Milda ist der zweitwestlichste Ort im Saale-Holzland-Kreis. Bis zur Kreisstadt Eisenberg sind es allein 30 Kilometer Luftlinie. Die Gemarkung liegt auf einer leicht kupierten Hochebene auf Muschelkalk. Die Ackerstandorte sind meist grundwasserfern. Verkehrsmäßig hat Milda günstige Verbindungen.
Geschichte
Dorfkirche St. Jakob (2012) (Lage→50.85654611.464252)Eckturm der Kirchhofmauer
Der Ortsname ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass das Dorf zwar auf der Hochfläche, aber in einer Mulde im Quellgebiet der Leutra liegt. Damit wäre er germanischen Ursprungs.
Der romantische Leutragraben zieht sich vom Ort bis zur Autobahn A4 (Abschnitt Jena-Göschwitz - Schorba). Ab hier verläuft die Autobahn bis Maua parallel zur Leutra. Dieses Autobahnteilstück soll nach Verlegung der A4 durch den Jagdbergtunnel wieder renaturiert werden. In Maua mündet die Leutra in die Saale.
Urkundliche Erwähnungen fand der Ort unter den Namen Immelden (um 1070), Muldau oder Muldauw (um 1200), Mylda (1534), Mülda (1750), Milda (1761).
Der Ort war möglicherweise sorbisch bzw. slawisch besiedelt, darauf deuten in der Umgebung der Ortsname Schorba und zahlreiche auf –itz endende Siedlungsnamen sowie ein 1932 entdecktes slawisches Grab.
Der Ort war ein Rundling mit nur einem Eingang zwischen Kirche und Pfarrhaus. Milda gehörte als Exklave zur Oberherrschaft Kranichfeld, die wechselnde Eigentümer hatte (zu Gotha ab 1663, zu Meiningen ab 1826) und war so ganz von Weimarer bzw. Altenburger Gebiet umgeben.
Einschneidende Ereignisse der Ortsgeschichte waren:
1564 Ausbruch der Pest mit 99 Toten (ca. die Hälfte der Einwohner)
6. Mai 1639: Auseinandersetzung der Bauern mit den Schweden (Flurname „Mordgraben“ südlich des Ortes) im Dreißigjährigen Krieg
10. September 1793: ein Brand vernichtete fast das gesamte Dorf
Wappenbeschreibung: „Gespalten von Gold und Grün; vorn ein grüner Laubbaum, hinten ein goldener Kranich.“
Sehenswürdigkeiten
Ältestes Haus ist das Pfarrhaus (Lage→50.85620711.464542) von 1555, das als einziges (neben fünf Scheunen) den Brand vom 1793 überstand, es befindet sich jedoch in einem recht schlechten Zustand.
Die dem Hl. Jakob geweihte Kirche wurde nach dem Brand 1793 an der Stelle des Vorgängerbaues unter Erhaltung von dessen Mauern ab 1794 errichtet, die Weihe war am 1. Advent 1796. Die Kirche war als Wehrkirche angelegt, der Kirchhof von starken Mauern mit vier Ecktürmen umgeben. Der südöstliche Turmstumpf und ein großer Teil der 0,90 m dicken und bis drei Meter hohen Mauer mit gepaarten Schießscharten, die ein Schießen über Kreuz ermöglichten, ist erhalten. Die Kirchhofsbefestigung schloss an ein altes Dorftor an. Das Geläut umfasste ursprünglich drei Glocken der Gebr. Ulrich aus Apolda (1796). Die zwei größeren Glocken mussten im 1. Weltkrieg abgegeben werden. In den 1920er Jahren wurden zwei neue Glocken angeschafft, die im 2. Weltkrieg abermals abgegeben werden mussten. Jetzt besteht das Geläut nur noch aus der kleinsten Glocke von 1796. Merten-Mauerstein Neben dem Haupteingang ist eine Inschrift „T Hans Merten 1572“ zu erkennen, wahrscheinlich ist das ein vermauerter Stein der abgebrannten alten Kirche. An der nördlichen Mauer dicht unter dem Dach sind zwei Köpfe und Handwerker-Insignien sichtbar, möglicherweise stammt auch dies vom Vorgängerbau. Bis 1869 war die Kirche ziegelgedeckt, dann – einschließlich des Turmobergeschosses – mit Schiefer. Im Jahre 2003 wurde die Turmkugel erneuert, 2007-2011 erfolgte eine Sanierung der Dachbalken. Von der Innenausstattung sind zweigeschossige Emporen und eine auf Höhe der ersten Empore über dem Altar befindliche Kanzel erwähnenswert. Die Orgel von Adam Eifert aus Stadtilm (um 1885) mit 13 Registern, zwei Manualen und Pedal ersetzte eine ältere, die der Stiefsohn von Johann Stephan Schmaltz, Ludwig Wilhelm Hähner aus Arnstadt erbaut hatte. Unsicher ist, ob Eifert vielleicht die Hähner-Orgel nur umgebaut hat.
Auf beiden Seiten des Kircheingangs sind Gedenktafeln mit den Namen der in beiden Weltkriegen gefallenen und vermißten Soldaten eingelassen.
Dorfplatz mit stattlichen Eichen und Linden
Großer Teich östlich des bewehrten Kirchhofs, der mit zu dessen Schutz beitrug. Der zwischenzeitlich zugeschüttete Teich wurde als "Ausgleichsmaßnahme" zum Ausbau der benachbarten Bundesautobahn regeneriert.
Politik
(Quelle: Statistisches Landesamt)
Bürgermeister
12. Juni 1994: Silvia Voigt (CDU) mit 82,3 %
13. Juni 1999: Roland Dick (CDU) mit 40,0 %
27. Juni 2004: Albert Helmut Weiler (CDU) mit 47,6 %
6. Juni 2010: Albert Helmut Weiler (CDU) mit 99,5 %
Gemeinderat
Der Gemeinderat besteht aus acht Mitgliedern. Seit den Kommunalwahlen 2009 verteilen sich die Sitze wie folgt: CDU 4, SPD 1, FW MIlda 2, WG Bauern 1.
Einwohnerentwicklung
1693 hatte Milda 232 Einwohner, darunter einige Träger des seltenen Namens Kornarius, Nachkommen des Gelehrten Janus Cornarius, der 1558 im nahen Jena starb.
Weitere Entwicklung der Einwohnerzahl:
1728 : 218
1843 : 231
1895 : 289
1900 : 294
1910 : 303
1936 : 282
1994 : 726
1999 : 856
2005 : 828
2010 : 810
2011 : 800
ab 1994 jeweils zum 31.12. Quelle: Statistisches Landesamt.
Verkehr
Milda liegt wenige Kilometer entfernt von der A 4 (Abfahrt Schorba), diese Straße wurde 2007 grundlegend neu ausgebaut. Weitere Straßen gehen in die Richtungen Kahla und Blankenhain.
Fotos
Kirche: historische Aufnahme von 1966 (der Teich wurde wenig später zugeschüttet)
Kirche und Pfarrhaus (rechts)
Kirche: Emporen und Kanzel
Kirche: Orgel
Kirche: Wetterfahne von 1795 (mit Ergänzung von 1882)
Eckturm in der Wehrmauer der Kirche in Milda
Kirchhofmauer mit Schießscharten in Milda
Früheres Pfarrhaus in Milda (Hofseite, 2012)
Weblinks
Commons: Milda – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien