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Dan Burros

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Dan Burros (* 5. März 1937 in Queens; † 31. Oktober 1965 in New York City, eigentlich Daniel Burros) war ein US-amerikanischer Jude, der der American Nazi Party angehörte. Nur Stunden nachdem die New York Times seinen jüdischen Hintergrund offenlegte beging er Suizid.

Leben

Jugend

Daniel Burros wuchs als Sohn von George und Esther Sunshine Burros in Queens, New York City auf. Er besuchte eine jüdische Schule in Richmond Hill, die ihn auf seine Bar Mitzwa vorbereitete. Diese erhielt er am 4. März 1950. In New York wurde er Schüler der John Adams High School und wurde als ein intelligenter, aufgeweckter Schüler mit einem weit überdurchschnittlichen Intelligenzquotienten von 154 beschrieben.[1] Mit der Pubertät änderte sich sein Verhalten; er wurde aggressiv und hysterisch, wenn er davor stand ein Spiel zu verlieren. Dadurch geriet er ständig in Auseinandersetzungen mit seinen Mitschülern. Zudem begann er sich für das Militär zu interessieren.[2] Nach seinem Schulabschluss wollte Burros an die United States Military Academy in West Point, New York, wurde jedoch nicht angenommen. Stattdessen verpflichtete er sich noch während seiner High-School-Zeit zur Nationalgarde der Vereinigten Staaten und trug seine Uniform offen. 1955 meldete er sich freiwillig zur United States Army, wurde jedoch bereits 1958 nach mehreren Suizidversuchen unehrenhaft entlassen. (Bei diesen hatte er jedoch lediglich große Mengen an Aspirin zu sich genommen oder sich selbst nur oberflächlich verletzt.) Die Armee befand ihn als untauglich, da er sich nicht in das System einpassen konnte, auffälliges Verhalten zeigte und nicht über die charakterliche Eignung als Soldat verfüge.[3] Anschließend arbeitete er als Drucker in der Queens Borough Public Library und kultivierte eine Obsession mit Adolf Hitler - schon in einem seiner „Abschiedsbriefe“ hatte er Hitler gelobt - und seinen Hass auf die Juden. Er gründete die American National Socialist Party, bei der nur er Mitglied war und die Briefe mit nationalsozialistischer Propaganda verschickte.[2]

Politische Aktivitäten

Burros schloss sich anschließend der American Nazi Party an, die von George Lincoln Rockwell, einem ehemaligen Navy-Piloten und Veteran des Zweiten Weltkriegs sowie des Koreakriegs, gegründet wurde. Er lebte einige Zeit im Hauptquartier der Partei in Arlington County, Virginia. Burros jüdische Herkunft war der Partei nicht bekannt, jedoch gab es einige diesbezügliche Gerüchte. Zudem zeigte er oft sehr bizarres Verhalten und verbreitete seine merkwürdigen Ansichten. William H. Schmaltz beschrieb 1999 in dem Buch Hate: George Lincoln Rockwell and the American Nazi Party, eine Foltermethode, die Burros für Juden auserdacht hatte: So sollen die Tasten eines Klaviers mit mehreren Juden verbunden werden, die jedes Mal einen Elektroschock erhielten, wenn der Klavierspieler die Taste bediente. Die Verbindung von Musik und Elektroschocks sollten zu rhythmischen Bewegungen führen. Auch besaß er eine Seife, auf der die Aufschrift "made from the finest Jewish fat" („aus feinstem jüdischen Fett gewonnen“) geprägt war.[3] Trotz dieser Merkwürdigkeiten wurde er Sekretär der Partei.[2]

Nach einer Auseinandersetzung mit George Lincoln Rockwell verließ er am 5. November 1961 die Partei. Kurz darauf wurde er Mitglied der American National Party, die das antisemitische und nationalsozialistische „Kill Magazine“ verlegte. Für dieses schrieb er einige Artikel. Doch die Partei existierte nur wenige Jahre und so wurde Burros anschließend Mitglied der National Renaissance Party. Dort war er an einem gewalttätigen Übergriff auf CORE-Demonstranten beteiligt und wurde zu einer Geldstrafe verurteilt, die seine Eltern bezahlten. Anschließend trat er den United Klans of America bei. Dort wurde er „Kleagle“, eine Art Offizier, der andere Mitglieder rekrutierte. Er geriet in das Visier des Komitee für unamerikanische Umtriebe.[2]

Suizid

Burros’ jüdischer Hintergrund wurde 1965 von John McCandlish Phillips in einem Artikel für die New York Times offen gelegt.[1] Phillips, ein Evangelikaler, versuchte Burros zu stoppen, in dem er ihn mit seinen eigenen Aussagen konfrontierte. Burros ignorierte dies jedoch. Phillips letzter Versuch war dann die Offenlegung von Burros’ Herkunft. Nur wenige Stunden nachdem die Times-Ausgabe erschien, erschoss sich Burros. Diesbezüglich gibt es mehrere Schilderungen. Laut NY Press tötete er sich selbst in Gegenwart anderer Klanmitglieder, die ebenfalls Teil des Times-Artikel waren.[1] Anderen Angaben zufolge beging er den Suizid zur Musik von Richard Wagner.[4]

George Lincoln Rockwell würdigte auf einer anschließenden Pressekonferenz Burros’ Wirken. Er nutzte die Gelegenheit, um über jüdischen Selbsthass zu referieren und den Juden eine Massenpsychose zu attestieren.[5]

Rezeption

Burros’ Lebensgeschichte war Grundlage des Films The Believer von Henry Bean. Die Handlung wurde in die Gegenwart versetzt und Burros’ Charakter wurde als White-Power-Skinhead eingeführt, der anschließend zum intellektuellen Rechten aufsteigt. Sein Leben war auch Inspiration für zwei Folgen der Fernsehserien Lou Grant und Cold Case – Kein Opfer ist je vergessen,

Literatur

  • A. M. Rosenthal und Arthur Gelb: One More Victim: The Life and Death of an American-Jewish Nazi. New American Library 1967.
  • Henry Bean: The Believer: Confronting Jewish Self-Hatred. New York: Thunder's Mouth Press 2002. ISBN 1-56025-372-X.

Einzelnachweise

  1. a b c State Klan Leader Hides Secret of Jewish Origin.
  2. a b c d William Bryk: Old Smoke: The Death of Daniel Burros: A Jewish Klansman who did more than just hate himself. NY Press, 25. Februar 2003, abgerufen am 29. Juni 2013.
  3. a b From Jew to Jew-hater: the curious life (and death) of Daniel Burros.
  4. The Believer DVD, "An Interview with Director Henry Bean", 2001
  5. William H. Schmaltz, Hate: George Lincoln Rockwell and the American Nazi Party, 1999., Pg. 263