Kommunistische Partei-Opposition
Die Kommunistische Partei-Opposition auch KPD-Opposition (kurz KPD-O auch KPDO oder KPO) war eine 1929 entstandene Abspaltung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Auf Weisung der Kommunistischen Internationale vollzog die KPD-Führung um Ernst Thälmann, Philipp Dengel und Ernst Neumann 1929 eine ultralinke Wende und konzentrierte ihren Kampf auf den "Hauptfeind" SPD (Sozialfaschismusthese). Die früheren KPD-Vorsitzenden Heinrich Brandler und August Thalheimer lehnten diesen Kurs wie auch die RGO-Politik und die Unterordnung der KPD unter die KPdSU (die interne Entwicklung in der Sowjetunion begann man erst mit den Moskauer Prozessen zu kritisieren) offen ab, plädierten für den gemeinsamen Kampf von SPD und KPD gegen den wirklichen Faschismus der Nazis und wurden aus der Partei ausgeschlossen. Sie gründeten daraufhin die KPD-Opposition, die aber eine kleine, sich aus Gewerkschaftskadern und Intellektuellen Splittergruppe (ca. 3000-4000 Mitglieder) mit örtlich stark differierendem Einfluß blieb (Hochburgen in Sachsen, Thüringen (im dortigen Neuhaus am Rennweg stellte die Partei mit Otto Engert den Bürgermeister), Hessen und Württemberg). Aus Protest gegen die RGO-Politik von KPD und Komintern schlossen sich zahlreiche profilierte KPD-Gewerkschafter der KPO an, wie z.B. im Raum Oberhausen, was sich zwar nicht auf die Wahlergebnisse, wohl aber intellektuell auswirkte - die Anhänger der KPO handelten weniger aus einem Dogmatismus heraus als die der KPD.
Die KPO gehörte mit einigen verwandten Gruppen u.a. in Schweden, den USA, Frankreich und der Schweiz die Internationale Vereinigung der Kommunistischen Opposition (IVKO), welche jedoch bis 1939/40 zerfallen war. Die KPO gab die mehrmals in der Woche erscheinende Zeitung Arbeiterpolitik, einige regionale Zeitungen und das auf einem hohen Niveau stehende Theorieorgan Gegen den Strom heraus, die IVKO publizierte im wesentlichen unter Federführung der KPO die Zeitschrift Der Internationale Klassenkampf. Der Jugendverband KJO gab den Jungen Kämpfer heraus.
Im Frühjahr 1932 schloss sich eine Minderheit der KPO-Mitglieder um Paul Frölich, Jakob Walcher und August Enderle einschliesslich in Kommunalparlamenten vertretenen Gruppen in Offenbach um Heinrich Galm und in Geesthacht um August Ziehl der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) an, einer Linksabspaltung der SPD, wo die ehemaligen KPO-Mitglieder auf Grund ihrer grossen politischen Erfahrungen die Politik der Partei entscheidend beeinflussten.
Die KPO konnte 1933 zunächst relativ unbeschadet weiteragieren, da man sich auf die Arbeit in der Illegalität vorbereitet hatte (viele Mitglieder verfügten über derartige Erfahrungen aus der Zeit des Ersten Weltkrieges und des KPD-Verbotes 1923/24) und man eine realistische Einschätzung der nun anbrechenden Verfolgung hatte. Durch das umfangreiche Archiv der KPD über ihre "feindlichen Brüder" konnte die Gestapo die Strukturen der KPO weitgehend zerschlagen - trotzdem leisteten viele Anhänger der KPO, meistens gemeinsam mit Sozialdemokraten, und anderen Kommunisten dem Nazi-Regime bis zum Ende Widerstand.
Die Führung der KPO um Brandler und Thalheimer und weitere Mitglieder flüchteten ins Exil, einige Mitglieder wie Waldemar Bolze kämpften in den Reihen der POUM-Miliz im spanischen Bürgerkrieg. Im Exil wurde die KPO vor allem von der US-amerikanischen Independent Communist Labor League um Jay Lovestone materiell unterstützt, bis es 1938/39 zu grösseren Zerwürfnissen über die Einschätzung der Sowjetunion kam.
Theodor Bergmann, ein damals junger Mitstreiter der KPD-Opposition, veröffentlichte 1987 das Buch "Gegen den Strom", in dem er die Geschichte der Gruppe erzählt. In einer personellen und programmatischen Kontinuität zur KPO stehen die Gruppe Arbeiterpolitik (ARPO) und die Gruppe Arbeiterstimme, welche auch beide Literatur der KPO vertreiben, andere sich in der Tradition der KPO verortende KommunistInnen schlossen sich nach 1990 der PDS an.
Der KPO gehörte auch der bekannte Kulturhistoriker Eduard Fuchs und zeitweise die Politologen Wolfgang Abendroth und Richard Löwenthal und der Literaturwissenschaftler Hans Mayer an.
Literatur
- Isaac Abusch: Erinnerungen und Gedanken eines oppositionellen Kommunisten. Mainz 1994.
- Jens Becker: Der Widerstand der KPD-O im Faschismus, Mainz 1992.
- Theodor Bergmann: »Gegen den Strom«. Die Geschichte der KPD (Opposition), 2. Aufl. Hamburg 2001.
- Theodor Bergmann/Wolfgang Haible: Die Geschwister Thalheimer. Skizzen ihrer Leben und Politik. Mainz 1993.
- Karl Hermann Tjaden: Struktur und Funktion der "KPD-Opposition" (KPO). Meisenheim am Glan 1964.
- Walter Uhlmann: Metallarbeiter im antifaschistischen Widerstand. Berlin 1982. (Bericht eines ehemaligen KPD-O-Mitgliedes über die illegale Betriebsarbeit in Berlin 1933-1937)
siehe auch
Weblinks
- Texte der KPD-O in der Marxistischen Bibliothek
- Was will die Kommunistische Partei-Opposition? (Verbesserter Entwurf der Plattform der KPD-O) Junius-Verlag, Berlin 1930
- Gruppe Arbeiterpolitik
- Gruppe Arbeiterstimme