Akademie der Künste der Welt
Die Akademie der Künste der Welt (Eigenschreibweise: AKADEMIE DER KUENSTE DER WELT), eine Idee von Navid Kermani und dem Intendanten des Hauses der Kulturen der Welt in Berlin, Bernd M. Scherer[1], aus dem Jahre 2007, ist eine 2012 in Köln gegründete Kulturinstitution, die international ausgerichtet ist und in die Künstler und Kulturschaffende aus aller Welt – vor allem außereuropäische - berufen werden. Am 27. Oktober 2012 wurde sie mit einem Tages-Festival zum Thema Beschneidung (Cutting Edge) offiziell eröffnet. Ziel der Akademie soll sein: Internationalität und Interkulturalität auf höchstem Niveau als Ergänzung zum bestehenden Kunst- und Kulturangebot und deren Vernetzung in der Stadt Köln. Zugleich stellt die Akademie ein Ideenlabor dar mit dem Motto: Kunst trifft auf Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Sie befindet sich im Mediapark 7 unweit des Cinedoms.
Geschichte und Profil
Die Idee einer Akademie von Navid Kermani und Bernd M. Scherer, in Anlehnung an das Berliner Haus der Kulturen der Welt, geht bereits auf das Jahr 2007 zurück und sollte 2009 und dann 2010gegründet werden. Ihre Installation wurde aber aufgrund der schwierigen Situation des kommunalen Haushalts der Stadt Köln verschoben. Für die Umsetzung hat der Stadtrat mit dem Haushalt 2011 erstmals eine Million Euro bereitgestellt. Diese Summe wird jährlich fortgeschrieben. Die Projektleitung lag beim ehemaligen Leiter des Kulturamtes, Jürgen Noldt und seinem Nachfolger im Amt Konrad Schmidt-Werther. Die Akademie beabsichtigt eine Kooperation mit bestehenden kulturellen Einrichtungen und vorhandenen Strukturen der Stadt. Mit Hilfe eines Stipendienprogramms werden vor allem außereuropäische Künstler, Kunst-Theoretiker, -Kritiker und -Kuratoren nach Köln eingeladen.
Damit ist das Profil der Akademie vergleichbar mit dem der international die deutsche Kultur vertretenden Goethe-Institute, einem Standbein der deutschen auswärtigen Kulturpolitik. Seit Juli 2012 ist die Akademie der Künste der Welt als gemeinnützige GmbH eine eigenständige juristische Person. Die Akademiemitglieder, die sich jährlich zu einem Kongress mit öffentlichen Diskussionen treffen, besitzen einen überwiegend außereuropäischen künstlerischen Hintergrund und entscheiden über die Auswahl der Stipendiaten, die ihre Projekte dann in Köln durchführen können. Ferner bestimmen sie die Programmarbeit. Jedes Akademiemitglied besitzt einen eigenen Projektfonds.
Zum Programm der Akademie gehört neben einem umfangreichen öffentlichen Veranstaltungsprogramm ein Artists in Residence-Programm. Für einen Zeitraum von drei Monaten bis zu einem Jahr können ausgewählte Fellows in Köln leben und arbeiten. Die Akademie unterstützt ferner externe Best-Practice-Projekte in den Feldern Migration und außereuropäischer Kunst und Migration, die dann jährlich neu ausgeschrieben werden. Kulturelle und wissenschaftliche Institutionen sowie Künstler aller Sparten und aus aller Welt können ihre Projekte einreichen, die zwingend in Köln realisiert werden müssen.
Die Akademie liefert darüber hinaus einen Beitrag zur kulturellen Bildung mit einer eigenen Jugendakademie für Jugendliche aus dem Raum Köln im Alter von 16 bis 21 Jahren. Die Mitglieder der Jugendakademie werden sich in Debatten und Projekten mit der sich verändernden und internationalisierten Kulturwelt auseinandersetzen.
Fellowship Programm
Im Rahmen des Fellowship Programms werden insbesondere Kuratoren, zeitgenössische Künstler und Theoretiker und Kuratoren aus außereuropäischen Ländern nach Köln eingeladen, die von den Akademiemitgliedern selbst vorgeschlagen und berufen werden. Sie dürfen zwischen drei und 12 Monaten in Köln leben und arbeiten. Ziel des Programms ist eine Vernetzung mit den in Köln ansässigen Künstlern und Institutionen sowie der Freien Szene.[2]Im Dezember 2012 wurden als erste Fellows die in Ramallah lebenden Multimediakünstler Basel Abbas und Ruanne Abou-Rahme (* jeweils 1983) berufen, die sich bis August 2013 insbesondere mit den Themen Raumpolitik, politics of desire and disaster, Subjektivität und der Absurdität der heutigen Machtpolitik auseinandersetzen. Als weiterer Fellow wurde ab Januar 2013 der chinesische Intellektuelle und freie Schriftsteller Ye Fu (* 1962 in der Hubai Provinz, in Enshi) bestimmt, der u. a. in der Underground Literaturszene Chinas bekannt wurde und nach der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung auf dem Platz des Himmlischen Friedens zu sechs Jahren Haft verurteilt wurde.
Junge Akademie
Die Junge Akademie der Künste der Welt, eine der Hauptsäulen der Akademie und Plattform für junge Künstlerstimmen Kölns, hat im März 2013 die elf ersten Mitglieder gewählt. Es sind die Schüler und Studenten Arif Baynaz, Isabelle Houben, Marvin Ilonga, Naomi Khimji-Feld, Anna Kozikowski, Gerlin Mabanza, Anna Verena Müller, Walter Guilherme Benjamin Solon, Josephine Stamer, Julian Vethacke und Lena Wontorra [3]
Salon-Reihe
Die Salon-Reihe, gestartet im Dezember 2012, bietet im Rahmen eines Fachvortrages internationalen und Kölner Kulturschaffenden die Möglichkeit, sich kennenzulernen und zu vernetzen. Bei den Referenten handelt es sich meist um Akademiemitglieder oder Akademiefellows. Die bisherigen Salons widmeten sich folgenden Themenfeldern:
NO. 1: Meet Galit Eilat (Präsidentin der Akademie), Die Zukunft der Kunstinstitutionen (Vortrag)
NO. 2: Meet Basel Abbas & Ruanne Abou-Rahme (Fellows der Akademie), Die zufälligen Rebellen (Lecture Performance)
NO. 3: Meet Zdenka Badovinac (Kuratorin und Autorin), Wenn ein Museum Stellung bezieht
NO. 4: Meet Dmitry Vilensky & Vlad Morariu (Artleaks), Artleaking als Politik der Wahrheit (Intervention)
NO. 5 (entfiel) Meet Rasha Salti (Filmkuratorin und Autorin), Spekulative Revisionen der Filmgeschichte: Anmerkungen einer Kuratorin
NO. 6: Meet Ye Fu (Schriftsteller und Fellow der Akademie), Die Schule der Grausamkeit
NO. 7: Meet Donna Williams (Leiterin Audience Development, Metropolitan Museum of Art (N.Y.), Die Erschließung neuer Publikumsgruppen
NO. 8: Meet Defne Ayas (Direktorin und Kuratorin des Witte de With, Zentrum für zeitgenössische Kunst in Rotterdam), Approximation(s)/Annäherungen
NO. 9: Meet Sarah Rifky (Autorin und Kuratorin), What is love – Institutionen & Stimmen
NO. 10: Meet Tarek Atoui (Klangkünstler), On and from classical arabic music
NO. 11: Meet Ekaterina Degot (freischaffende Kuratorin und Autorin), Post-post-Soviet? Art and politics in Russia at the beginning of the new decade
NO. 12: Meet Sandi Hilal (palästinensische Architektin) & Alessandro Petti (italienischer Architekt und Urbanist), Campus in Camps: eine Universität im Exil
NO. 13: Meet Basel Abbas & Ruanne Abou-Rahme (die ersten Fellows der Akademie der Künste der Welt): „Verabschiedung der ersten Stipendiaten – Bye Bye Cologne!“, Lecture-Performance The Incidental Insurgents
Leitung
Zur Präsidentin der Akademie wurde im Oktober 2012 die aus Israel stammende Schriftstellerin Galit Eilat gewählt. Generalsekretärin der Akademie ist Sigrid Gareis (* 1959 in Illertissen), die von 1990 bis 2000 beim Siemens Arts Program arbeitete. Von 2000 bis 2009 war Gareis Gründungsintendantin und Co-Geschäftsführerin beim Tanzquartier Wien (ab Juli 2009 Kuratorin für Tanz und Theater). Sie wird von einem vierköpfigen Team unterstützt.
Gründungsmitglieder
Von einer Findungskommission mit Ralph Christoph (strategischer Leiter des Popkultur-Festivals c/o pop), Amelie Deuflhard (Intendantin der Internationalen Kulturfabrik Kampnagel), Kasper König, dem Musikjournalisten und DJ Jan Krauthäuser, dem Intendanten der Kölner Philharmonie Louwrens Langevoort und Regina Wyrwoll, ehemalige Generalsekretärin der Kunststiftung Nordrhein-Westfalen, Kulturmanagerin und Journalistin, wurden 2012 die ersten 14 Mitglieder der Akademie ausgewählt und als Gründungsmitglieder der Akademie der Künste der Welt berufen (in alphabetischer Reihenfolge):
- Madhusree Dutta, indische Filmemacherin (vor allem Dokumentarfilm), Produzentin, Kuratorin, Dozentin und Aktivistin (* 1959 in Jamshepur/Jharkhand, Indien)
- Galit Eilat, freie Kuratorin und Gründungdirektorin von The Israeli Center for Digital Art (DAL)
- Monika Gintersdorfer, (* in Peru), Regisseurin und Leiterin diverser Festivals
- Tom Holert, deutscher Kunsthistoriker, Publizist und Künstler (* 1962 in Hamburg, lebt in Berlin)
- Liza Lim, australische Komponistin und Philosophin (* 1966 in Perth, Australien)
- Faustin Linyekula, kongolesischer Tänzer, Choreograf und Tanzpädagoge, der zwischen Kisangani und Kinshasa in der Demokratischen Republik Kongo und Paris lebt und arbeitet (* 1974 in der Demokratischen Republik Kongo)
- Hans Ulrich Obrist, Schweizerischer Kurator für zeitgenössische Kunst und Autor (* 1968 in Weinfelden, Schweiz)
- Lemi Ponifasio, studierter Philosoph und Politikwissenschaftler, Tänzer und Choreograf und Gründer der Theater- und Tanzcompany MAU (* auf der südpazifischen Insel Samoa)
- Walid Raad, libanesischer Künstler und Dozent an der Cooper Union School of Art (* 1967 in Chbanieh, Libanon; lebt in New York)
- Ali Samadi Ahadi, deutscher Regisseur, Drehbuchautor und Cutter (* 1972 in Täbris, Iran, lebt in Köln)
- Rosemarie Trockel, deutsche bildende Künstlerin und Professorin an der Kunstakademie Düsseldorf (* 1952 in Schwerte, lebt in Köln)
- Stefan Weidner,deutscher Autor, Übersetzer und Literaturkritiker (* 1967 in Köln, lebt in Köln)
- Liao Yiwu, chinesischer Schriftsteller und Dichter (* 1958 in der Provinz Sichuan, China; lebt derzeit im Exil in Berlin)
- Tom Zé, brasilianischer Sänger, Komponist, Autor und Performance-Künstler (* 1936 in Irará, Brasilien; lebt in São Paulo)
Mitglieder
Die Mitglieder werden von den jeweiligen Mitgliedern der Akademie bestimmt:
Terre Thaemlitz, US-amerikanischer "Materialästhetiker" der Audioproduktion, beschäftigt sich insbesondere mit der Identitätspolitik und der Analyse der sozioökonomischen Bedingungen kommerzieller Medienproduktion
Ekaterina Degot, russische Kunsthistorikerin und Publizistin und eine der bekanntesten und kritischsten Kuratorinnen Russlands, die sich insbesondere mit ästhetischen und soziopolitischen Aspekten der Kunst in Russland und Osteuropa auseinandersetzt
Tienchi Martin-Liao, chinesische Autorin und Publizistin, die sich insbesondere mit der Übersetzung chinesischer Literatur ins Deutsche beschäftigt und Vorsitzende des unabhängigen chinesischen PEN-Zentrums
Einzelnachweise
- ↑ Homepage Akademie der Künste der Welt Köln Chronik, abgerufen am 30. Dezember 2012
- ↑ Homepage Akademie der Künste der Welt Köln, abgerufen am 19. Dezember 2012
- ↑ Homepage Akademie der Kuenste der Welt Pressemitteilung vom 19. März 2013: Die Junge Akademie der Künste der Welt steht in den Startlöchern: Die elf ersten Mitglieder sind gewählt, abgerufen am 6. April 2013
Weblinks
- Homepage der Akademie der Künste der Welt Köln (deutsch/englisch), abgerufen am 1. Januar 2013
- Homepage Stadt Köln – Konzept für die Akademie der Künste der Welt, Köln (PDF; 121 kB)
- Homepage Kölner Stadt-Anzeiger 17. Februar 2012 Sigrid Gareis Akademie der Künste der Welt
- Akademie der Künste der Welt, Köln Grundgedanken und aktueller Stand, abgerufen am 7. Oktober 2012
- Homepage der Stadt Köln – Akademie der Künste der Welt, Köln Grundgedanken und aktueller Stand, abgerufen am 7. Oktober 2012
- Kölner Stadt-Anzeiger (KStA) erstellt 23. Oktober 2012 Navid Kermani: „Vieles geht an Köln vorbei“ von Martin Oehlen, abgerufen am 26. Oktober 2012
- Kölner Stadt-Anzeiger (KStA) erstellt 25. Oktober 2012 Kultur Akademie der Künste der Welt: Weit mehr als nur Kölner Nabelschau von Martin Oehlen
- Kölner Stadt-Anzeiger (KStA) erstellt 25. Oktober 2012 Debatte Akademie der Künste der Welt: Frische Luft für Köln von Martin Oehlen