Scotland Yard (Spiel)
Scotland Yard | |
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Spielplan (rechts unten Bewegungskarten) Spielplan (rechts unten Bewegungskarten) | |
Daten zum Spiel | |
Autor | Autorengruppe |
Grafik | E. Binz-Blanke, Rene Habermacher (2003) |
Verlag | Ravensburger (1983, 1996, 2003), Milton Bradley (1985), u.a. |
Erscheinungsjahr | 1983, 1985, 1996, 2003 |
Art | Kooperationsspiel |
Spieler | 3 bis 6 |
Dauer | 45 Minuten |
Alter | ab 10 Jahren |
Auszeichnungen | |
Spiel des Jahres 1983 |
Scotland Yard ist ein Brettspiel mit strategischen und kooperativen Elementen für drei bis sechs Spieler. Es erschien ursprünglich ohne Nennung der Autoren beim Verlag Ravensburger; inzwischen wird von diesem die Autorengruppe Werner Schlegel, Dorothy Garrels, Fritz Ifland, Manfred Burggraf, Werner Scheerer und Wolf Hoermann bestätigt. 1983 wurde Scotland Yard zum Spiel des Jahres gekürt. Bis 1985 wurden eine Million Exemplare verkauft.[1] Neuauflagen von Ravensburger mit neuer Grafik gab es 1996 und 2003. Bis 2003 wurden 4 Millionen Spiele verkauft.[1] Milton Bradley Company gab 1985 eine englische Ausgabe heraus.
Spielziel
Ein Spieler spielt den flüchtigen Verbrecher Mister X. Die anderen Spieler nehmen die Rolle von Detektiven ein. Die Zahl der Spielzüge ist vorher festgelegt. Das Ziel von Mister X ist es, sich so auf dem Spielplan zu bewegen, dass er nicht von den Detektiven gefangen wird. Ziel der anderen Spieler ist es hingegen, Mister X während dieser 24 Züge zu fangen, das heißt, eine ihrer Spielfiguren auf das Feld zu setzen, auf dem sich Mister X gerade befindet, oder ihn so zu umzingeln, dass er keinen Zug mehr machen kann.
Spielablauf
Der Spielmechanismus ist insofern ungewöhnlich, als Mister X für sich alleine spielt, während die übrigen Mitspieler als Detektive kooperieren und ihre Strategie miteinander besprechen müssen. Der Spielplan zeigt den Stadtplan der Londoner Innenstadt mit Taxi-, Bus-, Untergrundbahn- und Fährverbindungen mit zugehörigen Stationen, auf dem sich die Detektive mit ihren Spielfiguren bewegen. Die Bewegung auf dem Spielplan wird zusätzlich dadurch reglementiert, dass jeder Mitspieler nur eine begrenzte Anzahl von Fahrscheinen für jedes Verkehrsmittel besitzt. Mister X besitzt von Beginn an nur eine geringe Anzahl von diesen Tickets, erhält allerdings die benutzten Fahrscheine der Detektive, sodass sein Fahrkartenvorrat in der Praxis meist unlimitiert ist. Mister X notiert seine Züge lediglich für sich und gibt den Mitspielern das benutzte Verkehrsmittel bekannt, muss sich aber in festgesetzten Abständen den Detektiven zeigen, was diesen die Chance gibt, die Verfolgung neu zu koordinieren.
Strategie
Es hat sich für Mister X als sinnvoll herausgestellt, sich zum Zeitpunkt seines Auftauchens auf einer U-Bahn-Station zu befinden, so dass er bereits im ersten darauf folgenden verdeckten Spielzug eine deutliche Standortveränderung vornehmen kann. Dadurch wird das durch die Detektive abzudeckende Gebiet besonders groß. Eine weitere Taktik besteht darin, genau in dem Spielzug, in dem Mister X nach Wissen der Detektive auf einer U-Bahn-Station sein könnte, das so genannte Black Ticket einzusetzen, welches für jedes Verkehrsmittel eingesetzt werden kann. Die Detektive können dann nämlich nicht wissen, ob Mister X mittels der U-Bahn seinen Standort entscheidend verändert hat oder nicht. Dies gilt analog für die Anlegestellen der Fähre, die nur mit Black Ticket und nur von Mister X benutzt werden können.
Ferner ermöglicht das ausschließliche Fahren mit Taxis Mister X, seine Gegenspieler zu irritieren und sich unbemerkt – wenn auch in kleinen Schritten – im Kreis zu bewegen, da jedes Feld eine Taxi-Anbindung besitzt.
Hörspiele
Vorlage:Infobox Hörspiel Der Ravensburger Verlag brachte zusammen mit Karussell auch eine Hörspielserie mit dem Titel Scotland Yard heraus, die das Brettspiel als Vorlage hat. In dieser Serie gehen die Drillinge Betty, Benny und Buck Buff in Londons Straßen auf die Jagd nach Verbrechern. Dazu verwenden sie einen codierten Stadtplan, der dem aus dem Spiel gleicht. Sie verfolgen die Gesuchten, die sie als Mr. X bezeichnen, mit Taxi, Bus und U-Bahn. Die Serie brachte es auf 29 Folgen und wurde in den Jahren 1986 bis 1989 produziert.[2] Die Folgen 1-12 wurden im Jahr 2000 erneut auf CD und MC veröffentlicht. 2011 wurden die ersten Folgen remastered und neu veröffentlicht, jedoch ausschließlich als MP3-Download.[3]
Folgen
- Folge 1: Die Wachsfiguren-Gangster
- Folge 2: Die Stimme aus dem Untergrund
- Folge 3: Scharfe Schüsse bei James Bond
- Folge 4: Tödlicher Tee
- Folge 5: Tote Ratten im Kanal
- Folge 6: Blutrache
- Folge 7: Die Diamantenerbsen
- Folge 8: Der Hundemensch vom Hyde Park
- Folge 9: Der Kronjuwelen-Coup
- Folge 10: Die Kanonenvilla
- Folge 11: Alarm im Airport
- Folge 12: Stars in Gefahr
- Folge 13: Die Westminster-Million
- Folge 14: Führerschein mit Todesdrohung
- Folge 15: Der City-Uhu
- Folge 16: Das Selbstbedienungsgift
- Folge 17: Reis für Manila
- Folge 18: Im Leoparden-Tunnel
- Folge 19: Falsche Geister
- Folge 20: Computerspiele
- Folge 21: Im Zapfenstreich-Turm
- Folge 22: Die Außerirdischen
- Folge 23: Der Ausbrecher
- Folge 24: Terror im Atomkraftwerk
- Folge 25: Die Tower-Raben
- Folge 26: Gefährliches Spiel
- Folge 27: Das Walkman-Trio
- Folge 28: Der große Wurf
- Folge 29: Zahn um Zahn
Weiterhin erschienen einige Folgen auch in Buchform, deren Autor Wolfgang Pauls ist. Die Bücher enthalten auch Geschichten, die nicht als Hörspielversionen existieren:
- Band 1: Die Stimme aus dem Untergrund / Heiße Ware
- Band 2: Die Kanonenvilla / Hilfe, die Helfer kommen!
- Band 3: Reis für Manila / Die Dudelsack-Diebe
- Band 4: Die Außerirdischen / Der Fall Krähenfuß
- Band 5: Tote Ratten im Kanal / Gefährliches Spiel
- Band 6: Tödlicher Tee / Der große Wurf
- Band 7: Der Hundemensch vom Hyde Park / Das Walkman-Trio
Fehler im Stadtplan

Der Londoner Scotland-Yard-Stadtplan enthält einen Fehler: Die Hungerford Bridge am Bahnhof Charing Cross lässt sich im Spiel mit dem Taxi überqueren. Das Original ist aber nur eine Eisenbahn- und Fußgängerbrücke. Die Abstände zwischen einzelnen bekannten und eingezeichneten Gebäuden und Plätzen sind zudem ebenfalls fehlerhaft, so zum Beispiel der Abstand zwischen Madame Tussauds und dem Bahnhof King’s Cross.
Spielvarianten
2009 erschien ein Nachfolger des Spiels unter dem Titel „Mister X – Flucht durch Europa“. Die Jagd wurde hier auf ganz Europa ausgedehnt, des Weiteren verfügt das Spiel über deutlich mehr taktische Elemente, auf die Mister X und die Agenten zurückgreifen können.
Inzwischen gibt es außerdem die Spielvariante „NY Chase“, die den Stadtplan von New York benutzt. Es kursieren auch andere, inoffizielle Stadtpläne, zum Beispiel von Bern und Potsdam.
2011 erschien die Schweizer Variante: „Scotland Yard – Flucht durch die Schweiz“. Die Verfolgung findet dabei mit der Bahn, dem Postauto oder dem Flugzeug statt. Zusätzlich kann Mister X Lawinenniedergänge verursachen oder mit Skiern entkommen.
2012 veröffentlichte Ravensburger Digital GmbH Scotland Yard als Universal App für iPhone, iPod touch und iPad im App Store.[4]
2012 erschien bei Ravensburger unter dem Namen „Mister X – Flucht durch London“ eine kompakte Reisevariante des ursprünglichen Spiels. Autor ist Gunter Baars, die Spielerzahl ist hier auf vier begrenzt. Der verkleinerte Spielplan wird zu Spielbeginn aus vier kleinen Kartonteilen, die wie Puzzleteile ineinander greifen, zusammengesteckt, was eine Kartongröße ermöglicht, die einem typischen Reisespiel entspricht. Zudem gibt es modifizierte Spielregeln. Die wichtigste besteht darin, dass Mister X immer sichtbar bleibt. Damit entfällt die Notwendigkeit einer Fahrscheintafel und das Notieren der Züge von Mister X. Auch gibt es keine „2x“-Karten für ihn. Es ist für Mister X damit sehr viel schwerer, den Detektiven über die maximale Gesamtzugzahl hinweg zu entkommen. In der Regel wird er gefasst. Jedoch gilt hier auch eine andere Gewinnregel: Jeder Mitspieler spielt reihum einmal die Rolle von Mister X, und gewonnen hat derjenige, der die meisten Runden eines Teilspiels durchgehalten hat, bis er „geschnappt“ wurde. Die Spannung des Spiels bleibt somit erhalten, das Spiel bekommt damit sogar etwas mehr Wettkampfcharakter als das Original. Ein Spiel besteht also immer aus so vielen Teilspielen, wie es insgesamt Mitspieler gibt. Durch die vereinfachte Spielweise und den Wegfall der Zugnotierung können in dieser Variante auch Kinder mitspielen, die ein oder zwei Jahre jünger sind und noch nicht schreiben können oder in der Ursprungsvariante davon überfordert sind, sich die (möglichen) Züge ohne sichtbare Mister-X-Figur vorzustellen.
Scotland Yard als Geländespiel
Scotland Yard wird seit der Verbreitung von Handys auch in Echtzeit als Geländespiel gespielt. Nach Angaben des BUND, der das Spiel zur Popularisierung des ÖPNV als Alternative zum Auto nutzen will, fand das erste Scotland-Yard-Geländespiel 1992 statt.[5] In Frage kommen Städte mit einem ausreichend großen ÖPNV-Netz. Dabei versuchen mehrere Detektive oder Detektivgruppen einen Mister X (oder eine Mister-X-Gruppe) zu fangen, wobei alle Gruppen per U-Bahn, S-Bahn und Bus unterwegs sind. Dabei gibt Mister X nach bestimmten Regeln seinen Standpunkt regelmäßig per Handy oder SMS weiter, entweder direkt an die Verfolger oder an eine Zentrale. Es existieren verschiedene Spielvarianten, die sich in der Organisation (mit oder ohne Zentrale), der verwendeten Technik (mit oder ohne GPS) und den Regeln zur Kommunikation unterscheiden, und auf die Gegebenheiten des ÖPNV-Netzes in der jeweiligen Stadt angepasst sind. Gespielt wurde unter anderem in Dresden (organisiert vom Fachschaftsrat der Fakultät Verkehrswissenschaften der TU Dresden)[6], Wien (organisiert von den Wiener Linien)[7] und in Stuttgart (organisiert vom AStA der Universität Stuttgart).[8] Unter dem Projektnamen Scotland Yard – to go! entwickelt eine Arbeitsgruppe der Universität Bonn seit 2007 eine mobile Spielanwendung für GPS-fähige Handys,[9] die in Zusammenarbeit mit der Telekom 2009 in Berlin getestet wurde.[10] 2010 entwickelte die Deutsche Telekom unter dem Namen Mister X Mobile eine Scotland-Yard-Version als iPhone App[11] und Android App[12].
Literatur
- Erwin Glonnegger: Das Spiele-Buch: Brett- und Legespiele aus aller Welt; Herkunft, Regeln und Geschichte. Uehlfeld: Drei-Magier-Verlag, 1999. ISBN 3-9806792-0-9
Weblinks
- Vorlage:Luding Spiel
- Vorlage:Luding Spiel
- Vorlage:BGG Spiel
- Spielplan von Potsdam für das Spiel Scotland Yard
Einzelnachweise
- ↑ a b 25 Jahre Scotland Yard bei Spiel des Jahres
- ↑ hoerspielland.de – Scotland Yard
- ↑ Highscore Music - Wiederveröffentlichung der Hörspiele
- ↑ [1]
- ↑ „Scotland Yard“ in Bussen und Bahnen (PDF-Datei; 378 kB) beim BUND Schleswig Holstein.
- ↑ FSR Verkehr: Die Jagd nach Mr. X
- ↑ Georg Renner: „Die Jagd nach Mr. X“: Die Stadt als Spielbrett. In: „Die Presse“ vom 8. März 2009.
- ↑ Scotland Yard live. Zweite Scotland-Yard-Tour des UStA / AStA vom 12. November 2009
- ↑ Adaptive Mobile Gaming – Scotland Yard – to go! In: Software Architecture and Middleware (SAM), Institut für Informatik III – Universität Bonn, Prof. Dr. Armin B. Cremers.
- ↑ Mister X gelingt am Gendarmenmarkt die Flucht. In: „Die Welt“ vom 4. Dezember 2009.
- ↑ Mister X Mobile. iTunes App Store Seite von Mister X Mobile
- ↑ Mister X Mobile - Android App. gamesload Seite von Mister X Mobile