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Inge Hannemann

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Inge Hannemann (* 1968) ist eine deutsche Bloggerin, Hartz-IV-Kritikerin und zurzeit von der Arbeit freigestellte Mitarbeiterin eines Hamburger Jobcenters.

Leben

Hannemann absolvierte Ausbildungen als Speditionskauffrau, Netzwerkadministratorin und Arbeitsvermittlerin.[1] Sie ist Mitglied von Ver.di und war langjähriges SPD-Mitglied. Hannemann ist verheiratet und hat eine erwachsene Tochter.

Kontroverse um Sanktionspraxis

Hannemann ist seit 2005 Mitarbeiterin beim Jobcenter Hamburg-Altona.[2] Presseberichten zufolge weigerte sich Hannemann über Monate hinweg, bei Regelverstößen Sanktionen zu verhängen.[3] Hannemann bestreitet diesen Vorwurf und gibt an, Sanktionen lediglich in begründeten Einzelfällen zurückgenommen zu haben.[4] Zudem kritisierte Hannemann in ihrem Blog einige Umgangsweisen mit Beziehern von Arbeitslosengeld II sowie diesbezügliche Vorgaben.

Aus diesen Gründen wurde sie im April 2013 durch ihren Arbeitgeber mit sofortiger Wirkung vom Dienst freigestellt und erhielt Hausverbot.[5] Dagegen klagt sie vor dem Hamburger Arbeitsgericht auf Weiterbeschäftigung.[6] Der nächste Termin zur Fortsetzung der mündlichen Verhandlung ist auf den 30. Juli 2013 anberaumt worden.[7] Über 16.000 Menschen forderten in einer Online-Petition das „Jobcenter Hamburg“ zur Zurücknahme arbeitsrechtlicher Sanktionen gegen Hannemann auf.[8]

Hannemann ist die erste Mitarbeiterin eines deutschen Jobcenters, die sich öffentlich kritisch gegen die Arbeitsmarktpolitik der Agenda 2010 zu Wort meldet. So führt sie in ihrem Altona-Blog und in diversen Vorträgen und Interviews aus, „Fordern und Fördern“, die erklärten Ziele des Hartz-Konzepts, seien längst technokratischen Vorgaben gewichen. Hartz IV verfolge nicht das Ziel, Arbeitslosen eine Perspektive für den Wiedereintritt ins Arbeitsleben zu bieten, sondern sie mittels Sanktionsdruck aus dem Leistungsbezug zu drängen.

Die Bundesagentur für Arbeit erklärte noch während des laufenden arbeitsrechtlichen Verfahrens in einer Pressemitteilung, dass es die behaupteten Missstände nicht gäbe und Hannemann tausende Mitarbeiter in den Jobcenter gefährde.[9] Hannemann widersprach und gab an, sie könne ihre Kritik mit Dokumenten belegen.[10][11]

Einzelnachweise

  1. Hartz IV-Kritik: Die Empörung einer Sachbearbeiterin. In: Deutschlandradio. 12. Mai 2013, abgerufen am 30. Juni 2013.
  2. Eine Frau kämpft für das Ende von Hartz IV. Auf: stern.de am 11. Juni 2013
  3. Hamburger Morgenpost: Inge Hannemann will Hartz IV kippen
  4. RTL: Frühmagazin Punkt 6 vom 14.6.2013, ab 00:30:01
  5. Arbeitsagentur attackiert "Hartz-IV-Rebellin". Auf: ndr.de am 14. Juni 2013
  6. Pressemitteilung des Arbeitsgerichts Hamburg vom 06.06.2013
  7. Pressemitteilung des Arbeitsgerichts Hamburg vom 10.06.2013
  8. Sofortige Rücknahme aller Sanktionen gegen die Arbeitsvermittlerin Inge Hannemann
  9. Inge Hannemann gefährdet tausende Mitarbeiter der Jobcenter (Presse Info 035). Auf: arbeitsagentur.de am 14. Juni 2013
  10. Marian Krüger: Petition für Inge Hannemann. Auf: neues-deutschland.de am 19. Juni 2013
  11. Gegendarstellung von Inge Hannemann, 14.06.2013