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Pronomen

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Als Pronomen (Plural Pronomina oder Pronomen) oder Fürwort wird in der traditionellen Wortartlehre eine (recht vielgestaltige) Wortart bezeichnet. Als Pronomen werden Wörter bezeichnet, die entweder stellvertretend für ein Substantiv (Nomen im engeren Sinn, genauer: für Substantiv/Substantivphrasem) stehen und substantivisch verwendet werden (Beispiel: Das Auto ist meines.) oder wie ein Artikelwort ein Substantiv begleiten (Beispiel: mein Auto).

Teilweise werden im letzteren Fall die traditionell Pronomen genannten Wörter als Artikelwort oder Determinative bezeichnet. Hintergrund dieser terminologischen Entwicklung ist, dass im Lateinischen das Pronomen im engeren Sinn und das Demonstrativpronomen einheitlich gesehen wurden und die von der lateinischen Grammatiklehre geprägte deutsche Grammatiklehre diese Sicht tradiert. In den romanischen Sprachen haben sich der Gebrauch vor einem Substantiv und der selbständige Gebrauch hingegen auseineinander entwickelt. Im Französischen wird daher von „déterminant“ gesprochen, im Englischen von „determiner“, in neueren deutschen Grammatiken unter englischem Einfluss von „Determinierer“. In Schulgrammatiken findet sich auch die Unterscheidung Stellvertreter und Begleiter.[1]

Im Deutschen kann das Pronomen (in traditioneller Perspektive) als satzgliedfähige (im Gegensatz zum Artikel), nicht artikelfähige (im Gegensatz zum Substantiv), nicht komparierbare (im Gegensatz zum Adjektiv), deklinierbare (im Gegensatz zum Verb) flektierbare Wortart definiert werden[2] – oder einfacher – als nicht komparierbare (im Gegensatz zum Adjektiv) nach Kasus, Numerus und Genus (im Gegensatz zum Substantiv) flektierbare Wortart.

Syntaktisch lassen sich substantivischer und adjektivischer Gebrauch von Pronomina unterscheiden. Bei adjektivischem Gebrauch oder bei Reflexivpronomina liegt keine Ersetzung vor:

Hans verändert Hans – Hans verändert sich. (Hans und Hans = eine Person, nicht zwei Leute, die Hans heißen)

Im ersten Fall wird davon ausgegangen, dass zwei Personen, die Hans heißen, gemeint sind.[3][4] Die Bedeutung des so genannten Pronomens steht nicht fest im Lexikon, sondern ändert sich je nach in der Sprechsituation Anwesenden (ichdu) oder Vorgängerausdruck (er, sie, es). Im ersten Fall handelt es sich um den Fall der Deixis (Zeigwörter), im zweiten um den der Anapher. Das deutsche Pronomen er kann sich entweder auf den Referenten eines Nomens beziehen, das vorher im Text aufgetaucht ist („Ein Mann kam um die Ecke. Er hatte eine Pistole.“), oder aber in betonter Form auf eine Person, die die Gesprächspartner sehen oder kennen („Was macht er denn jetzt wieder für einen Unsinn?“) – dann handelt es sich um einen deiktischen Gebrauch, der bei es nicht möglich ist.

Klassifikation

Pronomen haben im Deutschen und in anderen indogermanischen Sprachen verschiedene Typen:

Alternative Darstellungen finden sich in Zifonun[5], Benveniste[3] und Sternefeld[6].

Im Gegensatz zum Deutschen und anderen europäischen Sprachen wird in einigen Sprachen zwischen inklusivem und exklusivem wir unterschieden, je nachdem, ob der Angesprochene (das „Du“) eingeschlossen ist oder nicht. Das duale wir schließt dritte Personen aus.

In manchen Sprachen gibt es zwei Reihen von Pronomen: betonte und unbetonte (klitische), z. B. im Altlitauischen („pamiduok“, „reich mir“, das Pronomen steht zwischen Präfix und Wortstamm), im Hethitischen oder im Bairischen („gib-ma-s“, „gib es mir“). In anderen Regionen wird hierfür auch „gib's mir“ verwendet.

Im Lateinischen

In der lateinischen Sprache kann man viele Parallelen zum Deutschen finden:

Wiktionary: Pronomen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Duden, Die Grammatik, 7. Aufl. (2005), ISBN 3-411-04047-5, Rn. 347
  2. So Kessel/Reimann: Basiswissen Deutsche Gegenwartssprache (2005), ISBN 3-8252-2704-9, S. 63
  3. a b Émile Benveniste: Probleme der Allgemeinen Sprachwissenschaft. (= LTW 1428 - Linguistik). 1974, München: List
  4. Sternefeld (1993:946 ff.) zu „sloppy identity“
  5. Gisela Zifonun, Ludger Hoffmann, Bruno Strecker: Grammatik der deutschen Sprache. Berlin/New York 1997
  6. Wolfgang Sternefeld: Anaphoric Reference. Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. 9.1 Syntax: ein internationales Handbuch zeitgenössischer Forschung. Herausgegeben von Joachim Jacobs et al. 940-966. 1993, Berlin/New York: de Gruyter.