Herbert Terpitz
Herbert Terpitz (* 8. März 1903 in Radeberg; † 18. Juni 1967 in Dresden)[1] war ein deutscher Architekt.
Leben und Wirken
Ausbildung und Studium
Herbert Terpitz absolvierte eine Lehre an der von Martin Hammitzsch geleiteten Sächsischen Staatsbauschule Hochbau und Tiefbau Dresden, die er 1925 abschloss.
Von 1929 bis 1933 studierte er Architektur in der Meisterklasse für Baukunst bei Wilhelm Kreis an der Kunstakademie Dresden.[2] Zeitgleich mit der Auftragserteilung für den Neubau des Hygienemuseums hatte Kreis die Nachfolge von Heinrich Tessenow an der Akademie angetreten. Mit ihm kam 1926 ein Lehrer an die Schule, der sowohl durch seine zahlreichen realisierten Industrie- und Verwaltungsbauten als auch seine bisherige Lehrtätigkeit an der Kunstakademie Düsseldorf eine große Reputation in den Fachkreisen genoss. Von den Studenten ließ er in einer systematischen Reihenfolge Aufgaben aus allen Bereichen des Bauens bearbeiten. Diese wurden meißtens in Form von Studienwettbewerben durchgeführt. Zugleich hielt er die Studenten zur technisch-konstruktiven Durchbildung der Entwürfe an, ohne daß jedoch ein „allzu großer theoretischer Ausbildungsapparat den klaren Blick für das Notwendige und Nützliche erschwert“.[3] Nach seiner Auslegung erschloß sich die klare Ordnung der Baukörper aus der Funktion. Er propagierte eine konventionelle, noch stark handwerklich geprägte Spielart der Neuen Sachlichkeit. Für ihn bestand die Lösung in einem klaren einfachen Neoklassizismus. Der absoluten Technikgläubigkeit, wie sie damals von vielen Protagonisten der Moderne vertreten wurde, stand er eher verhalten gegenüber:
- „Die neue Baukunst muß aus der Technik hervorgehen, aber ist nicht in ihr enthalten“, es „muß das Bauwerk zum Kunstwerk in persönlicher Künstlerschaft gesteigert werden.“ „Über die Zusammenhänge von Kultur, Zivilsation und Kunst. Die Baukunst vor dem Kriege und heute.“ (Wilhelm Kreis: Leipzig und Wien 1927, S. VIII und S. XII)
Sehr großen Wert legte Kreis auf das Studium des baukünstlerischen Erbes, weshalb er 1929 für seine Klasse Studienreisen nach Italien, Griechenland und die Türkei veranstaltete.
Sowohl das Studium als auch die charismatische Persönlichkeit des Professors beeinflussten Terpitz so nachhaltig, dass er Mitglied im „Kreis-Kreis“ wurde, einer Verbindung von Mitarbeitern und Schülern um Wilhelm Kreis zur Pflege des gegenseitigen geistigen Austauschs.
Selbstständigkeit
In Arbeitsgemeinschaft mit Müller-Moreitz (Leipzig) nahm Terpitz 1934 am anonymen Wettbewerb für das Gauforum Dresden teil. Ihr Beitrag war bei der Jurierung 1935 ursprünglich für den 1. Preis vorgesehen gewesen. Nach Entschlüsselung der Autorenschaft der Wettbewerbsbeiträge wurde die Arbeit jedoch aus der offiziellen Bewertung ausgeschlossen und nur mit einem Ankauf außer Wertung bedacht (dotiert mit 1000 Reichsmark), weil einer der beiden Autoren nicht Mitglied in der Reichskammer der bildenden Künste war.[4][5]
Zusammen mit seinem ehemaligen Kommilitonen Horst Grabner nahm er 1936 an einem städtebaulichen Wettbewerb für das Gelände auf dem gerodeten Kaditzer Tännicht entlang der Kötzschenbroder Straße teil. Der Beitrag wird mit dem 1. Preis ausgezeichnet und die beiden Architekten werden daraufhin mit der Realisierung der Siedlung beauftragt, die sich von 1936 bis 1938 erstreckt.[6]
Im Rahmen der Dresdner Jahresschau „Garten und Heim“ von 1937 darf er ein kleines eingeschossige Wochenendhaus mit traditionellem Schrägdach, gelegen im „Garten in bewegtem Gelände", realisieren. Die Ausstellung war als kontinuierliche Fortsetzung der Gartenschau von 1936 konzipiert, jedoch thematisch ergänzt um das für breite Volkskreise erschwingliche Eigenheim. Im Auftrag des Gauheimstättenamtes waren auf 300.000 m2 Parkfläche im „Großen Garten“ in unmittelbarer Nachbarschaft zum ursprünglichen Ausstellungsgelände am Stübelplatz, dem heutigen Straßburger Platz, zahlreiche Siedlungs- und Wochenendhäuser verschiedenster Größe und Bauweise im Kostenrahmen von 6.000–16.000 Reichsmark erstellt wurden. Da Garten und Heim als organische Einheit in Erscheinung treten sollten, wurde sehr viel Wert auf eine kontextuelle Einbindung der Bauten in den Garten und die Landschaft gelegt. In der damals sehr populären Zeitschrift „Innendekoration“ wurde dem kleinen Bau lobend attestiert, diesem Anspruch vorbildhaft zu entsprechen. Auch auf die gelungene Innengestaltung und die einfache aber sorgfältige Grundrissgestaltung wurden hingewiesen.[7]
Lehrer an der Akademie
1938 übernahm er als Nachfolger von Oskar Menzel die Lehrerstelle für Raumkunst an der Akademie für Kunstgewerbe Dresden.[8] Im selben Jahr wird er Mitglied im Fachverband Baukunst der Reichskammer der bildenden Künste, spr. dem Bund Deutscher Architekten (BDA).[9] Nach der am 23. Februar 1940 verordneten Zusammenlegung der Kunstakademie Dresden und der Akademie für Kunstgewerbe Dresden zur Staatlichen Kunsthochschule Dresden wurde er als Lehrer in die von Wilhelm Kreis geleitete Abteilung für Baukunst eingegliedert.[10] Zeitgleich wurde er aber auch von der Ordnungspolizei im Generalgouvernement zum „langfristigen Notdienst“ bis Kriegsende in Krakau einberufen. Daher wurde er zwar offiziell von 1940 bis 1945 im Personalkader der Hochschule geführt und auch von dieser besoldet, konnte aber als Lehrer in der ab 1942 von Paul Fliether geleiteten Abteilung de facto nicht tätig werden.[11]
Rehabilitation und Neuorientierung
Terpitz kehrte nach kurzer Kriegsgefangenschaft 1945 nach Dresden zurück. Inwiefern er in Krakau in Kriegsverbrechen involviert war, ist nicht dokumentiert. Da in den unmittelbaren Nachkriegsjahren Mangel an erfahrenen Architekten für die schier unlösbare erscheinende Aufgabe des Wiederaufbaus bestand, fand er unmittelbar Anstellung in dem zentral angeleiteten Planungsbüro für Industriebau.
Der Rückgriff auf jene erfahrenen Architekten, die im Dritten Reich Ihre Karriere erfolgreich vorangetrieben hatten, war unverzichtbar. Zusammen mit den aus dem Exil Heimgekehrten und denen, die in untergeordneten Positionen ausgeharrt hatten, formten sie das Ensemble der „Architekten der ersten Stunde“.[12]
Eine Rückkehr in die Selbstständigkeit als Architekt wäre für ihn in den 1950er Jahren nicht möglich gewesen, da keine privaten Architekturbüros mehr zugelassen wurden. Mit der rigorosen Einschränkung der privaten Besitzstände war auch die Abschaffung der freien Berufsstände einhergegangen. Mit dem fortschreitenden Ausbau der staatlichen Entwurfsbüros und dem volkseigenen Sektor des Bauwesens wurden die noch verbliebenen freiberuflichen Architekten (1950 sind es doch immerhin noch drei Viertel der qualifizierten tätigen Architektenschaft) sukzessive in Ihrer Aktivität eingeschränkt.[13]
Anstellung im Entwurfsbüro für Industriebau
Ab 1945 arbeitete Terpitz als angestellter Architekt im Entwurfsbüro für Industriebau Dresden I[14] (ab 1957 umbenannt in Entwurfsbüro des VEB Industrie-Projektierung Dresden I).
Die Aufgabenbereiche des Entwurfsbüros für Industriebau waren in den frühen Jahren der DDR vielfältig. So wurden von 1951 bis 1953 bei der Projektierung der Montagehalle des Transformatoren- und Röntgenwerkes Dresden erste Experimente mit der Konstruktion von geschoßhohen Betonfertigteilen im mehrgeschossigen Gebäudebau durchgeführt und damit der erste Plattenbau der DDR realisiert.[15] Neben klassischen Industriebauaufgaben wurde das Büro aber auch immer wieder mit Entwurfs- und Ausführungsaufgaben für andere Bereiche beauftragt (z. B. Schwimmhalle der Deutschen Hochschule für Körperkultur und Sport Leipzig, Physiologisches Institut der Karl-Marx-Universität).
Nachweislich war er als Mitarbeiter im Kollektiv an der Projektierung des Instituts für Anorganische Chemie der Bergakademie Freiberg tätig. Weiterhin war er am Projekt für den Wiederaufbau des Ortszentrums Altenbergs im Erzgebirge beteiligt. Am alten kriegszerstörten Markplatz entstand dort in den Jahren 1952 bis 1955 das Ensemble „Platz des Bergmanns“, das aus dem Verwaltungsgebäude des VEB Zinnerz (zugleich auch als Rathaus konzipiert und genutzt) und einem Wohngebäude besteht.
Die Ereignisse um den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 tangierten auch das Entwurfsbüro und führten zu einschneidenden personellen Veränderungen. Nachdem die Betriebsleitung unter dem damaligen Direktor Kurt Borges noch im Nachgang des Aufstandes an zentraler Stelle Forderungen nach Freizügigkeit, Reisefreiheit ins kapitalistische Ausland, freien Literaturbezug u. a. angebracht hatte, wurden Borges und drei weitere Führungskräfte zu Freiheitsstrafen verurteilt.[16] Die Leitung des Büros wurde daraufhin dem jungen Architekten Hellmuth Bräuer übertragen,[17] welcher zudem noch im selben Jahr 1953 der erste Vorsitzende der Bezirksgruppe Dresden des neu gegründeten Bundes Deutscher Architekten in der DDR wurde.[18] Terpitz selber war auch Mitglied des BDA und zudem langjähriges Vorstandsmitglied.[19]
Unter Bräuers Leitung arbeitete Terpitz dann auch als Kollektivmitarbeiter am Beitrag des Entwurfsbüros für den vom Stadtplanungsamt der Stadtverwaltung Dresden am 10. September 1953 ausgeschriebenen beschränkten Ideenwettbewerb für „die weitere städtebauliche und architektonische Gestaltung des Zentralen Platzes in Dresden”. Die Wettbewerbsaufgabe bestand im Wiederaufbau des Dresdner Altmarktes zu einem zentralem Aufmarschplatz mit einem Hochhaus an der Nordseite, einem Hotel an der Ostseite, verschiedenen Ladeneinheiten, dem Haus der Partei auf der Südseite des Platzes sowie einer Gastwirtschaft und einem Kaufhaus am Ende der Prager Straße. Nach nur vierwöchiger Bearbeitung tagte das Preisrichterkollegium am 20. Oktober 1953 unter der Leitung von Edmund Collein und vergab dem Beitrag von der Gruppe Hermann Räder von der HAB Weimar den ersten Preis.[20]
Bereits im November 1952 war unter drei Kollektiven des VEB (Z) Projektierung Sachsen ein „Wettbewerb zur städtebaulichen und architektonischen Gestaltung der Aufbaumaßnahmen im Zentrum“ ausgetragen wurden. Das Anliegen des Konkurrenzverfahrens war, den Platz auf 20.000 Quadratmeter zu erweitern, ein Haus für den Rat der Stadt auf der Nordseite und ein Haus der SED auf der Südseite zu realisieren. Weil die Teilnehmer alle gegen die grundlegende Zielsetzung verstiessen, einen großen Demonstrationsplatz anzubieten, konnte keiner der vier eingereichten Beiträge die Jury vollends überzeugen und es wurde demonstrativ kein erster Preis vergeben. Da zumindest der zweitplatzierte Beitrag vom Kollektiv Herbert Schneider und der drittplatzierte Beitrag vom Kollektiv Johannes Rascher gewisse Grundzüge der nationalen Tradition und der angestrebten städtebaulichen Konstellation aufwiesen, wurden die beiden zur Überarbeitung der Entwürfe gebeten.[21]
Beiden Wettbewerben vorausgegangen war eine jahrelange Debatte um den angemessenen Ort sowie die richtige Form und Größe des zukünftigen zentralen Demonstrationsplatzes, wie er in den Sechszehn Grundsätzen des Städtebaus postuliert war. Nachdem von offizieller Stelle der Altmarkt dafür festgelegt worden war, stieß das geplante Hochhaus auf der Nordseite des Platzes und die Erweiterung der historischen Platzform nach Süden nicht nur in Fachkreisen sondern auch in der breiten Bevölkerung auf heftige Kritik.[22][23] So forderten Herbert Terpitz und Helmut Köckeritz auf der Sitzung des Architekturbeirates vom 5. August 1953 die Abschirmung der Kreuzkirche gegen den Altmarkt.[24]
Anstellung im Entwurfsbüro für Hochbau
Ab 1954 arbeitete Terpitz als leitender Architekt im Entwurfsbüro für Hochbau Dresden I[25] (ab 1959 umbenannt in Entwurfsbüro des VEB Hochbauprojektierung Dresden I), wo er hauptsächlich mit Aufgaben des Wiederaufbaus für das kriegszerstörte Dresdner Stadtzentrum betraut wurde.
Zum Zeitpunkt von Terpitz' Eintritt in das Entwurfsbüro wurde das Amt des Chefarchitekten des Büros noch von Johannes Rascher begleitet. Nach dessen Weggang in die Bundesrepublik Deutschland 1961 übernahm Wolfgang Hänsch diesen Posten. Da mit dem Ende der Länder in der DDR 1952 das Entwurfsbüro Teil des Stadtplanungsamt des Rates des Bezirkes Dresden geworden war, unterstand es seither quasi direkt dem Einfluss der Stadt. Als ständiger Teilnehmer der Entwurfsratssitzungen, in denen die Abteilungsleiter die Arbeitsstände der einzelnen Projekte vorstellten, beteiligte sich der damals amtierende Chefarchitekt der Stadt Herbert Schneider aktiv an der Diskussion und brachte somit direkt seine Vorstellungen ein.[26] Die Stelle des Chefarchitekten der Stadt Dresden, auch Stadtarchitekt genannt, war im Zusammenhang mit der Umstrukturierung des Bauwesens der DDR 1955 geschaffen worden. Diese war als Konsequenz der auf der Allunionskonferenz 1954 von Chruschtschow geforderten Industrialisierung erfolgt. Der Chefarchitekt der Stadt unterstand unmittelbar dem Oberbürgermeister, war verantwortlich für die Durchführung der Stadtplanungsarbeiten und zentrale Schlüsselfigur für alle architektonischen und städtebaulichen Belange der Stadt. Fachlich wurde er angeleitet durch das Ministerium für Aufbau.[27]
1956 bis 1961 realisierte das Kollektiv Entwurfsgruppe II unter der Leitung von ihm und Heinz Mersiowsky die drei östlich des Altmarktes errichteten Baublöcke A-Süd, B-Süd und D-Süd mit den inneren Fußgängerzonen. Der Block C-Süd wurde vom Kollektiv Entwurfsgruppe I unter der Leitung von Wolfgang Hänsch und Gerd Dettmar erstellt.[28] Die Hochbauentwürfe basieren auf den vom Stadtarchitekten Herbert Schneider und dessen Kollektiv vom Stadtbauamt erstellten und 1957 amtlich bestätigten Stadtbebauungsplan. Dieser sah vor, an die historische Struktur des Stadtzentrums anzuknüpfen. Selbstverständlich sollte nicht das alte Bild der Stadt vor der Zerstörung wiederhergestellt werden, sondern vielmehr etwas von der früheren urbanen Atmosphäre bewahrt und der Charakter des einst dicht und hoch bebauten Altstadtkerns in die neuen, modernen Strukturen übertragen werden. Als besonders wirkungsvoller Akzent wurde an der nordöstlichen Ecksituation des Quartiers am Kreuzungspunkt von Ernst-Thälmann-Straße (heute wieder Wilsdruffer Straße) und Ringstraße ein achtgeschossiges Geschäfts- und Bürohaus erstellt.[29]
Besondere Sorge wurde der Anpassung der Bebauung an die bereits Jahre zuvor erstellten Bauten am Altmarkt. So tragen die Bauten trotz der ab 1955 offiziell propagierten Zuwendung zur industriellen Bauweise durchaus noch relativ traditionelle Züge. Terpitz geht darauf wie folgt ein:
- „[…] Die Bebauung des Komplexes mußte in ihrer Baukörperbildung und im architektonischen Ausdruck an die Bebauung am Altmarkt anklingen, um die Einheitlichkeit der Bebauung im zentralen Bezirk nicht mit diesen Bauten gleicher Zweckbestimmung zu durchbrechen. Ein konsequentes Absetzen könnte höchstens bei Bauten besonderer Art und an speziellem Standort erfolgen. Trotzdem wurde versucht, die sich allerorts immer mehr durchsetzenden Erkenntnisse einer starken Vereinfachung aufzunehmen. Ist dieses Eingliedern und sich Bescheiden gelungen, so wird dies im Gesamtbild des neuen Dresden von morgen nur förderlich sein.“ „Aufbau der Ernst-Thälmann-Straße in Dresden“ (Herbert Terpitz: Deutsche Architektur Heft 4, 1960)
1962 bis 1965 realisierte Terpitz als leitender Architekt zusammen mit Manfred Arlt und Kollektiv den Neuaufbau des Festsaalflügels des Neuen Rathauses. Der in der Bombennacht vom 13./14. Februar heftig zerstörte Festsaalflügel war ab 1948 in vereinfachter Form wiederaufgebaut wurden. Mit dem Neuaufbau erhielt das Stadtparlament wieder einen intakten Plenarsaal. Im Neubau wurden zudem noch ein neuer Festsaal und der Ratskeller realisiert.[30] Die Beauftragung des Entwurfsbüros mit dieser prominenten Aufgabe stand im Zusammenhang mit dem in Folge des V. Parteitag der SED vom Juni 1958 gefällten Politbüroentschlusses, unter Einbeziehung oder Beseitigung der vorhandenen Ruinen historischer Gebäude die noch zerstörten Bereiche des Stadtzentrum Dresdens wieder aufzubauen. Die städtebauliche Überarbeitung sollte ursprünglich alleine das Stadtplanungsamt unter der Leitung von Hans Bronder erstellen, in der Dresdner Bevölkerung als „Rotes Stadtbauamt“ bezeichnet. Da dieses aber in den Augen der SED nicht in der Lage war, mit der notwendigen Schnelligkeit und Rigorosität auf die neuen Beschlüsse zu reagieren, wurde auf direkte Weisung der SED-Stadtleitung eine „Brigade“ im Stadtplanungsamt installiert, die unter anderem aus Parteitagsdeligierten der SED bestand.[31]
Bauten und Projekte
- 1934–1935: Wettbewerb Gauforum Dresden in Zusammenarbeit mit Müller-Moreitz (Leipzig), ursprünglich für den 1. Preis vorgesehen, Ankauf außer Wertung[32]
- 1936–1939: Siedlung Dresden Kaditz, Kötzschenbroder Straße, Wettbewerb (1.Preis), Entwurf und Ausführung zusammen mit Horst Grabner[33]
- 1937: Wochenendhaus im „Garten in bewegtem Gelände“ auf der Dresdner Jahresschau „Garten und Heim“[34]
- 1951: Institut für Anorganische Chemie der Bergakademie Freiberg, zusammen mit Otto Merwitz und Hellmuth Bräuer (Entwurfsbüro für Industriebau)
- 1952–1955: Ensemble „Platz des Bergmanns“ in Altenberg, Verwaltungsgebäude VEB Zinnerz und Wohngebäude, Mitarbeit im Kollektiv unter der Leitung von Hans Jährig, Helmut Köckeritz und Paul Neumann (Entwurfsbüro für Industriebau)[35]
- 1953 Wettbewerb für „die weitere städtebauliche und architektonische Gestaltung des Zentralen Platzes in Dresden“, Mitarbeit am Beitrag des Kollektives Entwurfsbüro für Industriebau Dresden, unter der Leitung von Hellmuth Bräuer, mit Helmut Köckeritz, Hans Jährig, Rudolf Dietz und Hans Kranke, nicht realisiert[36]
- 1956–1958: Wohn- und Geschäftshäuser Weiße Gasse 1–8 und Wilsdruffer Straße (ehemals Ernst-Thälmann-Straße) 9, 11 und 13, Dresden, als leitender Architekt zusammen mit Gerhard Müller und Architektenkollektiv Entwurfsgruppe II (VEB Hochbauprojektierung Dresden)[37]
- 1957: Wohnungs-Sonderbauprogramm in Dresden-Johannstadt, Bebauungsplan und Typenentwurf, im Architektenkollektiv mit Wolfgang Hänsch und Johannes Rascher (VEB Hochbauprojektierung Dresden)[38]
- 1957–1958: Wohn- und Geschäftshäuser Gewandhausstraße 1–7, Dresden, als leitender Architekt zusammen mit Gerd Dettmar, Heinz Zimmermann und Architektenkollektiv Entwurfsgruppe II (VEB Hochbauprojektierung Dresden)[39]
- 1958–1961: Wohn- und Geschäftshäuser Ringstraße 3, 5, 7, 9 und 11 und Wilsdruffer Straße (ehemals Ernst-Thälmann-Straße) 3, 5 und 7, Dresden, als leitender Architekt zusammen mit Heinz Mersiowsky, Manfred Arlt und Architektenkollektiv Entwurfsgruppe II (VEB Hochbauprojektierung Dresden)[40] http://www.das-neue-dresden.de/buerohochhaus-pirnaischer-platz.html
- 1962–1965: Neues Rathaus Dresden, Neuaufbau des Festsaalflügels in neuer Entwurfsfassung als leitender Architekt zusammen mit Manfred Arlt und Kollektiv[41]
- 1963-1965: Wiederaufbau Landhaus als Museum für Geschichte der Stadt Dresden, als leitender Architekt zusammen mit Manfred Arlt und Kollektiv[42][43]
- 1963–1966: Wiederaufbau Georgenbau Schloss Dresden, als leitender Architekt zusammen mit Manfred Arlt und Kollektiv[44]
Preise
- 1962: Karl-Friedrich-Schinkel-Medaille für Verdienste im BDA
- 1965: Medaille "Erbauer des Stadtzentrums"
- 1966: Martin-Andersen-Nexö-Kunstpreis der Stadt Dresden[45]
Schriften
- mit Wolfgang Hänsch und Johannes Rascher: „Wohnungs-Sonderbauprogramm in Dresden-Johannstadt“. In: Deutsche Architektur Heft 3 Jahrgang 1957, S. 121f.
- Herbert Terpitz: Aufbau der Ernst-Thälmann-Straße in Dresden. In: Deutsche Architektur. Heft 4 Jahrgang 1960, S. 191f.
Literatur
- Herbert Roth: Dresdner Jahresschau „Garten und Heim“. In: Innendekoration: mein Heim, mein Stolz; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort. 1937, Bd. 7.
- Walter May, Werner Pampel und Hans Konrad: Architekturführer DDR, Bezirk Dresden. VEB Verlag für Bauwesen, Berlin 1979.
- Manfred Altner: Dresden. Von der Königlichen Kunstakademie zur Hochschule für Bildenden Künste 1764–1989. Dresden 1989, ISBN 978-3-364-00145-6.
- Christiane Wolf: Gauforen – Zentren der Macht: zur nationalsozialistischen Architektur und Stadtplanung. Verlag Bauwesen, Berlin 1999, ISBN 3-345-00694-4.
- Baudirektor Car Hirschmann: Der Dresdner Wettbewerb. In: Deutsche Bauzeitung, 1935, Heft 25.
- Otto Baer: Betrachtungen zum Städtebau in Dresden in den fünfziger Jahren. (im Inhaltsverzeichnis benannt: Aspekte des Städtebaus in Dresden in den fünfziger Jahren), In: Dresdner Hefte Nr. 28, 4/91, ISBN 3-910055-12-5.
- Christine Hannemann: Industriealisierter Wohnungsbau in der DDR. Verlag Schiler, Berlin 2005, ISBN 978-3-89930-104-5.
- Tanja Scheffler: Charme und Esprit statt Monotonie. In: Wolfgang Hänsch – Architekt der Dresdner Moderne. Hrsg.: Wolfgang Kil, 2. Auflage, form+zweck Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-935053-53-2.
- Werner Durth, Jörn Düwel, Niels Gutschow: Architektur und Städtebau der DDR. Band 1. Ostkreuz: Personen, Pläne, Perspektiven. Campus Verlag, Frankfurt Main/New York 1998, ISBN 3-593-35933-2.
- Thomas Topfstedt: Der Wiederaufbau des Dresdner Stadtzentrums während der 1950er und 1960er Jahre. Urbane Muster der Nachkriegsmoderne in der DDR. In: denkmal!moderne. Architektur der 60er Jahre. Wiederentdeckung einer Epoche. Hrsg. Buttlar, Heuter, Jovis Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-939633-40-2.
- Jan von Havranek: Das neue Dresden 1919–1949. Dresden 2001. Unveröffentlichte Dissertation.
- Holger Barth, Thomas Topfstedt u. a. Vom Baukünstler zum Komplexprojektanten. Architekten in der DDR. Dokumentation eines IRS-Sammlungsbestandes biografischer Daten. Dokumentenreihe des IRS Nr.3, Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung, Erkner 2000, ISBN 3-934669-00-X.
- Matthias Lerm: Abschied vom alten Dresden. Verluste historischer Bausubstanz nach 1945. Forum Verlag Leipzig, 1993, ISBN 3-86151-047-2.
- Wolfgang Kil im Gespräch mit Wolfgang Hänsch: Wir mussten doch zu Ergebnissen kommen! In: Wolfgang Kil (Hrsg.): Wolfgang Hänsch – Architekt der Dresdner Moderne. 2. Auflage, form+zweck Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-935053-53-2.
Einzelnachweise
- ↑ Deutsche Architektur. Band 16, 1967, S. 631.
- ↑ Altner, S. 657.
- ↑ Altner, S. 290
- ↑ Christiane Wolf, S. 130–134.
- ↑ Hirschmann in Deutsche Bauzeitung Heft 25/1935, S.483 f.
- ↑ Deutsche Bauzeitung Nr. 8/1939, S. 254.
- ↑ Roth, S.248 f.
- ↑ Die Kunst. Band 79, Verlag F. Bruckmann, 1939, S. 79.
- ↑ Eintrag Adressbuch Dresden 1938
- ↑ Altner, S. 360.
- ↑ Altner, S. 372 u. 657.
- ↑ Barth et al., S. 9.
- ↑ Barth et al., S. 13.
- ↑ Quelle Deutsche Architektur. Band 16, 1967, S. 631.
- ↑ Hannemann, S. 67.
- ↑ Baer, S. 32.
- ↑ Durt et al., S. 209.
- ↑ Baer, S. 32.
- ↑ Deutsche Architektur. Band 16, 1967, S. 631.
- ↑ Durth et al., S. 347.
- ↑ Durth et al., S. 332 f.
- ↑ Durth et al., S. 334.
- ↑ Durt et al., S. 336 f.
- ↑ Lerm, S. 244, Anmerkung 2.
- ↑ Quelle Deutsche Architektur. Band 16, 1967, S. 631.
- ↑ Kil, S. 20
- ↑ Durth et al., S. 353
- ↑ Terpitz, in: Deutsche Architektur 4/ 1960, S. 191
- ↑ Topfstedt, S. 71.
- ↑ May et al., S. 24 Nr. 8 (Neues Rathaus, Dr.–Külz–Ring 19)
- ↑ Lerm, S. 142.
- ↑ Christiane Wolf, S. 130–134.
- ↑ Deutsche Bauzeitung Nr. 8/1939, S. 254.
- ↑ Roth, S. 250.
- ↑ May et al., S. 129 Nr. 222(2) Verwaltungsgebäude und 222(3) Wohngebäude
- ↑ Durth et al., S. 347.
- ↑ May et al., S. 24 Nr. 9 (Weiße Gasse 1–8)
- ↑ Scheffler, S. 57.
- ↑ May et al., S. 24 Nr. 10 (Wohnbauten Gewandhausstr. 1–7)
- ↑ May et al., S. 25 Nr. 12 (Wohnbebauung Ringstr. 3–11. Ernst-Thälmann-Str. 3–7)
- ↑ May et al., S. 24 Nr. 8 (Neues Rathaus, Dr.–Külz–Ring 19)
- ↑ Deutsche Architektur. Band 16, 1967, S. 631.
- ↑ Deutsche Architektur. Band 4, 1968
- ↑ Barth et al., S.33
- ↑ Neues Deutschland, Meldung in der Ausgabe vom 28. Juni 1966
Personendaten | |
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NAME | Terpitz, Herbert |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Architekt |
GEBURTSDATUM | 8. März 1903 |
GEBURTSORT | Radeberg |
STERBEDATUM | 16. Juni 1967 |
STERBEORT | Dresden |