Double Irish With a Dutch Sandwich
Das Prinzip Double Irish With a Dutch Sandwich ist eine Strategie zur Vermeidung von Steuerzahlungen multinationaler Konzerne und damit zur Reduktion ihrer Steuerpflicht. Unter Ausnutzung nationaler Besonderheiten des europäischen Steuerrechts werden dabei Gewinn und Aufwand so verbucht, dass eine Minimierung der zu zahlenden Gesamtsteuer erreicht wird. Dazu werden Scheinfirmen in Steueroasen gegründet. Das Konzept selbst ist legal, da es nicht gegen bestehende Gesetze verstößt.[1]
Konzept
Die Grundidee ist es, durch künstliche Buchungen innerhalb des Konzerns Gewinn von Ländern mit hohen Steuersätzen in Länder mit geringen Steuersätzen zu transferieren. Besonders Technologieunternehmen verwenden diesen Trick, um mit Hilfe von Lizenzzahlungen für Geistiges Eigentum Gewinn in anderen Ländern zu verbuchen. So vermied Google im Jahr 2011 Steuerzahlungen in Höhe von 2 Mrd. Dollar (1,5 Mrd. Euro).[2]
Das Double-Irish-Prinzip nutzt zwei irische Unternehmen, wodurch sich der Name erklärt. Nach irischem Steuerrecht werden Kapitalgesellschaften in Irland nur dann besteuert, wenn Unternehmen neben dem Handelsregistereintrag auch ihren Unternehmenssitz in Irland haben. Unter dieser Voraussetzung wird das erste irische Unternehmen als Eigentümer von Lizenzrechten für geistiges Eigentum mit Unternehmenssitz in einem Steuerparadies wie den Cayman Inseln oder den Bermudas gegründet. Das zweite, als Tochtergesellschaft gegründete irische Unternehmen führt nun Lizenzzahlungen an die Muttergesellschaft ab und verbucht gleichzeitig alle unternehmensweit anfallenden Gewinne aus der Nutzung dieser Lizenzrechte. Die Verrechenbarkeit der Zahlungen mit den Gewinnen führt schließlich zu einer niedrigeren Steuerbelastung. Der resultierende Gewinn wird nach irischem Unternehmenssteuersatz von 12,5 % versteuert.
Durch die direkte Überweisung aus Irland an ein Unternehmen in einem Steuerparadies würden allerdings noch Steuern anfallen. Das lässt sich durch einen weiteren Trick vermeiden. Mit den Niederlanden hat Irland ein EU-Abkommen, das Lizenzgebühren von Steuern ausnimmt. Indem also das Geld zuerst in die Niederlande geschickt wird und nach der Rücküberweisung erst weitergeleitet wird, fallen keine Steuern an (Dutch Sandwich).[3]
Beispiel

Das Konzept in der Praxis:
- Ein amerikanisches Unternehmen nimmt in Deutschland Geld ein.
- Das Geld wird als Lizenzgeld an eine Tochterfirma in Irland gezahlt.
- Die irische Tochterfirma zahlt das Geld als Tantiemen an eine weitere Tochterfirma in den Niederlanden. Dadurch gibt es auf die irischen Steuerabgaben von 12,5 % nochmal eine Steuervergünstigung.
- Die niederländische Tochterfirma zahlt das Geld an eine zweite irische Tochterfirma. Da es eine inner-europäische Transaktion ist fallen keine Steuern an.
Die letzte Tochterfirma zahlt ebenfalls keine Steuern, da sie nur eine Niederlassung ist und der Hauptsitz dieser Tochterfirma in einem Steuerparadies wie den Bermudas liegt.
Somit zahlt das Unternehmen lediglich die Steuern in Irland, obwohl es seinen Hauptsitz in den Vereinigten Staaten hat und die Einnahmen in Deutschland erwirtschaftet wurden. Während das Unternehmen in Irland maximal 12,5 % Steuern zahlen muss, wären in Deutschland 29,83 % und in den Vereinigten Staaten im Bundesstaat New York 39,62 % fällig.[4]
Firmen
Größere Firmen, die nach dem Double-Irish-Prinzip arbeiten sind u. a. (alphabetische Sortierung):[5] [6]
- Adobe Systems
- Amazon
- Apple
- IKEA,[7][8] durch Lizenzierung der Markenrechte am Namen IKEA
- Microsoft
- Oracle
- Starbucks
Quellen
- ↑ Marlies Uken: Die Jagd nach den staatenlosen Milliarden. In: Zeit Online. 28. November 2012, abgerufen am 14. Dezember 2012.
- ↑ Jesse Drucker: Google leitet Umsätze ins Steuerparadies und spart Milliarden. In: Die Welt. 12. Dezember 2012, abgerufen am 16. Dezember 2012.
- ↑ Double Irish With a Dutch Sandwich. In: New York Times. 28. April 2012, abgerufen am 15. Dezember 2012.
- ↑ Unternehmensbesteuerung 2011 im internationalen Vergleich. In: Die wichtigsten Steuern im internationalen Vergleich (Abbildung 3). Bundesministerium der Finanzen, 21. Juni 2012, abgerufen am 4. Juli 2013.
- ↑ Samuel S. Kang and Tuan Ngo: Tax Avoidance in Silicon Valley, and How America’s Richest Company Pays a Lower Tax Rate than You Do. Abgerufen am 16. Dezember 2012.
- ↑ Die Steuertricks von Apple und Amazon. In: Hamburger Abendblatt. 26. November 2012, abgerufen am 15. Dezember 2012.
- ↑ Hannes Gamillscheg: IKEA-Gründer der Steuerhinterziehung bezichtigt: Milliarden im Steuerparadies, in: Frankfurter Rundschau online vom 27. Januar 2011, abgerufen am 21. Mai 2013.
- ↑ http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ikea-steuerflucht-und-leiharbeit-billig-abkassiert-1.987281 , aufgerufen am 21. Mai 2013