Monarchen der jüngeren serbischen Geschichte
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Die Dynastien der jüngeren serbischen Geschichte (1697-1945)
Montenegro
Nach dem Ableben der Crnojević war in Montenegro keine direkte Staatsgewalt vorhanden, und die Osmanen begnügten sich pro forma mit ihrer Oberhoheit über Montenegro. Die Stämme Montenegros, die ihre alte patriarchale Gesellschaftsstruktur bewahrten, lebten mehr oder weniger selbstständig. Einzige Autorität unter den Stämmen wurde der Erzbischof von Cetinje, mit dem sich in Montenegro eine eigene Form von Theokratie entwickelte. Das Amt des Erzbischofs wurde dann mit der Zeit an die Familienmitglieder weitergegeben, und daraus entstand die Dynastie der Petrović.
Petrović-Njegoš (1697-1918)
- Danilo I., 1697-1735. Wurde vom serbischen Patriarschen Arsenije III. Crnojević zum Erzbischof von Cetinje bestellt. Einigte die Bergstämme und errichtete einen halbwegs selbstständigen Staat Montenegro.
- Vasilije, 1750-1766.
- Petar I. Njegoš, 1782-1830. Führte Krieg gegen die Osmanen wie gegen die Franzosen, befriedete wie seine Vorgänger die Bergstämme und schaffte die Blutrache ab. Gab 1796 das erste geschriebene Gesetzbuch in Montenegro heraus. Versuchte in Europa und vor allem in Russland die Idee eines serbischen Zarenreiches populär zu machen, mit den russischen Romanovs als serbische Zaren.
- Petar II. Njegoš, 1830-1851. Letzter Fürst-Bischof von Montenegro. verstarb früh mit 38. Jahren. Zählt zu den bedeutendsten serbischen Dichtern, schrieb u.a. den Bergkranz, Der falsche Zar Šćepan der Kleine etc.
- Danilo I. Petrović-Njegoš, 1851-1860. Erster weltlicher Fürst Montenegros. Siegte über die Osmanen bei Grahovo 1858. Kam bei einem Attentat 1860 ums Leben.
- Nikola Petrović-Njegoš, 1860-1910 Fürst und 1910-1916 König Montenegros. Von allen Petrović regierte Nikola am längsten. Während seiner Regierung wurde Montenegro die Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich 1878 international anerkannt. Erweiterte Montenegro auf die Küstenstadt Bar und die sogenannte "Alte Herzegowina", dem heutigen Norden Montenegros. Unterstützte serbische Aufständische in der Herzegowina 1875 und 1881. Trat gemeinsam mit Serbien in die Balkankriege 1912 und 1913 sowie in den Ersten Weltkrieg 1914. Nach der Niederlage Serbiens Ende 1915 wurde auch Montenegro von den Mittelmächten besetzt. Nikola Petrović dankte 1916 ab und emigrierte nach Italien. War glühender serbischer Patriot, schrieb patriotische Lieder (Onamo, namo...), war Verfechter eines gemeinsamen serbischen Staates mit zwei Königreichen Serbien und Montenegro nach deutschem Vorbild und zugleich schärfster Kritiker, als Montenegro Serbien 1918 direkt einverleibt wurde.
- Marko Petrović-Njegoš (Sohn von Nikola Petrović-Njegoš), um 1916. Regent Montenegros unter österreichisch-ungarischer Besetzung. Verstarb im gleichen Jahr.
- Danilo II. Petrović ( Neffe von Nikola Petrović), 1916-1918. Nach dem Ableben seines Vetters übernahm er mit Zustimmung Österreich-Ungarns die Regentschaft in Montenegro. Emigrierte jedoch aus Montenegro noch während der österreichisch-ungarischen Besetzung.
Serbien und Jugoslawien
Obrenović (1815-1842, 1858-1903)
- Miloš Obrenović, 1815-1839 und 1858-1860 serbischer Fürst. War Anführer im Zweiten Serbischen Aufstand gegen die Osmanen 1815, und erkämpfte ein selbstständiges serbisches Fürstentum im heutigen Zentralserbien. Begründer der Dynastie der Obrenović. Da Miloš Obrenović mehr der absolutistischen Herrschaftsform zuneigte, wurde er 1839 abgesetzt und musste ins Exil. 1842 wurde Aleksander Karađorđević serbischer Fürst. Nachdem dieser 1858 abgesetzt wurde, kehrte Miloš Obrenović nach Serbien zurück und wurde erneut Fürst.
- Milan I. Obrenović (Sohn von Miloš Obrenović), 1839 serbischer Fürst, verstarb noch im gleichen Jahr.
- Mihailo Obrenović (Sohn von Miloš Obrenović), 1839-1842 und 1860-1868 serbischer Fürst. Nach einem Aufstand flüchtete der junge Mihailo zunächst aus Serbien, und statt seiner wurde Aleksander Karađorđević serbischer Fürst. Nachdem aber auch dieser 1858 abgesetzt wurde, kehrten Miloš Obrenović und sein Sohn Mihailo nach Serbien zurück. Nach dem Ableben seines Vaters wurde Mihailo 1860 zum zweiten Mal serbischer Fürst. Modernisierte den serbischen Staat, führte u.a. die allgemeine Wehrpflicht ein und damit ein stehendes Heer, Belgrad wurde endgültig serbische Hauptstadt, und Serbien bekam wieder eine nationale Währung, den Dinar. Fürst Mihailo Obrenović wird als einer der fähigsten Regenten der jüngeren serbischen Geschichte angesehen. Er kam durch ein Attentat 1868 ums Leben, die Auftraggeber blieben unbekannt. Da Mihailo Obrenović innenpolitisch keine Gegner hatte, wird vermutet, daß der Mordauftrag aus dem Ausland kam. Mit ihm verstarb auch die direkte Linie des Miloš Obrenović.
- Milan II. Obrenović (Sohn von Jefrem, dem Bruder Miloš Obrenovićs), 1868/1872-1882 serbischer Fürst, 1882-1893 König von Serbien. Nachdem sein Vetter Mihailo Obrenović einem Mordanschlag zum Opfer fiel, wurde der junge noch minderjährige Milan zum Nachfolger bestimmt. Zeit seines Lebens strebte er sich gegen diese Rolle, und auch die Krönung zum serbischen König 1882 konnte dem nicht Abhilfe tun. Während seiner Legislatur wurde das serbische Fürstentum endgültig unabhängig vom Osmanischen Reich und 1882 ofiziell wieder ein Königreich. Milan II. Obrenović verzichtete nach Einigung mit der serbischen Regierung auf die Krone 1889.
- Aleksandar Obrenović (Sohn von Milan II. Obrenović), 1889-1903 serbischer König. Aleksandar Obrenović folgte in allem seinem Vater, auch ihm widerstrebte es König zu sein. Das führte zu einer starken Unpopularität beim Volke. Fiel der Offiziersverschwörung um Dragutin Apis Dimitrijević 1903 zum Opfer. Mit ihm erlosch die Dynastie der Obrenović.
Karađorđević (1804-1813, 1842-1858, 1903-1945)
- Đorđe Petrović, gewählter Anführer des Ersten Serbischen Aufstandes gegen die Osmanen 1804-1813. Begründer der Dynastie der Karađorđević, genannt auch Karađorđe, Schwarzer Georg.
- Aleksandar Karađorđević (Sohn von Karađorđe), 1842-1858 serbischer Fürst. Während seiner Legislatur wurde das bürgerliche Gesetzbuch Serbiens 1844 eingeführt (Zivilrechts-Kodifikation), der Premierminister Ilija Garašanin verfasst in der Načertanije das erste politische Programm Serbiens, das u.a. eine Befreiung der Serben aus der türkischen und österreichischen Herrschaft sowie die Vereinigung aller Südslawen in einem gemeinsamen südslawischen Staat vorsieht. Aleksandar Karađorđević musste 1858 als Fürst abdanken.
- Petar I. Karađorđević (Sohn von Aleksandar Karađorđević), 1903-1918 serbischer König, 1918-1921 König der Serben, Kroaten und Slowenen - Jugoslawiens. Unterstützte die bosnischen Aufständischen gegen Österreich-Ungarn 1878. Nach der Verschwörung gegen die Obrenović 1903 kam Petar I. Karađorđević nach Serbien und wurde trotz seiner republikanischen Überzeugungen zum König eingesetzt. Ertrug die ganzen Strapazen der Balkankriege 1912 und 1913 sowie des Ersten Weltkriegs, und wurde Ende 1918 erster jugoslawischer König. Ihm folgte sein Sohn Aleksandar.
- Aleksandar I. Karađorđević (Sohn von Peter I. Karađorđević), 1921-1934 jugoslawischer König. Wegen Unfähigkeit des Parlaments bezüglich einer Regierung (40 Regierungsbildungen in 11 Monaten 1928-1929) entließ Aleksandar I. Karađorđević das Parlament und übernahm direkt die Regierung Jugoslawiens. Zwar konstituirte sich das Parlament schon 1931, doch waren nur mehr gesamtjugoslawische Parteien zulässig und keine nationalen. Seine Gegner sprachen von einer monarcho-faschistischen Diktatur. Aleksandar I. Karađorđević fiel 1934 einem Mordanschlag zum Opfer in Marseille, Frankreich, die Auftraggeber waren bulgarische und kroatische Faschisten unterstützt von Mussolini-Italien.
- Petar II. Karađorđević (Sohn von Aleksandar I. Karađorđević), 1934/1941-1945 jugoslawischer König. Als sein Vater Aleksandar I. Karađorđević 1934 verstarb war er gerade 10. Jahre alt, die Regentschaft führte sein Onkel Prinz Pavle Karađorđević. In März 1941 unterzeichnete Jugoslawien seinen Beitritt in das Drei-Mächte-Pakt, weswegen es in Belgrad und hauptsächlich in Serbien zu Aufständen kam. Die Regierung wurde gestürtzt und Petar II. Karađorđević mit 17. Jahren zum König eingesetzt. In April 1941 überfielen die Nazis ohne jegliche Vorwarnung Jugoslawien, und Petar II. Karađorđević emigrierte nach London, wo er 1945 abdanken musste.
Quellen:
- Rodoslovne tablice i grbovi srpskih dinastija i vlastele, Aleksa Ivić (1928), Dušan Spasić, Aleksandar Palavestra and Dušan Mrdjenović (1987/91); Bata, Belgrade, ISBN 86-7685-007-0 (auf serbisch).
- The Catholic Encyclopedia (1907), http://www.newadvent.org/cathen/13732a.htm