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Rosaflamingo

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Rosaflamingo

Rosaflamingo (Phoenicopterus roseus), Maharashtra, Indien

Systematik
Reihe: Landwirbeltiere (Tetrapoda)
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Flamingos (Phoenicopteriformes)
Familie: Flamingos (Phoenicopteridae)
Gattung: Phoenicopterus
Art: Rosaflamingo
Wissenschaftlicher Name
Phoenicopterus roseus
Pallas 1811
Rosaflamingo, Nahaufnahme
Fütterung mit Kropfmilch
Aggressionsverhalten bei Territorialstreitigkeit

Der Rosaflamingo (Phoenicopterus roseus) ist eine Art aus der Familie der Flamingos (Phoenicopteridae). Er kommt in Teilen von Afrika, Asien und Süd-Europa vor.

Der weltweite Bestand wird auf rund 500 000 Individuen geschätzt, davon kommen rund 90 000 in Europa vor.[1] Auf Grund mangelnder Daten lassen sich keine weltweiten Bestandstrends für diese Art angeben. In der Camargue als eines der wichtigsten europäischen Brutgebiete betrug die Zahl der Brutpaare von 1947 bis 1960 nie mehr als 4000 Brutpaare, seit dem Beginn der 1990er Jahre brüten dort mehr als 10 000 Brutpaare. Der Bestand fluktuiert jedoch jährlich sehr stark. So brüteten 1999 11 000 Paare, im darauf folgenden Jahr dagegen 22 200.[2]

Seit den 1980er Jahren werden Rosaflamingos auch im Norden Frankreichs, in den Niederlanden, Dänemark und Deutschland beobachtet. Diese Rosaflamingos waren mit Chile- und Kubaflamingos vergesellschaftet, bei denen es sich mit Sicherheit um Gefangenschaftsflüchtlinge handelt. Die Herkunft der Rosaflamingos ist unklar. Da wilde Rosaflamingos aber nicht mehr als 500 Kilometer nördlich der Mittelmeerküste beobachtet werden, scheint es sicher, dass es sich bei den ursprünglich beobachteten Rosaflamingos ebenfalls um Gefangenschaftsflüchtlinge handelt.[3] Mittlerweile sind jedoch auch erfolgreiche Aufzuchten von Jungvögeln beobachtet worden.

Beschreibung

Der Rosaflamingo ist die größte Art der Flamingos, durchschnittlich 120-140 cm groß (davon machen allein die Beine 40-50 cm aus). Im Schnitt sind Männchen etwas größer und schwerer als Weibchen. Ausgewachsene Männchen haben eine Flügellänge von durchschnittlich 43 Zentimeter und wiegen 2,7 Kilogramm. Weibchen haben eine Flügellänge von 40 Zentimeter und wiegen 2,1 Kilogramm.[4]

Das Gefieder adulter Vögel ist überwiegend rosa-weiß, die Flügeldecken sind rot und die Hand- und Armschwingen schwarz. Der Schnabel ist rosa mit scharf abgegrenzter schwarzer Spitze. Die Beine sind vollkommen rosa.

Dunenjunge und Entwicklung zum Alterskleid

Das Dunenkleid frisch geschlüpfter ist kurz und dicht. Die Körperoberseite ist hellgrau und die Körperunterseite ist weißlich. Die Zügel sind nackt. Nach etwa vier Wochen entwickelt sich ein zweites, dann dunkelgraues Dunenkleid. Das erste Jugendkleid entwickelt sich ab der sechsten Woche. Die Beine der Küken sind zunächst sehr kurz, wodurch die Jungen an Gänseküken erinnern. Bis zum Ende der zweiten Lebenswoche ist der Schnabel noch kurz und gerade. Erst dann beginnt er sich nach unten zu krümmen. Der Schnabel ist zunächst leuchtend rosa mit einer schwarzen Spitze, später wird er matter und grau.[5]

Das für adulte Individuen typische Federkleid wird erst nach mehreren Jahren erreicht. Jungvögel und subadulte Vögel unterscheiden sich durch eine Reihe von Merkmalen von den vollkommen ausgewachsenen Vögeln. Die kräftig rosafarbenen Beine entwickeln die meisten Rosaflamingos erst im 40. Lebensmonat. Jungvögel haben schwarze oder graue Beine, erst ab dem 20. Lebensmonat zeigen sich erstmals rosafarbene Töne auf den Beinen. Ein ähnliches Altersmerkmal ist die Schnabelbasis. Bis zum Alter von 15 Monaten ist diese frei, ab ca. dem 35. Lebensmonat ist sie blass rosa und ab dem 40. Lebensmonat kräftig rosa.[6]

Mauser

Die Mauser des Rosaflamingos ist noch nicht abschließend untersucht. Nach jetzigen Erkenntnissen kann sich der Mauserverlauf jedoch von Population zu Population stark unterscheiden.[7] Unterschiede gibt es unter anderem bei der Mauserfrequenz oder ob es sich um eine Vollmauser oder eine allmähliche Mauser des Gefieders handelt. Es ist auch noch nicht abschließend untersucht, wie die Mauser von der Fortpflanzungszeit beeinflusst wird.[8]

In der gemäßigten Klimazone fällt die Schwingenmauser in den Sommer. Eine Vollmauser würde zu einer Flugunfähigkeit von bis zu vier Wochen führen. Diese Form der Mauser ist nur solchen Populationen möglich, die ihre Nahrungsgründe nicht fliegend erreichen müssen. Solche Bedingungen bieten unter anderem der Tengizsee in Kasachstan und der Urmiasee im Iran. In der Camargue werden von den meisten Vögeln die Schwungfedern nacheinander gemausert, so dass ihre Flugfähigkeit erhalten bleibt. Für einen kleinen Teil der Population wird jedoch eine Mauser beobachtet, die zu einer zeitweiligen Flugunfähigkeit führt.

Stimme

Der Ruf des Rosaflamingos ist ein gänseähnliches Tröten.

Flug

Rosaflamingos müssen in der Regel mehrere Meter laufen, bevor sie sich in die Luft erheben können. Nur bei stärkerem Gegenwind können sie ohne Anlauf starten. Im Flug sind Hals und Füße ausgestreckt. Die Flughöhe ist abhängig von der Windrichtung. Bei Gegenwind fliegen sie häufig nur knapp über der Wasseroberfläche, bei Rückenwind dagegen fliegen sie in großer Höhe. In der Luft schlagen sie kontinuierlich mit den Flügen, nur landende Rosaflamingos gehen in einen Gleitflug über.

Verbreitung und Lebensraum

Rosaflamingos kommen in tropischen oder gemäßigten Klimazonen unweit den großen Wüsten dieser Welt vor. Ihre Verbreitung ist stark von der Verfügbarkeit von Nahrung abhängig. Sie sammeln sich in Brackwasser, Salzgewässern oder alkalinen Gewässern, wo sich die nur wenige Arten der Wirbellosen, die sie fressen, in großer Zahl vermehren. Diese Gewässer werden typischerweise saisonal trocken, da sie sich in offenen Landschaftstypen wie Wüsten oder Steppen mit einer hohen Verdunstungsrate befinden und typischerweise in einer Klimazone liegen, wo der geringe Niederschlag zwischen Herbst und Frühling fällt.[9] Während Dürreperioden ziehen die Flamingos zu permanenteren Gewässern wie beispielsweise Küstengewässern.

Verbreitungsgebiet weltweit

Fressende Rosaflamingos, Italien
Rosaflamingos, Sizilien
Camargue
Algarve
Rosa- und Zwergflamingos, Lake-Nakuru-Nationalpark, Kenia

Das Verbreitungsgebiet des Rosaflamingos erstreckt sich vom Mittelmeerraum nach Osten über den Südwesten Asiens mit Kasachstan im Norden und Indien sowie Sri Lanka im Osten als Verbreitungsgrenzen. Sie kommen entlang der Küstengebiete des Persischen Golfs und von Äthiopien entlang des Rift Valleys bis in den Süden Afrikas vor. Ihr Vorkommen inkludiert Madagaskar und reicht in westlicher Richtung bis nach Botswana und Namibia. Im tropischen Westafrika sind Rosaflamingos seltener, da es hier an geeigneten Habitaten fehlt. Vorkommen finden sich lokal in den Küstenregionen von Senegal, Sierra Leone, Liberia, Niger, Kamerun, Gabun und der Republik Kongo, die größten Vorkommen finden sich jedoch in Mauretanien, wo sie besonders häufig entlang der Banc d'Arguin sind. In den heißeren Regionen Afrikas und den Golfstaaten sowie Pakistan und dem Nordwesten Indiens ist der Rosaflamingo hälufig mit dem Zwergflamingo vergesellschaftet. Im Rift Valley sind die Bestandszahlen des Zwergflamingos normalerweise größer als die des Rosaflamingos.

Die Zoologen Alan Johnson und Frank Cézilly argumentieren, dass auf Grund neuer Daten über die Wanderungsbewegungen von Rosaflamingos sich drei Subpopulationen unterscheiden lassen, die miteinander ständig in einem genetischen Austausch stehen. Dieses sind die Populationen im Westen des Mittelmeerraums und dem Nordwesten Afrikas, die Populationen im Osten des Mittelmeerraums und im Südwesten Asiens sowie die Populationen im Osten und im Süden Afrikas.[10]

Verbreitung in Europa

In Europa reicht finden sich Vorkommen des Rosaflamingos an der Atlantikküste Portugals (Mündungsbereich des Sado und des Tajo); kleinere Trupps werden weiter nördlich aber auch an der Atlantikküste Spaniens beobachtet. In Spanien finden sich die Hauptvorkommmen im Bereich der Atlantikküste in den weiten Marschregionen vor Huelva, Sevilla und Cádiz, kleine Brutkolonien finden sich in Kastilien-La Mancha auch bis zu 200 Kilometer weit landeinwärts.[11] Die wichtigste spanische Kolonie befindet sich im Naturschutzgebiet Laguna de Fuente de Piedra. Andere spanischen Vorkommen finden sich vereinzelt an der Mittelmeerküste (Cabo de Gata, Alicante und Mündungsgebiet des Ebro). Rosaflamingos sind auch regelmäßig auf den Balearen anzutreffen, allerdings immer in kleiner Zahl.[12]

Entlang der französischen Mittelmeerküste werden alle geeigneten Marschgebiete von Rosaflamingos besiedelt, die bekanntesten Brutkolonien liegen in der Camargue. Auf Korsika kommen sie vereinzeilt vor. Große Ansammlungen von Flamingos finden sich dagegen auf Sardinien; in den letzten Jahren wurden Rosaflamingos auch in Feuchtgebieten in der Toskana und an der Adria-Küste in der Region Apulien beobachtet. An der östlichen Adriaküste kommen sie gelegentlich in Feuchtgebieten vom Süden Kroatiens bis nach Albanien und Griechenland vor. In Griechenland traten sie lange Zeit nur als Irrgäste auf, sie sind mittlerweile jedoch regelmäßig in großer Zahl auch in Mazedonien und Thrakien sowie auf den Ägäis-Inseln Kos, Samos, Lesvos, Limnos und Naxos anzutreffen.[13] Die Feuchtgebiete in der Nähe von Larnaka und Akrotiri, Zypern, sind für eine große Zahl von Rosaflamingos wichtige Stationen während des Winterhalbjahrs.

Wichtige Verbreitungsgebiete außerhalb Europas

In der Türkei befinden sich große Brutkolonien am Tuz Gölü und am Seyfe Gölü. In Syrien ist der Sabkhat al-Jabbul, ein Salzsee 30 Kilometer südöstlich von Aleppo, das wichtigste Feuchtgebiet für Rosaflamingos in Kleinasien. In Nordafrika befinden sich wichtige Vorkommen im Nildelta und an der Mittelmeerküste Ägyptens. Tunesien beherbergt mehrere Brutkolonien. Saudi-Arabien, der Jemen, Oman und die Vereinigten Arabischen Emirate verfügen jeweils über Feuchtgebiete, wo es zu großen bis sehr großen Ansammlungen von Rosaflamingos kommt. Im Iran sind zwanzig Feuchtgebiete von Bedeutung; besonders gut untersucht ist die Brutkolonie am Urmiasee. In Kasachstan brüten sie am Tengizsee und überwintern im Süden des Kaspischen Meers. Auf dem Indischen Halbkontinent liegt ihr Verbreitungsschwerpunkt in Westindien, während sie auf Sri Lanka überwiegend überwintern. Die wichtigsten ostafrikanischen Verbreitungsschwerpunkte liegen in Äthiopien, große Vorkommen finden sich aber auch in Kenia und Tansania.

Wanderungen

Wanderungen adulter Rosaflamingos

Nur in den nördlichsten Regionen ihres Verbreitungsgebietes unternehmen Flamingos Wanderungen, die als Zugverhalten gedeutet werden kann. Zwei mal im Jahr ziehen diese Populationen zwischen geographisch getrennten Brut- und Überwinterungsgebieten. Rosaflamingos, die in Kasachstan brüten, wandern beispielsweise im Winterhalbjahr an die Küsten des Kaspischen Meeres, während ihre Brutgebiete in dieser Zeit von Eis und Schnee bedeckt sind. In anderen Regionen ihres Verbreitungsgebietes können Rosaflamingos wandern, sie verbleiben jedoch in einem Gebiet, in dem sie ganzjährig leben können. So gibt es unter den in der Camargue lebenden Rosaflamingos eine kleine Zahl von Individuen, die jährlich das Mittelmeer überqueren. Weite Wanderungen solcher adulter Vögel können auf Witterungsbedingungen zurückgehen, eine Reaktion auf schwindende Nahrungsresourcen oder austrocknende Feuchtgebiete sein.[14]

Adulte Rosaflamingos zeigen nur bedingt eine Treue zu ihrer Brutkolonie. Brutortstreue ist mit dem Alter der brütenden Vögel und dem Bruterfolg korreliert. Relativ gut untersucht sind die Bewegungen adulter Rosaflamingos zwischen der Kolonie in der Laguna de Fuente de Piedra und der Camargue. Der spanische Salzsee ermöglicht einen früheren Brutbeginn als in der Camargue, bietet aber nach trockenen Wintern keine idealen Bedingungen für eine Aufzucht von Jungvögeln. Beringungsdaten legen den Schluss nahe, dass zumindest einige Rosaflamingos von Fuente de Piedra in die Camargue ziehen, wenn sie an der Fuente de Piedra keine geeigneten Brutbedingungen vorfinden..[15]

Wanderungen der Jungvögel

Ein Teil der Jungvögel verbleibt in der Brutkolonien, die restlichen dismigrieren unmittelbar nachdem sie flügge geworden sind. Solche Wanderungsbewegungen haben eine wichtige Funktion bei der Lebensraumerweiterung und Lebensraumexploration einzelner Arten. Für Rosaflamingos ist nachgewiesen, dass sie als adulte Vögel außerhalb der Fortpflanzungsgebiete Feuchtgebiete als Lebensraum nutzen, in denen sie sich während der Dismigration in ihren ersten zwei Lebensjahren aufgehalten haben.[16] Genauer untersucht wurde bislang jedoch nur die Dismigration von Jungvögeln in der Brutkolonie in der Camargue und der Brutkolonie in der Laguna de Fuente de Piedra, der größten spanischen Brutkolonie unweit von Málaga. Danach schwankt der Anteil der Jungvögel, die abwandern, von Jahr zu Jahr stark. Starke Abwanderungsbewegungen in der Camargue gab es, nachdem es zuvor zu Störungen in der Brutkolonie gekommen war.[17]

Mit Hilfe von Beringungsfunden konnte nachgewiesen werden, dass sie sich dabei gelegentlich über mehrere hundert Kilometer von ihrer Geburtskolonie entfernen. Für Brutkolonien in der nördlichen Hemisphäre wie beispielsweise der Camargue und dem Urmiasee konnte nachgewiesen werden, dass die Migrationsbewegung typischerweise südwärts gerichtet ist. In der Camargue beringte Jungvögel sind noch in ihrem ersten Lebensjahr 3500 Kilometer weiter südlich in Westafrika wiedergefunden worden.[18] Wanderungen aus der Camargue kommen jedoch auch in nördlicher Richtung vor. So fanden sich im September 1998 sechs in der Camargule beringte Jungvögel zunächst am Genfersee ein und wanderten dann an den Neuenburgersee ab, wo sie bis November blieben. Im Februar des folgenden Jahres hielt sich einer der beringten Flamingos wieder an der französischen Mittelmeerküste auf.[19]

Von weiter südlich gelegenen Brutkolonien wandern Jungvögel in alle Richtungen ab. Für Brutkolonien, die in Tunesien und Mauretanien liegen, vermutet man eine nordwärts gerichtete Wanderungsbewegung.

Nahrung

Eine detaillierte Beschreibung der Funktionsweise des Seihschnabels und der verschiedenen Techniken der Nahrungssuche ist im Artikel Flamingo im Abschnitt Nahrung und Ernährungsweise wiedergegeben.

Wie alle Flamingos haben Rosaflamingos ein breites Nahrungsspektrum, da sowohl die Artzusammensetzung als auch die Verfügbarkeit geeigneter Beutetiere sich saisonal und vom genutzten Gewässer stark unterscheiden können. Zu den Beutetieren zählen vor allem Kleinkrebse, Mückenlarven, Mollusken und Ringelwürmer. Innerhalb dieses Spektrums gibt es regional unterschiedliche Vorlieben. In Europa überwiegen Kiemenfüßer der Gattung Artemia; in den Seen Ostafrikas spielen Zuckmückenlarven und Ruderfußkrebse eine große Rolle. Abhängigkeit von nur einer Art ist auf hypersaline Gewässer begrenzt. In der Camargue ernähren sich Rosaflamingos mit großer Sicherheit von fünfzehn verschiedenen Arten von Wirbellosen. Artemia spielen in der Camargue zwar eine große Rolle, aber während der Fortpflanzungszeit suchen zahlreiche Rosaflamingos ihre Nahrung auch in Brackwasser oder Süßgewässern, wo diese nicht vorkommen. [20]

Ihr Seihschnabel weist den Rosaflamingo zwar als einen Nahrungsspezialisten aus, der sich auf kleine und zahlreich vorkommende Organismen spezialisiert hat. Er frisst aber auch größere Beutetiere wie Fische, Nereiden und Einsiedlerkrebse. Solche Größere Beutetiere fangen sie gelegentlich in einer reiherähnlichen Manier. Entdecken sie beispielsweise kleine Fische oder Einsiedlerkrebse, die bei Ebbe in Gezeitentümpel gefangen sind, laufen sie mit nach vorne gestreckten Hals rasch auf diese zu und nutzen den Schnabel ähnlich wie eine Zange, um das Beutetier zu ergreifen.< .[21] Muscheln ertasten sie gelegentlich im Schlamm. Daneben zählen auch die Samen von Wasserpflanzen wie beispielsweise Reis zu ihrer Nahrung. Sie fressen auch Schlamm, um an dessen organische Inhaltsstoffe zu gelangen. Darauf weist auch hin, dass 80% aller untersuchten Mageninhalte von Rosaflamingos kleine Steinchen mit einem Durchmesser von mehr als 0,5 Millimeter befanden.[22]

Die Nahrungssuche in großen Trupps ist typisch für Flamingos. Das einzelne Individuum profitiert von der gemeinsamen Nahrungssuche, weil es weniger Zeit aufwenden muss, um auf sich nähernden Prädatoren oder anderen Arten von Störungen zu achten. .[23] Sie profitieren aber in der Regel nicht durch eine bessere Ausnutzung der verfügbaren Nahrungsquellen. Auf den Salzseen in der Nähe von Larnaka, Zypern suchen Rosaflamingos jedoch gelegentlich in drei oder vier langen Reihen gemeinsam nach Nahrung. Die Zoologen Alan Johnson und Frank Cèzilly vermuten, dass die vorderen Vögel so viele Artemisia aufscheuchen, dass sie sie nicht alle fangen können, diese aber von den hinter ihnen schreitenden Vögeln gefangen werden. Dünnschnabelmöwen schließen sich gelegentlich den Rosaflamingos an und profitieren ebenfalls von den aufgewirbelten Nahrungstieren.[24]

Fortpflanzung

Rosaflamingos brüten in individuenreichen Kolonien auf flachen Inseln an ausgedehnten, flachen, schlammigen Stränden an Salzseen oder Meeresbuchten. Wie alle Flamingos, legen auch Rosaflamingos ein einzelnes, kalkweißes Ei auf einen Schlammkegel. Sie brüten allerdings nicht in jedem Jahr.

Rosaflamingos im Zwillbrocker Venn

Im Zwillbrocker Venn in Nordrhein-Westfalen an der Grenze zu den Niederlanden besteht die einzige deutsche Brutkolonie. Sie gilt als die nördlichste Brutkolonie des Rosaflamingos.

Rosaflamingo mit Lachmöven am Zwillbroker Venn

Im Zwillbrocker Venn hat sich 1982 der Chileflamingo als Brutvogel angesiedelt. 1986 tauchte erstmals der Rosaflamingo in der Flamingokolonie auf. Seit 1993 wurden auch Jungvögel des Rosaflamingos flügge. Im Jahr 1994 tauchte erstmals der Kubaflamingo in der Kolonie auf. Es gab immer wieder erfolgreiche Mischbruten Chileflamingo x Rosaflamingo und Rosaflamingo x Kubaflamingo. Meist gehörte nur ein einziger Kubaflamingo zur Kolonie. Von 1993 bis 2005 brüteten pro Jahr jeweils nur wenige Brutpaare des Rosaflamingos in der Kolonie, und nur 0 bis 2 Jungvögel der Rosaflamingos wurden flügge. Beim Chileflamingo wurden hingegen bei bis zu 15 Brutpaaren bis zu sieben Jungvögel flügge.

Im Herbst ziehen alle Flamingos ab. Nach dem Abzug aus dem Venn werden Rastgebiete wie Ijsselmeer, Veluvemeer und Oostvaarders Plassen in den Niederlanden aufgesucht. Überwinterungsgebiet ist das Volkerakmeer im Rhein-Maas-Delta. Anfangs werden die Jungvögel noch von den Eltern gefüttert. Ende Februar bis Anfang März kehren die Flamingos, je nach Witterung, ins Venn zurück. Nach strengen Wintern kommen sie hingegen erst Anfang April ins Gebiet zurück. Die Subadulten (Vögel, welche im Vorjahr erbrütet wurden) bleiben in der Regel im Überwinterungsgebiet und kommen erst als Adulte wieder zur Kolonie.

Die Flamingos im Venn leben vom Plankton im See. Wegen des Kots der mehreren tausend dort brütenden Lachmöwen gibt es ausreichend Plankton für die Flamingos. Die Flamingos der Kolonie zeigen auch die gleiche Rotfärbung des Gefieders wie an anderen Kolonien.

Die genaue Herkunft der verschiedenen Flamingos im Zwillbrocker Venn konnte bislang nicht völlig geklärt werden. Es wird davon ausgegangen, dass es sich bei den Chileflamingos und Kubaflamingos um aus Tierhaltungen entflogene Vögel handelt, da wilde Flamingos dieser Arten nicht bis Europa kommen. Bei den Rosaflamingos in der Kolonie könnten auch Wildvögel aus Südeuropa beteiligt sein.

Belege

Literatur

  • Josep del Hoyo et al.: Handbook of the Birds of the World, Band 1 (Ostrich to Ducks). Lynx Edicions, 1992, ISBN 84-87334-10-5
  • Joop Treep, Dietmar Ikemeyer: Flamingos im Zwillbrocker Venn. LÖBF-Mitteilungen 2006/3: 12-16.
  • Alan Johnson und Frank Cézilly: The Greater Flamingo. T & AD Poyser, London 2007, ISBN 978-0-7136-6562-8
Commons: Phoenicopterus roseus – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelbelege

  1. Johnson und Cézilly: The Greater Flamingo, 2007, S. 76 und S. 77
  2. Johnson und Cézilly: The Greater Flamingo, 2007, S. 281 und S. 282
  3. Johnson und Cézilly: The Greater Flamingo, 2007, S. 281 und S. 282
  4. Johnson und Cézilly: The Greater Flamingo, 2007, S. 31
  5. Collin Harrison, Peter Castell: Jungvögel, Eier und Nester der Vögel Europas, Nordafrikas und des Mittleren Ostens. 2. Auflage. Aula, Wiebelsheim 2004, ISBN 3-89104-685-5, S. 57
  6. Johnson und Cézilly: The Greater Flamingo, 2007, S. 25
  7. Johnson und Cézilly: The Greater Flamingo, 2007, S. 26
  8. Johnson und Cézilly: The Greater Flamingo, 2007, S. 27
  9. Johnson und Cézilly: The Greater Flamingo, 2007, S. 69
  10. Johnson und Cézilly: The Greater Flamingo, 2007, S. 101
  11. Johnson und Cézilly: The Greater Flamingo, 2007, S. 70
  12. Johnson und Cézilly: The Greater Flamingo, 2007, S. 71
  13. Johnson und Cézilly: The Greater Flamingo, 2007, S. 71
  14. Johnson und Cézilly: The Greater Flamingo, 2007, S. 99
  15. Johnson und Cézilly: The Greater Flamingo, 2007, S. 98 und S. 99
  16. Johnson und Cézilly: The Greater Flamingo, 2007, S. 95
  17. Johnson und Cézilly: The Greater Flamingo, 2007, S. 97
  18. Johnson und Cézilly: The Greater Flamingo, 2007, S. 93
  19. Johnson und Cézilly: The Greater Flamingo, 2007, S. 94 und S. 95
  20. Johnson und Cézilly: The Greater Flamingo. 2007, S. 113
  21. Johnson und Cézilly: The Greater Flamingo. 2007, S. 114
  22. Johnson und Cézilly: The Greater Flamingo. 2007, S. 113
  23. Johnson und Cézilly: The Greater Flamingo. 2007, S. 119
  24. Johnson und Cézilly: The Greater Flamingo. 2007, S. 114