Josef Wilhelm (Theologe)

Josef Wilhelm (* 27. Juni 1947 in Innsbruck) ist ein österreichischer römisch-katholischer Theologe und ehemaliger Direktor des Akademischen Gymnasiums in Graz.
Werdegang
Josef Wilhelm wuchs als Bauernsohn mit seinen drei Geschwistern Siegfried (1949–1987), Gertraud (* 1950) und Anna (* 1953) in seiner Heimatgemeinde Obsteig in Tirol auf. Er besuchte als Schüler das Bundesgymnasium Carnerigasse in Graz. Während dieser Zeit wohnte er im Internat der Salvatorianer. Nach der Ablegung der Reifeprüfung begann er an der Universität Graz mit dem Studium der katholischen Theologie, das er 1975 mit der Sponsion zum Magister der Theologie und 1977 mit der Promotion zum Doktor der Theologie abschloss. Seine Dissertation, verfasst 1976 am Institut für Kirchengeschichte der Universität Graz bei Prof. Karl Amon, widmete sich dem Thema „Ein Seelsorgerleben der Barockzeit in Österreich – Pater Ignatius Querck SJ (1660–1743)“. 1977 legte er die Lehramtsprüfung für den katholischen Religionsunterricht ab.
Bereits zur Zeit seines Studiums engagierte sich Josef Wilhelm in der Katholischen Hochschulgemeinde Graz, er wurde 1970 Vorsitzender der Katholischen Hoschschuljugend Graz und war von 1972 bis 1974 Studentenvertreter im Diözesanrat. Während dessen wohnte er von 1969 bis 1973 im Studentenhaus Münzgraben und von 1973 bis 1974 im Studentenhaus Leechgasse 24.
Josef Wilhelm ist seit 1976 mit seiner Frau Annelies verheiratet, das Ehepaar hat zwei erwachsene Kinder: Judith González, geb. Wilhelm (* 25. Juni 1978, lebt und arbeitet in Wien), und Klemens Wilhelm (* 3. April 1981, lebt und arbeitet in Vancouver, Kanada).
Berufliche Tätigkeiten
Kennzeichen seines Berufslebens war und ist eine gelungene Kombination aus haupt- und ehrenamtlichen Funktionen. Sein Einstieg in das Berufsleben erfolgte 1973 als Religionslehrer am Akademischen Gymnasium in Graz, 1976 bis 1979 und 1981/82 übte er diese Tätigkeit auch am Grazer Bundesgymnasium für Berufstätige (Abendschule) aus.
1979 wurde er von Bischof Johann Weber zum Generalsekretär des Steirischen Katholikentages 1981 bestellt. Dieser wurde zum großen Erfolg für ihn und brachte es mit sich, dass er von 1982 bis 1986 die Funktion des Generalsekretärs der Katholischen Aktion in der Steiermark. Dabei beschäftigte er sich inhaltlich v.a. mit gesellschaftlich relevanten Themen wie Umwelt, Schutz des Lebens, Wirtschaft, Arbeitslosigkeit, Kunst und Kultur und bildungspolitischen Fragen. Weiters fungierte er von 1981 bis 1983 als Vorsitzender des Diözesankomitees der Diözese Graz-Seckau zur Vorbereitung des Österreichischen Katholikentages 1983 mit dem Österreichbesuch Papst Johannes Pauls II.. Der steirische Beitrag dazu lag in der Vorbereitung der Tagung „Kultur und Glaube“. Von 1976 bis 1983 war Wilhelm auch Hörfunkkonsulent, von 1979 bis 2006 Vorsitzender des Zentrums für Öffentlichkeitsarbeit der Diözese Graz-Seckau und von 1999 bis 2006 Vorsitzender des Beirates des Amtes für Öffentlichkeitsarbeit der Diözese Graz-Seckau.
Mit 1. Jänner 1987 wurde Josef Wilhelm als Nachfolger von Rudolf Kellermayr zum Direktor des Akademischen Gymnasiums in Graz bestellt und übte diese Funktion bis November 2010 aus. In seine 24jährige Amtszeit fiel u.a. die Renovierung und der Umbaus des Schulgebäudes am Tummelplatz in den Jahren 1988 bis 1990, die laufende bauliche Adaptierung in den darauf folgenden Jahren und besonders die Neupositionierung der schulischen Ausrichtung in der Verbindung von einerseits Bildung in klassisch-humanistischer Tradition und andererseits den dem 21. Jahrhundert gerecht werdenden Anforderungen der Allgemeinbildung. Beispiele dafür waren die Einführung des Kurssystems in der Oberstufe (anstatt der Wahlpflichtgegenstände)[1], der Schwerpunkt „Förderung von Begabungen und Interessen“ [2], das Projekt „SPARKLING SCIENCE“[3][4] usw. Sein Ziel war „Das Akademische. Die Schule mit Kopf, Herz und Hand“.[5]
Josef Wilhelm leitete „seine“ Schule immer unkonventionell und mit Herz, was sich z.B. in der Tatsache äußerte, dass er alle 600 Schüler mit Namen kannte und jedem zu seinem Geburtstag persönlich ein kleines Präsent überreichte. Auch die Förderung eines guten Arbeitsklimas unter den Schülern, im Lehrerkollegium und ein ebenso ausgerichteter Kontakt zu den Eltern kennzeichnete seine Tätigkeit.


Sein langjähriger Kollege und Freund, der bekannte Schriftsteller und Lyriker Alfred Kolleritsch, formulierte dies einmal so: „Es war es eine sehr weise Überlegung, dich für den Direktorsposten des Akademischen zu nennen, in die Auswahl für dieses Amt zu schicken. Für manche war das überraschend, doch sehr bald bildete sich im Lehrkörper die Überzeugung, dass du der richtige Mann bist, pädagogisch fest und unverbraucht, außerschulisch mitgeprägt. Es war eine heikle Sache in eine Tradition einzusteigen, in der das Alte nach alten Definitionen des Humanistischen in vielen Köpfen das Maß war, das allerdings dein Vorgänger schon verdienstvoll korrigiert hatte. Es hat nicht lange gedauert, und du hattest dein Konzept durchgesetzt. Als Direktor bliebst du unerschrocken du selbst, und das machte es dir leicht, deinen ehemaligen, nein deinen Kollegen, vorzustehen. Du bist mit keinen großen Worten, wadelvorrichtend ans Werk gegangen. Du hast Angst abgebaut und im Sinne meines Hausphilosophen Heidegger das Seinlassen als Sicheinlassen auf etwas geübt.“ (Zum 50. Geburtstag von Josef Wilhelm)[6]
Und Alfred Kolleritsch über Josef Wilhelm an anderer Stelle: „Die Verjüngung des Lehrkörpers ermöglichte es ihm, im Umgang väterlicher zu werden. Das hat seinen Lehrkörper kompakter werden lassen, positiv familiärer. Er lässt seine Lehrer sein, aber in der Weise, dass er sich auf sie einlässt, in seiner Toleranz aber nicht von seinem Standpunkt abrückt. Seine menschlichste Seite zeigt er, wenn es um das Schulschicksal eines Schülers geht. Nichts Oberlehrerhaftes spielt da eine Rolle – er ist unter seinen Schülern nicht abgehoben respektproduzierend wie andere. Die wir kennen oder gekannt haben. Er leidet nicht, wenn das Phantom der PISA-Studie als kalkuliertes Vorwissen in die Schule eindringt. Das Wissensniveau ist nicht sein einziger Maßstab, mit dem er sich messen lässt. Wenn seine Lehrer mit ihm in seiner Tiroler Heimat sind, spürt man das vertraute Beisammensein ohne Verbrüderung und Nivellierung.“ (Zum 60. Geburtstag von Josef Wilhelm)[7]
Dass Josef Wilhelm immer schon sehr kommunikativ war und nach wie vor ist, beweist er seit Jahren auch durch die rege Pflege seiner Facebook-Kontakte.[8] Als er mit 30. November 2010 aus dem Amt des Direktors schied, verabschiedete er sich von „seinen“ Schülern mit 600 Bildkarten von Schutzengeln (Bilder von Marc Chagall) und darauf handschriftlich formulierten, persönlichen Abschiedswünschen.[9][10][11]
Neben seiner Tätigkeit als Direktor war Josef Wilhelm von 2000 bis 2006 Präsident der Katholischen Aktion in der Steiermark und von 2001 bis 2006 Mitglied des Präsidiums der Katholischen Aktion Österreichs. Weiters übte er von 2000 bis 2011 die Funktion des Bezirksleiters des Jugendrotkreuzes für die Grazer AHS aus. Seit 2007 ist er Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Katholischen Hochschulgemeinde Graz, seit 2008 Vorsitzender des „Friedensbüro Graz‘[12], Mitglied des Menschenrechtsbeirates der Stadt Graz und seit 2010 Vorsitzender des Kuratoriums der Katholischen Hochschulgemeinde Graz.[13]
Seit 1982 arbeitet Josef Wilhelm ehrenamtlich in der Pfarre St. Johann am Graben in Graz in verschiedenen Funktionen mit (Vorsitzender des Pfarrgemeinderates und des Kindergartenausschusses, derzeit Kommunionspender).
Ehrungen und Auszeichnungen
- 1998: Ernennung zum Hofrat
- 2007: Großes Ehrenzeichen des Landes Steiermark
- 2011: Ritter (Cavaliere) des Päpstlichen Gregorius-Ritterordens („De Ordine Equestre Pontificio di San Gregorio Magno Classis Civilis“), eine der höchsten Auszeichnungen, die der Papst an Laien verleiht
Literatur
- Jahresberichte des Akademischen Gymnasiums Graz, Hrsg.: Akademisches Gymnasium Graz. Selbstverlag des Akademischen Gymnasiums Graz. Graz, jährliches Erscheinen.
Einzelnachweise
- ↑ Seite der Homepage des Akademischen Gymnasiums Graz
- ↑ Seite der Homepage des Akademischen Gymnasiums Graz
- ↑ Seite der Homepage des Akademischen Gymnasiums Graz
- ↑ Seite der Homepage des Akademischen Gymnasiums Graz
- ↑ Akademisches Gymnasium Graz: Werbeslogan für den Tag der offenen Tür, Flyer, Graz 2007/2008.
- ↑ Rede Alfred Kolleritschs zum 50. Geburtstag von Josef Wilhelm. Schriftliches Original in Privatbesitz.
- ↑ Rede Alfred Kolleritschs zum 60. Geburtstag von Josef Wilhelm. Schriftliches Original in Privatbesitz.
- ↑ https://www.facebook.com/josef.wilhelm1
- ↑ http://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/graz/2567379/josef-wilhelm-direktor-inmitten-schueler.story.
- ↑ http://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/graz/2573394/botschaft-hoeren.story
- ↑ http://www.kleinezeitung.at/g7/2576101/frauen-schule-machen.story.
- ↑ Eintrag in: www.friedensbuero-graz.at
- ↑ http://khg.graz-seckau.at/home/kontakt-ueber-uns?d=khg-kuratorium.
Weblinks
Personendaten | |
---|---|
NAME | Wilhelm, Josef (Theologe) |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer katholischer Theologe |
GEBURTSDATUM | 27. Juni 1947 |
GEBURTSORT | Innsbruck |
- Römisch-katholischer Theologe (20. Jahrhundert)
- Römisch-katholischer Theologe (21. Jahrhundert)
- Träger von päpstlichen Orden und Ehrenzeichen
- Träger des Gregoriusordens
- Träger des Gregoriusordens (Ritter)
- Träger des Großen Ehrenzeichens des Landes Steiermark
- Geboren 1947
- Österreicher
- Person (Steiermark)
- Person (Tirol)
- Mann