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Großerkmannsdorf

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Großerkmannsdorf
Gemeinde Radeberg
Wappen von Großerkmannsdorf
Koordinaten: 51° 5′ N, 13° 55′ OKoordinaten: 51° 5′ 14″ N, 13° 55′ 27″ O
Höhe: 260 (250–270) m
Einwohner: 1648 (2006)
Eingemeindung: 1. Januar 1999
Postleitzahl: 01454
Vorwahl: 03528
Karte
Lage von Radeberg (rot) im Landkreis Bautzen
Luftbild
Luftbild

Großerkmannsdorf ist ein Ortsteil der Stadt Radeberg in Sachsen. Bis zu seiner Eingemeindung 1999 war das Dorf eine selbstständige Gemeinde.

Geografie

Zu Großerkmannsdorf gehören neben Kleinerkmannsdorf auch die Siedlung Rossendorf (nördlich der Bundesstraße 6) und die Bergsiedlung am nordöstlichen Rand Ullersdorfs.

Der Ortsteil befindet sich im Süden der Stadt Radeberg. Nordwestlich von Großerkmannsdorf erstreckt sich der Staatsforst Dresdner Heide, südwestlich Ullersdorf sowie im Süden die Siedlung Rossendorf und südöstlich der Karswald. Weiter südlich liegt das Schönfelder Hochland. Durch den Ort fließt der Goldbach.

Geschichte

Im 12. Jahrhundert rodeten Siedler die Wälder in der Gegend und legten Sümpfe trocken, es entstanden sogenannte Hufe. Der Name des entstehenden Ortes geht auf einen Lokator namens Erkenbrecht zurück, der die ersten Kolonisten anführte. Erste urkundliche Erwähnung fand das Waldhufendorf, damals noch als Erkenbrechtesdorf oder Erkinbirchtesdorff bezeichnet, in einem Abgabenbescheid im Jahr 1353. Die Vorsilbe Groß- im Ortsnamen wurde 1560 zur besseren Unterscheidung von Kleinerkmannsdorf eingeführt. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Dorf mehrfach geplündert und teilweise niedergebrannt.

Die Kirche wurde 1702 errichtet und 1721 mit dem Bau des Kirchturmes vollendet. Bereits im 16. Jahrhundert hatte Großerkmannsdorf eine Kirche, das neue Gebäude wurde auf dem Grundriss des alten errichtet. Die Innengestaltung wurde im Stil des Barock gehalten.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts enstanden mehrere Siedlungen mit Ein- und Zweifamilienhäusern in der Gemarkung des Ortes. Zu Zeiten der DDR hatte Großerkmannsdorf einen eigenen Schulbetrieb, 1963 wurde das Schulkombinat Ullersdorf/Großerkmannsdorf gegründet. Außerdem verfügte der Ort über ein Freibad. Die Bauern des Dorfes waren bis zur Wiedervereinigung Deutschlands in Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften organisiert: ab 1956 als LPG Thomas Müntzer, ab 1972 zusammen mit der LPG Frohe Zukunft aus Ullersdorf als LPG Typ III Einheit. Die LPG gehörte zusätzlich zur Arnsdorfer Kooperationsgemeinschaft Freundschaft.

Im Laufe seiner Geschichte wurde der Name Erkenbrechtesdorf neun mal bis zum heutigen Großerkmannsdorf verändert. Auch die Zugehörigkeit zu Ämtern / Verwaltungen änderte sich mehrfach, so unter anderem im 14. Jahrhundert zum castrum Dresden, im 16. Jahrhundert zum Amt Radeberg, später zum Kreis Dresden-Land und 1996 im Zuge einer Kreisgebietsreform zum Landkreis Kamenz. Am 1. Januar 1999 wurde der Ort nach Radeberg eingemeindet.[1] Seit dem 1. August 2008 gehört er zum Landkreis Bautzen.

Kirche

Einwohnerentwicklung

Im Jahr 1551 verzeichnet die Ortschronik 36 besessene Mann, 4 Häusler und 26 Inwohner. Die Aufzeichnungen von 1764 erfassen 34 besessene Mann und 35 Häusler.

Jahr 1834 1871 1890 1910 1925 1939 1946 1950 1964 1990
Einwohner 508 665 850 1149 1198 1390 1639 1639 1434 1260

Verkehr

Die Bundesstraße 6 verläuft am südlichen Rand des Gemeindegebietes. Durch Großerkmannsdorf verläuft die Staatsstraße 181 von Radeberg nach Dresden. Seit Dezember 2008 führt die Ortsumgehung Großerkmannsdorf/Radeberg der Staatsstraße 177 am Ort vorbei. Großerkmannsdorf ist durch die Buslinien 309 und 307 des Regionalverkehr Dresden mit Dresden und Radeberg sowie weiteren umliegenden Gemeinden verbunden.

Vereine

Im Jahr 1967 wurde der Karnevalsklub Großerkmannsdorf 1967 e.V. gegründet. Die Mitglieder des Vereins erhalten seit der Eingemeindung Großerkmannsdorfs jedes Jahr zur Faschingszeit vom Radeberger Oberbürgermeister in einer Zeremonie auf dem Markt den symbolischen Schlüssel der Stadt übergeben.

Seit 1900 besteht eine Freiwillige Feuerwehr in Großerkmannsdorf. Vor der Gründung der Wehr wurden die Utensilien zur Brandbekämpfung in der Kirche gelagert.[2]

Für das Jahr 1930 ist die Einrichtung einer Feuerwehrkapelle überliefert. Aus dieser Kapelle ging am 17. Februar 1961 das Großerkmannsdorfer Blasorchester e.V. hervor. Zu Zeiten der DDR konnte das Orchester zahlreiche nationale Preise erringen und wurde zum Kreisblasorchester des Kreises Dresden-Land ernannt. Nach der politischen Wende 1989 weitete das Orchester seine Auftritte auch überregional aus.[3]

Politik

Bei den Kommunalwahlen in Sachsen 2009 erreichten die Freien Wähler 84,4% der Stimmen (CDU: 8,1%, SPD: 7,6%). Die Wahlbeteiligung lag bei 65,2%. Die Freien Wähler belegen nach dieser Wahl alle zehn Sitze im Ortschaftsrat von Großerkmannsdorf. Das Amt des Ortsvorstehers wird von Harry Hauck bekleidet.[4]

Sonstiges

Der Funkturm im östlichen Teil des Dorfes ist „heimliches Wahrzeichen“ Großerkmannsdorfs.

In Großerkmannsdorf ist die Polizeireitstaffel der sächsischen Landespolizei stationiert. Dies ist die einzige berittene Polizeistaffel in Ostdeutschland.

An der Straße in Richtung Radeberger Industriegebiet steht ein Sühnekreuz. Dieses stand bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts noch direkt im Ort, wurde im Laufe der Jahre mehrfach umgesetzt und befindet sich seit 1971 an seinem jetzigen Standort. Einer Überlieferung zufolge soll 1634 an dieser Stelle ein Gefecht zwischen Bürgern Radebergs und Großerkmannsdorfs stattgefunden haben.[5]

Im Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft im Jahr 2007 wurde Großerkmannsdorf vom Landratsamt Kamenz mit einer Auszeichnung für „besondere Leistungen zur Erhaltung und Entwicklung des dörflichen Gemeinschaftslebens“ geehrt.[6]

Söhne und Töchter des Ortes

Literatur

  • Ortschaftsrat Großerkmannsdorf, Hans-Werner Gebauer, Otto Wittich: Großerkmannsdorf 1353-2003, Alinea Digitaldruck GmbH, 2. Auflage, 2007
  • Dresdner Heide, Pillnitz, Radeberger Land (= Werte unserer Heimat. Band 27). 1. Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 1976.(S.120-123).
Commons: Großerkmannsdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1999
  2. Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr. Abgerufen am 17. Juni 2013.
  3. Geschichte des Großerkmannsdorfer Blasorchesters. Abgerufen am 17. Juni 2013.
  4. Ergebnis und Statistik der Ortschaftsratswahl 2009 in Großerkmannsdorf. Abgerufen am 14. Juni 2013.
  5. Sühnekreuz Großerkmannsdorf. Abgerufen am 17. Juni 2013.
  6. Wettbewerbsurkunde „Unser Dorf hat Zukunft“ 2007. Abgerufen am 17. Juni 2013.