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Schapur I.

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Schapur I. (bzw. Sapor, persisch: شاپور Schāpūr [ʃɔːˈpuːr]), Regierungszeit 240 oder 242272 n. Chr., gilt als der Sassanidenherrscher, der das von Ardaschir I. begründete Neupersische Reich konsolidierte und erweiterte.

Leben

Schapur, der vielleicht seit 239/40 Mitherrscher seines Vaters war, soll den von diesem begonnenen Krieg gegen Rom weiter geführt haben und konnte nach der Eroberung der mesopotamischen Festungen Nisibis und Carrhae bis tief nach Syrien hinein vordringen; als casus belli für die Römer diente wohl der Fall Hatras. Ein endgültiger Erfolg Schapurs wurde jedoch von Timesitheus, dem Schwiegervater des Kaisers Gordian III. (238244), durch seinen Sieg über das persische Heer bei Resaena 243 verhindert; die Perser mussten sich, nach den westlichen Quellen, eiligst zurückziehen. Nach den gleichen Quellen wurde Gordian ermordet und Kaiser Philippus Arabs (244249) schloss mit den Persern einen für diese durchaus günstigen Frieden (244). Nach den persischen Quellen (der dreisprachigen Felsinschrift Schapurs, siehe unten, aber auch nach den späteren byzantinischen Quellen) ergibt sich ein etwas anderes Bild: Demnach gingen die Römer gegen Schapur vor, der in Mesopotamien stand, und Gordian wurde nicht ermordet, sondern fiel während der Schlacht von Misik, in der Schapur den Römern eine empfindliche Niederlage beibrachte. In der Forschung wird meistens eher der Sicht Schapurs Glauben geschenkt, wobei man aber das sassanidische Aggressionspotential nicht unterschätzen darf.

Datei:Schapur I.jpg
Der Triumph Schapurs I. über Valerian

Nach dem Tod Kaiser Decius (251) und den darauffolgend ausbrechenden inneren Wirren im Römischen Reich nahm Schapur den Krieg gegen Rom wieder auf; es kam bereits 252 zu Kampfhandlungen. Schapur führte seine Armee in die östlichen Provinzen des Reiches nach Syrien, Kappadokien und Armenien. Wie viele Feldzüge Schapur in dieser zweiten Kampagne gegen Rom unternahm ist in der Forschung strittig; nach Kettenhofen waren es zwischen 253 und 256 insgesamt drei Feldzüge. Jedenfalls plünderte Schapur Antiochia am Orontes und etliche andere Städte, z.B. Gindaros, (wohl noch 253). Auch Hatra und Dura Europos fielen, wobei die Sassaniden bei der Belagerung von Dura ausgeklügelte Belagerungstechniken einsetzten. Kaiser Valerian ging schließlich zum Gegenangriff über. Die Römer wurden allerdings in einer erneuten Schlacht bei Edessa (260) schwer geschlagen und Valerian geriet für den Rest seines Lebens in die Gefangenschaft Schapurs Vorlage:Lit. Seine militärischen Erfolge ließ Schapur in einigen Triumphreliefs sowie in einer dreisprachigen Inschrift bei Naqs-i-Rustam, den so genannten res gestae divi Saporis, festhalten, ebenso wie in einem Felsrelief bei Bischapur.

Im dritten Feldzug, als wir gegen Karrhai und Edessa vorstießen und Karrhai und Edessa belagerten, da marschierte Kaiser Valerian gegen uns, und es war mit ihm, eine Heeresmacht von 70.000 Mann. Und auf der jenseitigen Seite von Karrhai und Edessa hat mit Kaiser Valerian eine große Schlacht für Uns stattgefunden, und Wir nahmen Kaiser Valerian mit eigenen Händen gefangen und die Übrigen, den Prätorianerpräfekten und Senatoren und Offiziere, alle welche auch immer Führer jener Heeresmacht waren, alle diese ergriffen Wir mit den Händen und deportierten sie in die Persis. SKZ, § 18 - 22, griechische Fassung; Übersetzung entnommen aus: Engelbert Winter/Beate Dignas, Rom und das Perserreich, Berlin 2001, S. 98. Um eine bessere Lesbarkeit zu gewährleisten, wurde auf die Ergänzungs- und Auslassungszeichen verzichtet.

Schapur I. gelang es letztendlich nicht (wenn dies denn überhaupt sein Plan gewesen sein sollte), dauerhaft bis zum Mittelmeer vorzudringen, wohl auch deshalb, weil seine Kräfte von Septimius Odaenathus, dem Beherrscher von Palmyra, gebunden wurden, der die persische Armee mehrfach geschlagen hatte und sowohl Carrhae als auch Nisibis zurückerobern konnte. Überhaupt ist fraglich, ob er, wie die Römer vermuteten, das alte Großreich der Achaimeniden erneuern wollte – wahrscheinlich ging es eher darum, die Römer aus Mesopotamien und Armenien zu vertreiben. Auch an der Grenze zum Kaukasus sowie an der stets gefährdeten Nordostgrenze konnte sich Schapur behaupten.

Schapur I. erwies sich im Inneren als ein fähiger und gerechter Herrscher, der unter anderem auch die Urbanisierung förderte und die Reichsverwaltung verbesserte. Er selbst nannte sich „König der Könige von Iran und Nichtiran” und brachte damit seinen Anspruch auf eine imperiale Machtposition zum Ausdruck. Während seiner Regierungszeit trat in Persien der Religionsstifter Mani auf, dessen Religion der persische König (sein Bruder konvertierte zum Manichäismus) durchaus positiv gegenüber stand.

Die Religionspolitik Schapurs wie auch seiner Söhne war weitgehend beeinflußt von dem Großmobed Kartir, dem Reformer des Zoroastrismus, der aus den verstreuten Kulten eine einheitliche zoroastrische Kirche formte, Missionstätigkeit einleitete und später dazu aufrief, die konkurrierenden Religionen zu verfolgen. Schapur selbst verhielt sich jedoch tolerant, wobei ohnehin überzeugende Beweise für eine zoroastrische Staatskirche in dieser Zeit fehlen.

Insgesamt ging Schapur als ein militärisch erfolgreicher und toleranter Herrscher in die Geschichte ein; er gilt wohl nicht zu Unrecht, als einer der bedeutendsten Sassanidenkönige.

Literatur

  • Wilhelm Enßlin: Zu den Kriegen des Sassaniden Schapur I. (SBAW, 1947, Heft 5), München 1949.
  • Philip Huyse: Die dreisprachige Inschrift Šabuhrs I. an der Ka'ba-i Zardušt (ŠKZ), 2 Bd., London 1999.
  • Erich Kettenhofen: Die römisch-persischen Kriege des 3. Jahrhunderts n.Chr., Wiesbaden 1982.
  • Klaus Schippmann: Grundzüge der Geschichte des sasanidischen Reiches, Darmstadt 1990.
  • Engelbert Winter und Beate Dignas: Rom und das Perserreich. Zwei Weltmächte zwischen Konfrontation und Koexistenz, Studienbücher Geschichte und Kultur der Alten Welt, Berlin 2001.


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