Zum Inhalt springen

Imperia (Statue)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. Dezember 2005 um 12:53 Uhr durch Fb78 (Diskussion | Beiträge) (link). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Detailansicht

Die Imperia ist eine Statue im Hafen von Konstanz am Bodensee, entworfen und ausgeführt von dem Bildhauer Peter Lenk und 1993 aufgestellt. Die Figur ist aus Beton gegossen, rund 10 m hoch, 18 Tonnen schwer und dreht sich mit Hilfe eines Motors innerhalb von drei Minuten einmal um die eigene Achse. In ihrem Sockel ist eine Pegelmessstation integriert, die von einem begehbaren Steg umgeben ist.

Draufsicht

Die Imperia erinnert satirisch an das Konzil von Konstanz (1414-1418). Sie stellt eine üppige Kurtisane dar, die auf ihren Händen zwei nackte Figuren trägt: Kaiser Sigismund und Papst Martin V., der während des Konzils gewählt wurde. Als Repräsentant der weltlichen Macht trägt der Kaiser eine Krone; der Papst als Repräsentant der geistlichen Macht trägt eine Tiara und hat die Beine übereinander geschlagen. Der Kopfschmuck von Imperia selbst ist eine Art Narrenkappe mit Schellen, an deren Spitze eine Leuchte angebracht ist.

Es handelt sich bei dieser Figur allerdings um eine literarische Erfindung. Die historische Person Imperia (*1485 in Ferrara), eine gebildete Italienerin, ist viel später geboren und kann nicht beim Konzil gewesen sein. Die frivole Erzählung La belle Impéria (Tolldreiste Geschichten, 1832-1837) von Honoré de Balzac verpflanzte sie jedoch auf das Konstanzer Konzil, wo sie die Geliebte von „Kardinälen, Würdenträgern, Fürsten und Markgrafen“ und eine heimliche Herrscherin ist: „Die Höchsten wie die Kühnsten umwarben sie, ein Wink von ihr konnte einem das Leben kosten, und selbst unerbittliche Tugendbolde krochen bei ihr auf den Leim und tanzten gleich den andern nach ihrer Pfeife.“ Balzac nimmt die Moral der Geistlichen der Katholischen Kirche aufs Korn und macht die sinnenfreudige Imperia und ein „armes Pfäfflein“, das sich in sie verliebt, zu den Helden der Erzählung. 1927 wurde Balzacs Erzählung von Franco Alfano als Oper Madonna Imperia vertont.

Die Imperia wurde von den Bodensee-Schiffsbetrieben (damals im Besitz der Deutschen Bahn) und dem Fremdenverkehrsverein der Stadt Konstanz initiiert und war zu Beginn heftig umstritten. Vor allem die Konstanzer Kirchen und konservative Mitglieder des Gemeinderats protestierten gegen die Erhebung einer Prostituierten zum Denkmal und gegen die als zu derb empfundene Darstellung des Papstes. Da die Statue jedoch auf dem Privatgelände der Bodensee-Schiffsbetriebe errichtet wurde und nicht auf städtischem Gelände, war es dem Gemeinderat nicht möglich, den Bau zu verhindern. In Kürze entwickelte sich die Imperia jedoch zu einer Touristenattraktion und zum beliebten Wahrzeichen der Stadt.

Vom gleichen Künstler stammen in Konstanz auch der Laubebrunnen – im Volksmund auch „Konstanzer Triumphbogen“ genannt – und eine 14 m hohe Betonskulptur mit dem Titel Karriereleiter vor dem Bürogebäude der Drucktechnik-Firma Océ.

Literatur

  • Helmut Weidhase: Imperia. Konstanzer Hafenfigur. Stadler, Konstanz 1997. ISBN 3-7977-0374-0