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Olmeken

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Olmekische Kulturzone an der Golfküste Mexikos

Als Olmeken (von Nahuatl Singular Ōlmēcatl [oːl'meːkat͡ɬ] beziehungs­weise Plural Ōlmēcah [oːl'meːkaʔ] für „Leute aus dem Kautschukland“) wurden von Archäologen die Träger der mittel­amerika­nischen La-Venta-Kultur bezeichnet. Ihre tatsächlich ethnische Zuordnung ist unbekannt. Sie haben nichts mit den historisch belegten viel späteren Olmeca-Xicallanca zu tun.

Namensbestimmung

In der Region der Südküste des Golfes von Mexiko legten Archäologen in den 1920er Jahren Fundstätten einer frühen Kultur frei: La Venta, San Lorenzo Tenochtitlan und Tres Zapotes. Es ist unbekannt, wie die Träger dieser Kultur sich selbst nannten oder von ihren Zeitgenossen genannt wurden.

Zur Zeit der Azteken, also 2500 Jahre später, bewohnte diese Landschaft ein Volk, das von den Atzteken als Huixtotin-Olmeken bezeichnet wurde. Diesen Namen wandte erstmals 1929 Marshall Howard Saville, Direktor des Museum of the American Indian (Heye Foundation) in New York, auf die Kultur der erwähnten Fundstätten an. Es gibt jedoch keine Hinweise darauf, dass das aztekenzeitliche Olmekenvolk tatsächlich die Nachfahren jener Menschen gewesen wären, die Jahrhunderte zuvor die so genannte „Olmekenkultur“ geschaffen hatten.[1]

Geschichte

Kolossalkopf mit Helm oder Kappe; La Venta Park, Villahermosa
Kolossalkopf mit Helm oder Kappe, Nationalmuseum für Anthropologie, Mexiko-Stadt
Luchador Olmeca, Nationalmuseum für Anthropologie, Mexiko-Stadt. Die bärtige und glatzköpfige Figur wurde lange Zeit als Ringer interpretiert; möglich ist jedoch auch eine Deutung als Ballspieler.
El Señor de las Limas, Xalapa, Archäologisches Museum. Die im Gesicht und an den Beinen mit Tätowierungen bedeckte Figur wurde als trauernder Vater mit totem Kind oder als Opfernder angesehen.

Ihre Zentren La Venta, Tres Zapotes und San Lorenzo Tenochtitlan lagen an der südlichen Golfküste Mexikos in den heutigen Bundesstaaten Tabasco und Veracruz. Die hohen Niederschläge in diesem Gebiet ermöglichten ihnen einen ganzjährigen intensiven Maisanbau. Die Ursprünge ihrer Kultur sind jedoch im mexikanischen Hochland (Guerrero) zu suchen und reichen in die Zeit um 1500 v. Chr. zurück. Gegen 400 v. Chr. wurden die letzten bedeutenden olmekischen Zentren zerstört.

Kunst und Kultur

Die Olmeken wurden vielfach als die Träger der Mutterkultur Mesoamerikas angesehen. Die Anfänge von Schrift und Kalenderrechnung sowie das Ballspiel und die Errichtung von Tempelpyramiden in Amerika werden ihnen zugerechnet. Die Kultur strahlte auf die späteren Kulturen der Maya im Osten und der Zapoteken im Westen aus. Die Diskussion um die Mutterkultur ist jedoch mittlerweile abgeflaut, da es keine ausreichenden Hinweise dafür gibt, dass die Olmeken tatsächlich ein großes Gebiet unter ihre Herrschaft gebracht haben. Aufgrund ikonographischer Ähnlichkeiten über weite Teile Mesoamerikas hinweg (vgl. Monte-Alto-Kultur) können aber Handelsbeziehungen vermutet werden, die auch darstellerische Konventionen verbreiteten.

Obwohl ihnen Werkzeuge aus Metall unbekannt waren, gelten die Olmeken als Meister der Steinbearbeitung. Sie schufen hervorragende Großskulpturen in Gestalt der berühmten Kolossalköpfe ebenso wie ein breites Spektrum von Kleinplastiken: Altäre, menschliche und zoomorphe Figuren sowie Schmuckgegenstände aus Obsidian und Jade. Als typisches Motiv taucht immer wieder der so genannte Jaguarmensch (auch Werjaguar) auf, dessen Gestalt Züge eines Menschen und eines Jaguars verbindet. Die typischen Kolossalköpfe der Olmeken bestehen aus weitgehend runden Basaltbomben, die vor Jahrtausenden vom erloschenen Vulkan Cerro el Vigía ausgespien wurden; sie fallen durch eine Mischung aus negroiden (Lippen und Nase) und asiatischen (Augen) Gesichtszügen auf.[2] Alle tragen eine mehr oder weniger verzierte kappenartige Kopfbedeckung; manchmal sind die Ohrläppchen mit Pflöcken durchbohrt und das Haar zu kleinen Zöpfen zusammengebunden. Es wird heute angenommen, dass diese Köpfe Herrscher, Krieger oder andere wichtige Persönlichkeiten darstellen, in jedem Fall aber als individuelle Figuren anzusehen sind.

Schrift

Im Jahre 2003 tauchte in San Andrés an der mexikanischen Golfküste ein auf etwa 650 v. Chr. datiertes olmekisches Rollsiegel mit schriftartigen Symbolen auf.[3] Die meisten Wissenschaftler sehen darin jedoch noch keine echte Schrift.

Jedoch wurde bereits 1999 in der Nähe des Dörfchens Cascajal (nördlich von San Lorenzo) per Zufall bei Straßenbauarbeiten ein beschrifteter Steinblock geborgen. Erst 2006 stellte sich heraus, dass dieser sogenannte Cascajal-Stein die bislang ältesten Glyphen der 'Neuen Welt' abbildet. Nach den Erkenntnissen der Archäologen um Carmen Rodríguez Martínez und Ponciano Ortíz Ceballos vom Instituto Nacional de Antropología e Historia handelt es sich bei den Glyphen um ein unbekanntes olmekisches Schriftsystem, das auf etwa 900 v. Chr. zu datieren ist und alle Merkmale eines echten Schriftsystems aufweist. Sogar Gebundene Sprache wollen die Wissenschaftler darin erkannt haben. Die 62 Glyphen des Steines bestehen aus 28 unterschiedlichen Zeichen, der zwölf Kilogramm schwere Cascajal-Stein besteht aus Serpentin und ist 36 x 31 x 13 cm groß. Die Fläche des Steines ist konkav. Das deutet auf die bisher einmalige Technik hin, dass Geschriebenes mehrfach abgeschlagen und der Stein neu beschriftet wurde.[4][5][6]

Mythologie

Die Olmeken haben – anders als die Maya – keine Dokumente ihrer Mythologie hinterlassen; mit anderen Worten: Götterbildnisse fehlen. Deshalb beruht die Interpretation ihrer Vorstellungen auf den Ruinen ihrer Monumente und auf Vergleichen mit anderen mesoamerikanischen Kulturen sowie Analogschlüssen. Fest steht jedoch, dass sie die späteren Zivilisationen des präkolumbischen Mesoamerika in hohem Maße beeinflussten.

Literatur

  • Dieter Struss: Der große Bildatlas der Archäologie. Orbis Verl., München 1991, ISBN 3-572-01022-5.
  • Norman Bancroft-Hunt: Atlas der indianischen Hochkulturen – Olmeken, Tolteken, Maya, Azteken. Tosa-Verl., Wien 2002, ISBN 3-85492-557-3.
  • Henri Stierlin: Die Kunst der Maya – von den Olmeken zu den Maya-Tolteken. Belser, Stuttgart 1997, ISBN 3-7630-2348-8.
  • John E. Clark: Olmec art and archaeology in Mesoamerica. Yale Univ. Pr., New Haven 2000, ISBN 0-300-08522-2.
  • Richard A. Diehl: The Olmecs – America's first civilization. Thames & Hudson, London 2004, ISBN 0-500-02119-8.
  • Harald Haarmann: Lexikon der untergegangenen Völker – von Akkader bis Zimbern. Beck, München 2005, ISBN 3-406-52817-1. S.208-209
Commons: Olmeken – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belegangaben

  1. Bildatlas der Archäologie, S. 344
  2. Polyglott Apa Guide Mexico, Seite 29. ISBN 3-8268-1936-5
  3. Science. Washington DC 298.2002 (vom 6. Dezember 2002). ISSN 0036-8075
  4. Wann die Amerikaner schreiben lernten.
  5. Katja Seefeldt: Rätselhafte Schriftzeichen.
  6. Maria del Carmen Rodriguez Martinez (Centro del Instituto Nacional de Antropologia e Historia,Veracruz) unter anderem in: Science. Washington DC 313.2006, S. 1610. ISSN 0036-8075

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