Chinesische Sprachen
Chinesisch (中文) ist keine Einzelsprache, sondern eine Untergruppe der sino-tibetischen Sprachfamilie. Die einzelnen "Dialekte" des Chinesischen unterscheiden sich von einander ebenso stark wie die verschiedenen slawischen oder die verschiedenen romanischen Sprachen. Die mündliche Kommunikation zwischen einem Sprecher des Mandarin und beispielsweise einem des Kantonesischen ist sehr schwierig bis unmöglich. Ermöglicht wird die Kommunikation aber über die chinesische Schrift, welche von allen Varietäten des Chinesischen benutzt wird und aufgrund ihres ideographischen Charakters ausspracheunabhängig ist -- allerdings nicht unabhängig von der Grammatik, sodass es auch in der Schrift gewisse Unterschiede zwischen den "Dialekten" gibt.
Chinesisch in der einen oder anderen Variante wird heute von ca. 1,2 Milliarden Menschen gesprochen, von denen die meisten in China und Taiwan leben. Die am weitesten verbreitete Variante ist das Mandarin (Hanyu, Sprache der Han), welches die Muttersprache von ca. 850 Millionen Menschen ist. Weitere wichtige chinesische Sprachen sind Gan (20 Mio. Sprecher), Hakka (25 Mio. Sprecher), Jinyu (45 Mio. Sprecher), Min Bei (10 Mio. Sprecher), Min Nan (40 Mio. Sprecher), Wu (77 Mio. Sprecher), Xiang (36 Mio. Sprecher) und Yue (mehr als 80 Mio. Sprecher). [1] [2]
Der Language Code ist zh
bzw. chi
oder
zho
(nach ISO 639).
Die Chinesischen Sprachen -- am stärksten ausgeprägt das klassische Chinesisch der Antike -- sind isolierende Sprachen, das heißt, die einzelnen Worte stehen als isolierte Einheiten nebeneinander und werden nicht verändert (z.B. durch Deklination oder Konjugation). Grammatische Merkmale wie Anzahl, Fall oder Zeit werden durch hinzugefügte kennzeichnende Wörter ausgedrückt, wo es nötig ist. Ist der Gebrauch dagegen aus dem Kontext eindeutig, entfällt die Kennzeichnung gewöhnlich.
Im klassischen Chinesisch ist jede Silbe zugleich ein Morphem. Im modernen Chinesisch sind viele zwei- oder dreisilbige Wörter jedoch nur noch theoretisch in mehrere Morpheme zerlegbar, da sie durch langen, häufigen Gebrauch nicht mehr als zusammengesetzte Wörter empfunden werden.
Die Chinesischen Sprachen sind auch Tonsprachen, das heißt, die Tonhöhe, in der ein Wort gesprochen wird, ist bedeutungsunterscheidend. Die Anzahl der Töne variiert unter den verschiedenen Varianten. Mandarin hat 4 Töne, der Schanghai-Dialekt (Wu) nur 2 ausgeprägte Töne, Kantonesisch (Yue, gesprochen in Guangdong und Hong Kong) hat 6 Töne.
Neben der chinesischen Schrift gibt es mit dem Pinyin auch eine voll ausgebildete Latinisierung für das Mandarin-Chinesisch.
Siehe auch: Sprache