Aloysiuskapelle (Borghorst)
Koordinaten: 52° 7′ 25,3″ N, 7° 24′ 8,3″ O
Die Aloysiuskapelle ist ein denkmalgeschütztes Bauwerk im Steinfurter Ortsteil Borghorst. Sie ist das älteste unverändert erhalten gebliebene Bauwerk von Borghorst und eine Reminiszenz des Stiftes. Sie liegt nun im Stadtgebiet, zur Zeit ihrer Erbauung war der Standort ein außerhalb des damaligen Dorfes gelegenes Waldstück.
Baugeschichte und Baubeschreibung
Von dem Gebäude aus dem Rokoko fehlen exakte Baudaten, doch eine urkundliche Erwähnung gibt es 1757. Vermutlich ist aber das Gußjahr der Glocke (1749) auch das Erbauungsjahr. Das an eine Windmühle erinnernde Äußere lässt den Rückschluß zu, daß es sich bei dem Architekten um einen niederländischen Mühlenbauer gehandelt haben könnte, auch der Gießer der Glocker war ein Niederländer. Sie ist ein achteckiger Zentralbau, nicht geostet, sondern die Altarwand ist auf der Nordwestseite dem Portal gegenüber. Gestiftet wurde sie aus privatem Vermögen der Äbtissin Antonetta Isabella Josina von Nagel zu Vornholz. Das Äußere des verputzten Baues wird von dem Portal, über dem in einer rundbogigen Nische der Kapellenpatron steht, und vier Rechteckfenstern mit Sandsteinlaibung gegliedert. Das Dach, ursprünglich mit Schindeln und jetzt mit Schiefer gedeckt, wird von vier weißgestrichenen Luken optisch aufgelockert. Als Spitze dient ein vielzackiger goldfarbener Stern. Die inneren Wände wurden mit Delfter Kacheln ausgestattet, diese sind mit Fruchtgehängen bemalt. An den drei linken bzw. rechten nicht von Portal und gegenüberliegendem Altar beanspruchten Wänden des Oktogons ist eine umlaufende Bank angebracht, davor parallel dazu eine kommunionbankähnliche Absperrung auf gedrechselten Säulchen, so daß der Altarbereich von diesem ausgehend die Mitte des Zentralbaues einnimmt. Als Altaraufbau dient ein schlichtes hölzernes dezent beige gefasstes Retabel mit geschwungenem Abschluss, darauf befinden sich im oberen Abschnitt von gedrehten Säulen flankiert Figuren der zwölf Apostel, der Jungfrau Maria und des Hl. Johannes Nepomuk. Sie sind Nachbildungen, die Originale befinden sich nicht in der Aloysiuskapelle. Im unteren Abschnitt drei Gemälde auf metallenem Grund; in der Mitte das größere den Hl. Aloysius, links davon kleiner der Hl. Ignatius und rechts in gleichem Ausmaß den Hl. Franz Xaver darstellend. Um diese Gemälde gruppiert sich diverser Zierrat aus Pailletten und mit Silberdraht bestickten Reliquienkissen bestehend. Ausserdem rahmen Rosen aus Silberdraht die Gemälde, das mittlere zu drei Seiten, die zwie flankierenden nur an ihren Ecken und es befinden im unteren Abschnitt der Altarwand etliche Agnus Dei diverser Jahrgänge (1. H. 18. Jhdt.) und Größen. Man geht davon aus, daß dieses jesuitisch geprägte Bildprogramm, obwohl ohnehin dem damaligen Zeitgeist entsprechend, auf Einflüsse des Coesfelder Kollegs zurückzuführen ist.
Nutzung der Kapelle
Allererster Zweck war die private Andacht der Äbtissin, dazu liess sie die Kapelle errichten. Bei der um 1830 eingestellten Laurentiusprozession im August war sie bis dato eine der vier Segensstationen, ebenso bei der Fronleichnamsprozession der St.-Nikomedes-Pfarrei bis 2002. Am Festtag des Hl. Aloysius (21. Juni) fand dort in früheren Jahren eine Hl. Messe statt, anlässlich dieser Feier brachte man eine noch im Kirchenschatz der Pfarrei befindliche Figurine mit silbergetriebenem Kopf und ebensolchen Händen in die Kapelle. Komplettiert wurde das hölzerne Gestell mit einem schwarzen Talar und einem Spitzenrochett. Eine Inschrift auf einem Bälkchen der Figurine gibt als Inhalt eine Reliquie des Hl. Aloysius an. Vereinzelt nutzte man jüngst die Kapelle auch als Ort der Palmweihe, was aber wieder eingestellt wurde. Geöffnet ist die Aloysiuskapelle jeweils am bundesweiten Tag des Denkmals im September.
Weblinks
- Commons: Aloysiuskapelle (Borghorst) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Außenansicht auf www.katholisch-in-steinfurt.de
- Altaransicht auf www.katholisch-in-steinfurt.de
- Ansicht der kachelverkleideten Wände auf www.assets3.qypecdn.net
Literatur
- Borghorster Heimatbuch, betreffender Artikel von Hans-Jürgen Warnecke, Tecklenborg Verlag Steinfurt.