Moas
Moa | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Dinornithidae | ||||||||||||
Die Moa waren flugunfähige Vögel aus Neuseeland und sind heute ausgestorben. Sie gehörten zur Ordnung der Laufvögel (Struthioniformes) und waren in historischer Zeit in elf Arten über beide Inseln verbreitet.
Merkmale
Moa waren vielgestaltige Vögel. Die meisten Arten waren kurzbeinig und so groß wie ein Truthuhn. Hingegen wurde der Riesenmoa (Dinornis giganteus) über 3 m hoch und war größer als ein Afrikanischer Strauß, der größte heute lebende Vogel. Sein Gewicht betrug etwa 180 kg, nach anderen Schätzungen bis zu 270 kg. Der Riesenmoa hielt im Laufen den Kopf nach vorne gestreckt und kaum jemals höher als seinen Rücken; dies war eine Notwendigkeit des Habitats, da in den dichten Wäldern ein aufrechtes Gehen nicht möglich gewesen wäre.
Verbreitung und Lebensraum
Bei den Moa gab es ursprünglich einige Missverständnisse wegen ihres Habitats. Man verglich sie mit heute lebenden großen Laufvögeln wie Straußen und Nandus und leitete daraus ab, dass sie Vögel des offenen Geländes gewesen sein müssten. So beschrieb der Geologe Julius von Haast, der sich als erster mit diesen Vögeln intensiv auseinandersetzte, Moa als Vögel der Savanne und des Waldrandes, die kaum jemals in den Wald vordrangen. Bis in die 1950er blieb diese Theorie verbreitet. Dann erst zeigte die Palynologie, dass Neuseeland vor der Ankunft der Maori mit Ausnahme der subalpinen Zonen vollständig bewaldet war, die Grasländer also keineswegs eine natürliche Landschaft waren. Zudem ergab sich aus der Untersuchung von Mageninhalten, dass alle Arten Zweige, Blätter und Früchte von Waldpflanzen gefressen hatten.
Moa lebten auf der Nord- und der Südinsel Neuseelands. Zwei Arten waren ausschließlich auf der Nordinsel, vier nur auf der Südinsel verbreitet; die anderen fünf Arten fanden sich auf beiden Inseln. Nur von der Art Dinornis struthoides fand man auch spärliche Überreste auf Stewart Island.
Lebensweise
Moa waren ausschließlich Pflanzenfresser. Durch Untersuchungen der Muskelmagen bei besonders gut erhaltenen Moa-Fossilien konnte man feststellen, dass Dinornis offenbar hauptsächlich Zweige fraß, während Emeus und Euryapteryx weichere Kost wie Blätter und Früchte zu sich nahmen. Von anderen Gattungen sind keine Mageninhalte bekannt. Für einen Anteil tierischer Nahrung gibt es keine Anhaltspunkte.
Moa legten ein bis zwei Eier. Man hat bisher etwa dreißig erhaltene Moa-Eier und unzählige Schalenreste gefunden. In den seltensten Fällen gelang es allerdings, die Eier einer Art zuzuordnen. In einem Fall fand man Überreste eines wahrscheinlich brütenden Moas mitsamt Ei, was die Zuordnung einfach machte. In anderen Fällen schloss man durch Vergleiche der Häufigkeit von Moa- und Eier-Fossilien in bestimmten Regionen auf Zusammengehörigkeit. Auffällig ist, dass Moa-Eier ungewöhnlich groß sind. So war das Ei eines Euryapteryx curtus, eines nur 20 kg schweren Moas, ebenso groß wie das des sehr viel größeren Emus. Das Ei des Riesenmoa Dinornis giganteus hatte Maße von 24x18 cm und war damit deutlich größer als ein Straußenei. Die Größe der Eier lässt den Schluss zu, dass schlüpfende Jungmoa weit entwickelt und in hohem Maße selbständig waren.
Auch über die Laute, die Moa von sich gaben, konnte man durch die Untersuchung eines mumifizierten Euryapteryx Klarheit erlangen. Bei diesem bildet die Luftröhre eine 1,20 m lange Schleife, eine Struktur, die man ähnlich beim Trompeterschwan findet. Ein solches Organ ermöglichte dem Vogel, sehr laute und weit schallende Rufe zu erzeugen. Ob andere Moa-Gattungen vergleichbare Vorrichtungen hatten, ist im Moment noch Spekulation.
Vor der Ankunft des Menschen war der einzige Feind des Moa der Haastadler. Für diesen waren vor allem die kleinen und mittelgroßen Arten die Hauptbeute. Doch auch der Riesenmoa Dinornis giganteus fiel dem riesigen Greifvogel gelegentlich zum Opfer. Dies weiß man von der Untersuchung der Überreste verschiedener Moa, die schwere Verletzungen des Beckens aufweisen, die darauf hindeuten, dass der Adler seine Beute von hinten attackierte. Die Beckenknochen sind von den Adlerkrallen regelrecht durchstochen.
Moa und Menschen
Die Ausrottung
Auffällig ist, dass Moa in den Mythen und Geschichten der Maori-Stämme nicht vorkamen. Man konnte daher davon ausgehen, dass ihr Aussterben schon so lange zurücklag, dass die Existenz der Riesenvögel über die Generationen in Vergessenheit geraten war.
Inzwischen kann man die Geschichte der Ausrottung recht gut rekonstruieren. Am Ende des 13. Jahrhunderts erreichten polynesische Einwanderer das zuvor wahrscheinlich menschenleere Neuseeland und begannen mit der Vernichtung großer Wälder. Frühe polynesische Stätten enthalten große Mengen von Moaknochen. Mit Ausnahme von Pachyornis australis hat man von jeder Moa-Art Überreste in Verbindung mit Menschen gefunden. Die Moa hatten abgesehen vom Haastadler, der von oben attackierte, keine natürlichen Feinde. Wahrscheinlich löste das Auftauchen von menschlichen Jägern weder Flucht noch Gegenwehr aus. Worthy und Holdaway mutmaßen, dass die Moa-Jagd eher einem "Einkauf im Supermarkt" als einer Jagd gleichgekommen sein dürfte.
Die polynesischen Stätten aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts weisen keine Moaknochen mehr auf. Dies lässt auf einen extrem kurzen Ausrottungszeitraum schließen. Die Ursprungsbevölkerung Neuseelands wird heute auf 200 Menschen geschätzt. Moa hatten eine geringe Vermehrungsrate und eine hohe Lebensdauer und waren offensichtlich gegen das Auftauchen einer menschlichen Bedrohung, selbst in diesem geringen Ausmaß, in keiner Weise gefeit. Holdaway und Jacomb machten 2000 den Versuch, die Ausrottung zu rekonstruieren und kamen für manche Regionen auf extrem kurze Zeiträume; so kamen sie für die Coromandel-Halbinsel auf nur fünf Jahre für die Ausrottung aller dort heimischen Moa-Spezies.
Die Ausrottung der Moa ging derart schnell vonstatten, dass die Maori nicht einmal auf die Moa-Jagd spezialisierte Waffen entwickeln konnten. Am Ende des 14. Jahrhunderts waren Moa ausgestorben. Es ist denkbar, dass einzelne Exemplare in besonders abgelegenen Regionen länger überlebten. Doch als James Cook 1769 vor Neuseeland vor Anker ging, dürften auch die letzten Moa längst verschwunden gewesen sein.
Heute gibt es manche Anhänger der Kryptozoologie, die vor allem im Fjordland nach lebenden Moa suchen. Oft gibt es auch Berichte von Wanderern, die behaupten, Moa gesehen zu haben; gelegentlich werden diese Berichte mit unscharfen Fotos untermauert. Die Fachwelt hält das Überleben des Moa bis in unsere Zeit allerdings für vollkommen ausgeschlossen.
Die Wiederentdeckung
Da die Moa aus der Überlieferung der Maori verschwunden waren, mussten sie anhand von Fossilfunden erst wiederentdeckt werden. Wer den ersten Moa-Knochen fand, ist heute nicht mehr ganz nachvollziehbar. 1838 berichtete der Händler Joel Samuel Pollack von Knochenfunden, auf die ihn Maori aufmerksam gemacht hätten und aus denen er darauf schloss, dass Emus oder Strauße einst in Neuseeland heimisch gewesen seien. Andere Reisende machten fast gleichzeitig ähnliche Entdeckungen.
In besonderer Weise widmete sich der berühmte Zoologe und Paläontologe Richard Owen den Moa. Er veröffentlichte 1840 die erste Publikation über die zuvor unbekannten Großvögel (On the bone of an unknown struthious bird from New Zealand), in der er die Schlussfolgerung anstellte: Ich bin willens, meine Reputation für die Folgerung aufs Spiel zu setzen, dass es in Neuseeland einst straußenartige Vögel gegeben hat oder noch gibt, die in der Größe einem heutigen Strauß nahe oder gar gleich kamen. Owen beschrieb die meisten der heute bekannten Moa-Arten und veröffentlichte im Laufe der folgenden fünfzig Jahre fast 50 weitere Artikel über Moa.
Weitere große Beiträge zur Moa-Forschung leistete der deutschstämmige Naturforscher Julius von Haast, der eine Sammlung von Moa-Fossilien aufbaute und neben Verdiensten bei der Beschreibung weiterer Arten über die Lebensweise der Moa spekulierte. Obwohl viele seiner Mutmaßungen heute widerlegt sind, findet man sie oft zitiert. So geht auf Haast die heute für unwahrscheinlich gehaltene Hypothese zurück, dass nicht die Maori die Moa ausrotteten, sondern ein vorher in Neuseeland lebendes Volk, das die "Moa-Jäger" genannt wurde.
Das Wort „Moa“ bedeutet in vielen Polynesischen Sprachen schlicht Henne. Die Anwendung dieses Namens auf die Riesenvögel geht vermutlich auf den Missionar William Colenso zurück, der nach einem Besuch bei den Maori in Waiapu von einem Mythos berichtete, an den die Einheimischen glaubten. Dieser berichte von einem riesenhaften Huhn mit dem Gesicht eines Menschen, das von zwei riesigen Echsen bewacht würde und jeden Eindringling zu Tode trampele. Dieses Wesen würde Moa genannt. Aufgrund ähnlicher Legenden wurden anfangs auch die Maori-Wörter Tarepo und Te Kura auf die Riesenvögel angewandt. Letztlich setzte sich die Bezeichnung Moa durch.
Der Plural von „Moa“ ist „Moa“, obwohl sowohl im Deutschen als auch im Englischen oft auch die Pluralform „Moas“ zu finden ist.
Systematik

Die folgende Systematik richtet sich nach Worthy und Holdaway. In ihrem Werk bilden die Moa zwei verschiedene Familien. Obwohl dies eine ungewöhnliche, auch vom Wikipedia-System abweichende Klassifikation ist, gibt sie abgesehen von den Rangstufen einen Konsens wieder:
- Familie Dinornithidae
- Gattung Dinornis
- D. struthoides, Nordinsel, Südinsel, Stewart Island
- D. novaezealandiae, Nord- und Südinsel
- Riesenmoa, D. giganteus, Ostküstenwälder der Nord- und Südinsel
- Familie Emeidae
- Unterfamilie Anomalopteryginae
- Gattung Pachyornis
- Elefantenfuß-Moa, P. elephantopus, östl. Südinsel
- P. australis, westl. Südinsel
- P. mappini, Nordinsel
- Gattung Anomalopteryx
- A. didiformis, Nord- und Südinsel
- Gattung Megalapteryx
- Waldmoa, M. didinus, Südinsel
- Gattung Pachyornis
- Unterfamilie Emeinae
- Gattung Euryapteryx
- E. geranoides, östl. Südinsel, südl. Nordinsel
- E. curtus, Nordinsel
- Gattung Emeus
- Kleiner Moa, E. crassus, östl. Südinsel
- Gattung Euryapteryx
- Unterfamilie Anomalopteryginae
Die externe Systematik der Moa ist rätselhaft. Da es auf Neuseeland eine weitere Familie der Laufvögel gibt, die Kiwis, ist die klassische Sichtweise, beide Taxa als eng verwandt anzusehen. Auch heute noch wird diese Einordnung von manchen Fachleuten favorisiert. So stellen Lee, Feinstein und Cracraft 1997 Kiwis und Moa aufgrund morphologischer Analysen als Schwestergruppen nebeneinander. Hingegen kommt Cooper 1997 aufgrund von DNA-Analysen zu dem Schluss, dass Moa als Schwestergruppe einem gemeinsamen Taxon von Straußen, Kasuaren, Emus und Kiwis gegenüberzustellen seien; alle zusammen seien wiederum Schwestergruppe der Nandus. Daneben gibt es weitere Ansätze, die hier nicht einzeln aufgeführt werden sollen.
Fossilgeschichte
Der älteste bekannte Moa-Fund stammt aus dem späten Pliozän. Es handelt sich dabei um einen Anomalopteryx, der vor etwa 2,5 Mio. Jahren gelebt hat. Zudem fand man 33 fossile Überreste von Moa aus dem Pleistozän. Damit ist die Ausbeute aus Fossilschichten vor dem Holozän sehr mager, was bei neuseeländischen Tieren allerdings allgemein zutrifft. Alle fossil gefundenen Moa gehören den gleichen Arten an wie die beschriebenen Arten des Holozäns. Offenbar sind während des Pleistozäns keine Arten ausgestorben, sondern lebten nahezu unverändert fort, bis sie beinahe gleichzeitig durch die Menschen ausgerottet wurden. Lediglich eine leichte Größenabnahme zwischen dem Pleistozän und dem Holozän lässt sich oft feststellen.
Es steht außer Frage, dass Moa eine weit ältere Tiergruppe sein dürften. Fossile Belege dafür stehen allerdings weiterhin aus, ebenso wie irgendwelche Überreste von Vorfahren der Moa.
Literatur
- Trevor H. Worthy & Richard Holdaway: The Lost World of the Moa: Prehistoric Life of New Zealand. Indiana University Press, 2002 ISBN 0253340349
- K. Lee, J. Feinstein & J. Cracraft: The phylogeny of ratite birds. In: D. Mindell: Avian Molecular Evolution and Systematics, S. 173-211. New York: Academic Press, 1997
- A. Cooper: Ancient DNA and avian systematics: From Jurassic Park to modern island extinctions. In: D. Mindell: Avian Molecular Evolution and Systematics, S. 173-211. New York: Academic Press, 1997
- R. Holdaway & C. Jacomb: Rapid extinction of the moas (Aves, Dinornithiformes): Model, test and implications. In: Science 2000, 287(5461), S. 2250-2254
- Richard Owen: On the bone of an unknown struthious bird from New Zealand. In: Proceedings of the Zoological Society of London for 1839 1840, Teil VII, Nr. lxxxiii, S. 169-171
Weblinks
- Allgemeine Informationen über Moa
- Wissenswertes über Moa und die Natur Neuseelands für Kinder (Englisch)
- Artikel von Bild der Wissenschaft: Niedergang der Moa schon vor der Besiedelung durch den Menschen?
- Portraits von Laufvögel-Arten
Siehe auch: Ausgestorbene Vögel