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Blaupunkt

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Blaupunkt (International) GmbH & Co. KG

Logo
Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1923
Auflösung 2012
Sitz Hildesheim, Deutschland
Leitung Raimund Zündorf
Mitarbeiterzahl 430 (2009)[1]
Umsatz 74,6 Mio. Euro (2009)[2]
Website www.blaupunkt.de

Blaupunkt mit Sitz in Hildesheim ist ein internationaler Anbieter von Autoradios und Unterhaltungselektronik. Das Unternehmen selbst stellt heute nur wenige eigenen Produkte her (im Werk Malaysia) und vergibt überwiegend Lizenzen zur Nutzung der Marke Blaupunkt an Fremdhersteller. Die dazu neu gegründete Blaupunkt Brand Management GmbH hat ihren Sitz in Berlin-Schönefeld.

Unternehmensdaten

Die Blaupunkt Gruppe gehört seit Ende Dezember 2008 zur Münchner Industrieholding Aurelius.

Haupstitz der Blaupunkt Europe GmbH ist Hildesheim. Die Konzernführung leitet von dort aus die Aktivitäten in mehr als 30 verschiedenen Ländern weltweit. In dieser Unternehmenszentrale sind

  • Vertrieb OE & Retail
  • Produkt-Management OE & Retail
  • Marketing
  • Qualitäts-Management
  • Logistik & Lagerhaus

gebündelt.

Das europäische Entwicklungszentrum in Schlitz ist für

  • Engineering
  • Test
  • Projekt-Management
  • Qualitäts-Management

zuständig.

Die Produktion findet im eigenen, neuen Werk in Penang, Malaysia, statt. Dieses verfügt über 10.000 Quadratmeter Produktionsfläche inklusive modernster Ausrüstung und wurde im Juli 2012 eröffnet.[3]

Außerdem gibt es langjährige Joint Venture Partner in Neu-Delhi, Mumbai und Bangalore (Indien) sowie seit Mitte 2011 in Yangzhou (China).

Nach eigenen Angaben arbeiten aktuell für Blaupunkt 80 Mitarbeiter am Hauptsitz in Hildesheim sowie rund 350 im Werk in Malaysia. [4]

Geschichte

Radioempfänger Blaupunkt Stockholm (ab 1963), 5 Röhren, 4 W
Blaupunkt-Receiver aus den 1970ern
Autoradio aus den 2010ern im Armaturenbrett eingebaut
Überdimensionale Blaupunkt-Röhre auf der Funkausstellung 1930 in Berlin

Keimzelle des Unternehmens war die 1923 gegründete Berliner Radiotelefon- und Apparatefabrik Ideal. Diese produzierte zunächst Kopfhörer, die mit einem „blauen Punkt“ als Prüfsiegel gekennzeichnet wurden. Bald fragten die Käufer nur noch nach den „Blaupunkt-Kopfhörern“. 1924 wurde aus dem ursprünglichen Qualitätssymbol das Markenzeichen Blaupunkt. In den 1920er-Jahren verkaufte Blaupunkt unter den Bezeichnungen Ampladyn, Heliodyn und Superdyn auch Elektronenröhren für Radiogeräte. 1932 stellt das Unternehmen mit dem „Autosuper AS 5“ das erste in Europa entwickelte Autoradio vor. Dieser Apparat für den Mittel- und Langwellenempfang hatte einen Rauminhalt von 10 Litern und war mit einem Preis von 465 Reichsmark ein Luxusartikel, denn ein Kleinwagen (Opel „Laubfrosch“) kostete 1930 knapp 2.000 Reichsmark (Diese Preise entsprechen ca. 2.500 Euro bzw. 10.900 Euro)[5] 1933 wurde die Aktiengesellschaft Teil der Bosch-Gruppe.[6] Seit dem 16. Dezember 1938 firmiert das Unternehmen als Blaupunkt GmbH.

1939 hatte Blaupunkt 2.600 Beschäftigte. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde das Geschäftsfeld Rundfunkgeräte und die Fernsehtechnik-Entwicklung weitgehend durch Rüstungsaufträge verdrängt. Neben weiterhin gefertigten elektronischen Bauteile, wie Röhren und Kondensatoren, wurde elektronische Ausrüstung für die Wehrmacht, unter anderem Zielfernsehkameras und Komponenten für Lenkwaffen, produziert beziehungsweise entwickelt. Zivile Rundfunkempfänger fertigte Blaupunkt in kleinen Stückzahlen in mehreren großen deutschen Städten, sowie in Wien. Nach der weitgehenden Zerstörung des Hauptwerkes in Berlin-Wilmersdorf, infolge eines britischen Bombenangriffs im März 1943, wurden wesentliche Teile des Unternehmens nach Reichenberg verlegt. Weitere Standorte gab es in Berlin und der weiteren Umgebung. 1941 waren insgesamt 4.100 Menschen beschäftigt. 1945 zogen die Einrichtungen des Standorts Küstrin in das Bosch Werk im Hildesheimer Wald, wo nach Kriegsende zunächst mit der Reparatur von Rundfunkgeräten begonnen wurde. Dort entstanden Werke, in denen Rundfunkgeräte entwickelt und produziert wurden.[7] Als weiterer Standort wurde das Werk Hildesheim Römerring gegründet. Es folgten Werke in Salzgitter und Herne. Einige der zwischen 1945 und 2008 entwickelten Geräte sind im Abschnitt Meilensteine genannt.

Blaupunkt war von 1933 bis Ende 2008 ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der Bosch-Gruppe – auch als Geschäftsbereich Car Multimedia bezeichnet.[8] Die Zentrale befindet sich in Hildesheim. Weitere Fertigungs- und Entwicklungsstätten befanden sich in Ungarn, Portugal, Malaysia, China und Tunesien. Im April 2007 hatte Blaupunkt weltweit über 8.700 Mitarbeiter, 2.300 davon in Hildesheim. Das Unternehmen produzierte jährlich über 500.000 Navigationssysteme, 6 Mio. Autoradios und 19 Mio. Autolautsprecher und Fahrzeugantennen. Der Umsatz lag bei ca. 1,48 Mrd. Euro. Ende 2008 wurde ein Teil von Blaupunkt durch die Aurelius AG übernommen. Für den an Aurelius verkauften Geschäftsteil (nachrüstbare Produkte) mit etwa 1800 Mitarbeitern wurde ein Umsatz von etwa 200 Millionen Euro erwartet.[9][10] Aurelius übernahm eine Firmenzentrale in Hildesheim sowie Fertigungen in Portugal, Tunesien und Malaysia. Das sog. Erstausrüstergeschäft, das etwa 6000 Mitarbeiter beschäftigt, mit Navigations- und Multimediasystemen („Autoradios“) für die Fahrzeughersteller, etwa 80 % des bisherigen Umsatzes (1,48 Milliarden Euro (2006)), verbleibt als eigenständige Robert Bosch Car Multimedia GmbH im Hause Bosch.[10]

Ende 2009 gab Aurelius bekannt, das Antennengeschäft mit ca. 250 Mitarbeitern nach erfolgreicher Restrukturierung als „Blaupunkt Antenna Systems“ an Kathrein weiterzuverkaufen und sich auf Autoradios, Audiovision und Unterhaltungselektronik zu konzentrieren.[11] Das wurde im Mai 2010 mit dem Kauf der Blaupunkt Antenna Systems GmbH & Co KG durch Kathrein vollzogen.[12][13][14]

Meilensteine

Vor allem im Bereich der automobilen Unterhaltungselektronik, dort insbesondere im Autoradio-Segment zeichnet Blaupunkt verantwortlich für eine Vielzahl wegweisender und innovativer technischer Entwicklungen:

  • 1951 der erste Blaupunkt Fernseher V 52 (Preis 1595,00 DM) wird auf der Industrieausstellung in Berlin vorgestellt
  • 1952 entstand bei Blaupunkt das erste UKW-Autoradio der Welt.
  • 1969 wurde das weltweit erste Stereo-Autoradio entwickelt.
  • 1974 stellte man das erste Autoradio mit Verkehrsfunkempfänger (ARI) vor.
  • 1988 baute man das erste Autoradio mit RDS.
  • 1989 wurde der „TravelPilot“ vorgestellt. Er gilt als das erste serienreife Navigationssystem für den Straßenverkehr in Europa.
  • 1997 entstand ein Nachfolgemodell des „TravelPilot“ mit dynamischer Zielführung, die automatisch aktuelle Verkehrsinformationen verarbeitet und so Staus zu umfahren hilft, außerdem das erste Autoradio mit DAB-Empfang sowie das erste Autoradio mit TMC. Im selben Jahr kombinierte Blaupunkt Autoradio und Mobiltelefon zu einem Gerät.
  • 2001 wurde das weltweit erste WAP-fähige Offboard-Navigationssystem, mit dem man auch telefonieren kann, vorgestellt, ebenso ein digitales Autoradio mit MP3-Decoder und MMC-Slot.
  • 2003 entstand das erste DAB-Autoradio mit MP3-Decoder, das auch aufnehmen kann.

Auszeichnungen

2006 wurde Blaupunkt als Ort im Land der Ideen ausgezeichnet.

Commons: Blaupunkt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Blaupunkt Today Blaupunkt Website
  2. Veröffentlichung im Bundesanzeiger
  3. [1], zusätzlicher Text.
  4. [2], zusätzlicher Text.
  5. Diese Zahlen wurden mit der Vorlage:Inflation ermittelt, auf 100 EUR gerundet und gelten für den zurückliegenden Januar
  6. Firmengeschichte
  7. Bosch in Hildesheim 1937–1945: freies Unternehmertum und nationalsozialistische Rüstungspolitik
  8. Unternehmens- und Geschäftsbereiche der Bosch-Gruppe
  9. Wallstreet Online: Bosch stößt Blaupunkt ab – Finanzinvestor Aurelius übernimmt
  10. a b Bosch verkauft Teile von Blaupunkt
  11. Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 30. Dezember 2009
  12. Verkauf des restrukturierten Geschäftsbereichs Blaupunkt Antenna-Systems an Kathrein-Gruppe abgeschlossen. Blaupunkt, archiviert vom Original am 1. Juli 2010; abgerufen am 19. Januar 2011.
  13. Kathrein eröffnet Firmenzentrale für Blaupunkt-Autoantennen. www.digitalfernsehen.de, 22. November 2010, abgerufen am 17. November 2012.
  14. Kathrein kauft Antennen-Sparte von Blaupunkt. rosenheim24.de, 18. Dezember 2009, abgerufen am 17. November 2012.

Koordinaten: 52° 6′ 54,7″ N, 9° 53′ 55,7″ O