Koralmbahn
Die Koralmbahn ist das derzeit größte Projekt zum Ausbau des österreichischen Eisenbahnnetzes. Die Verbindung der Zentralräume Graz und Klagenfurt mittels Eisenbahn war bisher nur sehr umständlich über Bruck an der Mur möglich. Die Koralmbahn sollte erstmals eine direkte Verbindung ermöglichen. Die zukünftige Koralmbahn ist mit der Pontebbana, die auf italienischem Territorium bis zum Grenzbahnhof Tarvis bereits fertig gestellt ist, Teil des internationalen Schienenverkehrkorridors "ADRIATIC-BALTIC-ACHSE". Diese ADRIATIC-BALTIC-ACHSE verläuft als internationaler Korridor von Venedig-Udine-Tarvis-Villach-Klagenfurt-St.Andrä-Deutschlandsberg über Graz-Semmering-Wien-Breclav nach Warschau. Mit dem Ausbau der steirischen Ostbahn wird auch dem erhöhten Verkehrsaufkommen nach Ungarn Rechnung getragen.
Kernstück der Koralmbahn ist der Koralmtunnel, der unter der Koralpe durchführt, und auch der Eisenbahnstrecke den Namen gab. Bis ins Jahr 2008 werden sowohl auf Kärntner als auch auf steirischer Seite Sondierstollen vorgetrieben, die ab 2008 zur ersten Röhre des Tunnel erweitert werden sollen. Der Koralmtunnel soll bis zum Jahr 2016 zuerst einspurig fertiggestellt werden. Die Teilstrecken Graz-Deutschlandsberg und Klagenfurt-Wolfsberg bereits 2010. Die geschätzen Gesamtkosten der Koralmbahn betragen 4,2 Mrd. €.
Nutzen und Wirtschaftlichkeit
Befürworter des Projektes verweisen auf folgende Punkte um den Bau der Koralmbahn vor Kritikern zu rechtfertigen:
- Fahrzeitverkürzung Graz-Klagenfurt von derzeit 3h auf 1h
- Zurzeit können Züge von Wien nur entweder direkt nach Klagenfurt oder nach Graz geführt werden. Mit dem Bau der Koralmbahn können Züge von Wien nach Klagenfurt über Graz verkehren.
- Zurzeit können über die Südbahn von Klagenfurt nach Wien aufgrund der Lademaßbegrenzung am Semmering und der Achslastbegrenzung am Neumarkter Sattel nur leichte Züge geführt werden. Nach Fertigstellung der Koralmbahn und des Semmeringbasistunnels können - ähnlich wie auf der Westbahn - schwere Züge mit bis zu 2000 t verkehren.
- Der regionalwirtschaftliche Nutzen beträgt 167 Mio. Euro jährlich (Berechnungen TU Wien).
- Der Nutzen der zusätzlichen Staatseinnahmen aufgrund der wirtschaftlichen Belebung ist ca. 7 bis 8mal so groß wie die Investitionssumme (Berechnungen des IHS).
- Belebung des Arbeitsmarktes während der Bauphase (mehr als 100.000) und im Betrieb (ca. 40.000), aufgrund der Wirtschaftsimpulse der Koralmbahn (lt. Schätzung IHS).
- Der betriebswirtschaftlicher Nutzen für die ÖBB ist gegeben, wenn sie nur das dem SCHIG-Gesetz entsprechend erhöhte Nutzungsentgelt zu zahlen hat. Wenn jedoch die ÖBB die gesamten Investitionskosten zu tragen hat und die Republik alle durch das Projekt entstandenen zusätzlichen Staatseinahmen anderweitig verwendet, ist der betriebswirtschaftliche Nutzen für die ÖBB nicht gegeben.
Kritik
Der Bau der Koralmbahn ist innerhalb Österreichs sehr umstritten. Kritiker verweisen auf die hohen Kosten des Projektes. Man argumentiert, dass Investitionen in den Ausbau der bestehenden Südbahn und/oder Investitionen in den Ausbau der Strecke Graz-Maribor-Klagenfurt (d.h. über das slowenische Drautal) kostengünstiger wäre und zumindest was die verkehrsstrategische Erreichbarkeit der Region anlangt ähnliche positive Auswirkungen hätte, wie der Bau der Koralmbahn.
Politische Implikationen
Aufgrund der Weigerung der Niederösterreichischen Landesregierung um Landeshauptmann Erwin Pröll um den Semmeringbasistunnel kam es zum Vorziehen des Koralmbahnprojektes. Dafür wurden Geldmittel, welche zunächst für die Südbahnstrecke unter dem Semmering (Semmeringbasistunnel) bestimmt waren, für die Errichtung der Koralmbahn umgewidmet. Dazu ergriffen der Kärntner Landeshaupmann Jörg Haider und die ehemalige steirische Landeshauptfrau Waltraud Klasnic die Initiative , ohne jedoch die künftige Errichtung des Semmeringbasistunnel aus dem Auge zu verlieren.
Die Bundesländer Kärnten und Steiermark haben erstmals zur Beschleunigung der Verwirklichung des Projektes einen Teil der Finanzierung übernommen (je 140 Mio. Euro). Mit dieser zivilrechtlichen Vereinbarung zwischen der Republik Österreich, den Ländern Kärnten und Steiermark und den Österreichischen Bundesbahnen wird die Realisierung der Koralmbahn festgeschrieben. Bis zum Jahr 2016 haben sich die ÖBB und der Bund verpflichtet, die Verkehrswirksamkeit herzustellen.
Auf Expertenebene ist die Erichtung der Koralmbahn auch mit dem Namen Dr. Albert KREINER (Abteilungsleiter im Amt der Kärntner Landesregierung) verknüpft. Er leistete wesentliche Vorarbeiten und leitete auf Expertenebene die Verhandlungen, dass die Koralmbahn
+ im Jahr 2002 in den Generalverkehrsplan Österreich aufgenommen wurde
+ nach der Neustrukturierung der staatlichen Eisenbahngesellschaft (ÖBB) 2004 vollständig in deren Rahmenplan (Investitionsplan für Infrastrukturvorhaben) mit der Festlegung des Investitionsvolumens enthalten ist
+ durch den Abschluss der zivilrechtliche Vereinbarung zwischen Bund,ÖBB und den Ländern Steiermark und Kärnten errichtet wird.
Abschnitte
Graz Hbf-Puntigam-Feldkirchen
Im Dezember 2002 erfolgte der Baubeginn des viergleisigen Teilabschnittes Graz Hbf-Puntigam-Feldkirchen, der auch Teil einer eventuell ausgebauten Eisenbahnstrecke Graz-Maribor sein wird, begonnen. Im Juli 2005 wurde dieser Abschnitt nach zweijähriger Bauzeit fertiggestellt und in Betrieb genommen.
- Streckenlänge: 7,0 km
- Längsneigung max.: 8 ‰
- Kunstbauten: 13 Unterführungen
- Baufortschritt: Bau abgeschlossen und in Betrieb genommen
Zusätzlich wurde Richtung Süden die Strecke Feldkirchen-Kalsdorf Nord ausgebaut um den neuerrichteten Güterterminal Werndorf besser an das bestehende Streckennetz anzubinde.
Feldkirchen-Flughafen Graz-Thalerhof-Wettmannstätten
Der Abschnitt Feldkirchen-Wettmannstätten soll durch Verschwenkung den Anschluss des Flughafen Graz-Thalerhof an das öffentliche Verkehrsnetz verbessern. Für den Flughafen ist ein direkt im Flughafengebäude integrierter unterirdischer Bahnhof vorgesehen, an den auch Fernreisezüge halten können.
- Streckenlänge: 24,3 km
- Längsneigung max.: 10 ‰
- Länge Tunnel und Unterflurtrassen: 5,8 km
- Tunnel-Ausbruchquerschnitt mit Sohlgewölbe (bergmännisch): 117 m²
- Tunnelquerschnitt Endausbau: 77 m²
- Kunstbauten: 2 Unterflurtrassen, 1 Tunnel, diverse Brücken
- Baufortschritt: UVP abgeschlossen, Bereich Werndorf-Weitendorf in Planung
Wettmannstätten-Deutschlandsberg-St. Andrä
Im Bauabschnitt Wettmanstätten-Deutschlandsberg-St. Andrä liegt das Kernstück der Koralmbahn - der 32,8 km lange Koralmtunnel. Seit Mai 2002 werden Erkundungsbohrungen durchgeführt, die bereits in den Bau von Sondierstollen mündeten. An drei der vier Erkundungsbaulose wird mittlerweile gebaut. Der Tunneldurchschlag des Erkundungstunnels Mitterpichling im Lavanttal erfolgte im August 2005.
- Streckenlänge: 43,8 km
- Längsneigung max.: 6 ‰
- Tunnellänge: 32,8 km
- Tunnel-Ausbruchquerschnitt mit Sohlgewölbe: 2x82 m²
- Tunnelquerschnitt Endausbau: 2x51 m²
- Kunstbauten: Koralmtunnel, diverse Brückenobjekte
- Baufortschritt: UVP abgeschlossen, eisenbahnrechtliche Baugenehmigungsverfahren im Juni 2005 eingereicht, Erkundungsbohrungen im Tunnelbereich und Sondierstollen auf Kärntner und Steiermärkischer Seite in Bau befindlich
St. Andrä-Aich
Der Abschnitt St. Andrä-Aich wird zum größten Teil in Tunnelbauweise geführt werden. Die Umweltverträglichkeitsprüfung wurde positiv abgeschlossen.
- Streckenlänge: 7,8 km
- Längsneigung max.: 10 ‰
- Tunnellänge: rund 6,0 km
- Tunnel-Ausbruchquerschnitt mit Sohlgewölbe: rund 2x 60 m²
- Tunnelnettoquerschnitt: 2x 51 m²
- Kunstbauten: 2 Tunnel, Einhausung Granitztal, 1 Straßen- und Wegbrücke, 2 Bahnbrücken
- Baufortschritt: UVP abgeschlossen
Aich-Althofen
Für den Streckenabschnitt Aich-Althofen an der Drau wurde im März 2004 die Umweltverträglichkeitsprüfung positiv abgeschlossen.
- Streckenlänge: 28,6 km
- Kunstbauten: Tunnel, Jauntalbrücke, Draubrücke
- Baufortschritt: UVP abgeschlossen, Bleiburger Schleife in Planung
Althofen-Klagenfurt
Seit März 2001 wurde an der ersten Baustufe des Abschnitts Althofen an der Drau-Grafenstein-Klagenfurt gearbeitet. Im August 2002 musste die Bautätigkeit aufgrund eines Urteils des Verwaltungsgerichtshof unterbrochen werden, wurde jedoch im April 2003 wieder augenommen.
- Streckenlänge: 12,9 km
- Längsneigung max.: 3,8 ‰
- Tunnellänge: Einhausung Grafenstein 633 m
- Kunstbauten: 12 neue Unter- bzw. Überführungen
- Baufortschritt: Abschnitt Grafenstein-Klagenfurt abgeschlossen und in Betrieb genommen, Abschnitt Althofen-Grafenstein in Bau