Prostaglandine
Prostaglandin ist ein Sammelbegriff für Gewebshormone, die chemisch aus mehrfach ungesättigten Fettsäuren gebildet werden - die einzelnen Vertreter sind eine Unterklasse der Eikosanoide.
Wichtigste Quelle ist die Arachidonsäure (C20:4), die über Phospholipase A2 (PLA2) aus Phospholipiden freigesetzt wird. PLA2 spaltet Acylgruppen vom C2 des Glycerinrestes ab (siehe auch: second messenger).
Chemisches Grundgerüst der Prostaglandine ist die Prostansäure, eine (Carbonsäure mit 20 C- Atomen). Man unterscheidet mehrere Gruppen von Prostaglandinen, welche sich durch den Oxidationsgrad der C- Atome 9 und 11 unterscheiden (Ketone, Diole Ketole etc.) Ferner sind zahlreiche Untergruppen bekannt. Die Zahl der im Molekül vorhandenen Doppelbindungen wird durch einen Index am Gruppennamen angegeben.
Entdeckung
Prostaglandine wurden um 1930 durch Ulf von Euler im menschlichen Sperma aufgrund ihrer blutdrucksenkenden und uteruskontrahierenden Wirkung aufgefunden. Die (namensgebende) Annahme, dass diese Substanzen der Prostatadrüse entstammen, erwies sich als falsch. Mitte der fünfziger Jahre wurden kristallisierbare Derivate isoliert und nach ihrer Löslichkeit als PGE (Ether-löslich) bzw. PGF (Fosfat-löslich; schwedische Schreibweise) klassifiziert.
Wirkungen
Prostaglandine modulieren second messenger Systeme. Ihre Wirkung ist überaus divers. Das Schlüsselenzym ihrer Synthese, Cyclooxygenase, ist durch Acetylsalicylsäure (z. B. Aspirin) und viele andere Schmerzmittel hemmbar. Aspirinwirkungen (Schmerzbekämpfung, Gerinnungshemmung, Entzündungshemmung, Fiebersenkung) mögen als Hinweis auf die Wirkungsvielfalt dienen. Auch Cortisol mindert die Wirkung der Prostaglandinsynthese und zwar in dem durch Hemmung der Phospholipase A2 die Freisetzung der Vorstufe (Arachidonsäure) von Prostaglandinen und Leukotrienen vermindert wird.
Anwendung
Prostaglandine werden in der Augenheilkunde in Form von Wirkstoffanteilen in Augentropfen (z. B. Xalatan, Travatan, Lumigan) angewendet, um Glaukome (Grüner Star) zu behandeln.
In der Gefäßmedizin werden Prostaglandine als vasoaktive Substanzen zur Verbesserung der Durchblutung bei problematischen arteriellen Gefäßverschlüssen eingesetzt. Hauptvertreter sind dabei Prostaglandin E1 (Alprostadil "Prostavasin (R)") und Prostazyklin ("Iloprost (R)").
In der Gastroenterologie wird das Prostaglandin Misoprostol zur Prävention von Magenschleimhautschäden bei Langzeiteinnahme nichtsteroidaler Antiphlogistika eingesetzt.
In der Pränatalmedizin wird Prostaglandin zur Auslösung von Wehen eingesetzt um eine Geburt einzuleiten. Dies kann zum einen nötig sein, wenn der eigentliche Geburtstermin deutlich überschritten wurde, sodass es zu einer Gefährung des ungeborenen Kindes kommen könnte. Zum anderen wird Prostaglandin zur Weheneinleitung eingesetzt, um bei einem Schwangerschaftsabbruch in vergleichsweise späten Schwangerschaftsstadien (Spätabbruch) eine künstliche Fehl- bzw. Totgeburt einzuleiten.
In vielen Geburtskliniken und -häusern gibt es für werdende Eltern die Möglichkeit durch Geschlechtsverkehr die Wehentätigkeit auf natürliche Weise auszulösen, da das Sperma des Mannes geeignete Mengen Prostaglandine enthält. Eine geburtsauslösende Wirkung ist im Allgemeinen aber nur bei einer geburtsbereiten Gebärmutter zu erwarten, also recht kurz vor dem durch den Frauenarzt ausgerechneten Geburtstermin. In jedem Fall sollte mit dem betreuenden Frauenarzt oder der Hebamme Rücksprache gehalten werden, um mögliche Risikofaktoren bei Geschlechtsverkehr in der Schwangerschaft auszuschließen. Im Allgemeinen vertreten viele Geburtshelfer heute jedoch die Meinung, dass dies generell eine die Geburt positiv unterstützende Methode ist.
Die Hemmung der Cyclooxygenase ist für die Lebensdauer der Thrombozyten irreversibel, d.h. das Enzym wird zerstört. Die Prostaglandinsynthese durch die COX wird u.a. für die Thrombozytenaggregation (Blutplättchen für die Blutgerinnung) benötigt. So ist der "blutverdünnende" Effekt des Aspirins zu erklären.