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Techno

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Techno ist der Name einer elektronischen Musikrichtung, wird vielerorts als Sammelbegriff für verschiedene, miteinander verwandte Stilrichtungen verwendet und bezeichnet auch eine Bewegung der Jugendkultur, die vor allem in den 90er-Jahren von Bedeutung war.

Techno als Stilrichtung

Beschreibung

Der Musikstil Techno wird vor allem durch den 4/4-Takt und die Betonung jedes Viertels durch eine elektronische Bassdrum und eine (meist offene) Hi-Hat auf den ungeraden Achteln charakterisiert. Typische ergänzende Elemente sind geschlossene Hi-Hats auf allen Sechzehnteln und Snare Drums oder Handclaps auf jedem zweiten Viertel. Der Harmonielehre folgende Akkorde sind von untergeordneter Bedeutung, stattdessen wird mit einzelnen Klängen und deren Zusammenwirken experimentiert. Die Klangfarben gehören meist in den industriellen und metallischen Bereich. Die Kompositionen sind oft sehr monoton und progressiv aufgebaut.

Entstehung

Von Sala und Stockhausen zu Kraftwerk

Oskar Sala und Karlheinz Stockhausen gelten als die frühen Pioniere der elektronischen Musik. Ihre Ideen und Werke verbanden klassische Komposition mit Technologie. Ende der 60er und Anfang 70er waren sie Inspiration für die zeitgenössische Musik der Formation Kraftwerk aus Düsseldorf. Kraftwerk war stets auf der Suche nach der perfekten (positiven) Symbiose zwischen Mensch und Maschine und legten mit ihrem vierten Album "Autobahn" (1974) den Grundstein für den Musikstil Elektropop. Als besonders einflussreich auf die spätere musikalische Entwicklung gelten ihre Alben "Mensch-Maschine" (1978) und "Computerwelt" (1981), die schon teilweise die für Techno typischen minimalistischen, tanzbaren Elemente aufwiesen.

1982 veröffentlichte Afrika Bambaataa den Track "Planet Rock", in dem er die Melodie des Kraftwerk-Songs "Trans-Europe Express" verarbeitete. "Planet Rock" gilt heute als Klassiker des frühen Hip Hop, als Grundstein von Electro bzw. Electro Funk und förderte die Popularität von Kraftwerk in den Vereinigten Staaten.

Europäische Innovatoren

Der italienische Disco-Produzent Giorgio Moroder setzte bereits in den 70er-Jahren Synthesizer für repetitive Tanzrhythmen ein. Sein 1977 für Donna Summer produzierter Track "I Feel Love" gilt als Meilenstein in der elektronischen Tanzmusik.

Während bei Kraftwerk zu Beginn der 80er-Jahre eine längere kreative Pause folgte, leisteten andere europäische Bands und Produzenten weitere Pionierarbeit, die viele spätere Techno-Elemente vorwegnahm oder beeinflusste.

  • Die Gruppen DAF und Front 242 prägten Anfang der 80er Jahre mit ihrem durch brachiale Bass-Sequenzerläufe bestimmten Sound einen Stil, der als EBM bezeichnet und oft als Vorläufer von Techno betrachtet wurde.
  • Die Veröffentlichungen der Schweizer Formation Yello brachten Innovationen im Bereich des Samplings und ungewöhnliche Rhythmusstrukturen, die später vor allem europäische Techno-Produzenten beeinflussten.

House

In den 80er-Jahren entstand im Warehouse in Chicago der House, als Weiterentwicklung des 70er-Jahre Disco-Sounds. Die typische Single enthielt schon damals eine Version mit ausgedehnter Rhythmus-Passage (meist mit "Club Mix" betitelt). Der Warehouse-DJ Frankie Knuckles erkannte schnell die hypnotische und euphorisierende Wirkung dieser monotonen Zwischenstücke und begann damit, nur noch diese Teile der verschiedenen Schallplatten zu vermischen und den Rest der Songs wegzulassen. Die Club-Musik wurde rhythmischer, aber auch eintöniger.

Techno

Dieser neue Ansatz musikalischen Stils verbreitete sich schnell und war auch Inhalt der nächtlichen Radiosendung Midnight Funk Association in Detroit. Dieses Programm war Hauptinspirationsquelle für die Produzenten Juan Atkins, Derrick May und Kevin Saunderson (oft als die Belleville Three bezeichnet), welche die neuen Ansätze aufgriffen und weiterentwickelten. Zusammen mit Richard Davies veröffentlichte Juan Atkins 1984 unter dem Namen Cybotron die Schallplatte "Techno City". Man erzählt, dass Atkins auf die Frage eines Musikjournalisten, wie man denn diesen Stil nennt, geantwortet habe: "Call it techno."

In Europa wurde der Begriff "Techno" zum ersten mal im Jahre 1982 von Andreas Tomalla (alias Talla 2XLC) verwendet. Der Frankfurter Musikliebhaber arbeitete Anfang der 80er in einem Plattenladen unter dem Frankfurter Hauptbahnhof. Dort sortierte er alle elektronischen Schallplatten unter einem von ihm gewählten Begriff ein: "Techno". Im Dezember 1984 gründete er den "Technoclub" in der Frankfurter City und gründete später das Label Suck Me Plasma, das vor allem durch seine Trance-Hymnen bekannt geworden ist.

Acid House

Bevor Techno zur Massenbewegung wurde, sorgte Ende der 80er erst noch ein neuer Musikstil für Aufsehen: Acid House, begleitet vom Smiley-Symbol. Mit dieser Ära wurde auch das Rauschmittel Ecstasy populär und sorgte vor allem in den europäischen Medien für eine Hysterie. Die Reaktionen waren strenge Polizeikontrollen und unzählige Razzien. Die Warenhäuser nahmen aus Angst vor Image-Schäden sämtliche Smiley-Artikel aus dem Sortiment und große Radiostationen weigerten sich, Acid-House-Produktionen zu spielen, auch wenn diese in den Top Ten waren. Die Folge dieses Boykotts war das schnelle Verschwinden der Acid-House-Szene.

Weiterentwicklung

Nach dem schnellen Untergang der Acid-House-Ära kam zu Beginn der 90er-Jahre Techno und verbreitete sich in Europa so schnell, dass dasselbe Schicksal wie bei Acid House schon nach kurzer Zeit nicht mehr denkbar war. Veröffentlichungen wie "Das Boot" von U 96 (1991), "James Brown Is Dead" von L. A. Style und "Don’t You Want Me" von Felix (1992) waren erste Charterfolge von Produktionen, die sich an Techno orientierten. Auf die Massen ausgerichtete Kreuzungen zwischen Techno, House und Pop entstanden und wurden unter dem Begriff Dance verbreitet. Bekannte Vertreter waren 2 Unlimited und Culture Beat.

In der Techno-Szene entdeckte man in dieser Zeit den TB-303 wieder, den kleinen Synthesizer, der für den charakteristischen Klang von Acid House verantwortlich gewesen war. Acid Techno entstand. Parallel dazu begannen Produzenten und Komponisten wie Harald Blüchel und Paul van Dyk die neuen Techno-Strukturen mit harmonischen Akkorden und Melodien zu verbinden: der Trance entstand und wurde zu einer Abspaltung der Techno-Kultur. Zunächst in Frankfurt (durch Marc Acardipane)und etwas später auch Amsterdam, Den Haag und Rotterdam entwickelte sich währenddessen mit Hardcore Techno das genaue Gegenteil und die vollständige Entfernung von allem, was mit Harmonielehre zu tun hat.

Die Vereinigten Staaten hatten zwar mit House und dem Detroit Techno den Grundstein gelegt, spielten jedoch in der weiteren Entwicklung nur eine kleine Rolle. Während sich in Europa eine enorme Stilvielfalt entwickelte und Techno zur kulturellen Bewegung wurde, spielte sich die Szene in den USA weiterhin vor allem im Untergrund ab und die Musik blieb nahe bei ihren klanglichen Wurzeln (siehe z. B. Underground Resistance, Steve Stoll und Damon Wild). Auch waren die Erfolge der amerikanischen Produzenten in Europa größer als in ihrem eigenen Land und so zogen einige von ihnen um (z. B. Jeff Mills nach Berlin).

In Deutschland entstanden zu Beginn bis Mitte 90er-Jahre regional typische Sounds - meist geprägt durch bestimmte Plattenlabels, so z. B. der "Sound of Frankfurt" vor allem durch Harthouse, Eye Q und später auch durch 23 Frankfurt und Frankfurt Beat Productions. In Berlin war der Tresor Club mit seinem eigenen Label und Produzenten wie Jeff Mills, Daniel Bell und Joey Beltram für härtere Sound wegweisend, im Trance-Bereich war es vor allem MFS und für Rave-Sound Low Spirit (von Westbam). Populärer Acid Techno kam aus Köln (mit dem Produzentenkreis um Wolfgang Voigt und Dr. Walker), Essen mit Important Records und Hamburg (Noom Records).

1994 schafften es erste Trance-Produktionen in die Charts und es wurden vermehrt Pop-Songs veröffentlicht, deren Geschwindigkeit und Rhythmus sich an Techno orientierte (z. B. Dune und Scooter). Selbst in der volkstümlichen Musik wurden immer häufiger harte elektronische Bassschläge auf die Viertel verwendet.

Zur selben Zeit entwickelte sich aus Detroit kommend eine weitere Stilrichtung des Techno, der sogenannte Minimal Techno. Prägend waren dabei vor allem Robert Hood mit dem Album Minimal Nation, Terrence Dixon mit seinem Label Utensil Records sowie der aus Toronto stammende Richie Hawtin.

Während in den Niederlanden vor allem harter Techno und in Deutschland vor allem Trance und Acid populär waren, fand ab Mitte bis Ende der 90er ein Wechsel statt. In den Niederlanden entstand der Dutch Trance mit DJ Tiesto als einer der führenden Figuren und in Deutschland erfreuten sich der durch Chris Liebing geprägte Progressive Techno als auch der Schranz immer größerer Beliebtheit.

Produktion

Da Techno mit Hilfe von elektronischen Geräten erzeugt wird, ist es nicht nötig, dass der Komponist ein klassisches Instrument (wie z. B. Klavier) beherrscht. Vor allem die Verwendung von Computern und Sequenzern zur Steuerung von Tasteninstrumenten hat Techno den Ruf von "Billigmusik" eingebracht. Vielerorts wurden Ausdrücke wie "Plastikmüll" oder "Elektroschrott" verwendet. Trotzdem gibt es viele Musiker, die sich der Techno-Produktion über künstlerische Aspekte und intellektuelle Betrachtungsweisen genähert haben. Herkömmliche Song-Strukturen wurden über Bord geworfen und durch neue Ideen ersetzt. Eine wichtige Rolle hierbei spielten unter anderem die Plattenlabel R & S, Mille Plateaux und Warp mit Produzenten wie Cristian Vogel, Wolfgang Voigt und Richard D. James.

Bei der Produktion ist der Drumcomputer von essentieller Bedeutung. Geräte mit möglichst elektronisch klingender Perkussion werden üblicherweise bevorzugt. Kultstatus haben der TR-808 und der TR-909 von Roland erreicht, deren Produktion aber bereits vor dem eigentlichen Techno-Hype eingestellt worden war. Daher haben sie einen entsprechend hohen Wiederverkaufswert.

Bei den Synthesizern sind vor allem analoge Geräte beliebt, weil diese nicht so "rein" und "sauber" klingen wie die digitalen Varianten und eine sehr große Bandbreite an Klangvariationen und –modulationen per Drehregler (sogenannte "Knobs") ermöglichen. Beliebte Geräte sind bzw. waren z. B. TB-303 und Juno 106. Um die Modulationsmöglichkeiten mit den Vorzügen der digitalen Geräte zu verbinden, wurden sogenannte "virtuell-analoge" Geräte entwickelt. Bekanntes Beispiel ist der Clavia Nord Lead. Durch die Techno-Bewegung wurden einige Synthesizer-Firmen sogar dazu bewogen, wieder Modularsysteme (wie z. B. den A-100 von Doepfer) in ihr Programm aufzunehmen, die eigentlich nur noch historische Bedeutung gehabt hatten.

Ab Mitte der 90er-Jahre fand eine zunehmende Verlagerung auf den Computer statt. Während er zu Beginn noch als reiner Sequenzer zur Steuerung der anderen Geräte über MIDI verwendet worden war, brachte die zunehmende Leistungsfähigkeit der PCs die Möglichkeiten des Harddisk Recordings. Sampler wurden durch Computer ersetzt. Software-Firmen begannen mit der Entwicklung und dem Verkauf von Programmen, die schon Tausende von fertigen Bestandteilen (Rhythmuspassagen, Melodiesequenzen etc.) beinhalteten, die über eine einfache Bildschirm-Darstellung miteinander kombiniert werden konnten. Dieses Puzzle-Prinzip führte im Internet zu einer hohen Flut an Amateurproduktionen auf bescheidenem Niveau. Der nächste Entwicklungsschritt folgte mit virtuellen Synthesizern, mit denen sich per PC ein echter Hardware-Synthesizer simulieren lässt. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die Reaktor-Software.

Techno als Sammelbegriff

Der Begriff Techno stand anfangs als Synonym für verschiedene elektronische Musikstile wie Electro Pop (Techno Pop), Electronic Body Music oder Electro Wave (Techno Wave).

Elektronische Musik mit regelmäßiger Bassdrum

Seit Anfang der 90er ist mit Techno meist die Gesamtheit aller Musikstile gemeint, die auf den 4/4-Rhythmus basieren und durch Bassdrums betonte Viertel aufweisen und aus der Techno- oder House-Bewegung heraus entstanden sind.

Unter den Überbegriff Techno gehören in dieser Hinsicht folgende Untergenres:

Abgrenzung von House

Es ist häufig schwierig, die Familie der Techno-Richtungen und House voneinander abzugrenzen. Beide Musikrichtungen basieren auf ähnlichen Grundelementen. Da Techno seine Wurzeln im House hat und sich beides weitgehend innerhalb derselben Szene entwickelte, sind auch vielfältige Mischformen, wie etwa Tech House, Hard House oder Progressive House anzutreffen und an manchen Orten kommt House sogar die Bedeutung des Überbegriffs für sämtliche Techno- und House-Richtungen zu.

Dennoch wird normalerweise zwischen Techno und House unterschieden. Häufig wird die Unterscheidung anhand folgender Kriterien vorgenommen:

  • House ist meist langsamer (110 bis 125 BPM)
  • House besitzt oft einen Rhythmus mit punktierten Sechzehnteln (am Funk orientiert), Techno enthält dagegen meist gerade Sechzehntel und klingt somit maschineller und technischer
  • Während bei Techno elektronische Sounds und Klangexperimente im Vordergrund stehen, trifft man bei House traditionelle Instrumente an
  • Bei Techno ist meist der Einfluss von Industrial hörbar, während House stärker an die Disco-Musik der 70er erinnert.

Elektronische Musik

Fasst man den Begriff noch weiter, kann man unter "Techno" die Gesamtheit der tanzbaren Musik mit ausgeprägt elektronischem Charakter (elektronische Tanzmusik) verstehen. Dazu gehören dann auch Stilrichtungen mit unregelmäßigen Rhythmen und Rhythmus-Experimenten. Die Entwicklungsgeschichte dieser Genres hat zwar zum Teil denselben Ursprung, lief aber zum Großteil parallel und unabhängig zur Entwicklung der eigentlichen Rave-Kultur. Es kommt allerdings häufig vor, dass Produzenten elektronischer Musik in der gesamten Spannbreite tätig sind (z. B. CJ Bolland und Cristian Vogel) und so die Grenzen verwischen.

Folgende Untergenres komplettieren das Feld:

Ferner wird von einigen Leuten "Techno" auch als Synonym für elektronische Musik verwendet. Diese Anwendung des Begriffs wird jedoch der enormen Genre-Vielfalt nicht gerecht, zumal man heute in fast jeder Stilrichtung elektronische Einflüsse finden kann.

Techno als Kultur

Nach dem Personenkult in der Rock-Szene gab es viele Musiker, die sich von diesem Star-Gehabe entfernen wollten. Die gesamte Aufmerksamkeit sollte der Musik gelten und nicht dem Musikproduzenten. Viele Künstler verwendeten für unterschiedliche Veröffentlichungen auch unterschiedliche Namen und verhinderten so, dass sie als Personen bedeutend wurden.

Stattdessen wurde der Disc-Jockey zum Held der tanzenden Menge. Auffallende Persönlichkeiten wie Sven Väth standen schnell im Mittelpunkt. Trotz der eigentlichen Absicht und den Bemühungen der Urväter, entstand schnell eine Szene mit einem Personenkult, der den früheren Rock-Stars in nichts nachstand.

Veranstaltungen

Mit den Ursprüngen der Techno-Bewegung sind vor allem Parties in kargen Räumen mit düsterer Atmosphäre, Industrie-Charakter und wenig Einrichtung verbunden, wie zum Beispiel dunkle Keller, leerstehende Lagerhallen und alte Fabrikgelände. Die Örtlichkeiten wurden Techno Clubs oder einfach "Clubs" genannt. Die Clubs sind oft nach dem früheren Zweck der Räumlichkeiten benannt, wie Tresor (Tresorräume des Kaufhauses Wertheim), Bunker, Rohstofflager oder E-Werk. Die Clubs blieben mit ihren regemäßigen Veranstaltungen bis heute eine wichtige Institution der Techno-Kultur.

Mit dem sehr schnellen Wachstum der Szene gab es zusätzlich immer häufiger große Einzel-Veranstaltungen - sogenannte Raves. Schnell wurde das kommerzielle Potenzial der Szene entdeckt und ausgeschöpft. Großanlässe wurden von namhaften Firmen gesponsert und fanden in modernen Messehallen oder auf Open-Air-Arealen statt. Neben den Tanzflächen bzw. -hallen (sogenannte "Floors") wurden weite Bereiche für Merchandising genutzt oder an Verkäufer (DJ-Bedarf, Mode usw.) vermietet. Unzählige Jungunternehmer versuchten als Veranstalter Fuss zu fassen, um an "das große Geld" zu kommen. Konkurrierende Raves warben sich gegenseitig die Besucher ab und es häuften sich Pressemitteilungen über Organisatoren, die mit unlauteren Mitteln arbeiteten.

Große Festivals finden aber auch regelmäßig im Freien statt, oft aber an der Grenze zu Legalität und mit Zusammenstößen mit der Polizei. Solche Freetekno-Partys oder -Festivals werden von Freetekno Soundsystemen veranstaltet, und unterscheiden sich auch in der gespielten Musik von den anderen Techno-Genres, wobei allerdins eine Anlehnung zu Acid Techno erkennbar ist.

Eine weitere Veranstaltungsart sind Paraden, die tagsüber in Form einer Massenkundgebung auf der Strasse von Großstädten stattfinden und vielerorts als Demonstration (meist für Frieden und Toleranz) deklariert werden. Ursprung und prominentestes Beispiel ist die Love Parade. Die Beurteilung solcher Veranstaltungen spaltet die Geister in der Szene und in Berlin wurde sogar eine Gegenbewegung (die Fuck Parade) ins Leben gerufen.

In ihren Anfängen war die Szene durch individuelles Auftreten und ausgefallene Bekleidungsideen geprägt. Beliebte Themen waren Plastik-Ästhetik, verschiedene Fetisch-Stile, 70er-Jahre, Second-Hand-Optik, Retro-Sportkleidung und Science Fiction. Nach 1992 entwickelten sich daraus erste kommerzielle Mode-Trends, die von der Bekleidungsindustrie aufgegriffen und unter dem Begriff "Clubwear" angeboten wurden. Bei Clubwear handelt es sich seitdem immer öfter um teure Markenartikel, kombiniert mit einer ganze Palette an Accessoires. Entsprechend nahm die Vereinheitlichung der getragenen Kleidung immer mehr zu. Gegen Mitte der 90er trugen viele Partygänger bei den großen Raves einen Einheitslook aus weißen Handschuhen, Schnullern, Trillerpfeifen, langen Zipfelmützen, hohen Hüten und Hosen mit Schlag. Aber auch auf kleineren Parties in den Clubs begann sich schleichend und zeitverzögert ein gleichförmiger Stil aus eng-anliegende Nylon-Shirts, engen Nylon-Steppwesten, Schlaghosen, Neopren-Jacken und Plateau-Schuhen zu etablieren und individuellere Kleidungsstil-Varianten mehr und mehr abzulösen. Verbreitete Zubehör-Artikel waren Arm- und Halsbänder, Ringe und UV-Knicklichter (auch als "Glowsticks" bezeichnet, werden beim Tanzen benutzt um Figuren darzustellen). Beliebte Marken waren beispielsweise Meucci, Amok, JP, Cordon, Freeman T.Porter, PsychoCowboy bei Kleidung, S-Wear oder Buffalo bei Schuhen. Allerdings gab es nach wie vor eine Underground-Szene, die sich von dieser Kommerzialisierung distanzierte.

Auch entwickelten sich unterschiedliche Dresscodes für die verschiedenen Unterbereiche der Szene. So kleidete sich zum Beispiel der typische Gabber-Anhänger deutlich anders als der typische Raver, aber es blieben gemeinsame Grundzüge erkennbar.

Externe Links zu Abbildungen: Schlaghosen | Shirts | Arm- und Halsbänder | Knicklichter

Design

Auch im Design, insbesondere im Grafikdesign, entwickelte die Techno-Kultur bald eine eigene Sprache, die bereits zu Beginn der 90er Jahre Eingang in andere Kulturbereiche fand. Der Ursprung dieser Welle war die Gestaltung der Flyer, der "Programmzettel" der Techno-Veranstaltungen und Techno-Clubs. Diese waren zu Beginn zwar noch mit wechselhaften, ausgefallenen Motiven bedruckt, bald bildete sich jedoch ein eigener Stil mit eigenen Schrifttypen heraus. Zunächst wurden dabei aufwendige Computeranimationen mit typisch synthetischen Farben (z.B. grelle Neontöne) bevorzugt, begleitet von Schrifttypen, die eckige, ebenfalls technisch-"computerhafte" Formen aufwiesen.

Parallel dazu entwickelte sich ein minimalistischer Stil, in dem die Gestaltungselemente auf ein Minimum heruntergefahren wurden und in denen Schwarz-Weiß und nur zwei- oder dreifarbige Gestaltungen eine Rolle spielten; die Schrifttypen dieser Bewegung waren ähnlich simpel wie die früherer Computer. Auch gab es Richtungen, die sehr eignene Design-Stile entwickelten, wie etwa die Hardcore-Techno-Sparte, die sich am Design von Horrorfilm-Kinoplakaten und Horror-Comic-Bereich orientierten, oder die vom "psychedelischen" Design der 60er Jahre beeinflusste Psytrance-Bewegung.

Ab etwa 1995 vervielfältigten sich die Stilformen im Techno-Design allerdings deutlich; es wurden zudem vermehrt "Retro"-Elemente eingebaut, die an frühere Epochen erinnern.

Drogen

Kritiker meinen, Designerdrogen wie Ecstasy und Amphetamine seien untrennbar mit der Techno-Szene verbunden. Die Menge an illegalen Substanzen, die Behörden bei Razzien an Techno-Partys Anfang der 90er beschlagnahmt hatten, löste in den Medien eine hitzige Debatte aus. Vielerorts erhob sich der Eindruck, dass es kaum nüchterne Raver gäbe. Infolgedessen begannen Vereine und Veranstalter mit Aufklärungskampagnen über die Risiken und Gefahren der Designerdrogen, richteten an Großveranstaltungen Informationsstände ein und verteilten Merkblätter. Mit der zunehmenden Popularität und Chartpräsenz von Techno-Veröffentlichungen ebbte das Thema nach und nach ab.

Bekannte Vertreter

Deutschland International

Bekannte Clubs

Bedeutende Magazine

Literatur

  • Philipp Anz, Patrick Walder (Hrsg.): Techno. Rowohlt Taschenbuch, Reinbek bei Hamburg 1999, ISBN 3-499-60817-0
  • Simon Reynolds: Energy Flash: a Journey Through Rave Music and Dance Culture. Pan Macmillan, 1998, ISBN 0-330-35056-0. US-Ausgabe (gekürzt): Generation Ecstasy: Into the World of Techno and Rave Culture. Routledge, 1999, ISBN 0-415-92373-5
  • Dan Sicko: Techno Rebels: The Renegades of Electronic Funk, Billboard Books, New York 1999, ISBN 0-8230-8428-0
  • Marcel Feige (Mitbegründer des Raveline Magazin, Chefredakteur bei "Deep"): Deep in Techno, Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2000, ISBN 3-89602-328-4
  • Sven Schäfer, Jesper Schäfers, Dirk Waltmann (Herausgeber: Raveline Magazin): Techno-Lexikon. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 1998, ISBN 3-89602-142-7
  • Ronald Hitzler/Michaela Pfadenhauer (Hrsg.): Techno-Soziologie. Erkundungen einer Jugendkultur Leske + Budrich, Opladen: Erlebniswelten Band 1. 2001. ISBN 3-8100-2663-8

Siehe auch

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