Schlacht um Berlin
Die Schlacht um Berlin fand 1945 statt und hatte die Besetzung Berlins durch die rote Armee zur Folge.
Ausgangslage
Josef Stalin befahl Anfang 1945 die Eroberung Berlins als finalen Schlag gegen das Großdeutsche Reich. Die Sowjetunion sammelte dazu eine gigantische Armee, die ca. 2,5 Millionen Soldaten (inklusive nichtkämpfender Einheiten) 6.000 Panzer, 7.500 Flugzeuge und noch tausende Artilleriegeschütze umfasste. Ihnen standen bereits schwer angeschlagene deutsche Wehrmachtseinheiten gegenüber, sowie das letzte Aufgebot Großdeutschlands (Volkssturm, Waffen-SS, SS). Gesamt ca. 1 Million Mann mit allerdings nur ca. 800 Panzern und ohne Luftunterstützung. Noch dazu war die Versorgungslage mit Treibstoff und Munition denkbar schlecht.
Die Rote Armee entschloss sich zu einem Zangenangriff auf Berlin um die Stadt einzukesseln. Entlang der Oder standen die 2. Weissrussische Front unter Rokossowski im Abschnitt Ostseeküste bis Schwedt, ab dort bis Guben die 1. Weissrussische Front unter Schukow und die 1. Ukrainische Front unter Konew im südlichen Abschnitt bis Görlitz. Am 16. April eröffnete die Rote Armee die Offensive mit dem stärksten Artilleriefeuer des Krieges (statistisch ein Geschütz alle fünf Meter entlang der Oder), welches jedoch auf Grund von Umgruppierungen bei den Deutschen großteils ins Leere ging. Sofort darauf eröffnete die Rote Armee die Offensive und im südlichen Abschnitt schaffte es die 1.Ukrainische Front unter dem Sowjetmarschall Iwan Konew schon bald die deutsche Verteidigungslinie an der Lausitzer Neiße zu durchbrechen. Im nördlichen Abschnitt konnte die 1. Weißrussische Front unter dem Sowjetmarschall Georgij Schukow erst nach dreitägigen brutalen Kämpfen in der Schlacht um die Seelower Höhen die deutschen Einheiten zurückdrängen.
Verlauf
Die eigentliche Schlacht um Berlin begann am 21. April 1945, als sowjetische Einheiten bei Malchow die Stadtgrenze Berlins überschritten. Am Tag zuvor hatte Adolf Hitler seinen 56. Geburtstag gefeiert und dabei noch ein paar halbwüchsige Jungen ausgezeichnet, während in der gesamten Stadt bereits die Gas- und Wasserversorgung ausgefallen war. Der deutsche Befehlshaber, Generalleutnant Hellmuth Reymann, hatte zuvor angeordnet, Berlin "bis zum letzten Mann und zur letzten Patrone" zu verteidigen. Die deutschen Verteidiger kämpften um jeden Meter Boden, mussten aber Schritt für Schritt vor der Roten Armee zurückweichen. Die Panzer der Roten Armee waren im städtischen Gelände stets der Gefahr durch Scharfschützen und Panzerfäuste ausgesetzt. Bei den Kämpfen im Stadtgebiet verlor die Rote Armee etwa 800 Panzer an die mit simplen Panzerabwehrwaffen ausgerüsteten Einheiten der Wehrmacht und des Volkssturms. Für den Abschuß von acht Panzern an einem Tag wurde einem französischen SS-Scharführer das letzte Ritterkreuz des Krieges verliehen. Als Reaktion darauf gingen die Sowjets dazu über, Gebäude, in denen sich Scharfschützen verschanzen könnten, mit Artillerie im Vorfeld anzugreifen. Vor dem sowjetischen Bombardement flüchteten die Berliner in Bunker und U-Bahnschächte. Da auch die Rote Armee die Tunnel der U-Bahn nutzte, um deutsche Stellungen zu umgehen, gab Hitler den Befehl, die Spreeschleusen zu öffnen, um die Tunnel zu fluten. Wieviele Zivilisten bei dieser letzten sinnlosen Aktion starben, ist bis heute unbekannt.
Am 25. April 1945 gelang es den sowjetischen Truppen schließlich, Berlin vollständig einzukesseln, als sich die 1. Weißrussische Front und die 1. Ukrainische Front in Ketzin trafen und so den Ring um Berlin schlossen. Die deutschen Verteidiger setzten jedoch ihre verbissene Verteidigung fort. Im Süden drang die deutsche 12. Armee unter General Wenck bis nach Potsdam vor, den Befehl zum Durchbruch nach Berlin konnte und wollte Wenck jedoch nicht ausführen. Dem General gelang allerdings der Durchbruch zur im Kessel von Halbe eingeschlossenen deutschen 9. Armee, die so noch zahlreiche Verwundete und Zivilisten evakuieren konnte.
Im Häuserkampf stießen die Sowjets am 29. April ins Regierungsviertel vor. Hier befand sich auch der „Führerbunker“ in dem sich Adolf Hitler aufhielt. Zu jenem Zeitpunkt war Hitler bereits mental am Ende. Er schickte Armeen auf der Landkarte hin und her, die es bereits nicht mehr gab. Er richtete eine seiner letzten Hoffnungen auf ein imaginäres Korps unter SS-Obergruppenführer Felix Martin Steiner, das nach Hitlers Willen aus ihrer ausichtslosen Lage hinaus einen Gegenangriff auf die russischen Linien beginnen sollte. Dies gelang aber nicht, es ist auch fraglich, ob die Anordnungen Hitlers zu dieser Zeit überhaupt noch die deutschen Divisionen erreichten, da die Befehlskette durch zerstörte Telefon- und Funkanlagen unterbrochen war. Als Hitler erfuhr, dass die Sowjets nur noch wenige hundert Meter vom Bunker entfernt waren und die Entlastungsoffensive der 12. Armee gescheitert war, nahm er sich zusammen mit seiner Frau Eva Braun das Leben. Seine Leiche wurde anschließend mit Benzin übergossen und verbrannt. Stunden später beging auch der deutsche Propagandaminister Joseph Goebbels, der mit Hitler im Bunker ausgeharrt hatte, zusammen mit seiner Frau Selbstmord, nachdem sie zuvor ihre sechs Kinder mit Gift getötet hatten.
Es entwickelte sich auch ein heftiges Gefecht um den deutschen Reichstag, welcher vom SS-Brigadeführer Wilhelm Mohnke mit SS-Männern verteidigt wurde. Am 30. April war auch dieser Kampf entschieden und um 14:25 Uhr hissten zwei Rotarmisten erstmals die sowjetische Flagge aus einem Fenster des deutschen Reichstags. Um 21 Uhr desselben Tages wehte die rote Fahne auf der Kuppel des Gebäudes. Am 1. Mai kämpften die Sowjets noch gegen zahlreiche deutsche Widerstandsnester und in den Morgenstunden des 2. Mai kapitulierte mit General Helmuth Weidling der letzte deutsche Kommandant in Berlin. Bis 15:00 Uhr waren schließlich alle Kampfhandlungen eingestellt und die Überlebenden ca. 130.000 deutschen Soldaten marschierten in die Gefangenschaft.
Folgen
Durch die verlorene Schlacht war Berlin vom Nationalsozialismus befreit und das Naziregime de facto geschlagen. Die Moral der noch andernorts verbliebenen deutschen Truppen sank weiter. Die deutsche Bevölkerung war zum großen Teil dankbar für das nunmehrige Ende der Kriegshandlung, obwohl die meisten Bürger lieber von den Amerikanern als von den Sowjets befreit worden wären. Die zahlreichen Verluste der roten Armee entluden sich auch in Plünderungen und Vergewaltigungen durch Rotarmisten, befördert durch Alkohol und die Euphorie des Sieges. Gleichwohl bemühten sich viele Offiziere der Roten Armee darum, Racheakte zu verhindern. Marschall Rokossowski gab einen Tagesbefehl heraus, nach dem Plünderern und Vergewaltigern das Kriegsgericht oder die unverzügliche Erschießung drohte. Sowjetische Gulaschkanonen versorgten die notleidende Bevölkerung und einzelne Soldaten teilten ihre eigenen - zumeist ohnehin kargen - Rationen mit Kindern. Die Schlacht um Berlin steht sinnbildlich für die Brutalität des gesamten Krieges. Obwohl der Krieg für Deutschland schon lange verloren war, befahl Hitler weiterhin Widerstand bis zum letzten Mann. Mit dem Volkssturm wurden noch tausende Jugendliche und alte Männer in den letzten Wochen des Krieges sinnlos verheizt. Deserteure oder Zivilisten, die sich kritisch äußerten, wurden auch noch in den letzten Tagen des Krieges von SS-Männern erschossen. Auch Stalin opferte Tausende sowjetische Soldaten, indem er die Eroberung Berlins so bald wie möglich forderte. So verloren die Sowjets allein in den Anfangstagen der Offensive ca. 33.000 Mann und zusätzlich ca. 20.000 beim Häuserkampf in Berlin.
Zitate
- Am 30. April 45 hat sich der Führer selbst entleibt und damit uns, die wir ihm Treue geschworen hatten, im Stich gelassen... Jede Stunde, die ihr weiterkämpft, verlängert die entsetzlichen Leiden der Zivilbevölkerung Berlins und unserer Verwundeten. Jeder, der jetzt noch im Kampf um Berlin fällt, bringt seine Opfer umsonst... (Kapitulationsbefehl von General Weidling am 02. Mai 1945)
- Die Hitler kommen und gehen, aber das deutsche Volk wird es immer geben. Josef Stalin (Spruch von Propagandaplakaten, die in Berlin aufgehängt wurde, um zu verdeutlichen, dass die Sowjetunion keine Rachegefühle gegenüber dem deutschen Volk hegte.)
- Der eine Hitler ist gegangen, und der nächste ist schon da. (Reaktion der Berliner auf die Stalin-Plakate)
Literatur
- Guido Knopp, Das Ende 1945 - Der verdammte Krieg., C. Bertelsmann Verlag, München, 1995