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Griesheim

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Wappen Deutschlandkarte
Griesheim
Deutschlandkarte, Position der Stadt Griesheim hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 52′ N, 8° 34′ OKoordinaten: 49° 52′ N, 8° 34′ O
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Darmstadt
Landkreis: Darmstadt-Dieburg
Höhe: 96 m ü. NHN
Fläche: 21,55 km2
Einwohner: 29.309 (31. Dez. 2024)[1]
Bevölkerungsdichte: 1360 Einwohner je km2
Postleitzahl: 64347
Vorwahl: 06155
Kfz-Kennzeichen: DA, DI
Gemeindeschlüssel: 06 4 32 008
Adresse der
Stadtverwaltung:
Wilhelm-Leuschner-Straße 75
64347 Griesheim
Website: www.griesheim.de
Bürgermeisterin: Gabriele Winter (SPD)
Luftaufnahme 2007
KarteErzhausenWeiterstadtGriesheimPfungstadtBickenbach (Bergstraße)Alsbach-HähnleinSeeheim-JugenheimModautalMühltalOber-RamstadtMesselEppertshausenMünster (Hessen)DieburgRoßdorf (bei Darmstadt)FischbachtalGroß-BieberauReinheimGroß-ZimmernOtzbergGroß-UmstadtSchaafheimBabenhausen (Hessen)DarmstadtBayernOdenwaldkreisLandkreis BergstraßeLandkreis Groß-GerauLandkreis Offenbach
Karte

Griesheim ist eine Stadt in Hessen, westlich der Großstadt Darmstadt gelegen.

Geografie

Nachbargemeinden

Griesheim grenzt im Osten an die kreisfreie Stadt Darmstadt und nordwestlich an den Landkreis Groß-Gerau mit der Stadt Riedstadt im Westen, der Stadt Groß-Gerau im Nordwesten und der Gemeinde Büttelborn im Norden. Ebenfalls nördlich von Griesheim liegt die Stadt Weiterstadt, südlich die Stadt Pfungstadt, die beide wie Griesheim selbst zum Kreis Darmstadt-Dieburg gehören.

Stadtgliederung

Griesheim bestand ursprünglich nur aus dem eigentlichen Stadtkern, wurde jedoch 1977 durch die Angliederung des ehemaligen Darmstädter Stadtteils St. Stephan erweitert.

Geschichte

Griesheim wurde am 14. Juni 1165 erstmals mit eigenem Namen urkundlich erwähnt; in älteren (Schenkungs-)Urkunden ist von Ansiedlungen in diesem Gebiet bereits als nicht namentlich bezeichnetem „Zubehör“ zum Königshof Groß-Gerau die Rede.

Eine wichtige Einnahmequelle Griesheims war in früheren Zeiten der Weinanbau. Durch den Dreißigjährigen Krieg litt dieser jedoch heftig, und wurde im 18. Jahrhundert letztmals erwähnt. Die Kriege im Mittelalter hinterließen in Griesheim ihre Spuren ebenso wie die Pest. Dies führte schließlich fast zur Ausrottung Griesheims. 1635 wurden nur noch 37 Einwohner gezählt.

Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelten sich die Gewinnung von und der Handel mit Tannensamen zu einem wichtigen Gewerbe in Griesheim. Zudem wurde der Ort ein Zentrum des Formstecher-Handwerks.

1874 schloss die Gemeinde mit dem preußischen Kriegsministerium einen Vertrag über die Einrichtung eines Artillerie-Schießplatzes im Südwesten Griesheims. Im nördlichen Teil des Truppenübungsplatzes Griesheim errichtete August Euler 1908 den ersten Flugplatz Deutschlands, was im Jahre 1937 dazu führte, dass dieses Gelände nach Darmstadt ausgemeindet wurde.[2]

Im Zweiten Weltkrieg wurde Griesheim durch vier Luftangriffe zu über 65 % zerstört, und zahlreiche Zivilisten kamen ums Leben oder wurden verletzt. Nach dem Krieg stand Griesheim praktisch vor einem Nichts. Unter den Bürgermeistern Daniel Müller und Georg Bohl wurde die Stadt wieder aufgebaut.

Nach erfolgreichem Wiederaufbau bekam Griesheim am 12. September 1965 von der Hessischen Landesregierung die Stadtrechte verliehen.

Historische Ortsnamen und Einwohnerentwicklung

In den historischen Dokumenten ist der Ort im Laufe der Jahrhunderte unter wechselnden Ortsnamen belegt[3]:

Griezheim (1165) Grizheim (1225) Grizheim; Grisheim (1234) Grießheim (1368)
Grisheim (1369) Gryesheym (1381) Grießen (1452) Grießhem; Grießehem (1475)
Gryeßheym (1493) Grisheimb; Griesheimb (1648)

Dokumentierte Einwohnerzahlen sind[3]:

  • 1939: 8.193
  • 1950: 9.081
  • 1970: 16.589
  • 1987: 20.472
  • 2007: 25.734
  • 2010: ca. 28.000; 26.294 (ohne Nebenwohnsitze); 28.143 (mit Nebenwohnsitzen)[4]
Griesheim: Einwohnerzahlen von 1834 bis 1967
Jahr  Einwohner
1834
  
2.688
1840
  
3.039
1846
  
3.305
1852
  
2.965
1858
  
3.107
1864
  
3.284
1871
  
3.352
1875
  
3.730
1885
  
3.928
1895
  
4.835
1905
  
5.599
1910
  
6.841
1925
  
6.912
1939
  
8.193
1946
  
8.035
1950
  
9.081
1956
  
12.484
1961
  
13.701
1967
  
15.347
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.

Verwaltungsbezirke

Es ist dokumentiert dass Griesheim im Lauf der Geschichte zu folgenden Verwaltungsbezirken gehörte[3]:

Politik

Stadtverordnetenversammlung

Ergebnisse der letzten Kommunalwahlen:

Parteien und Wählergemeinschaften %
2011
[5]
Sitze
2011
%
2006
Sitze
2006
%
2001
Sitze
2001
Kommunalwahl 2011
 %
60
50
40
30
20
10
0
50,1 %
24,5 %
18,2 %
4,7 %
2,5 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2006
 %p
 12
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  −2
  −4
  −6
  −8
−10
−9,5 %p
−3,7 %p
+10,8 %p
−0,1 %p
+2,5 %p
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 50,1 19 59,6 22 64,6 24
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 24,5 9 28,2 10 27,6 10
GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen 18,2 7 7,4 3
WGG Wählergemeinschaft Griesheim[6] 4,7 1 4,8 2 7,7 3
FDP Freie Demokratische Partei 2,5 1
Gesamt 100 37 100 37 100 37
Wahlbeteiligung in % 42,9 44,0 49,7

Bürgermeister

Museum
Bürgerhaus am Kreuz
Fachwerkhaus von 1620,
Groß Gerauer Str.22
Nikolose-Haus (17. Jhd.)
Die derzeitige Bürgermeisterin ist Gabriele Winter (SPD). Sie wurde in der Bürgermeisterdirektwahl am 3. Oktober 2010 mit 57,1 % der Stimmen im ersten Wahlgang gewählt. Zuvor war Gabriele Winter Vorsitzende der SPD-Fraktion in der Griesheimer Stadtverordnetenversammlung.
Johannes Massing 1882–1900
Heinrich Zöller 1901–1909
Philipp Kunz 1909–1917
Georg Schüler 1920–1929
Philipp Feldmann 1930–1938
Friedrich Seibert 1938–1945
Daniel Müller 1945–1952
Georg Bohl 1953–1967
Hans Karl 1968–1987
Norbert Leber 1987–2011
Gabriele Winter seit 2011

Wappen

Das Wappen besteht aus einem rotfarbenden Gerichtssiegel, das ein Hufeisen und darin eine Blumenblüte und einen Gänsefuß enthält. Der Gänsefuß hat sich aus der pfeilförmigen Tyr-Rune entwickelt. Die darüber dargestellte Blume ist eine Gerichtsrose, woraus geschlossen werden kann, dass Griesheim schon früh eine eigene Gerichtsbarkeit hatte.

Städtepartnerschaften

Städtepartnerschaften gibt es mit folgenden Städten:

Griesheim und der Umgang mit seiner Geschichte

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das alte Backhaus abgerissen, welches 1454 zum ersten Mal erwähnt wurde. Der gleichaltrige Gemeindebackofen blieb noch einige Jahre erhalten. Ebenfalls um die Jahrhundertwende wurde die Anlage des „Gesundbrunnens“ aus dem späten 17. und frühen 18. Jahrhundert, einer ehemaligen Heilquelle, von den Ortsansässigen abgebrochen. An sie erinnert heute nur noch ein verwitterter Gedenkstein. Als dann im 2. Weltkrieg die Altstadt fast vollständig vernichtet wurde, baute man noch nicht einmal die Wahrzeichen Griesheims wieder auf. An das alte Rathaus, den Bahnhof und das Reifenrath'sche Haus und Scharunner's, erinnern (wenn überhaupt) nur noch Hinweistafeln. Obwohl es heute unverständlich erscheint, wurden in der Folgezeit die meisten der wenigen noch vorhandenen Denkmäler abgerissen, und so kann Griesheim heute nur noch eine Handvoll historischer Gebäude vorweisen.

Doch auch die Qualität dieser Denkmäler wurde arg herabgesetzt; z. B. wurden in der Lutherkirche sämtliche historischen Einbauten im Chorgestühl entfernt und die um das Jahr 1600 von Johann Grorock gebaute Orgel zum Großteil eingeschmolzen. Auch wurde die Anlage der Alten Schule großteils abgerissen, nur das Kochschulhaus steht heute noch; allerdings wurde es stark vereinfacht, was den Charakter des Gebäudes unwiederbringlich verfälscht.

Sehenswürdigkeiten

Ältestes Bauwerk des Ortes ist die Dorfkirche Maria Magdalena.

Direkt neben dem August-Euler-Flugplatz liegt das Gelände der 1945 aufgelösten Deutschen Forschungsanstalt für Segelflug (DFS). Hier stehen noch mehrere, seither ungenutzte Gebäude aus dieser Zeit.

Kultur und Feste

Alljährlich findet in Griesheim der Griesheimer Zwiebelmarkt statt. Zum ersten Mal fand dieses Volks- bzw. Stadtfest damals noch unter dem Namen „Griesheimer Woche“ im Juli 1977 statt, um Alt- und Neubürger einander näher zu bringen und um alte Griesheimer Traditionen zu pflegen und darzustellen. Neben Kulinarischem und Attraktionen wird an vielen Ständen auch Livemusik geboten. Mittlerweile findet das Fest am letzten oder vorletzten Septemberwochenende in der Griesheimer Innenstadt zwischen Wagenhalle und Hans-Karl-Platz statt. Ergänzend zur traditionellen Kirchweih (Kerb), an der neben dem alten Brauchtum vor allem kommerziell interessierte, professionelle Schausteller mitwirken, geht man in Griesheim mit dem Zwiebelmarkt neue Wege. Ein Zusammenschluss verschiedener kleiner und großer Vereine sorgt in jedem Herbst für eine die gesamte Innenstadt durchziehende Amüsiermeile mit lokalen Spezialitäten und viel internationalem Flair. Zusätzlich existieren auch das Museumsfest, das Kelterfest und der Weihnachtsmarkt.

Sport

Der Schachklub SV Griesheim spielt in der ersten Bundesliga.
Die erste Fußball-Mannschaft des SC Viktoria 06 Griesheim spielt derzeit in der Hessenliga.
Außerdem ist Griesheim für seine Leichtathleten bekannt, allen voran für die Sportler des TUS Griesheim; unter Anderem ist die Triathlon-Abteilung mit zwei Herren-Mannschaften in der 1. und in der 2. Bundesliga sowie mit einer Damen-Mannschaft in der 1. Bundesliga vertreten. Zusätzlich gibt es viele Einzelerfolge,besonders der (Marathon-)Läufer.
Jedes Jahr finden in Griesheim diverse Stadtläufe statt: Merck-Straßenlauf, Firmen-Lauf, Zwiebelmeile, Silvesterlauf und den Griesheimer Stunden-Lauf, der auf dem TUS-Gelände stattfindet.

Verkehr

Die B26 durchquert Griesheim der Länge nach. Sie bildet die verkehrstechnische Hauptachse der Stadt und verbindet sie insbesondere mit Darmstadt. Ein schmalspurige dampfbetriebene Nebenbahn nach Darmstadt wurde am 30. August 1886 in Betrieb genommen. Ab 1926 folgte der elektrische Straßenbahnbetrieb. Heute führen die Straßenbahnlinien 4 und 9 an der B26 entlang in die Darmstädter Innenstadt sowie in die unmittelbare Nähe des Darmstädter Hauptbahnhofs. An der Grenze zwischen Griesheim und Darmstadt liegt das Darmstädter Kreuz, das die B26 mit der BAB 5 und der BAB 67 verbindet. Außerdem fahren die Buslinien 45 und 46 ab Griesheim in Richtung Riedstadt, Gernsheim, Groß-Gerau und Trebur. Die Bahnstrecke von Goddelau-Erfelden über Griesheim nach Darmstadt (ein Teil der Riedbahn) wurde 1869 eröffnet, 1901 zweigleisig ausgebaut und 1975 stillgelegt.

Persönlichkeiten

  • August Euler (* 20. November 1868 in Oelde; † 1. Juli 1957 in Feldberg (Schwarzwald)), deutscher Flugpionier und Flugzeugtechniker, eröffnete 1907 den vermutlich ersten Flugplatz Deutschlands in Griesheim.
  • Elisabeth Langgässer (* 23. Februar 1899 in Alzey; † 25. Juli 1950 in Karlsruhe), Schriftstellerin, unterrichtete von 1920 bis 1928 an der (früheren) Schillerschule.
  • Heinrich Keller (* 25. August 1918 in Griesheim; † 23. August 1990 in Hamburg), Hornist und Hochschullehrer
  • Lutz Ludwig Kramer (* 14. Januar 1954 in Potsdam), ehemaliger Sänger und Gitarrist der deutschen Rock-Gruppe Agitation Free aus Berlin und ehemaliges Mitglied der Kommune 1, lebt und wirkt in Griesheim.
  • Sebastian Dehmer (* 14.Februar 1982 in Darmstadt, Hessen), Olympiateilnehmer und Weltmeister im Triathlon, Botschafter der Stadt Griesheim, wohnt in Griesheim.
  • Andrea Petkovic (* 9. September 1987 in Tuzla, Jugoslawien, heute Bosnien und Herzegowina), Tennisspielerin, wohnt in Griesheim
  • Daniel Dell (*1. November 1868 in Griesheim; † 23. Januar 1941 in Griesheim), Jugendstilkünstler
Commons: Griesheim (Hessen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Die Griesheimer Klenger – Quellen und Volltexte
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Einzelnachweise

  1. Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2024 (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2022) (Hilfe dazu).
  2. A. Göller/A. Holtmann (Hgg.): Ein Jahrhundert Luftfahrtgeschichte zwischen Tradition, Forschung und Landschaftspflege. Der August-Euler-Flugplatz in Darmstadt-Griesheim, Darmstadt 2008.
  3. a b c „Griesheim, Landkreis Darmstadt-Dieburg“. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 23. Juli 2012). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 1. September 2012.
  4. Offizielle Zahlen der Stadt (Stand: Juni 2010)
  5. Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011
  6. Website der Wählergemeinschaft Griesheim