, LP/CD)
- Tribute to Kraftwerk Feat. A. B.: It´s More Fun To Compute (1999, CD)
- A. B. And The Soulsonic Force: Return To Planet Rock (1999, LP/CD)
2000er
- A. B.: Zumbi Zulu (Nacao-Zumbi-Album) (2000)
- Battle Of The Year 2001 (Compilation) mit den Songs It´s A B-Boy Thang und The Cats Crawl (2001)
- A. B.: Looking for The Perfect Beat 1980 - 1985 (2001, LP/CD)
- Hydraulic Funk Feat. A. B.: Nike Freestyle (2001, CD-ROM)
- Scratch-Soundtrack (2002)
- Afrika Bambaataa presents East Side (2003, Compilation)
- Time Zone: Everyday People (2004, Album)
- A. B. And The Millenium Of The Gods: Dark Matter Moving At The Speed Of Light (2004, LP/CD)
- KRS-One: Keep Right (Gastauftritte) (2004, CD)
Unbekannter Jahrgang
- A. B. and The Horrid: It´s Yours (12“)
- A. B. and Adam Sky: Hopefiends EP: Nuklear Bomb (12“)
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Bambaataa, Afrika |
ALTERNATIVNAMEN | Kevin Donovan [richtiger Name] |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Hip-Hop-DJ |
GEBURTSDATUM | 10. April 1960 |
GEBURTSORT | New York City, USA |