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Zellengefängnis Lehrter Straße

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Zellengefängnis Lehrter Straße, Berlin 1848

Das Zellengefängnis Lehrter Straße lag im Berliner Stadtteil Moabit an der Lehrter Straße 1-5. Diese Straße beginnt an der Invalidenstraße in der Nähe des früheren Lehrter Stadtbahnhofs und künftigen Hauptbahnhofs Lehrter Bahnhof, und mündet in die Perleberger Straße.

Das Zellengefängnis wurde in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts unter Friedrich Wilhelm IV. als preußisches Mustergefängnis errichtet. Es galt damals als besonders moderne Haftanstalt, weil die Gefangenen in Einzel- und nicht mehr in Gemeinschaftszellen untergebracht werden.

Daher wurde das Gefängnis mit fünf sternförmig angeordneten Flügeln errichtet, die jeweils zentral überwachbare Einzelzellen enthielten. Zum Zellengefängnis gehörten eine Kirche, diverse Beamtenwohntürme und der ein Gefängnisfriedhof.

Bereits vor Fertigstellung des Gesamtbaus wurden polnische Separatisten als erste Gefangene eingeliefert.

Der Schuster Wilhelm Voigt, der später als Hauptmann von Köpenick bekannt wurde, verbrachte hier 3 Jahre. Im Jahre 1878 war Max Hödel wegen eines Attentats auf Kaiser Wilhelm I.im Zellengefängnis inhaftiert und hingerichtet worden.

Der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Georg Ledebour und der Kommunist Karl Radek waren hier inhaftiert. Das Zellengefängnis wurde ab dem Jahre 1940 sowohl durch die Wehrmacht als auch durch die Polizei und ab dem 20. Juli 1944 auch durch die Gestapo als Untersuchungshaftanstalt genutzt. Mehrere Teilnehmer des Attentats auf Adolf Hitler vom 20. Juli wurden hier inhaftiert, so zum Beispiel der spätere Bischof Hanns Lilje. Auf dem Gelände des Zellengefängnisses wurden in der Nacht vom 22. April zum 23. April 1945 16 Häftlinge ermordet, darunter Klaus Bonhoeffer und Albrecht Haushofer. Diese Exekutionen, ähnlich wie die Politik der verbrannten Erde beim Rückzug der Wehrmacht, werden als Kriegsendphasenverbrechen bezeichnet. Das Internationale Rombergparkkomitee bereitete ein Treffen in Dortmund vom 24. März bis 26. März 2005 mit Hinterblieben, Aktionsgruppen aus Orten mit Kriegsendphasenverbrechen und zahlreichen ausländischen Gästen und Wissenschaftlern vor.

Im 2. Weltkrieg wurde das Zellengefängnis teilweise zerstört. Dennoch wurde es bis 1955 als Gefängnis genutzt. In den Jahren 1957/58 wurde das Gefängnis abgerissen. Erhalten blieben lediglich Teile der Gefängnismauer, drei Beamtenwohnhäuser und der Friedhof, welche heute unter Denkmalschutz stehen.

Zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus wurde auf der Verkehrsinsel Lehrter Straße/Seydlitzstraße ein Gedenkstein aufgestellt.

Nicht zu verwechseln mit dem vorgenannten Zellengefängnis ist das noch heute genutzte Gefängnis in der Lehrter Straße 60, das heute eine Außenstelle (Haus 3) der Justivollzugsanstalt Plötzensee ist. In der Lehrter Straße 61 befindet sich eine Außenstelle des Amtsgerichts Tiergarten.

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