Desktop-Publishing
Desktop Publishing (DTP) bedeutet soviel wie „Publizieren vom Schreibtisch aus“. Der Begriff entstammt dem Vergleich zu den herkömmlichen Technologien zur Printmedien- bzw. Druckvorlagenerstellung, die meist aus mehreren aufeinanderfolgenden fotografischen Arbeitsschritten bestehen. Seit etwa 1992 werden Printprodukte fast ausschließlich im Rahmen von DTP produziert. Die fotografischen Techniken der Druckvorstufe sind zwischenzeitlich von DTP fast vollständig durch digitale Verfahren verdrängt worden.
DTP bedeutet die Herstellung eines Dokumentes am Computer mit Hilfe geeigneter Hard- und Software. Mindestkonfiguration eines DTP-Arbeitsplatzes ist ein Computer (z. B. PC oder Apple Macintosh) als Erfassungsgerät, (gegebenenfalls) ein Tisch-Scanner zur Reproduktion von Grafiken und Bildvorlagen, die entsprechende Software und evtl. ein Drucker zum Ausdrucken der Veröffentlichung.
Vorstufen des Desktop Publishing
Eine Vorstufe des Desktop Publishing waren Fotosatz-Systeme mittels Großrechner-Anwendungen in den 1960er und frühen 1970er Jahren, die eine Erfassung von Text und die Bestimmung von Grafik-Platz in einer rudimentären Seiten-Beschreibungssprache mittels Lochstreifen ermöglichten. Diese Lochstreifen wurden in Belichtungs-Computer mit schnell rotierenden Scheiben eingespeist, auf denen die Schriften im Umlauf per Blitzlicht-Schuss passend „abgeschossen“ wurden, auf Filme belichtet und so für die Erstellung von Klischees z. B. zum Tiefdruck genutzt. Ein bekannter Hersteller solcher Systeme war z. B. Harris Intertype aus den USA, deren Belichtungs-Rechner sich mit simplen Lochstreifen aus Fernschreibern steuern ließen. Mit solchen Systemen wurden große Wochenzeitschriften wie z. B. Quick, Neue Revue und die ersten Jahre der deutschen Ausgabe des Playboy im Rotations-Tiefdruckverfahren hergestellt. Wenn man so will, kann man sagen, dass an schnellen Arbeitsplätzen per Lochstreifen-Fernschreiber die Foto-Setzer die ersten Offline-„Desktop-Publisher“ waren, mit einer fotografischen Film-Zwischenstufe.
Desktop Publishing per PC
Eingeführt wurde das heute bekannte DTP 1985 von den Firmen Apple, Adobe, Aldus und Linotype, die damit Gutenbergs Erfindung (Satz und Druck) zum ersten Mal seit über 500 Jahren tiefgreifend revolutionierten. Die Firma Quark sprang 1987 mit QuarkXPress auf den Zug auf.
Dabei steuerte Adobe die Seitenbeschreibungssprache PostScript, Aldus das erste Layout-Programm (PageMaker), Apple den ersten voll grafikorientierten Rechner (Macintosh) und einen PostScript-fähigen Laserdrucker (LaserWriter) bei. Linotype lieferte die ersten PostScript-Schriften und den ersten PostScript-fähigen Belichter.
Da das DTP in seinen Anfangszeiten von vielen als Spielerei abgetan wurde und heute mit DTP häufig das Publizieren durch Laien bezeichnet wird, spricht man stattdessen auch gerne vom Electronic Publishing. Dieser Begriff sollte aber streng genommen nur für Publikationen in elektronischen Medien (z. B. Internet, CD-ROM) verwendet werden.
In der entsprechenden Branche, der Druckvorstufe sowie den Werbeagenturen, werden heute üblicherweise wieder die Begriffe Satz (Typografie), EBV (elektronische Bildverarbeitung) sowie (Computer-) Grafik verwendet. Hinzu kommt, dass es im medialen Gesamtkontext neuartige Anforderungen gibt, die auch mit der Mehrfachverwendung von einmal erstellten Daten zu tun haben. Siehe auch Cross Media Publishing, Database Publishing und Farbmanagement.
Seit einiger Zeit wird das DTP durch den Einsatz von sog. Redaktionssystemen revolutioniert. Immer häufiger setzen Verlage und Unternehmen solche Systeme zur Erstellung von Printmedien, Webinhalten oder technischer Dokumentation ein. Mit Hilfe der Redaktionssysteme lässt sich der Ablauf beim DTP stark automatisieren. Redaktionssysteme wurden schon im Fotosatz entwickelt und seitdem kontinuierlich weiter gepflegt. Systeme, die den Kunden in den Produktionsprozess einbeziehen, werden auch als Customer Publishing bezeichnet.
Bekannte DTP-Programme
- Kommerzielle Programme
- Arbortext_3B2
- MultiAd Creator Desktop / Professional
- Oasys
- Calamus
- Corel Ventura
- Adobe FrameMaker
- Adobe InDesign
- Adobe Illustrator (als Ergänzung, nur zur Erstellung von Illustrationen)
- Adobe Photoshop (als Ergänzung, nur zur Bildbearbeitung)
- Adobe PageMaker (Entwicklung 2004 eingestellt, Vertrieb wird fortgesetzt)
- Microsoft Publisher
- Macromedia Freehand
- QuarkXPress
- RagTime
- VivaDesigner
- Freie Programme ohne grafische Benutzeroberfläche
Siehe auch: Typografie